Brasilien steht für Samba, Caipirinha und Copacabana. Doch bei aller Lebensfreude legen die Menschen in Brasilien viel Wert auf gute Umgangsformen – und haben bei einigen Dingen des Alltags eine andere Sicht aufs Leben als wir. Wir verraten, welche Benimmregeln in Brasilien gelten und geben weitere Tipps und Ratschläge für einen Urlaub in dem Land.
Ein gelungener Urlaub in einem fremden Land beginnt mit einer gründlichen Vorbereitung. Dazu gehört auch, sich über die Sitten und Gebräuche zu informieren. Ein Grundwissen über die Benimmregeln hilft, unangenehme Situationen zu vermeiden. Hier erfahrt ihr, welche Benimmregeln in Brasilien gelten und was man sonst noch beachten sollte!
Benimmregeln in Brasilien: Você fala português?
Ihr seid schon durch viele Länder der Welt gereist und kamt mit Englisch eigentlich ganz gut über die Runden? Herzlichen Glückwunsch! In Brasilien ticken die Uhren aber anders. Auch wenn ihr vielleicht den ein oder anderen treffen werdet, der passabel Englisch spricht: Es ist die Ausnahme. Wirklich. Es mag hart klingen, aber es ist so: In Brasilien spricht kaum jemand Englisch.
Wenn man also halbwegs mit den Einheimischen kommunizieren möchte, kommt man nicht umhin, sich ein paar Portugiesisch-Kenntnisse anzueignen. Am besten fängt man ein paar Wochen oder Monate vor der Reise nach Brasilien an, Portugiesisch zu lernen. Dazu eignen sich verschiedene Apps (Babble zum Beispiel hat eine Brasilianisches-Portugiesisch-Variante) oder der Besuch eines Abendkurses an der Volkshochschule (VHS).
Sicherheit in Brasilien: Augen auf!
Brasilien und Sicherheit – das ist ein Thema für sich. Die Kriminalitätsrate in Brasilien ist im Vergleich zu der in Deutschland exorbitant hoch. Das merkt man schnell, wenn man durch die Stadt läuft. Vor Banken, Supermärkten und in Shopping-Malls sieht man ziemlich viel Security-Personal herumstehen. Häuser sind durch meterhohe Mauern oder Metallgitter abgesichert. Fenster sind im Erdgeschoss, oft sogar bis zum vierten Stock, vergittert, Balkone sowieso. An Touristen-Hotspots patrouilliert die Polizei mit Einsatzwagen. Das wirkt auf viele Europäer zunächst einmal ziemlich verstörend.
Grund zur Sorge? Nein. Man muss aber den gesunden Menschenverstand einschalten. Teure Armbanduhren, wertvoller Schmuck und Fotoapparate bleiben nach Einbruch der Dunkelheit im Hotelzimmer. Noch besser: Man fragt sich schon zu Hause beim Packen, ob die wertvollen Sachen überhaupt mit nach Brasilien müssen. Muss die Kamera unbedingt mit? Oder tut es vielleicht nicht auch die Handykamera? Apropos Handy: Nutzt das Handy so selten wie nötig in der Öffentlichkeit – schon gar nicht an Orten, wo sich viele Touristen aufhalten. Es kommt immer wieder vor, dass unvorsichtigen Touristen von Dieben das Handy aus der Hand gerissen wird.
Menschenleere Straßen bei Dunkelheit vermeiden
Beim Ausgehen nimmt man nur das Nötigste mit. Kreditkarte oder 200 Reais pro Person sollten für den Restaurantbesuch oder einen Abend im Club reichen. Verzichtet auf schicke oder gar protzige Kleidung, wenn ihr vorhabt, zu Fuß durch die Straßen zu ziehen.
Ganz wichtig: Vermeidet menschenleere Straßen in der Dunkelheit! Hat man keine andere Wahl, als zu Fuß durch solche Straßen zu laufen, gilt: So nah wie möglich am Straßenverkehr laufen, entgegenkommende Personen werden per Augenkontakt mit einem freundlichen, aber deutlich vernehmbaren »Boa noite« gegrüßt. So signalisiert man, dass man aufmerksam die Umgebung wahrnimmt. Kommt es zum Überfall, wird kein Widerstand geleistet. Nicht selten stehen Räuber unter Drogeneinfluss, was sie völlig unberechenbar macht. Seid ihr unsicher, in welcher Gegend ihr euch abends besser nicht aufhalten solltet, fragt das Hotelpersonal oder euren Airbnb-Gastgeber.
