Berge im Winter? Skifahren? Für Nordlicht und reisen EXCLUSIV-Autorin Simone Sever nicht unbedingt die richtigen Lockmittel, die sie hinterm Ofen hervorholen. Wie es dennoch zu einer Reise in die Schweizer Bergwelt kam und warum unsere rasende Reporterin aus dem Hamburger Flachland Höhenluft schnupperte. Eine Reisegeschichte.

Meine Freundin fährt Ski. Ich nicht. Ihr Mann musste in letzter Sekunde absagen. Allein verreisen mag sie nicht. Nun bin ich an der Reihe. Ob ich mitkommen möchte in die Schweiz, fragt sie mich. Was soll ich denn da, frage ich mich. Ich fahre weder Ski, noch langlaufe ich. Für ausgedehnte Wandertouren am Berg fehlt mir außerdem das notwendige Schuhwerk. Ich befürchte, du fährst besser allein, will ich ihr eigentlich antworten, doch ihre Überzeugungskraft fährt alles auf, was das Reiseziel zu bieten hat: »Endlich mal Zeit für dich«, »Luxusherberge«, »Winterwunderwelt«, »Spa«, »Alpen und Asien unter einem Dach«. Eigentlich hatte sie mich längst bei Luxusherberge.

Alpenchic und Asienflair

Auf 1.447 Metern über dem mir vertrauten Meer, eingebettet zwischen dem imposanten Gemsstock und der sagenumwobenen Schöllenenschlucht, halten wir vor dem Fünf-Sterne-Deluxe-Hotel »The Chedi Andermatt«. Schon der Name überrascht, wähnte ich doch Chedi als schwyzerdütschen Ausdruck für schönes Hotel. Ich lerne sogleich, dass Chedi auf Thailändisch »Tempel« bedeutet und tatsächlich verspüre ich beim Eintreten ein geradezu himmlisches Willkommen. Die großzügigen und hohen Räumlichkeiten überzeugen mich mit einer Mischung aus alpinem Chic und asiatischem Flair.

Luxusherberge The Chedi Andermatt in der Schweiz

The Chedi Andermatt

Tücher und Tee

Unkompliziert und schnell ist der Check-in erledigt. Der Begrüßungstee aus Zitronengras und Pfefferminze duftet wunderbar, ebenso wie die heißen Tücher, die gereicht werden. Das Zimmer braucht noch einen kleinen Moment. Elegante Orchideen sind florale Hingucker zwischen viel Holz und Naturstein – in die gemütlichen Tagesbetten, gleich beim Eingang, möchte man sich am liebsten auf der Stelle hineinwerfen.

Wir nehmen in der Lobby an einem der zwei großen Kamine Platz – mit direktem Blick auf den längsten Hotelpool der Schweiz. 35 Meter lang erstreckt er sich beinahe bis zu unserem Tisch, den bereits kurze Zeit später zwei Gläser Champagner Rosé und ein äußerst fotogenes Beef Tatar vom Schweizer Rind mit Wachtelei, Pommes Frites und grünem Salat schmücken. Während wir uns langsam auf das Ski- und Spa-Wochenende im Urserntal eingrooven, schlurfen Gäste in Bademänteln oder auch Skioutfits an der Lobby vorbei und zeigen, was uns erwartet: Ski und Spa. Asien und Alpen. Luxus und Lässigkeit. Durchatmen und Abschalten.

Kamin in der Lobby des Chedi Andermatt

The Chedi Andermatt

Feuer und Eis

In 123 Zimmern und Suiten werden die Gäste im »The Chedi Andermatt« verwöhnt. Die Tür zu unserem Deluxe-Room, der kleinsten Kategorie mit durchaus großzügigen 55 Quadratmetern, der durchschnittlichen Größe einer Zweizimmerwohnung in Hamburg, öffnet sich. Indirektes Licht umschmeichelt das warme dunkle Holz an Wänden und Türen, ein asiatischer Sitztisch lädt zum Niederknien ein und das überdimensionale Bild eines Skifahrers im Pulverschnee bringt, während im Kamin das Feuer lodert, die Gegensätze von Feuer und Eis ins Gleichgewicht. Im spa-anmutenden Bad strahlen die Acqua di Parma-Produkte in sonnigem Gelb, während der Balkon in Schneeweiß gehüllt ist, ebenso wie die Bergwipfel, die zu sehen sind, wenn man hinaustritt vor die Balkontür. Meine skibegeisterte Freundin hört den Berg rufen und wird ungeduldig. Ich bin für die nächsten Stunden auf mich allein gestellt.

