Travel-Dealz-Chef Johannes Kinast über Reise-Schnäppchenjagd im Internet, Error Fares der Fluggesellschaften und Meilensammeln bei Airlines und Hotels. Interview: Frank Störbrauck

Wie kamst du eigentlich auf die Idee, die Website travel-dealz.de ins Leben zu rufen?

2010 hatte ich meinen Zivildienst gemacht, da hatte ich viel Zeit. Ich wollte verständlich erklären, wie man sehr günstig reisen kann, ohne hunderte Seiten in Online-Foren zu lesen.

Auf deiner Website findet sich ein bunter Mix an Sparangeboten. Die Angebote reichen vom Gutschein für Fernbusanbieter bis zum Schnäppchenpreis für einen Business-Class-Flug. Wie viel Zeit investierst du täglich in die Recherche?

Das ist ganz unterschiedlich. Ich bin aktuell noch Student und schreibe an meiner Bachelorarbeit. Da ich mir die Zeit einteilen kann, sind das zwischen ein paar Minuten und acht Stunden am Tag. Mittlerweile kann ich davon auch gut leben. Das hat sich in den letzten fünf Jahren ganz gut entwickelt. Nach meinem Bachelor plane ich, mich Vollzeit auf Travel-Dealz zu konzentrieren.

Ohne dem Geheimnis deiner Recherche zu nahe treten zu wollen: Ist es schwer, die Angebote aufzustöbern? Wäre Otto Normalverbraucher überhaupt dazu in der Lage?

Man braucht auf jeden Fall Erfahrung und eine gute Nase. Es ist nun aber nicht so, dass ich den ganzen Tag nur Flüge und Schnäppchen suche. Sehr viele Angebote werden mir von Lesern gemeldet. Außerdem lese ich viele, vor allem englischsprachige, Blogs und Foren.

Welche Angebote interessieren deine Websiten-Besucher am meisten?

Ganz klar Error Fares!

Kannst du kurz erläutern, was es damit auf sich hat?

Ein Error Fare ist ein Preisfehler. Es gibt verschiedene Arten von Error Fares. Zum Beispiel wird beim Einstellen und Veröffentlichen des Flugpreises durch die Airline am Ende eine 0 vergessen. Der Flugpreis beträgt dann nicht 600, sondern 60 Euro. Von Error Fares kann man nicht zu viel bekommen. Trotzdem versuche ich, einen Mix an guten Angeboten für Flüge, Hotels, Mietwagen, Bahn- und Fernbus-Tickets sowie ab und zu auch Pauschalreisen zu finden.

Bleiben wir bei den Error Fares. Während deine Websiten-Besucher darüber jubeln, sind sie den Airlines ein großes Ärgernis. Trotzdem tauchen sie immer wieder auf. Findest du die Error Fares bei allen Airlines oder sind vor allem bestimmte Fluggesellschaften betroffen?

Im Prinzip kann es jede Airline treffen. Trotzdem gibt es einige, die könnten sich bei mir einen Orden abholen. Zum Beispiel Alitalia. Eine Zeit lang habe ich gefühlt über nichts anderes geschrieben. Von klassischen Error Fares, wo eine Null vergessen wurde, über Fuel Dumps, bis hin zu einem 250-Euro-Gutschein ohne irgendwelche Regeln, es war wirklich alles dabei. Häufig sind Fehler in den Ticketregeln, die sehr komplex sind, der Grund für einen extrem guten Preis. Alles in allem kann man sagen: Es gibt Airlines, die haben das im Griff und andere überhaupt nicht.

Wir können uns vorstellen, dass nach Veröffentlichung der Error Fares auf deiner Website viele User versuchen, den Flug zu dem Schnäppchenpreis zu buchen. Muss man sich sehr beeilen bevor der Airline die Panne auffällt?

Definitiv. Deswegen sende ich an meine Newsletter-Abonnenten immer direkt eine Eilmeldung.

Wie viel Zeit hat man dann, um den Günstigflug zu buchen?

Kommt drauf an. Meist ein paar Stunden. Manchmal aber auch nur wenige Minuten. Lange fackeln sollte man also nicht, aber auch nicht ohne Verstand buchen, nur weil es günstig ist.

Versuchen die Airlines nach Buchung des Billig-Fluges eigentlich eine Stornierung? Wie ist da deine Erfahrung?

Bei Error Fares in der Economy Class ist es wirklich selten, dass Flüge nachträglich storniert werden. In der Business oder sogar First Class ist es leider anders. Da ist der Schaden meistens deutlich höher und dann werden auch ganz gerne mal die Tickets storniert. Trotzdem klappt es immer wieder.

Viele Tipps auf deiner Website handeln von Punktesammeln bei den großen Hotelgruppen. Lässt sich da wirklich viel Geld sparen?

Wenn man regelmäßig, zum Beispiel beruflich und nicht nur zwei Mal im Jahr in Hotels übernachtet, definitiv. Dann sollte man sich aber auch auf eine Hotelkette konzentrieren. Sehr interessant sind aber auch die regelmäßigen Promotionaktionen der Bonusprogramme. Zum Beispiel gibt es dann nach nur zwei Aufenthalten (z.B. 2 x 1 Nacht) schon eine Freinacht oder man erhält bei Erreichen eines bestimmten Zieles einen Haufen wertvoller Punkte. Das Tolle an Hotelbonusprogrammen ist, dass die Hotels meistens in feste Kategorien eingeteilt sind. Da finden sich immer wieder Sweet Spots.

Was sind denn Sweet Spots?

Das sind Hotels, die ziemlich teuer sind, für die aber nur wenige Punkte für eine Freinacht benötigt werden. Da lohnt sich sogar der Kauf der benötigten Punkte.

Lohnt sich das Punktesammeln auch aus anderen Gründen?

Absolut. Man bekommt auch Statusvorteile, die wiederum Upgrades, Hotel-Loungezügänge oder kostenloses Frühstück ermöglichen. Das kann wirklich viel wert sein.

Aber mal Hand aufs Herz: Das Punktesammel-Procedere, besonders bei den Hotels, wirkt zum Teil recht verwirrend …

Man muss auf jeden Fall Zeit investieren, um das Procedere zu verstehen. Natürlich wollen die Vielflieger- und Hotelbonusprogramme nichts verschenken und deswegen kann man wirklich viele Fehler begehen.

Welchen denn zum Beispiel?

Seine Miles&More-Meilen im WorldShop einlösen.

Du sprichst das Miles&More-Programm der Lufthansa an. Welche Empfehlung hast du für Reisende, die dort ihre Meilen sammeln?

Bei Miles&More sind die zu zahlenden Steuern und Gebühren sehr hoch. Bei Economy-Class-Prämien können die zu zahlenden Steuern und Gebühren schnell den Normalpreis übersteigen. Am besten, die gesammelten Meilen für einen Business- oder noch besser First-Class-Flug nutzen. Bei den monatlich stattfinden Meilenschnäppchen gibt es einen Hin- und Rückflug z.B. in die USA für 55.000 statt 105.000 Meilen und um die 550 Euro Steuern und Gebühren. Noch ein guter Tipp sind Eurowings-Flüge inklusive den neuen Langstrecken, wo man deutlich weniger Steuern und Gebühren bezahlen muss.

Wohin geht deine nächste Reise?

Ich war über Silvester für zwei Wochen in den Südstaaten der USA und erst vor Kurzem fünf Tage in Tokio. Ehrlich gesagt habe ich aktuell keine Reise geplant. Ich muss mich noch einige Wochen auf meine Bachelorarbeit konzentrieren. Danach kommt bestimmt der nächste Error Fare.