Wenn es in der Schweiz so etwas wie eine Metropole gibt, dann ist das wohl Zürich – eine Minimetropole. Die vielen Zugezogenen, die in Zürich beste Arbeits- und Lebensbedingungen finden, prägen die Stadt immer mehr und schätzen ebenso wie die Schweizer die hohe Lebensqualität und die Kombination von urbanem Flair und Naturnähe. Unsere Reise-Tipps für Zürich. Text: Cordelia Neumetzger
Visa, Kosten und Formalitäten. Bürger der Europäischen Union und einiger anderer Länder können visumfrei in die Schweiz einreisen. Allein mit Personenkontrollen an den Grenzen ist zu rechnen. Einen gültigen Personalausweis sollte man deshalb auf jeden Fall immer dabei haben, wenn man nach Zürich reist. Weitere Informationen zur Einreise und den Zollbestimmungen für die Schweiz erteilt das Auswärtige Amt.
Anreise. Im Herzen Europas gelegen, führen viele Wege in die Schweiz und nach Zürich. Sei es per Auto, Bahn oder Flugzeug. Von Frankfurt aus geht es über die A5 in drei bis vier Stunden nach Zürich, etwa genauso lang dauert die Bahnfahrt. Der Flughafen Zürich (Dreilettercode ZRH) wird von Lufthansa, SWISS oder Helvetik mehrmals täglich von vielen deutschen Städten aus angeflogen.
Schwül im Sommer
Klima und Reisezeit. Egal ob im Frühling, Sommer, Herbst oder Winter – Zürich ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Während der heißen und manchmal gewittrig-schwülen Sommermonate werden der Zürichsee und die Badeanstalten am Fluss Limmat zum Dreh- und Angelpunkt des Stadtlebens. Auch während der milden Herbst- und Frühlingsmonate lädt die Stadt zu Outdooraktivitäten ein. Wer frisches, klares Bergklima erwartet, ist in Zürich allerdings falsch. Die Stadt liegt recht tief und es ist oft neblig, diesig und »dank« der Klimaerwärmung werden verschneite Winter in der Stadt leider immer seltener.
Sprache. Obwohl die Schweiz flächenmäßig klein ist, leistet sie sich vier Landessprachen (deutsch, französisch, italienisch, rätoromanisch) und unzählige kantons-, ja sogar ortseigene Dialekte. Zum Teil haben die Schweizer sogar ihre liebe Mühe, sich untereinander zu verstehen. In Zürich ist die Amtssprache deutsch, doch hört man neben dem ortsüblichen »Züridütsch« fast genauso häufig spanisch, portugiesisch, französisch, albanisch oder englisch.
Währung. Eine der bekanntesten und stabilsten Währungen weltweit – der Schweizer Franke (CHF). Ein Euro entspricht etwa 1,09 CHF. Zürich ist freilich kein billiges Pflaster, ganz im Gegenteil.
W-Lan. In Zürich gibt es fast in jedem Café, Restaurant und an vielen öffentlichen Plätzen und Einrichtungen, den Bahnhöfen und am Flughafen freies W-Lan, zumeist gegen ein Passwort oder eine Registrierung.
Übernachten in Zürich: die besten Hotels
Übernachtung. Baur au Lac, Talstrasse 1, 8001 Zürich, Schweiz. Tel., +41 44 220 5020. Hier residieren Stars, Politiker und andere VIP, streng abgeschirmt hinter Mauern und Sichtschutz inmitten einer hoteleigenen Parkanlage direkt in der Stadt. Das Hotel selbst ist eine Legende und hat in seiner 175-jährigen Geschichte schon einiges erlebt. Die Gäste erleben individuellen Service in luxuriösester Umgebung mit viel Privatsphäre.
The Dolder Grand, Kurhausstrasse 65, 8032 Zürich, Schweiz. Tel., +41 44 456 6000. Mit einem wunderschönen Blick über Zürich und den See aufwachen, das kann der Gast im Dolder Grand. Einer der besten Adressen in Zürich. Das stilvolle Ambiente inmitten der Natur macht das Hotel auch zu einer beliebten Location für Hochzeiten, runde Geburtstage und ähnlich feierliche Anlässe. In der 4.000 qm großen Spa- und Fitnesswelt lässt es sich davor oder danach perfekt entspannen.