Uber-Hinweis: Findet ihr trotz guter Profilbewertung partout keinen Uber-Fahrer, der abends oder nachts euren Transportwunsch akzeptiert, könnte es daran liegen, dass der Ort, an dem ihr hinwollt, als gefährlich gilt. Aber keine Sorge: Das passiert sehr selten und schon gar nicht in den touristisch einschlägigen Stadtteilen.
Wie teuer ist Brasilien?
Eines vorweg: Der Urlaub in Brasilien ist deutlich günstiger, als man vermutet. Der teuerste Posten im Urlaubsbudget dürfte das Flugticket sein. Übernachtungen, Essen, Drinks, Partys und sonstige Freizeitvergnügungen sind vielerorts rund die Hälfte günstiger als in Deutschland. Übernachtungen in guten Drei-Sterne-Hotels sind – je nach Stadt und Lage – für 30 bis 50 Euro zu haben. Ein voller Teller zum Mittag- oder Abendessen im Durchschnittsrestaurant kostet umgerechnet zwischen vier und acht Euro.
Eines aber sollte man beachten: Je näher man an touristischen Hotspots ist, desto teurer wird es. Die Preisunterschiede sind wirklich frappierend. Wer seinen Urlaub an der Copacapana oder in Ipanema in Rio de Janeiro verbringt, wird deutlich mehr bezahlen als derjenige, der sich etwa für Rio Vermelho in Salvador da Bahia entscheidet. Auch die Metropole São Paulo ist ziemlich hochpreisig.
Und auch innerhalb der Städte sind die Preisunterschiede enorm. Generell gilt: Je weniger Touristen und Geschäftsleute sich in einem Stadtteil aufhalten, desto günstiger wird es.
Nicht ohne mein Handy: Sim-Karten in Brasilien
Wer seinen Urlaub in Brasilien verbringt, möchte vermutlich wie in der Heimat im Internet surfen. Dazu hat man drei Möglichkeiten. Erstens, man beschränkt sich auf die Nutzung des W-Lans. Das ist in Brasilien weitverbreitet. In fast jedem Hotel kann man es kostenlos nutzen. Auch in vielen (besseren) Restaurants und Shopping-Malls kommt man in der Regel unkompliziert online.
Wollt ihr euch nicht vom W-Lan-Netz abhängig machen, empfiehlt sich der Kauf einer brasilianischen Sim-Karte. Die Kosten für eine monatliche Flatrate sind mit jenen in Deutschland vergleichbar. Aber eines vorweg: Das kann kompliziert werden. Grund: Ihr braucht dazu eine brasilianische Steuernummer (CPF). Wer sich stressfrei eine brasilianische Sim-Karte in Brasilien besorgen möchte, sollte sich vorher in Deutschland in Brasiliens Botschaft oder Konsulat eine CPF besorgen.
Brasilien: Prepaid-Sim-Karte vs. eSim-Karte
Immerhin bieten seit ein paar Jahren einige der großen brasilianischen Netzanbieter spezielle Sim-Karten für Touristen an, Claro etwa. Allerdings gehören diese Karten – je nachdem, wo man das Anliegen vorträgt – nicht zum täglichen Geschäft der Mitarbeiter in den Handy-Shops. Die Folge: Man wird abgewiesen, teils aus Unkenntnis, teils aus Desinteresse. Sollte man in einer der großen Städte Brasiliens unterwegs sein, sucht man am besten einen Handy-Shop in einer der Shopping-Malls auf. Dort ist die Wahrscheinlichkeit am höchsten, dass man eine Sim-Karte bekommt. Vergesst nicht, den Reisepass mitzunehmen.
In einschlägigen Foren taucht der Tipp auf, man solle sich vor Betreten eines offiziellen Telefonanbieter-Shops eine Prepaid-Sim-Karte des Anbieters am Kiosk besorgen (das geht ohne CPF), damit anschließend den Shop betreten und um Hilfe bitten. Einfach mal probieren, sollte man anderweitig nicht weiterkommen! Wer eine solche Prepaid-Sim-Karte schließlich erworben hat, kann sie nach Ablauf des Guthabens problemlos an Zeitungskiosks aufladen lassen. Dazu muss man nicht wieder in einen Shop des Telefonanbieters.
