Bären zählen zu den gefährlichen Stars der Wildnis. Sie beeindrucken, sind aber leider auch unberechenbar. Dabei gibt es unter den großen Bärenarten Unterschiede, die nicht nur ihr Aussehen betreffen, sondern auch, wie man sich am besten vor ihnen schützt. Wann wird eine Begegnung mit einem Bär gefährlich? Und was kannst du tun? Wir klären auf!
Amerikanischer Schwarzbär: Sind scheu und hassen Überraschungen
Beginnen wir mit dem Amerikanischen Schwarzbären. Diese Art ist weitverbreitet in Nordamerika und lebt in Wäldern, Sümpfen und sogar in der Nähe von Menschen – von Kanada quer durch die USA. Mit geschätzten 600.000 bis 900.000 Individuen ist der Schwarzbär die verbreitetste Bärenart Nordamerikas.
Schwarzbären sind in der Regel zwischen 1,2 und 1,9 Metern lang und erreichen mit einer Schulterhöhe von bis zu 90 Zentimetern eine doch recht stattliche Erscheinung. Männliche Schwarzbären wiegen in der Regel zwischen 60 und 225 Kilogramm, können aber selten bis zu 400 Kilogramm schwer werden, während Weibchen meist zwischen 40 und 150 Kilogramm auf die Waage bringen. Sie sind Allesfresser und ernähren sich je nach Saison von Beeren, Insekten, kleinen Wirbeltieren und Aas.

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Schwarzbären sind wahre Überlebenskünstler, können hervorragend klettern und sind in der Regel scheu. Das heißt, sie gehen Menschen lieber aus dem Weg.
Überraschungen mögen sie gar nicht. Wer einen Schwarzbären unvorbereitet trifft, kann schnell in Panik versetzt werden: Der Bär, ehemals inmitten seines gemütlichen »Chill«-Moments, reagiert dann mit einem kurzen, aber unangenehmen Ausraster. Am besten macht man sich also bemerkbar, singt laut oder redet fröhlich mit sich selbst, um dem Bären Zeit zum Abzug zu geben. Sollte das nicht reichen, hilft es, sich ganz und laut aufzupusten. Im äußersten Fall sollte auch ein energisches Brüllen und Winken Eindruck schinden.
Grizzly: Ziemlich furchteinflößend
Weiter geht’s zur Elite-Liga der Bären: den Grizzlys. Diese imposanten Vertreter der Braunbärenfamilie, hauptsächlich in den Rocky Mountains, Kanada und Alaska zuhause, sind größer, kräftiger und durchaus temperamentvoller. Mit etwa 30.000 bis 55.000 Exemplaren sind Grizzlys deutlich seltener und leben in oft entlegenen Berg- und Tundragebieten. Sie sind die Muskelpakete der Bärenwelt, schwer und muskulös und wirken furchterregend – also in jedem Fall kein Exemplar, mit dem man gern eine Runde kuscheln möchte.
Die Kopf-Rumpf-Länge der Grizzlys beträgt zwischen 1,5 und 2,5 Metern, die Schulterhöhe liegt bei bis zu 1,5 Metern. Männliche Grizzlys sind deutlich größer und schwerer als Weibchen: Sie wiegen meist zwischen 180 und 360 Kilogramm, können aber bis zu 680 Kilogramm erreichen. Ein aufgerichteter männlicher Grizzly kann beeindruckende 2,4 bis 2,7 Meter groß werden.

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Bei einer Begegnung mit einem Grizzly gilt deshalb die goldene Regel: Bloß! Nicht! Weglaufen! So verlockend es ist: Lasst es. Ein Laufduell kann sehr böse enden. Stattdessen lieber ruhig bleiben und, wenn’s hart auf hart kommt, auf das »Totstellen« setzen. Ja, richtig gelesen! Es gilt, sich wie ein umfallender Baumstamm zu verhalten; klingt spooky, soll aber helfen, dem Bären zu signalisieren, dass keine Gefahr mehr besteht. Grizzlys haben übrigens die Angewohnheit, ihre Familie erbittert zu verteidigen, also bloß weg von den Bärenjungen!
Braunbär: Gelassener, aber trotzdem gefährlich
Der Braunbär rundet das Trio der bekannten »Wald-Könige« ab. Diese Art hat ein riesiges Verbreitungsgebiet in Nordamerika und Eurasien, einschließlich Teilen Europas – wenn auch als seltenes und oft schützenswertes Tier. Ihre Populationen in Europa bestehen nur noch aus vereinzelten Tieren, die oft ein einsames Dasein in den Alpen (vor allem im italienischen Trentino und den Julischen Alpen) oder Karpaten führen. In ganz Europa leben mittlerweile wieder etwa 6.000 bis 10.000 Braunbären, berichtet der NABU auf seiner Website.
Er erreicht eine Kopf-Rumpf-Länge von etwa 1,5 bis 2,8 Metern, wobei die Schulterhöhe zwischen 0,9 und 1,5 Metern liegt. Das Gewicht variiert stark je nach Region und Nahrungsangebot: Männchen bringen durchschnittlich zwischen 130 und 550 Kilogramm auf die Waage, wobei besonders große Exemplare, wie der Kodiakbär in Alaska, auch mehr als 700 Kilogramm schwer werden können.

