Kroatien ist das Land der tausend Inseln – und der tausenden Küstenkilometer. Entsprechend bunt ist eine Reise entlang der Adria. Sie führt in Schnorchel- und Badeparadiese, zu Steilklippen und tief in die Geschichte.

Was ist besser als ein Besuch im ewig überfüllte Venedig? Der Blick auf das ewig überfüllte Venedig. Bei klarer Sicht, nach einem vierstündigen Marsch auf den 1.401 Meter hohen Vojak, hat man sie: eine fantastische Aussicht, auch auf Venedig. Der Vojak ist der höchster Gipfel des Učka-Gebirges. Wer will, kann eine Reise entlang der Adria in Kroatien auf diese untypische Weise beginnen. Untypisch, weil man bei dem Balkanland doch eher an kleine Buchten, Inseln, zerklüftete Küstenabschnitte denkt – an Bade- und Schnorchelparadiese statt an Bergwandern. Die Küste des Balkanlandes misst beachtliche 1.800 Kilometer, zählt man die 1.200 kroatischen Inseln im Adriatischen Meer hinzu, kommt man auf noch beachtlichere 6.000 Kilometer. Entsprechend vielfältig sind die Ziele. Man muss sich einige Perlen herauspicken.

Wie eben zum Beispiel das Učka-Massiv. Es liegt im Osten der Halbinsel Istrien und ist noch ein Geheimtipp. Bis zu 100 Meter türmen sich die Kalksteinsäulen in Vela-Draga-Canyon im Naturpark Učka auf, ein Naturmonument, wie man es aus den USA kennt. Die Schlucht steht seit 1963 unter Naturschutz. Klettersport ist trotzdem möglich.

Vela Draga Canyon in Kroatien

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Über 60 Routen sind in dem Gebiet gesetzt. Doch man kann auch einfach nur staunen und studieren. Auf Infotafeln ist die Entstehungsgeschichte des Tals beschrieben. Die Steinsäulen sind das Ergebnis von Erosion in Jahrmillionen.

Idyllische Hafenstädte Rovinj und Pula

Zu den touristischen Hotspots in Istrien zählt Rovinj. Die mittelalterliche Altstadt mit den Gässchen rund um die venezianische Kirche ist auf eine kleine Insel im Meer gebaut, das Wasser schwappt an die alten Außenmauern der Häuser. Erst im 18. Jahrhundert wurde eine Verbindung zum nahen Festland geschaffen. Lohnenswert ist eine Bootstour rund um die Altstadt in einem traditionellen Batana-Fischerboot.

Adria in Kroatien: Blick auf die Stadt Rovinj im Norden

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Buchbar sind Degustations-Trips, bei denen zu den Schippernden lokale Spezialitäten in einem Korb von einem Restaurant direkt ins Boot abgeseilt werden. Allerdings darf man sich nicht daran stören, dass viele der Häuser nicht mehr dauerhaft bewohnt sind. Einige wurden als Sommerdomizile verkauft. Vor allem im Winter herrscht tote Hose.

Pula an der Südspitze Istriens ist dagegen das ganze Jahr über eine betriebsame Hafenstadt. Ihr größtes touristisches Pfund ist die bekannte Arena.

Amphitheater von Pula

Armin Djuhic

Das Amphitheater – weltweit sechsgrößtes Bauwerk seiner Art – stammt aus der Zeit, als die Halbinsel im 2. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung von den Römern besetzt war. Früher fanden dort Gladiatorenwettkämpfe statt, heute sind es Konzerte internationaler Popstars.

Vom Jet-Set-Ort Opatija zum Inselhopping

Wer Istrien Richtung Osten verlässt, erreicht die große Kvarner Bucht – oft auch nur Kvarner genannt. Sie umfasst weite Teile der nordkroatischen Küste. Und beginnt von Istrien aus mit einer der schönsten Meerpromenade entlang der Adria in Kroatien, der Lungomare. Der Weg erstreckt sich über zwölf Kilometer von Lovran nach Lovosko über Opatija, dem kroatischen Jet-Set-Ort mit schillernder Geschichte.

In der Villa Angiolina im zentralen Stadtpark reisen heutige Besucher zu den Anfängen des Tourismus in Kroatien. Der wohlhabende Händler Iginio Scarpa aus Rieka, das damals noch Fiume hieß, empfing Mitte des 19. Jahrhunderts Gäste mit Rang und Namen, die Feste in der Villa waren legendär. Aus purer Gastfreundschaft entwickelte sich das mondäne Opatija als populäres Reiseziel an der Adria in Kroatien. Heute hat der Ort sogar einen Walk of Fame à la Hollywood. Die in den Boden eingelassen Sterne sind kroatischen Persönlichkeiten gewidmet, darunter Sportlern, Kulturschaffenden, Wissenschaftlern. Auch der Erfinder Nikola Tesla, in dessen Name heute die bekannten Elektroautos aus Kalifornien unterwegs sind, ist verewigt.

