Zugegeben: Über Bangkok und Phnom Penh in den noch recht­ untouristischen Süden Kambodschas zu gelangen, ist ein bisschen anstrengend. Doch hier ist auch schon Schluss mit Jammern auf hohem Niveau. Denn auf »Song Saa Private Island« entschädigen Robinson-Crusoe-Feeling, familiäre Herzlichkeit und durchdachter Öko-Tourismus – nicht nur für die Anreise, sondern auch dafür, dass Urlauber hier in privatem Luxus schwelgen können. Text: Susanne Pahler

Nachtschwimmen? Unbedingt!

Und plötzlich schimmert das Meer neongrün. Von innen. Mitten in der Nacht. Damit habe ich nicht gerechnet, als ich nach diesem Dinner durch den noch warmen Sand zum Wasser spaziere, barfuß natürlich, wie dauernd in diesem Urlaub. Gedanklich war ich schon im Bett, wollte dem Strand nur auch noch ganz kurz gute Nacht sagen. Stattdessen ziehe ich mir jetzt mein Kleid über den Kopf:

Ich muss da einfach rein, planschend das Meeresplankton aufwühlen, das bei jeder Welle, jeder Bewegung für die mystische Illumination sorgt.

Wunschlos glücklich? Und ob!

Eine bessere Überraschung hätte sich selbst das heinzelmännchenclevere Team von »Song Saa Private Island« nicht einfallen lassen können. Dabei schaffen es die Angestellten wirklich dauernd: Obwohl ich auf einer einsamen Insel bin, sorgt im Hintergrund eine kleine, wohl getaktete Armada dafür, mir mit unglaublicher Liebenswürdigkeit Wünsche von den Augen abzulesen, noch bevor ich selbst weiß, dass ich sie habe.

Susanne Pahler

Nicht nur, dass hier fast alles sowohl exklusiv als auch inklusiv ist (Ausnahmen sind ein paar Aktivitäten sowie die Spa-Treatments, etwa mit Meersalz- oder Gewürz-Anwendungen): Bei der Ankunft in meiner Villa stehen unter anderem Gläser mit Nüsschen bereit, ein Honig-Nuss- und ein Chai-Obst-Riegel sowie eine Flasche Prosecco. Jeden Nachmittag landen wie von Zauberhand hausgemachte Schoko- oder Kekskreationen auf dem Nachttisch. Dazu gibt es eine gerollte Hauspost mit Einladung, etwa zum »Ocean BBQ«-Dinner im Khmer-Style: Kokossuppe, Salat aus Roter Beete, Kürbis und Ziegenkäse mit Lemongrass-Dressing, Barrakuda-Filet mit Kaffirlimette, Jumbo-Shrimps mit Kurkuma, glasierte Schweinerippchen und Tiramisu-Kuchen.

Ein Blick zurück

Serviert wird alles familystyle in größeren Schüsseln zum Immer-wieder-Nachnehmen – und das an einer Tafel wie aus der Wohnzeitschrift, die auf der ersten, breiten Stufe im großen Pool steht. Nebenan hängen kleine Windlichter im Gebüsch wie Glühwürmchen. Ein bisschen irre fühlt sich das an. Umgeben von 27 exklusiven Luxusvillen, einem Gourmet-Restaurant mitten im Wasser, einer Strandbar, einem Spa-Bereich und allerhand anderen Annehmlichkeiten, blickt man hier auf den smaragdgrünen Golf von Thailand – während es dem Rest des Landes nach dem entgültigen Ende des schrecklichen Roten-Khmer-Regimes 1998 – bis dahin existierten Khmer-Verbände im Untergrund – zwar besser, aber immer noch ziemlich mies geht.

Außerdem waren dort, wo ich jetzt bin, bis 2004 nur Dschungel, flache Felsen, ein paar Fischerhütten und ein Mobilfunkmast. Darf man sich da überhaupt guten Gewissens wohlfühlen? Geht es nach den Besitzern Melita und Rory Hunter, darf man das, ja. Denn das Resort ist ein ökologisches und soziales Vorzeigeprojekt, seit sich das australische Paar vor rund zehn Jahren in diesen Flecken verliebte. Genauer gesagt: in die zwei Flecken, denn neben die Hauptinsel schmiegt sich ein weiteres Eiland, beide werden von den Locals »Song Saa« genannt, »die Verliebten«. Heute sind sie mit einer sanft geschwungenen Holzbrücke verbunden.

Susanne Pahler

Luxus mit Nachhaltigkeit

Statt sich auf Kosten der Einheimischen, der Natur, der Tierwelt oder der Urlauber zu bereichern, setzten die Hunters auf Nachhaltigkeit. Die Villen sind wie traditionelle Fischerhütten gebaut. Wo es ging, wurde beheimatetes oder recyceltes Material verarbeitet. Das ist schlicht, schön und luxuriös, ohne zu protzen. Die Waschbecken und arabischen Lampen waren mal Kupferschrott. Die Wände der Villen sind mit Bambus verkleidet. Ich liege unter Sonnenschutzdächern aus Treibholz. Dekoriert wird mit Blüten, die verschwenderisch üppig auf der Insel wachsen. Außerdem bedient sich die Küche vornehmlich aus dem eigenen Kräuter- und Gemüsegarten. Was es nicht gibt, stammt immerhin zu rund 85 Prozent aus der umliegenden Region.