25-hours Hotel Langstrasse, Langstrasse 150, 8004 Zürich, Schweiz. Tel., +41 44 5765000 oder 25-hours Hotel Zürich West, Pfingstweidstrasse 102, 8005 Zürich, Schweiz. Tel. +41 44 577 2525. Das Konzept der 25-hours Hotels geht auch in Zürich auf. Die stylischen Hotels mit modernster Einrichtung, die ihre eigene »kleine Welt« innerhalb des Hotels kreieren, gibt es in Zürich gleich zweimal. Einmal direkt an der legendären Langstrasse und zum zweiten nicht allzu weit davon entfernt im neuen Stadtteil Zürich West. Wer nicht dort wohnt, kommt auch gerne auf einen Drink oder zum Essen vorbei.
Lecker essen in Zürich
Essen. Kein Besuch in der Schweiz ohne Fondue! Das Fribourger Fonduestübli im hippen Kreis 4 bietet seit über 40 Jahren traditionelles Fondue und weitere schweizerische Spezialitäten in ebenso kultigem Ambiente.
Don Leone, best Pizza in town nach Mamas Geheimrezept! Ohne Tischreservierung läuft nichts. Wahrscheinlich könnte diese Pizzeria noch mehr Zweigstellen haben, sie wäre trotzdem stets ausgebucht.
Das Restaurant Schipfe 16 liegt direkt am Ufer der Limmat. Hier tut nicht nur das Essen gut, sondern der Gast isst auch für einen guten Zweck. Die Zutaten der täglich wechselnden leckeren Menüs werden hauptsächlich von regionalen Anbietern bezogen. Das Restaurant bietet Arbeitsplätze für Erwerbslose, Sozialhilfeempfänger und Menschen mit Behinderungen.
Frau Gerold’s Garten ist Restaurant, Bar, Stadtgarten und Kleinkunstareal in einem. Was hier zählt, ist das Ambiente. An Sommerabenden mit unzähligen Lämpchen erleuchtet, strahlt der Biergarten viel Gemütlichkeit aus, in den kalten Monaten ist es die Winterstube im Pavillon.
Kaffeestopp muss sein
Bei einem Cappucchino und einem leckeren Stück Kuchen die Abendplanung besprechen oder einfach das erlebt sacken lassen, gehört bei einem Städtetrip einfach dazu. Die besten Café-Adressen in Zürich abseits der Touristenspots?
Das Kafi Freud in der Schaffhauserstrasse 118 ist nicht nur eine gute Anlaufstelle für den Nachmittag, sondern auch für Frühaufsteher. Ab sieben Uhr trudeln hier die ersten Kaffeetrinker und Frühstücker ein. Wer mag bleibt noch zum Mittag oder bedient sich bei Süssem an der Vitrine. Samstags kann man hier auch hervorragend brunchen.
An diesem Café kommt man eher nicht auf der Sightseeing-Tour vorbei. Aber es lohnt sich extra ins Viertel Hottingen zu fahren und sich bei waren Wetter in den wirklich schönen Garten des Kafi Paradiesli zu setzen, der seinem Name alle Ehre macht. Auch im Inneren – mit dachschräge und Galerie – lässt es sich bei selbstgemachtem Kuchen sehr gemütlich Stunden verweilen.
Einst ein Getreidelager, heute ein hippes und urgemütliches Café, wo sich das Viertel trifft. Das Café Kornsilo wird auch gerne mal als »Dorfplatz» der Gegend bezeichnet und versteckt sich auf dem Areal der Mühle Tiefenbrunnen. Frühstück gibt es hier den ganzen Tag, unter der Woche auch Mittagessen und dazwischen regulären Cafébetrieb.
Was man in Zürich gesehen haben sollte
Sehenswürdigkeiten. Klein, aber oho! Zürich ist unglaublich vielfältig. Kultur-, Sport- oder Naturliebhaber, Gourmets aber auch Partygänger kommen in Zürich auf ihre Kosten – nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes. Die Stadt der über 1.200 Trinkwasserbrunnen hat einiges zu bieten! Hier eine kleine Auswahl.
Die Chagall-Fenster im Frauenmünster sind wunderschön und eindrucksvoll. Am besten bei Sonnenschein in die Kirche gehen, dann erstrahlen die Farben der Fenster ganz besonders. Der Künstler Marc Chagall hat den Fensterzyklus in den 1970er Jahren für das Münster kreiert.