Relaxen am Strand von Krk

Der Besuch in der Kvarner Bucht wäre ohne die Inseln unvollständig. Die bekanntesten sind Rab, Krk, Cres und Lošinj. Sie alle sind mit grüner Vegetation aus omnipräsenter Macchia, Wein- und Olivenanbauflächen, Mandel- und Feigenbäumen oder Oleander überzogen. Am einfachsten ist die Insel über eine Autobrücke zu erreichen, weshalb Krk die meistbesuchte Insel ist.

Frau auf der Insel Krk an der Adria in Kroatien

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Beliebter Strand unter Familienurlauber ist der für kroatische Verhältnisse mit 1.800 Metern lange Vela Plaža im Ort Baška, ein Kiesstrand. Abkühlung im Sommer bietet auch die Biserujka špilja. Das ist eine kleine Tropfsteinhöhle, in der Temperaturen von um die 15 Grad herrschen.

Ganz in der Nähe tauchen Besucher noch tiefer in die kroatische Geschichte ein, denn im benachbarten Dorf Jurandvor lagerte in der alten Kapelle Sv. Lucija die »Taufurkunde der Kroaten« – die bekannte Tafel von Baška (Bašćanska ploča). Ihre Gravuren gelten als die ältesten Inschriften in kroatischer Sprache. Während das Original aus dem Jahr 1.100 in der Kroatischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Zagreb lagert, wird in der Kapelle eine Nachbildung gezeigt.

Wieder an Land: Plitvicer Seen

Zurück auf dem Festland führt ein 100-Kilometer-Abstecher ins Landesinnere zu einem der bekanntesten Orte Kroatiens, den Plitvicer Seen im Karst. Ihre Popularität verdanken sie nicht nur der Naturschönheit, sondern auch den Dreharbeiten zu Szenen bekannter Winnetou-Filme. 16 Seen sind durch Wasserfälle mit einer gesamten Fallhöhe von 136 Metern über Kaskaden miteinander verbundenen.

Plitvicer Seen in Kroatien

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Die einmalige, sich stets verändernde Landschaft, in der sich das Wasser seinen Weg durch saftiges Grün und Felsen sucht, ist für Gäste mit befestigten Wegen und hölzernen Brücken gut erschlossen und gehört zum Unesco-Weltnaturerbe. Im Jugoslawienkrieg gab es tatsächlich Pläne, die Plitvicer Seen zu sprengen. Heute betont die Parkverwaltung, dass im 20.000 Hektar großen Naturpark Braunbär, Fischotter und Wölfe heimisch sind. Wer die Touristenmassen umgehen und die Chancen auf Wildtiersichtungen erhöhen will, kommt in Frühjahr oder Herbst. Im Winter gefrieren die Fälle sogar.

Über Dalmatina nach Dalmatien

Weiter geht es der entlang der Adria in Kroatien über die Küstenautobahn Autocesta A1. Sie macht das Reisen in den Süden seit einigen Jahren erheblich einfacher. Weiter geht es nach Dalmatien und damit zum Inselexoten Pag. Wie ein Dinosaurierrücken ragt Pag aus dem Meer. Die dem Festland zugewandte Ostküste ist kahl, weil unter den Venezianern für den Schiffsbau die Bewaldung abgeholzt wurde. Aber im Westen, wo der kalte Fallwind Bora nicht hinkommt, gibt es uralte Olivenhaine, Pinien- und Bambuswälder. Die heimischen Schafe ernähren sich von Salbei und Thymian, was den Inselkäse Paški sir zu einer anerkannten Spezialität macht.

Kroatische Spezialität: Käse von der Insel Tag

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Auch der Lammbraten ist vorzüglich, dazu schmeckt ein Glas »Zutica« – der Pager Weißwein. Und dann wäre da noch das Nachtleben: Der Strand im Ferienort Novalja zählt zu den landesweit bekanntesten Partymeilen.