Badewanne in einem Luxushotel in der Schweiz

The Chedi Andermatt

Ruhe und Zufriedenheit

Ein Buch in der Hand, die Füße in den Chedi-Hotelschlappen und eingemummelt in den flauschigen Chedi-Bademantel betrete ich das 2.400 Quadratmeter große Spa. Dieser Ort der Ruhe und inneren Einkehr ist am Nachmittag bei Sonnenschein und besten Skibedingungen keinesfalls überlaufen. Eintreten, durchatmen, abschalten heißt es jetzt. Platz nehmen auf dem bequemen Tagesbett, an einem von insgesamt 184 Kaminen, die im ganzen Hotel einheizen und dann hinein ins Nass. Nach mehreren Bahnen im Indoorpool zieht es mich ins Außenschwimmbad, das ich bei Minusgraden kaum wieder verlassen mag. Ich kann die Alpen spüren, wenngleich ich sie durch das in der eisigen Kälte verdampfende Wasser nicht wirklich sehen kann.

Asien hingegen erkenne ich sofort. In der Tibetan Relaxation Lounge mit Gebetssäulen aus Granit und Buddha-Statuen tauche ich im badewannenwarmen Pool ein und erkläre diesen Ort auf der Stelle zu meinem ganz persönlichen Lieblingsplatz. Ich könnte auch noch in die Sauna oder ins Dampfbad oder in den 18 Grad kalten Tauchpool … ich könnte, muss aber nicht. Lieber noch in tiefer Zufriedenheit ein bisschen treiben und mein Qi fließen lassen. Das fließt auch während der »The Chedi Thai-Style Fussmassage«, bei der Unterschenkel und Füße gedehnt werden, um die Reflexpunkte zu stimulieren, die den inneren Organen des Körpers entsprechen. Mit dieser Art der Massage wird das allgemeine Wohlbefinden verbessert. Es hilft, Stress abzubauen, den Schlaf zu verbessern und die Klarheit des Geistes wiederherzustellen. Eine perfekte Kombination mit der guten Bergluft.

Spa-Bereich im The Chedi Andermatt

Simone Sever

Sleep und Recover

Das Gesamtpaket »Sleep & Recover« gibt das Programm für den Abend vor. Ein leichtes Drei-Gänge-Menü, ein beruhigender Gute-Nacht-Tee, eine 60-minütige Meditation. Ich bin die Ruhe selbst und bevor ich unter die Bettdecke schlüpfe, spüre ich die wichtigste Grundlage meiner Tiefenentspannung: die Matratze. Ich will nicht behaupten, dass mein Bett zu Hause ungesund oder unbequem ist. Ganz im Gegenteil. Aber die schwedischen Hästens-Betten verwöhnen mit State-of-the-Art-Sleep. Für den nächsten Morgen haben wir das Frühstück ans Bett bestellt. Man muss auch mal liegen bleiben können.

Gotthard Suite im Chedi Andermatt

The Chedi Andermatt

Berg und Tal

Das Winterwetter zeigt sich von seiner strahlendsten Seite. Zeit, die Welt von oben zu betrachten und auf den Berg zu fahren – auch als Nicht-Skifahrerin. Die Gondelstation liegt nur wenige Schritte vom Hotel entfernt. Die Fahrt über weiße Schneefelder und skiwedelnde Abfahrer bis hoch zum Gütsch lässt mich die Höhenangst vergessen. Oben angekommen, haben mindestens 99 Prozent der Besucher Bretter unter den Füßen. Ich stapfe derweil in halbwegs vernünftigem Schuhwerk durch die blendend weiße Landschaft, immer darauf achtend, keinem der Ski- oder Snowboardfahrer in die Quere zu kommen. Aber es ist genügend Platz für alle da. Der Ausblick auf die Bergwelt ist phänomenal. Die Sonne hier oben auf knapp 2.500 Metern – gleißend hell. Im Hotel hat man mir einen vernünftigen Sonnenschutz mitgegeben. Jetzt aber zurück ins Hotel, wo mich eine »The Chedi Chakra Balance Massage« die Welt vergessen lässt.

The Japanese by The Chedi Andermatt von Außen

The Chedi Andermatt

Alpenchic und Atmosphäre

Treffpunkt: »The Bar and Living Room«. Wir nehmen Platz auf den weichen Ledersofas der gemütlichen Lounge gleich beim Kamin und lassen uns zu DJ-Beats im stilechten Alpenchic in entspannter Atmosphäre vom Barteam beraten, welchen Cocktail wir probieren sollten. Mich überrascht das ausgezeichnete »Swiss Bar Awards«-Team mit einem leichten, ginbasierten, frisch fruchtigen Appetitanreger, der zudem goldig in der Hand liegt. Der »Swiss Egg Liqueur mit poppy seed infused Soya Milk« ist warm und nach einem sportlichen Tag am Berg eine gute Wahl, findet meine Begleitung. Im »The Restaurant« erwartet uns am letzten Abend ein duftendes Trüffel-Menü und schon die Vorspeise – Onsen-Ei mit Trüffelvelouté, Kartoffelstroh und Spinat – verwöhnt auf allerhöchstem Niveau und das nicht nur Skifahrer.

Trüffel Onsen Ei serviert in einem luxuriösen Restaurant

Simone Sever

The Chedi Andermatt. Das  »Sleep & Recover Package« ist noch bis zum 22. April 2022 für 2.850  Schweizer Franken buchbar.