Wo die Natur die Menschen vor Herausforderungen stellt, entsteht der perfekte Nährboden für kreative Köpfe. Diese drei Unternehmer haben sich nicht von steilen Hängen, harten Wintern oder scheinbar unpassenden Gegebenheiten aufhalten lassen – und aus den Herausforderungen der Bergregion innovative Geschäftsmodelle entwickelt.
Text: Laura Geyer
Fischzucht auf 1.800 Metern: Wie ein Landwirt zum Pionier wurde
Stefan Weisenhorn kennt die Herausforderungen des Lebens in den Bergen nur zu gut: Im Matschertal auf 1.800 Metern herrschen harte Winter, monatelang kommt kein Sonnenstrahl durch die Wolken. Als ein Teil der Wiese auf dem Ausserglieshof durch die ständige Feuchtigkeit kaum mehr nutzbar war, stand der Landwirt vor einer Entscheidung: Trockenlegen – oder etwas völlig Neues daraus machen?
Weisenhorn entschied sich für Letzteres: Er legte Naturteiche an, um darin Saiblinge zu züchten. 2019 setzte er die ersten Fische in das eiskalte Quellwasser und gründete Südtirols erste bäuerliche Fischzucht. Heute beliefert er Hotels, Restaurants und Privatkunden.

Fischzucht in Südtirol auf 1.800 Metern I Foto: Benjamin Pfitscher
Seine Philosophie ist klar: Qualität geht vor Masse. Einmal pro Woche ist Fangtag, am nächsten Tag wird ausgeliefert – tiefgekühlt gibt es bei ihm nichts.
»Meine Kunden sollen wissen, dass sie hier echten, frischen Bergfisch bekommen«,
sagt Weisenhorn. Und der Erfolg gibt ihm recht: Die Fischzucht Saldur ist längst mehr als nur ein Experiment.
Exotische Edelpilze aus den Alpen: Eine nachhaltige Erfolgsgeschichte
Andreas Kalser und Josef Obkircher aus Aldein haben 2017 eine Marktlücke entdeckt – und sie mit ihrem Unternehmen Kirnig gefüllt: In einem umgebauten Stadel auf 1.500 Metern Höhe züchten die jungen Landwirte Edelpilze, die ursprünglich in Asien gedeihen: Shiitake, Kräuterseitlinge, später kamen auch noch Austernpilze zum Sortiment hinzu.
Weil ihnen Nachhaltigkeit sehr wichtig ist, gedeihen die Pilze 13 Wochen lang auf Rohstoffen, die in der Lebensmittelproduktion sonst als Abfall gelten. Das Ergebnis: Hochwertige, umweltfreundliche und gesunde Pilze, die sowohl in der gehobenen Gastronomie als auch im ausgewählten Einzelhandel immer mehr Anklang finden.

Andreas Kalser und Josef Obkircher bauen Edelpilze nachhaltig in Südtirol an I Foto: Andreas Kalser
»Die Kunden schätzen es, dass unsere Pilze frisch, regional und nachhaltig sind. Sie reisen nicht um die halbe Welt, sondern wachsen quasi vor der Haustür«,
erklärt Andreas Kalser. Dank der kurzen Transportwege kommen sie zudem ohne aufwändige Verpackungen aus.
Steilhang-Raupen: Wie ein Südtiroler Tüftler den Weinbau veränderte
In Marling, oberhalb von Meran, betreibt Bernhard Geier eines der steilsten Weingüter Südtirols. Seine Hänge haben bis zu 75 Prozent Steigung – für normale Traktoren ein Ding der Unmöglichkeit. Doch Geier dachte nicht daran, sich mit der Mühsal des händischen Weinbaus abzufinden. Stattdessen begann er Anfang der 90er-Jahre, an einer Lösung zu basteln: einem Raupenfahrzeug, das sich sicher durch die extremen Steillagen bewegt.
Sein erster Prototyp, ausgerüstet mit einem VW-Motor und einfacher mechanischer Lenkung, legte den Grundstein für ein Unternehmen, das heute 40 Mitarbeiter beschäftigt und international gefragt ist. Die »Geier-Steillagenraupen« bewältigen Steigungen von bis zu 85 Prozent und können mit verschiedensten Anbaugeräten ausgerüstet werden.

Foto: Geier GmbH
»Normale Traktoren schaffen höchstens 50 Prozent, aber unsere Maschinen können fast senkrecht fahren«,
erklärt Geier. Die Sicherheitssysteme und die vielseitige Einsetzbarkeit haben ihn zum Marktführer gemacht. Vier von fünf seiner Maschinen gehen heute in den Export – nach Deutschland, Österreich, die Schweiz, Frankreich, Kalifornien oder Neuseeland.