Wer von einer Reise aus einem Risikogebiet zurückkehrt, soll sich auf das Coronavirus testen lassen. Das haben die Gesundheitsminister der Ländern beschlossen. Wer das nicht tut, muss sich 14 Tage in Quarantäne begeben. Nicht alle sind von diesem Beschluss überzeugt.

Als im März dieses Jahres die Zahl der Corona-Infizierten in Deutschland in die Höhe schoss, wunderte sich so manch einer darüber, dass Reisende aus nahezu aller Herren Länder unkompliziert nach Deutschland einreisen konnten. Sogar aus Iran, das seinerzeit zu den Ländern gehörte, die mit die höchsten Corona-Infizierten-Zahlen aufwies. Coronatests für Reiserückkehrer – darüber wurde nur wenig diskutiert. Wer damals mit dem Flugzeug oder Schiff einreiste, war lediglich verpflichtet, seine Daten anzugeben. Das geschah mittels sogenannter Aussteigerkarten, die bei der Ankunft in Deutschland ausgefüllt werden mussten.

Flugreisende mit Rollkoffer bei Ankunft im Flughafen

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Kritiker empfanden die Maßnahme als zu lax. Nun will die Politik besser gerüstet sein. Ein Corona-Test soll her. Am Flughafen. Der Test soll kostenlos und freiwillig sein. Bundespolizisten sollen Reisende aus Risikogebieten gezielt auf die Möglichkeit eines Tests ansprechen, so der Plan. Ob die Einreisenden ihn dann auch tatsächlich machen werden, ist offen. Die Verlockung, die Reise zu vertuschen, um weder den Test zu machen noch in Quarantäne zu gehen, scheint bei einigen Rückkehrern groß zu sein. Denn: Wer soll das kontrollieren?

Klar ist jedenfalls: Reisende, die individuell und auf eigene Faust in Zielgebiete reisen, die durch das Auswärtige Amt oder das Robert-Koch-Institut als Risikogebiete ausgewiesen sind, müssen schon heute bei der Rückkehr nach Deutschland in eine verpflichtende 14-tägige Quarantäne, sofern sie nicht einen negativen Corona-Test vorweisen können, der höchstens 48 Stunden alt ist.

Welche Länder und Regionen zu Risikogebieten gehören und welche nicht

An der Einstufung der Risikogebiete gibt es immer wieder Kritik. Das sind die Länder und Regionen auf der Welt, in denen ein erhöhtes Risiko besteht, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, es nicht ausreichend Testmöglichkeiten gibt oder die Maßnahmen zur Pandemie-Eindämmung als unzureichend betrachtet werden. Die Einstufung als Risikogebiet erfolgt nach gemeinsamer Analyse und Entscheidung durch das Gesundheitsministerium, Auswärtige Amt und Innenministerium. Auf der Liste stehen derzeit beliebte Urlaubsländer wie die USA, Südafrika, aber auch Ägypten und Marokko. Veröffentlicht wird die Liste vom Robert-Koch-Institut.

Ausschnitt aus Zeitungsartikel über Corona-Tote in USA

Nisuda Nirmantha

Populäre Destinationen wie Spanien, Italien oder Frankreich stehen dagegen nicht auf der Liste. Aber auch dort ist natürlich ein Ansteckungsrisiko gegeben. Gerade in Spanien sind in einigen Regionen wieder die Infektionszahlen gestiegen. In Katalonien wurde am vergangenen Wochenende gar wieder eine Sperrstunde eingeführt. Deshalb sagt unter anderem der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach mit Blick auf Reiserückkehrer an Flughäfen: »Optimal wäre es, jeden zu testen«.

Doch es gibt auch anderslautende Kritik an dem Beschluss. Denn selbst wenn Passagiere gesund sind oder zumindest gesund wirken, könnten sie das Virus unbemerkt in sich tragen. Susanne Johna, Bundesvorsitzende des Ärzteverbandes »Marburger Bund«, sagt deshalb, die Corona-Tests seien lediglich eine Momentaufnahme. Die Inkubationszeit sei länger. Eine Ansteckung mit dem Coronavirus direkt vor der Anreise würden bei so einem Test zum Beispiel nicht angezeigt. Wenn man auf Nummer sicher gehen wolle, müssten etwa Reiserückkehrer nach ein paar Tagen in Quarantäne abermals einen Test machen.

Coronatests für Reiserückkehrer gratis und freiwillig – gut so?

Auch die FDP und Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery begrüßen grundsätzlich die Coronatests für Reiserückkehrer. Sie kritisieren aber, dass die Kosten dafür die Allgemeinheit zahlen soll. Sie argumentieren: Wer Geld für eine Reise in ein Risikogebiet habe, habe auch das Geld, um den Test aus eigener Tasche zu bezahlen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn dagegen scheint noch mit der Freiwilligkeit der Coronatests für Reiserückkehrer zu hadern. Er lässt derzeit prüfen, ob die Tests nicht verpflichtend werden könnten. Und damit ist er längst nicht allein. Die Rufe nach einer Testpflicht werden immer lauter.

Für die Flughäfen ist die Einrichtung der Testzentren unterdessen eine Herkulesaufgabe. Sie müssen nicht nur ein Unternehmen finden, das die Tests professionell – also von medizinisch fachkundigem Personal – durchführt, sondern auch entsprechende Räume zur Verfügung stellen. Am Frankfurter Flughafen existiert ein solches Testzentrum bereits. Es wird von dem Unternehmen Centogene betrieben. In dem Testzentrum können sich sowohl An- und Abreisende testen lassen. Andere Airports wie der in Köln/Bonn haben bereits nachgezogen oder wollen solche Testzentren in Kürze bereitstellen.