Auch Zadar, die Hafenstadt in der Mitte des Landes, einst Hauptstadt Dalmatiens, hat ihr Nachtleben. Eine der schönsten der vielen Bars ist »The Garden Lounge« in einem Garten an der Stadtmauer Zadars, dessen Geschichte 3.000 Jahre zurück reicht. Von der Mauer aus genießt man den Blick auf den Hafen, von der Karte bestellt man Cocktails, lokale Weine oder Craft-Bier. Ein musikalisch-architektonisches Kuriosum wurde an der Spitze der Altstadt-Halbinsel errichtet. Die bekannte Meeresorgel, ein treppenartiges Gebilde an der Promenade am Meer, tönt Tag und Nacht im Takt des Wassers. Der Wellenschlag drückt Luft durch ihre unterschiedlich langen Röhren, und Töne in verschiedenen Lagen kommen heraus.

Die Ruhe vor dem Ansturm: Von Krka nach Zlatni

Eine gute Autostunde südlich von Zadar liegt der Nationalpark Krka, dessen Besuch sich vor allem auch dann lohnt, wenn man es nicht an die Plitvicer Seen geschafft hat. Auch hier wurden Winnetou-Szenen gedreht, auch hier sind entlang der Krka viele große und kleinere Wasserfälle ein Touristenmagnet. Einer der imposantesten ist der 800 Meter lange und sich über 17 Stufen ergießende Skradinski buk.

Nationalpark Krka

Hrvoje Klaric

Der Fluss speist den Visovac-See, in dessen Mitte auf einer Insel wie ein Märchenschloss ein Franziskanerkloster thront, in dem noch Mönche leben. Mit einer kleinen Fähre kann man die Insel erreichen. Touristen machen sich aber eher selten auf den Weg zu diesem Hort der Ruhe.

Oft überfüllt ist dagegen Kroatiens Strandikone Nummer einsZlatni rat, bekannter als das Goldene Horn von Bol, auf der Insel Brač. Das Eiland erreicht man mit der Fähre von Split und vom Städtchen Makarska aus. Wie ein großes »V« zieht sich der Landzipfel aus feinem Kiesel ins Meer. Seine Besonderheit: Je nach Wellengang und Strömung zeigt die Spitze der Landzunge mal in die eine, mal in die andere Richtung. Wem der Trubel im Sommer dort zu viel wird, kann zum Vidova Gora aufsteigen. Von dem mit 778 Metern höchsten aller Inselgipfel in der Adria ist die Aussicht fantastisch, und von oben sieht man Zlatni rat in voller Schönheit.

Ebenfalls von Split aus erreicht man Vis, die abgelegenste bewohnte Insel an der Adria in Kroatien. Entsprechend moderat ist der Betrieb auch zur Hochsaison, schließlich muss man eine zweistündige Überfahrt in Kauf nehmen. Dafür aber ist die Vis teils von Sandstränden gesäumt – eine Seltenheit in Kroatien. Flach ins Meer fällt der Strand Zaglav bei Milna ab.

Insel Vis

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Bevölkerter, dafür dank Palmen und Tamarisken aber schattiger, ist die Sandbucht von Stoncica. Unter Tito war Vis militärisches Sperrgebiet. Besichtigt werden können ein alter U-Boot-Bunker, Befestigungsanlagen oder nahe Drvar die »Tito-Höhle«, von der aus der Partisanenführer und spätere Diktator deutsche Fallschirmspringer bekämpft haben soll.

Das Schönste kommt zum Schluss: Dubrovnik

Es ist noch nicht sehr lange her, dass man bei Dubrovnik, heute wieder als »Perle der Adria« vermarktet, auch an Krieg dachte. Schon immer weckte Dubrovnik Begehrlichkeiten. Schließlich gilt die Stadt als eine der schönsten nicht nur der Adria, sondern des ganzen Mittelmeerraumes. Die berühmte Altstadt Stari Grad aus dem 15. Jahrhundert, seit 1979 als Unesco-Weltkulturerbe gewürdigt, wurde im kroatischen Unabhängigkeitskrieg größtenteils zerstört. Die Schäden sind mittlerweile wieder behoben. Die bis zu 24 Meter hohe und sechs Meter dicke Festungsmauer kann wieder auf der ganzen Länge von zwei Kilometern begangen werden.

Dubrovnik - Adriaküste Kroatiens

Patricia Jekki

Dubrovnik, gelegen ganz im Süden und Endpunkt unserer Reise, ist ein Juwel des kroatischen Kulturerbes und damit für den Tourismus von hoher Bedeutung. Viele Airlines haben die 40.000-Einwohner-Stadt auf dem Flugplan. Doch zumindest eine Strecke einer Adriareise sollte man auf dem Landweg bewältigen – an Kroatiens Küste würde man sonst zu viel verpassen.

Weitere Infos rund um Istrien gibt es hier. Wer mehr über die Adria in Kroatien erfahren möchte, wird hier fündig.