Die meisten Angestellten sind übrigens Kambodschaner. Einige stammen von Koh Rong, der großen Insel gegenüber. Rund 2.500 Menschen wohnen hier in vier Dörfern im Dschungel, wobei drei bis vier Generationen einer Familie in einer Holzhütte wohnen. Ihr Leben hat sich seit der Resorteröffnung 2012 erheblich verändert – zum Positiven. Dafür ist unter anderem der junge, britische Meeresbiologe und Projektleiter Ben Thorne verantwortlich. Er ist Teil der hoteleigenen »Song Saa Foundation«, in die direkt rund zwanzig Prozent der Übernachtungskosten fließen. Mit einem kleinen Boot nimmt er mich und ein paar andere Gäste in rund zehn Minuten mit nach Prek Svay, dem mit 700 Bewohnern größten Ort von Koh Rong.

Am Ufer wiegen sich türkis gestrichene Fischerboote, auf der Insel stehen Holzhäuser auf Stelzen über Meer und weißem Sand, Kokospalmen spenden Schatten. Echtes Inselleben, das an das Thailand der 1970er erinnert, jenseits von Luxus, Fine Dining, Badetourismus. Es ist Sonntagmittag, ein Bursche in einer Hängematte schaut kurz von seinem Handy auf und winkt freundlich. Etwas weiter backt eine junge Mutter Waffeln aus Kokosteig, die ersten sollen, dampfend und lecker, wir bekommen. Später macht ein buddhistischer Mönch zusammen mit einem kleinen Ordensbruders seine Runde, um Essensspenden für das Kloster einzusammeln. Ein beschauliches Bild. »Vor vier Jahren aber ist man hier durch knietiefen Plastikmüll gewatet«, erzählt uns Ben. In monatelanger Arbeit sammelte man alles auf, unzählige Zement­säcke voll. »Inzwischen gibt es sechs Frauen im Dorf, die sich sechs Tage pro Woche um den Müll kümmern.« Der schwappt ständig an die Küste und wird außerdem von vielen Dorfbewohnern nach wie vor einfach vor die Tür geschmissen, wie früher eben auch – deshalb gibt es immer wieder Schulungen zum Thema. Was nicht recycelt werden kann, wird zusammen mit dem Abfall aus dem Resort in der nächsten Stadt entsorgt. Die »Song Saa Foundation« sorgt zudem dafür, dass die Fischer und Bauern des Dorfs lernen, wie sie höhere Erträge erzielen können. Es gibt heute auch eine Schule und bessere medizinische Versorgung.

»Eines der nächsten Projekte ist fließendes Wasser für alle. Bisher gibt es nur Quellen«, erklärt Ben. Dass er sich mit der Organisation auch für effektiven Küsten- und Meeresschutz einsetzt, versteht sich von selbst. Das Gebiet ringsum ist bereits Schutzgebiet, der durch Überfischung stark beeinträchtigte Bestand hat sich dadurch wieder erholt.

Wohlfühlgefühl mit gutem Gewissen

Nein, eine Deluxe-Blase, in der man sich wie daheim fühlt, nur mit mehr Sonne und Personal – das alleine soll das »Song Saa« nicht sein. Zum Glück. Trotzdem ist es wie Zu-Hause-Sein, wenn ich von den Angestellten mit Namen gegrüßt und wie unter Freunden nach den Erlebnissen des Tages gefragt werde. Ein Highlight etwa: die geführte Kajak-Tour durch die Mangrovenwälder von Koh Rong mit anschließendem Beach-Picknick. Angenehm erschöpft schlendere ich danach auf Song Saa über die verschlungenen Pfade aus warmem Sand in mein Domizil.

Susanne Pahler

Links geht es zu den Villen auf Stelzen über dem Meer, durch den teils verglasten Boden kann man die Unterwasserwelt beobachten. In der Mitte geht es den Inselhügel rauf zu den baumhausartigen Unterkünften im Dschungel, natürlich auch mit spektakulärem Blick aufs Wasser. Meine Villa ist auf Ozeanhöhe gebaut und empfängt mich mit dem Duft von Tropenholz und Meerwasser, einem gigantischen Himmelbett samt Blick aufs Wasser und ein paar Stufen, die nach unten zum strahlend weißen Sofa und raus zum Infinity-Pool führen. Dort gibt’s einen reetgedeckten Sitzplatz, eine überdachte Liege-Lounge, einen kleinen Sandstrand und eine Regenwalddusche. Ein handgemachtes, privates Paradies. Und so schön, dass nur die unberührte Natur selbst es übertreffen kann. Wenn sie zum Beispiel nachts das Meer mal wieder zum Leuchten bringt.

Anreise. Mit Thai Airways nach Phnomit Bzum Resort. Weiter in rund 40 Minuten mit Bayon Air nach Sihanoukville für rund € 223, www.bayonairlines.com. Dann mit dem Speedboot weitere 40 Minuten zum Resort.

Einreise. Nur mit Visum, dieses kostet rund € 28 plus Passfoto, www.kambodscha-botschaft.de Unterkunft.

Die Preise auf »Song Saa Privat Island« starten für zwei Personen pro Nacht in einer Villa bei € 1361, dafür ist fast alles inklusive, darunter Speisen, Getränke, Wäscheservice, Minibar und die meisten Aktivitäten. Nur Zimmer und Frühstück ab € 794 die Nacht, www.songsaa.com Buchung. Individuell ausgearbeitet und organisiert wird die Reise etwa über den Premium-Veranstalter »art of travel«, www.artoftravel.de