In der italienischen Modemetropole Mailand hat Anfang 2023 das Fünf-Sterne-Stadthotel Casa Baglioni seine Türen im angesagten Künstler- und Designviertel Brera eröffnet. reisen EXCLUSIV-Autorin Simone Sever durfte als eine der Ersten in der Luxusherberge an der Via dei Giardini Probe liegen.
Der Frühling ist da. Die Temperaturen deutlich im zweistelligen Bereich. Die Sonne zeigt sich strahlend. Man kann den Sommer fast schon riechen. Die modebewussten Mailänder tragen die Slipper sockenlos und ohne Sonnenbrille geht kaum noch jemand aus dem Haus. Ich trage mein Lieblingssommeraccessoire in meiner Lockenpracht, während ich die sechs marmornen Stufen hinunterspringe, um die Gegend rund um die Casa Baglioni zu erkunden.
Schon werde ich nach dem Weg zur Scala, dem Mailänder Opernhaus, gefragt. Leider kann ich nicht wirklich helfen, muss mich ja selbst erst einmal orientieren, nehme aber die Frage als Kompliment für meinen offensichtlich an Mailand angepassten Modestil. Das fühlt sich verdammt gut an. Ebenso wie die musikalische Untermalung meiner Spotify-Playlist, die mir derweil passend zum italienischen Frühling den Italosong »Sincera« von Giuse The Lizia ins Ohr setzt. Ich habe zwar keinen Schimmer, worum es in dem Song geht, aber Italienisch klingt einfach immer gut.
Ankommen und Zuhausefühlen
Vor dem Hoteleingang steht ein Paar, sich wundernd, wer hier wohl wohnt in diesem Art Noveau Palazzo von 1913. Denn im Vorbeigehen erscheint der Eingang zur Casa Baglioni eher wie das Entree in private Heiligtümer. So gar nichts weist auf eine Hotellobby hin. Es ist, als schaue man direkt in ein geschmackvolles Wohnzimmer hinein. Gedeckte und von den 1960er-Jahren inspirierte Farben schenken den Augen schmeichelnde Momente. Ein samtenes, goldglänzendes Sofa wird von frei hängenden, kreisrunden, modernen Panzeri-Designleuchten ins richtige Licht gesetzt. An der Wand Enrico Castellanis Reliefkunstwerk »Superficie Bianca«.
Auf eine Rezeption, an der eingecheckt wird, hat man in der Casa Baglioni bewusst verzichtet. Warum? Um dem Gast bei der Ankunft das unpersönliche, bürokratische Gefühl des Eincheckens zu nehmen. Es heißt: Einfach Platz nehmen in den extra für das Hotel entworfenen Sesseln, alles Weitere wird schnell und unkompliziert von lässig bis edel gekleideten Mitarbeitern per Tablet erledigt. Währenddessen scannt und verinnerlicht der design- und kunstinteressierte Blick die Materialien und Muster, die Farben und Formen. Auf den Tischen liegen dekorativ Coffee-Table-Books zum Stöbern und Einstimmen.
Design und Kunst überall im Haus
Die italienischen Architekten von Spagnulo & Partners haben mit dem Design und der Kunst, die überall im Haus zu finden ist, eine Wohlfühlwelt erschaffen, in der man es sich gemütlich machen kann, so, als wäre man bei einem Kunstsammler zu Besuch. Mehr ein »Platz nehmen im Wohnzimmer« als das Ankommen in einem Hotel. Mehr ein:
»Benvenuto a Milano! La mia casa è la tua casa. Willkommen in Mailand. Mein Haus ist dein Haus.«
Die Milano-Suite, eine von insgesamt 30 Zimmern und Suiten, liegt im fünften Stock und ist in ihrer Art einzigartig. Der Blick auf die begrünten Dachterrassen der umliegenden Prachtbauten ebenfalls. Mehr Raum braucht es nicht, um Wohnglück zu fühlen: Wohnbereich, Schlafzimmer, ein Bad so schön und vielseitig, dass man stundenlang nirgendwo anders sein mag. Ich würde meine Wohnung daheim wohl in der Sekunde gegen dieses Refugium oder vielleicht auch nur gegen das Bad eintauschen.
Die Liebe steckt im Details
Überall in der Suite gibt es Schönes zu entdecken. Die Liebe liegt stets im Detail. Vasen und Objekte von Gala Rotelli, so einzigartig und formvollendet, dass man sie streicheln mag, fühlen muss. Die Atollo-Leuchte von Oluce, diese ikonische Leuchte in Gold, passend zum Telefon, das in Schwarz und Gold auf der dunkelgrün durchzogenen Marmorplatte des Schreibtischs so hochwertig und perfekt zu meinem goldenen Schmuck und meinen schwarz lackierten Nägeln passt. Das nenne ich mal »Match made in Milano!«.