Das Museum Rietberg lockt Besucher durch wechselnde, sehr vielseitige internationale Ausstellungen. Es liegt im wunderschönen Rieterpark, der allein schon zum Verweilen einlädt. Neben dem Museumscafé im neoklassizistischen Stil gibt es noch den Sommerpavillon zu bewundern, eine faszinierende Konstruktion aus Carbon und Pappe des japanischen Stararchitekten Shigeru Ban.
Der Stadtteil Zürich Wiedikon (Kreis 3) beheimatet einen großen Teil der jüdischen Gemeinde Zürichs. Die Stadt hat eine lange jüdische Tradition und Geschichte. Ein Viertel der Juden gehören dem strenggläubige, chassidische Judentum an. Es gibt mehrere jüdische Friedhöfe und Synagogen. Wiedikon ist auch durch seine vielen Häuser im Jugendstil geprägt. Es lohnt sich, einfach mal hindurch zu schlendern und an einem der vielen kleinen Plätze oder Parks und den angrenzenden Cafés ein Päuschen zu machen. Heute ist der Kreis 3 eines der Trendquartiere Zürichs.
Mit der Tram oder zu Fuß auf den Ütliberg
Der Ütliberg ist sommers wie winters ein beliebtes Ausflugsziel der Zürcher und ihrer Gäste. Ob zum wandern, »schlitteln« oder »aperölen« – der Züricher Hausberg sollte bei einem Besuch der Stadt auf jeden Fall einmal bestiegen werden. Wer den ganzen Weg nach oben nicht laufen möchte, kann dies bequem mit dem Tram tun, das direkt bis oben zum Ausflugsrestaurant fährt.
Das Opernhaus im Stadtzentrum am Sechseläutenplatz ist Spielstätte vieler großartiger Ballettaufführungen, Opern und Konzerte. Auch die Architektur sowohl innen als auch außen ist sehenswert. Tickets für die Aufführungen sind meist schnell ausverkauft, daher rechtzeitig informieren. Im Sommer findet jeweils eine Aufführung statt, die per Leinwand aus dem Saal nach draußen übertragen wird. Dann wird der Sechseläutenplatz zum Open-Air-Festival.
Edle Boutiquen und Shops auf der Aquädukt
Shopping. Das Niederdörfli ist quasi die Altstadt Zürichs unweit der Limmat. Hier gibt es viele kleine Boutiquen und Läden, Restaurants und Cafés. Zur Vorweihnachtszeit hat das Niederdörfli seinen eigenen Weihnachtsmarkt, der nicht ganz so touristisch ist wie der große »Wiehnachtsmärt« am Sechserlüteplatz vor dem Opernhaus.
Die Aquädukt. Die berühmte Bahnhofstrasse, ein must see. Auch wenn es ggf. nur beim »Window-Shopping« bleibt, lohnt es sich die Straße entlangzuschlendern und die luxuriösen Schaufenster von Chanel, Chopard, Gucci, Hermes etc. und der vielen Juweliere zu bestaunen.
Kontrastprogramm dazu ist der Flohmarkt am Helvetiaplatz, der dort jeden Samstag (bei Wind und Wetter) stattfindet. Hier gibt es allerlei Trödel, Skurriles, aber auch nützliche Dinge zu Schnäppchenpreisen zu kaufen.
Raus aus der Stadt – Ausflugstipps rund um Zürich
Ausflüge. Mit dem Ausflugsdampfer über den Zürichsee nach Rapperswil schippern, Rundfahrten oder spezielle Eventfahrten unternehmen. Hier findet sich das volle Programm. Rapperswil ist eine historische kleine Stadt mit einem alten Kloster und Rosengarten und netten Restaurants und Cafés. Die einfache Fahrt dauert etwa eine bis anderthalb Stunden.
Ab in die Berge! Wo gibt es denn sowas – von Zürich aus können Wander- und Wintersportfreunde direkt mit der S-Bahn in die benachbarten Skigebiete und Berge wie Braunwald, Flumserberg oder Pizol fahren! Vom Bett auf die Piste in nur zwei Stunden.
Der türkisfarbene Caumasee liegt wie ein Edelstein im Wald nahe Flims in Graubünden. Eine beliebte Fotokulisse und Badegelegenheit. Der See ist etwa zwei Autostunden von Zürich entfernt.