Eine Alternative ist der Kauf einer eSim-Karte. Der Anbieter Airalo bietet aktuell die günstigsten Tarife für Brasilien. Für 2 GB etwa, die 15 Tage lang gültig sind, zahlt man derzeit 13 US-Dollar, also etwa 12,20 Euro. Bei einem Test hat das bei uns hervorragend funktioniert. Am besten, man lädt sich zu Hause in Deutschland die eSim-Karte in Ruhe herunter und richtet alles Notwendige ein – dann kann man bereits bei der Landung in Brasilien lossurfen.
Uber, Taxi oder Bus?
Städte mit einem funktionierenden U-Bahn- oder S-Bahn-Netz sind rar gesät in Brasilien. Selbst in der Metropole São Paulo ist das Metro-Netz eher kümmerlich.
Das Gros des öffentlichen Nahverkehrs wird mit dem Bus abgewickelt. Wollt ihr wissen, wie ihr von A nach B kommt, nutzt am besten Google Maps. Die App liefert sehr gute Ergebnisse, auch mit Blick auf die Busverbindungen. Wer an der Bushaltestelle nicht ständig sein Handy in der Hand halten will, um zu gucken, welcher Bus wohin fährt, fragt andere Wartende nach dem richtigen Bus. Die Brasilianer sind in solchen Situationen sehr hilfsbereit. Ganz wichtig: Der Bus hält nicht von allein. Ihr müsst an der Bushaltestelle winken, damit der Bus anhält. Ihr könnt natürlich auch die Brasilianer bitten, das für euch zu übernehmen. Das machen sie auch! 🙂
An dieser Stelle ein Sicherheitshinweis: Raubüberfälle auf Busse sind in Brasilien keine Seltenheit, wenn auch erfreulicherweise vielerorts mit sinkender Tendenz. Man sollte sich daher vorab darüber informieren, welche Strecke der Bus fährt. Busfahrten in Stadtteile, die als »perigoso« (gefährlich) gelten, sollten tunlichst vermieden werden. Das gilt ganz besonders für die Randzeiten am frühen Morgen und nach Einbruch der Dunkelheit.
Wer keine Lust auf ein Abenteuer im öffentlichen Nahverkehr Brasiliens hat, sollte Uber nutzen. Die App ist in Brasilien sehr populär, und die Fahrpreise sind im Vergleich zu Deutschland wirklich sehr, sehr günstig. Wer das Taxi bevorzugt, sollte vorab mit dem Fahrer einen Festpreis vereinbaren.
Benimmregeln in Brasilien gelten auch am Strand
Kaum ein Urlaubsland bietet Reisenden eine so große Vielfalt an Eindrücken wie Brasilien. Von schneeweißen Stränden über die Wildnis der Regenwälder bis hin zu den Metropolen, in denen Tanz und Musik den Takt des Lebens bestimmen – es fällt leicht, dem Charme des südamerikanischen Landes zu verfallen. Doch was viele angesichts der extrem knappen Badekleidung am Strand wundert: Sonnenbaden ohne Bikinioberteil ist tabu. Auch sollte man sich nicht am Strand umziehen. Denn FKK gilt als Erregung öffentlichen Ärgernisses.
Gut zu wissen: Brasilianer legen viel Wert auf ihre Garderobe. Badehose und Bikini sind wichtige Kleidungsstücke. Man ist also gut beraten, wenn man nicht in ausgeleierten Shorts auftaucht, sondern auch am Strand aufs Äußere achtet.
Generell gilt: Männer sollten sich gepflegt kleiden, etwa mit einem gebügelten Freizeithemd. Frauen können gerne kurze Röcke und ein ausgeschnittenes Dekolleté tragen. Doch aus der häufig körperbetonten Bekleidung der Brasilianerinnen sollten Männer keine falschen Rückschlüsse ziehen.
An beliebten Stränden, vor allem an jenen in oder nahe der Innenstadt, feiern die Brasilianer gern Partys. Viele mieten sich einen Strandstuhl, sitzen im Kreis, reden laut und/oder hören Musik aus portablen Lautsprechern und trinken dabei Unmengen Bier. An diesen Stränden steht deutlich das gesellige Miteinander im Vordergrund. Wer Ruhe und Entspannung sucht, sollte nicht die Strände in der City besuchen.
Brasilianer suchen im Gespräch oft Körperkontakt
Das soziale Miteinander spielt in Brasilien eine äußerst wichtige Rolle. Bei der Begrüßung liegen Urlauber mit einem Händeschütteln grundsätzlich richtig – gerne ausgiebig und mit festem Druck. Frauen und gute Bekannte küssen einander zwei oder drei Mal auf die Wangen, unter Freunden sind Umarmungen üblich. Bei Zweifeln einfach abwarten, wie die Einheimischen einem begegnen. Während eines Gesprächs suchen Brasilianer oft und gerne Körperkontakt. Der persönliche Abstand ist sehr viel geringer als in Europa. Doch gilt hier: nicht zurückweichen. Das würden die meisten Brasilianer als Affront bezeichnen.