Im Bad scheinen Lichtquellen in der Luft zu schweben, runden Spiegel ohne Ecken und Kanten das Bild ab. Konkurriert eine frei stehende und filigran anmutende Badewanne mit einer dunkel im Fischgrätstil gefliesten Regendusche. Im Schlafzimmer umrahmen edle, matte Walnusshölzer das einladende Kingsizebett und fließen über in Ablagen links und rechts, die wiederum von frei schwebendem und punktiertem Licht von Panzeri in Szene gesetzt werden. Die goldenen Regale, die wie eine Art Raumteiler wirken, präsentieren dekorative Objekte und inspirierenden Lesestoff. An den Wänden beim Sofa hängen Schwarz-Weiß-Fotografien aus dem Mailand der 160er-Jahre und nehmen einen mit auf eine Zeitreise.
Ein eigener Hut von Borsalino
Eine weitere Reise im Hier und Jetzt erwartet die Hotelgäste auf ihren Zimmern. Die Casa Baglioni hat mit der italienischen Hutmanufaktur Borsalino, dem ältesten Spezialisten für luxuriöse Kopfbedeckungen, eine Kooperation, um den Gästen ein besonderes Erlebnis zu bieten: »Made to Measure« nennt sich das Erlebnis. Mein »Made to Measure«-Termin mit Hutprofi Simone – meiner Namensvetterin – wartet. Die Entstehung eines personalisierten Huts by Borsalino beginnt. Mein Kopf wird vermessen. 59er-Umfang. Ich werde durch das Farb- und Materialangebot geführt.
Ich habe nicht wirklich das richtige Hutgesicht, finde ich. Allerdings ist mein Namenszwilling da ganz anderer Meinung. Sommerlicher Panamahut? Klassiker? Ich gehe classy passend zur Basis meiner Garderobe in Schwarz. Weicher Wollstoff, breite feminine Hutkrempe, Krokoband. Und für meine windige Heimatstadt Hamburg mit Rückversicherung in Form eines langen Fangbands, das ich an einem meiner Knopflöcher befestigen kann, falls mir der Wind den Hut mal vom Kopf wehen will. Das wäre schließlich fatal, denn solch ein Borsalino-Klassiker hat einen ordentlichen Wert. Mit dem Probehut auf dem Kopf, einem Blick auf den Ins- tagram-Account der Borsalino World und in den Spiegel komme ich schließlich zu der Erkenntnis: Der Hut steht mir ganz gut. Simone hat ganze Arbeit geleistet.
Guten Appetit beim Lobster-Lunch
Es klopft. Der Zimmerservice kommt mit Essen auf Rädern. Der mobile Tisch wird am Fenster mit Ausblick positioniert. Die 67 Quadratmeter der Milano-Suite geben genügend Platz her. Unter einer Cloche kommt ein farbenfroher Hummersalat, appetitlich auf dem Teller komponiert, zum Vorschein. Ein Glas toskanischer Rosé Alìe Ammiraglia Frescobaldi mit Aromen von weißen Blumen, Walderdbeeren und Zitrusschalen ist eine gute Gesellschaft für meinen späten Lobster-Lunch. Wohlschmeckende kleine Foccacina con pomodori, lokales Olivenöl, Salz, Pfeffer aus der Mühle Die Küche um Michelin-Sterne-Koch Claudio Sadler kocht mit Leidenschaft, das ist ganz einfach schon an den kunstvollen Kompositionen der Gerichte erkennbar, bevor man überhaupt einen Bissen probiert hat.
Weiter geht es dann am Abend im sternegekrönten »Ristorante Sadler«. Jeder Biss eine Offenbarung. Bevor ich am nächsten Morgen bei einer vom Hotel organisierten Kunsttour die Pinacoteca di Brera im barocken »Palazzo di Brera« anpeile, um mich mit den alten Meistern auseinanderzusetzen, nehme ich erneut kurz Platz im »Wohnzimmer«. Und werfe einen Blick auf das Coffee-Table-Book direkt vor mir: »Inside Milan« lese ich. Ja, das passt, denn im Casa Baglioni sitzt man mittendrin in Mailand, spürt die Kunst, die Gastfreundschaft und die besondere Art des Hauses – und wird für einen kurzen Moment selbst zur Mailänder Stilikone. Hut ab! Und Hut auf, denn jetzt heißt es: Ciao Milano, Ciao Casa Baglioni – Ti amo!
Mehr Infos zum Casa Baglioni
Das exklusive Casa Baglioni findet sich in der Via dei Giardini, 21, 20121 Mailand und ist unter Tel. +39 02 305 5561 erreichbar. Zimmer ab € 900 für zwei Personen.
Wir stellen das Casa Baglioni auch in unserem »Hotel der Woche« Podcast ausführlich vor. Hört doch mal rein!
Mehr Infos zu Mailand
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