Die Stadt umgibt ein Netz an Wanderwegen. Der Wanderausflug lässt sich prima mit dem Besuch in einer der zahlreichen Beizen wie dem Lindenhof kombinieren. Hier gibt es lokale Speisen und Getränke, oft auch Kühe, Ziegen oder Hühner.
Am 1. August, dem Nationalfeiertag, wird kräftig in Zürich gefeiert
Trinkgeld. In Restaurants und Cafés sind Trinkgelder üblich, 10 – 15 % auf den Preis aufrunden.
Persönlicher Tipp. In einer Flussbadi schwimmen. In Zürich gibt es viele Badeanstalten, sogenannte »Badis«, entlang der Limmat und des Zürichsees. Baden im Fluss und sich mit der Strömung durch die Stadt treiben zu lassen ist etwas Besonderes. Alternativ ist es auch ein Riesenspaß, die Limmat in einem Schlauchboot oder einem aufblasbaren Flamingo, Einhorn oder Pizzastück hinaufzupaddeln.
Mit den Schweizern ihren Nationalfeiertag am 1. August bei einem der zahlreichen Straßenfeste im Kreis 4 oder 5 mitfeiern. Dabei geht es bunt und fröhlich zu, oft mit Livemusik und Tanz. Abends wird wie überall in der Schweiz an diesem Datum ein großes Feuerwerk zelebriert.
Einen Abend auf der Langstrasse verbringen. Wenn es in Zürich so etwas wie ein wilderes Viertel gibt, dann ist das die Gegend auf und um die Langstrasse herum. Abgesehen von Etablissements des horizontalen Gewerbes sind hier diverse gute Restaurants, Bars, Cafés und Clubs angesiedelt.
Wie in Berlin gibt es auch in Zürich Pop-up-Clubs, die nur für einige wenige Events oder Wochen geöffnet sind. Solche finden sich auch auf der Langstrasse. Vor allem von Donnerstag bis Sonntag ist die Langstrasse zum Ausgehen und Feiern auf jeden Fall die richtige Adresse.
Geschichte der Schweiz im Landesmuseum entdecken
Das Landesmuseum in der Nähe des Hauptbahnhofes ist aus verschiedenen Gründen mehr als einen Besuch wert. Das Museum selbst vermittelt einen sehr umfassenden Eindruck über die Geschichte der Schweiz und auch über Zürich. Doch zur Weihnachtszeit und im Sommer verwandelt sich der Hof des Museums in eine eigene Eventarea. Im Dezember findet dort das »Illuminarium« statt, eine Art Weihnachtsmarkt mit bunten und verrückten Lichtanimationen, die das Gelände in ein Zauberland verwandeln. Sommers beheimatet der Hof die allabendlichen »Rundfunk.fm-Partys« mit Musik, Drinks und Tanz.
Don’t: deutsches Preisniveau erwarten
Besser nicht …
… die Preise mit denen in Deutschland vergleichen. Sonst macht Zürich keinen Spaß mehr.
… die Unterkunft in nächster Nähe zu einer Kirche wählen. Die Glocken der Stadtkirchen läuten alle Viertelstunde von sechs Uhr morgens bis zwölf Uhr in der Nacht. Wer einen leichten Schlaf hat, wird dann kaum Ruhe finden.
… als ungeübter Schwimmer in den Fluss springen. Jedes Jahr sterben immer wieder leichtsinnige Menschen, die die Strömung oder die Untiefen unterschätzt haben
… unpünktlich sein. Die schweizerische Pünktlichkeit ist sprichwörtlich. Und das heißt dann nicht genau zur Uhrzeit – pünktlich ist zehn Minuten früher! Da macht Zürich keine Ausnahme.
… bei einem Fussballmatch zwischen dem FC Zürich und – eigentlich egal welcher anderen Mannschaft – zwischen die Fronten der Fans geraten. Es gibt viele Radikale und die Züricher Polizei greift bei diesen Anlässen notfalls auch hart durch.
Literatur. Marco Polo »Reiseführer Zürich: Reisen mit Insidertipps« mit Touren-App und Events & News von Christoph Hegi und Gabrielle Attinger, (2018). Marcdumont GmbH & Co KG, Ostfildern.
»111 Orte in Zürich, die man gesehen haben muss« von Oliver Schröter und Falk Saalbach (2018). Emons Verlag GmbH, Köln. ISBN 978-3-86358-939-4.