Wer mit Brasilianern die Telefonnummer austauscht, für den gibt es eine gute Nachricht: Wie bei uns ist in Brasilien WhatsApp der mit Abstand am häufigsten genutzte Instant-Messaging-Dienst. Auch wer seine Unterkunft oder einen Airport-Transfer bereits von Deutschland aus bucht, sollte nicht überrascht sein, wenn sich der Gastgeber oder das Reiseunternehmen kurz nach der Buchung bei WhatsApp meldet, sich für die Buchung bedankt und zum Ausdruck bringt, für weitere Fragen via WhatsApp zur Verfügung zu stehen.
Benimmregeln in Brasilien: Bloß nie pünktlich zum Abendessen
Die Brasilianer sprechen häufig und schnell Einladungen aus. Allerdings haben die Menschen ein sehr lockeres Verhältnis zum Thema Pünktlichkeit. Das bedeutet: Wer auf die Minute genau zum Abendessen erscheint, bringt seinen Gastgeber in eine unangenehme Situation. Zum Dinner 30 Minuten und zu einer Party ein bis zwei Stunden zu spät kommen, ist angebracht.
Als Gastgeschenke eignen sich Pralinen oder Blumen – aber keine dunkelroten! Das ist eine Trauerfarbe. Sich bei Tisch die Nase zu putzen oder Zahnstocher zu verwenden, ist verpönt. Wichtig: Wer sich betrinkt, fällt unangenehm auf, egal ob beim Essen zu Hause oder im Restaurant. Zudem dürfen sich Urlauber nicht darüber wundern, wenn auf dem Tisch die Gabel rechts und das Messer links liegen. Das ist in Brasilien so üblich.
Besonders in den Metropolen wohnen viele Brasilianer in Hochhäusern.
In vielen dieser Hochhäuser wachen Portiers am Eingang darüber, wer eintritt. Besucht ihr Brasilianer zu Hause, müsst ihr euch beim Portier anmelden und sagen, zu wem ihr wollt. Dieser ruft dann beim Gastgeber an und fragt, ob er euch reinlassen darf. Idealerweise hat euch euer Gastgeber bereits vorab seine Apartmentnummer mitgeteilt oder den Portier darüber informiert, dass ihr erscheinen werdet. Im Gespräch mit Portiers sind Portugiesisch-Kenntnisse in der Regel unabdingbar.
Geduld, Geduld, Geduld
Egal ob man in der Bank, Post, im Restaurant oder Supermarkt unterwegs ist: Bringt Geduld mit. Die Brasilianer lassen es vielerorts gemächlich angehen. Entschleunigung und Gemächlichkeit werden in dem Land einfach sehr groß geschrieben – und das gilt auch auf der Arbeit. Wer etwa im Supermarkt an der Kasse wartet und »nur« zwei weitere Kunden vor sich in der Schlange stehen hat, sollte sich nicht zu früh darüber freuen, dass man nun schnell an der Reihe ist. Auch an der Kasse wird gern geplaudert und gescherzt, in aller Ruhe eingepackt und bezahlt. Das Tempo an den Supermarkt-Kassen ist wirklich nicht mit dem in Deutschland vergleichbar. Darum: ausreichend Zeit für den Supermarkt-Einkauf einkalkulieren!
Apropos Kasse: Man sollte möglichst mit Kreditkarte zahlen. Nicht wundern: In Brasilien wird man immer gefragt, ob es sich um eine »débito ou crédito«-Kreditkarte handelt. Wer bar zahlt und das womöglich mit großen Scheinen, bringt vielerorts das Personal in die Bredouille, weil nicht genug Wechselgeld in der Kasse ist. Aber keine Sorge, man bekommt das Wechselgeld schon zurück: Brasilianer sind Meister der Improvisation.
Noch ein paar Wörter zu den Preisen im Supermarkt: Billiger als bei uns sind die meisten Produkte nicht. Wurst, Käse, Backwaren und Milchprodukte kosten ähnlich viel wie bei uns, deutlich günstiger sind – wenig überraschend – Obst und Gemüse. Weine gibt es nur wenige, und die sind relativ teuer. Zigaretten werden oft nicht im Supermarkt verkauft, wohl aber an den kleinen Zeitungskiosks auf den Straßen. Sie sind deutlich billiger als bei uns.