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Wie Grizzlys sind sie Allesfresser, deren Speiseplan von Beeren und Wurzeln bis zu Lachsen reicht. Sie zeigen sich oft etwas gelassener als ihre nordamerikanischen Vettern, aber trotzdem: Immer Wildnis-Regeln beachten und Abstand halten.
Eisbär: König der Arktis
Und nun zu den Eisbären, auch Polarbären genannt, die Könige der Arktis mit ihrem spektakulären weißen Fell. Sie sind die größten der Bären und können bis zu 600 Kilogramm wiegen. Ihr Lebensraum erstreckt sich rund um das arktische Pack- und Treibeis, wo sie als exzellente Schwimmer und Jäger von Robben und anderen Meeressäugern überleben. Mit etwa 20.000 bis 25.000 Individuen gelten sie als gefährdet, da ihr Lebensraum durch den Klimawandel schrumpft.

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Eisbären sind hochspezialisiert und leben fernab jeglicher Waldidylle. Für Touristen sind sie extrem faszinierend, aber leider auch extrem gefährlich. Begegnungen mit Eisbären sind selten und erfordern spezielles Wissen und Respekt. Wer ihnen zu nahe kommt, hat im wahrsten Sinne des Wortes verloren.
Bären: Wo man welche sehen kann
Wo trifft man sie also am besten? Nationalparks wie Katmai, Yellowstone, Banff, die Karpaten sind die Orte für Braunbären, Grizzlys und Schwarzbärenbeobachtungen. Eisbärenfans zieht es in die arktischen Regionen Kanadas, Norwegens oder Alaskas. Egal, wo man unterwegs ist: Bären sind vorsichtige Tiere, aber wenn sie etwas Interessantes wittern – sei es Essen oder den Geruch von Touristen – tauchen sie schneller auf als der Morgenkaffee nach dem Aufwachen verfliegt.

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Darum sollte man in Regionen, in denen sie leben, einige Tipps beherzigen.
Wie kann man sich vor gefährlichen Bären schützen?
- Laut sein: Beim Wandern sollte man sich mit Gesprächen, Gesang oder einem Glöckchen bemerkbar machen, um gefährliche Bären nicht zu überraschen, denn Überraschungen provozieren Angriffe.
- Gruppe statt Alleingang: Viele Leute erzeugen mehr Lärm und wirken einschüchternder auf Bären. Alleine unterwegs zu sein, birgt ein höheres Risiko.
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- Vorsicht an Futterstellen: Lagerfeuer, Essensreste und offene Lebensmittel ziehen Bären an. Lebensmittel sollten bärensicher aufbewahrt werden (etwa in speziellen Kanistern) und am besten weit weg von Hütte oder Zelt.
- Auf Sichtkontakt achten und Abstand halten: Wird ein Bär gesichtet, sollte man respektvoll und ruhig den Rückzug antreten, ohne den Bären direkt anzustarren.
Das sollte man im Falle einer Begegnung mit Bären tun:
- Bei Schwarzbären: Laut wehren, mit Gegenständen abschrecken, sich nicht tot stellen.
- Bei Grizzlys und Braunbären: Ruhe bewahren, nicht weglaufen, keinen plötzlichen Bewegungen machen, sich gegebenenfalls tot stellen.
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- Nicht in die Nähe von Bärenjungen gehen: Mütter verteidigen ihre Jungen vehement.
- Bei Wildzelten: Nicht in der Nähe von Bärenspuren, Futterstellen und Fischgewässern aufschlagen. Koch- und Lagerplätze weit auseinanderlegen.
Schutz vor gefährlichen Bären: Wundermittel Anti-Bärenspray
Hilft alles nichts und ein Bär greift tatsächlich an, bleibt am Ende nur eins: Anti-Bärenspray als letztes Mittel. Es versprüht einen natürlichen Wirkstoff namens Capsaicin, der die Augen, Atemwege und Schleimhäute der Tiere stark reizt, ohne sie dauerhaft zu verletzen. Das Spray wird als kegelförmiger Sprühnebel auf bis zu zehn Meter Entfernung ausgestoßen und kann Bären sehr effektiv aus der Nähe vertreiben.
In Kanada und den USA gehört es in Bärengebieten zur Grundausstattung beim Wandern. Der Verkauf ist an ein Mindestalter gebunden und erfolgt meist mit schriftlicher Bestätigung über den Verwendungszweck. Tipp: Üben schadet nicht. Natürlich am besten vor dem ersten Kontakt, denn ein panischer Einsatz mit zitternden Händen ist suboptimal. Ein Anti-Bärenspray kostet in Deutschland meist zwischen 75 und 100 Euro, in den USA und Kanada ist es etwas günstiger.
Podcast-Tipp: In einem Interview mit Deutschlandfunk Kultur berichtet NABU-Wildtierexperte Moritz Klose über Ideen für ein friedliches Zusammenleben zwischen Mensch und Wildtier.