Essen im Quilo Restaurante oder im Lanchonete?
Wer hungrig durch Brasiliens Straßen zieht und Ausschau nach einem Restaurant hält, wird zweifelsohne Restaurants entdecken, wie man sie auch in Deutschland findet. Das heißt, man geht rein, bestellt von der Speisekarte, isst, zahlt und geht wieder. So weit, so gut.
In Brasilien gibt es darüber hinaus einen Restaurant-Typ, der sehr weit verbreitet ist: die »Quilo Restaurantes«. Dort kann man sich vom Buffet bedienen. Anschließend geht man zur Kasse, wo das Essen gewogen wird. Gezahlt wird nur das, was man auf den Teller geschaufelt hat. Je nach Restaurant und Tageszeit zahlt man 25 bis 70 Reais pro Kilo. Viele dieser Restaurants bieten Buffets fürs Frühstück, Mittag- und Abendessen an.
Darüber hinaus gibt es Restaurants, in denen ihr einen Festpreis fürs Buffet zahlt. Das erkennt man an der Bezeichnung »buffet livre«. Dieser Festpreis bezieht sich manchmal nur auf einen vollen Teller, manchmal auf »all you can eat«. Seid ihr unsicher, fragt nach, was »buffet livre« konkret bedeutet.
Last but not least findet man in Brasilien sehr viele »lanchonetes«. Das sind (sehr) einfache Restaurants, in denen man für wenig Geld schmackhafte brasilianische Hausmannskost serviert bekommt. Eine Speisekarte sucht man hier meist vergeblich. Hin und wieder findet man aber eine handgeschriebene Tafel, auf denen man die angebotenen Gerichte des Tages erfährt. Fehlt auch diese, muss man nach den Angeboten des Tages fragen.
Bier oder Caipirinha?
Ihr denkt, die Brasilianer trinken auf Partys und in Bars vor allem Caipirinhas? Weit gefehlt. Zwar bestellen Brasilianer auch zum Mittagessen gerne einen kleinen Caipirinha – aber mehr nicht. Party-Getränk Nummer eins in Brasilien ist »Cerveja«, also Bier. Als Europäer kann man es den Brasilianern nachmachen, muss man aber natürlich nicht. Denn: Ein Lobgesang auf das Nationalgetränk der Brasilianer kommt natürlich immer gut an. Außerdem ist Caipirinha in Brasilien deutlich günstiger als bei uns. Vor allem fern der Touristen-Hotspots. Für ein großes Glas Caipirinha (0,3 bis 0,4 Liter) zahlt man – je nach Stadt und Stadtteil – acht bis 20 Reais (ca. 1,50 bis 3,80 Euro). Oft wird der Caipi auch in verschiedenen Geschmacksrichtungen angeboten. Wie wäre es mit einem Kiwi- oder Maracuja-Caipirinha?
Solltet ihr euch dagegen für ein Bier entscheiden, wird häufig die Frage gestellt: »E qual?«. Tja, welches denn nun? Die bekanntesten Biermarken in Brasilien sind Brahma, Bohemia, Eisenbahn (!), Itaipava und – der heimliche König unter den brasilianischen Biersorten – Skol! Heineken und Budweiser sind auch sehr verbreitet, in gut sortierten Supermärkten und gehobeneren Bars gibt es sogar Beck’s.
Wer Kritik äußert, gilt schnell als unhöflich
Urlauber sollten in jedem Fall darauf achten, niemanden barsch zu kritisieren, vor allem nicht in Gegenwart Dritter. Das werten Brasilianer als schwere Demütigung.
Auch Flüstern gilt als unhöflich – einander zu unterbrechen dagegen nicht. Meist reden in Brasilien ohnehin alle durcheinander. Gute Themen für Smalltalk sind Sport, das Land und der Karneval. Zwar schimpfen viele Brasilianer ausgiebig über die Probleme in ihrem Land. Zugleich sind die meisten aber sehr patriotisch.
Europäer, die sich negativ über die Zustände vor Ort äußern, empfinden die Einheimischen als überheblich und arrogant. Hütet euch auch davor, die ungenügenden Englisch-Kenntnisse der Brasilianer zu kritisieren. Lernt lieber ein paar Brocken Portugiesisch vor dem Urlaub …
Auch Religion und Tradition haben einen sehr hohen Stellenwert. Kritische Anmerkungen zu diesen Themen können das Gesprächsklima daher schnell vergiften. Das gilt ebenso für die Politik. Nicht erst seit der letzten Präsidentschaftswahl, in der Lula da Silva den amtierenden Präsidenten Jair Messias Bolsonaro schlug, ist das innenpolitische Klima in Brasilien vergiftet. Das knappe Wahlergebnis zeigt, wie gespalten das Land ist.
Respekt wird auch beim Betreten einer Kirche erwartet: Wer lange Hosen und lange Ärmel trägt, liegt grundsätzlich richtig.
Der Gang aufs Klo …
Ihr habt vor eurer Reise ein paar Brocken Portugiesisch gelernt? Sehr löblich! Dann wisst ihr sicherlich, wie man danach fragt, wo sich die Toiletten befinden, oder? Mit der Frage »Onde são os banheiros?« seid ihr goldrichtig. Richtig, »banheiros«. Nicht »sanitário« oder »casa de banho«. Das sagt man in Portugal.
Auf der Toilette selbst solltet man etwas Wichtiges beachten: In Brasilien wirft man das benutzte Toilettenpapier nicht in die Spülung. Teils, weil die Spülung nicht stark genug ist, oft aber, weil das Toilettenpapier das Abflussrohr verstopfen würde. Deshalb findet man auf nahezu jeder Toilette einen kleinen Eimer, in dem man das Klopapier entsorgt. In vielen Toiletten findet man darüber hinaus neben dem Klo häufig einen Schlauch, den man als »Gesäßdusche« nutzen kann.
Brasilianer und der Sex
In Brasilien spielt das Flirten und der Sex eine gänzlich andere Rolle als in Deutschland. Die Brasilianer, vor allem die Männer, sind Weltmeister im Flirten. Dass man als Ausländer im Supermarkt, an der Bushaltestelle oder am Strand angeflirtet wird, sollte nicht überraschen.
Auch wenn es arg nach Klischee klingt: Viele Besucher, die zum ersten Mal Brasilien besuchen, sind überrascht über die Offenheit, mit der Brasilianer zum Ausdruck bringen, dass sie nichts gegen ein Schäferstündchen einzuwenden hätten. Ob es am tropischen Klima liegt? Oder an den vielen leichtbekleideten Menschen in Brasilien? An Partys, die Brasilianer so sehr zugetan sind wie kaum jemand anders? An den vielen Motels in Brasilien, die stundenweise gemietet werden können? Vermutlich eine Mischung aus allem …
Motels in Brasilien: Ziemlich weit verbreitet
Man findet in Brasilien sehr viele Stundenhotels. Umgangssprachlich heißen sie schlicht und einfach Motels. Viele von ihnen liegen in der Stadt, andere etwas außerhalb in Ausfahrtsstraßen. Mit ein bisschen Übung erkennt man sie sehr schnell, auch wenn sie sich manchmal offiziell »Hotel« nennen: diskrete, Eingänge, wenige Fenster, abgedunkelte Scheiben, abgeschirmter Parkplatz, sehr wenige bis gar keine Gäste vor dem Hotelgebäude.
Die Motels werden in Brasilien deutlich häufiger von Pärchen genutzt, als man vermuten würdet. Die Gründe liegen auf der Hand: Gerade junge Brasilianer wohnen noch bei ihren Eltern, sodass die heimische Wohnung als Treffpunkt fürs erotische Abenteuer ausscheidet. Auch die Tatsache, dass Besucher vieler Wohnhäuser in Brasilien durch Sicherheitspersonal bewacht werden, spielt eine Rolle. Mitunter bleibt der Besuch so kein Geheimnis. Ein Zimmer in einem Motel kostet je nach Stadt, Stadtteil und Ausstattung pro Stunde etwa 50 bis 200 Reais ( rund 9 bis 45 Euro). Manchmal muss man sich beim Einchecken ausweisen.
Immer wieder ist in Hotelbewertungskommentaren zu lesen, dass unbedarfte Europäer oder Amerikaner eine Nacht in einem dieser Motels gebucht haben – ohne zu wissen, dass es sich um ein solches Etablissement handelt. Das liegt daran, dass einige dieser Motels über Plattformen wie etwa booking.com gebucht werden können. Wer also auf der Suche nach einem (sehr) günstigen Hotel in Brasilien ist, sollte vor Buchung aufmerksam die Bilder der Zimmer und die Bewertungen in Augenschein nehmen.