Wer zum ersten Mal im Elissa Lifestyle Beach Resort auf Rhodos eincheckt, erlebt eine Überraschung. Und damit ist nicht der Welcome-Drink gemeint, der einem als Significance-Ice-Tea des Hauses serviert wird.
»Fahren Sie auch in diesem Bus?«, wäre ein noch blöderer Gesprächseinstieg gewesen. Doch auch die Frage, ob sie ebenfalls im »Elissa Resort« absteigt, so wie man selbst, ist an Bräsigkeit kaum zu überbieten. Die Dame im Sommerkostüm, die ein wenig an die extrem gut gealterte Christy Turlington erinnert, lächelt verhalten. Es ist eine dieser Frauen, die sich modisch kleiden, aber dezent, deren Outfit mehr kostet als ein chinesisches E-Mobil, aber das nicht in Großbuchstaben die ganze Welt wissen lässt. Quiet Luxury nennen Kenner ihren Stil vermutlich.

Foto: Elissa Lifestyle Resort
»Gut kombiniert!«, antwortet sie nach einer kleinen Pause und fragt milde amüsiert: »Wie kommen Sie darauf?« Ich zucke mit den Schultern. »War gar nicht so schwer.« War es wirklich nicht. Wenn vor dem Gate am Flughafen ein Fahrer mit einem Schild wartet, auf dem genau zwei Namen stehen, und der eigene Name ist einer davon, und wenn man dann gemeinsam mit der Person, die zu dem anderen Namen auf dem Schild gehört, zu einem Kleinbus geführt wird, auf dem »Ella Resorts. Elissa Lifestyle Hotel« steht, na, dann könnte man schon auf die Idee kommen, dass wir das gleiche Ziel haben.
Das Urlaubsziel: Elissa Lifestyle Resort Rhodos
»Ich dachte, ich frage lieber mal nach.« Das Zucken der Mundwinkel verrät sie. Sie hält mich vermutlich für einen neurologischen Underperformer. Ich kann‘s ihr nicht verdenken. Früher habe ich weniger gestottert. Aber so reagieren Jungs halt auf attraktive Damen in den besten Jahren, selbst wenn sie selbst schon mit fortgeschrittenem Ablaufdatum reisen und das Handgepäck hauptsächlich aus Pillen, Salben und ABC-Pflastern besteht. »Sind Sie schon häufiger hier abgestiegen?«

Lobby im Hotel I Foto: Elissa Lifestyle Resort
Wir haben das Resort inzwischen erreicht, schon eilen die in erdfarbenen Uniformen bekleideten Servicekräfte mit einem Welcome-Drink in der Hand auf uns zu: »Genießen Sie unseren Significance-Ice Tea!« Er sieht aus wie Champagner und schmeckt nach Pfirsich. Kein schlechter Anfang. Meine unfreiwillige Begleiterin lächelt das Empfangskomitee strahlend an, nippt am Drink und antwortet mir knapp, aber nicht unfreundlich, bevor sie sich Richtung Rezeption fortbewegt. »Mein vierter Aufenthalt, und bevor sie fragen: Ja, es gefällt mir sehr gut hier. Meistens lernt man sehr interessante Menschen kennen.« Ich nicke. Was bleibt jetzt noch zu sagen.
Die Zimmer: Von Deluxe Rooms bis Water Bungalows
Nun ja. Also auf zum Zimmer. Ich habe mich für eine der Junior Suiten entschieden, eine von nur vier Zimmerkategorien des Elissa Hotels. Es geht mit dem Deluxe Room los, der hätte es auf 25 Quadratmeter auch getan. Aber man will ja im Urlaub nicht auf der untersten Stufe loslegen. Nach der Junior Suite mit 36 Quadratmetern folgt die Open Plan Suite mit bis zu 55 Quadratmetern. Für eine bedürfnislose Person wie mich doch etwas übertrieben, oder? Und die drei Water Bungalows direkt am Strand sind ohnehin weit voraus im größten Teil des Jahres vermietet. Zumal mein Zimmer ohnehin schon sehr geräumig, großzügig und elegant wirkt.
Später erfahre ich, dass alle 322 Zimmer des Elissa Lifestyle Beach Resorts nach dem gleichen Prinzip inszeniert worden sind. Motto: Räume zum Atmen, geschmeidige Eleganz.
Aus Gründen hat man auf Ölbilder oder großformatige Fotos von lokalen Künstlern verzichtet, die in vielen Hotels den künstlerischen Anspruch des Hauses unterstreichen sollen, aber recht selten das Niveau von malenden Waldorf-Schülern überschreiten. Stattdessen setzt man hier im Elissa auf Naturmaterialien, Erdtöne und Ruhe ausstrahlende, undekorierte Wände. Ein Segen.

Foto: Elissa Lifestyle Resort
15 (!!) verschiedene Freshwater Pools
Wäre die Einrichtung meines Zimmers eine Musikrichtung, würde man sie vermutlich Fresh Folk nennen. Ehrlich und handgemacht, recht eingängig, ohne lieblich zu sein. Der Blick von meinem Balkon raus aufs Mittelmeer ist frei von störenden Reizen, man erkennt, dass am Hotelstrand in einiger Entfernung schon Betrieb herrscht. Kein Wunder, bei 32 Grad und wolkenlosem Himmel. Am Pool liegen ein paar Gäste auf weißen Day Beds oder braunen Holzliegen, die Szene schaut aus, als habe man sie extra für ein Foto arrangiert. Ich freue mich, dass der Pool sich direkt vor meinem Fenster ausbreitet, beiläufig scanne ich schon mal die wenigen Freunde der Sonne, die sich dort der UV-Strahlung aussetzen. Nein, Christy Turlington ist nicht darunter.
Leichte Enttäuschung behandelt man am besten mit einem Drink an der Bar. Ich lese im Hotelfolder, dass es gleich drei davon gibt. Alle haben sie wohlklingende Namen: Istrio, Rodini und Siana. Auf dem Weg zur Lobby wird sich ja wohl eine davon finden lassen. Tatsächlich stelle ich fest, dass ich allein auf dem Weg zur Lobby an zwei weiteren Pool-Landschaften vorbeikomme. Meine Irritation wächst, als ich schließlich gleich vor dem Fanes, dem Main Restaurant des Resorts, einen weiteren Pool vom Format eines mittelstädtischen Freibads entdecke. What the heck? Hat hier jede Hütte seinen eigenen Pool?

Sitzgruppe in der Siana Bar I Foto: Elissa Lifestyle Resort
Auf einen Drink mit dem General Manager
»Das ist richtig«, sagt Ayhan, den ich mit einem Virgin Mojito in der Hand an der Siana-Bar im Lobbybereich stelle und in ein Gespräch verwickle, »im Elissa Resort hast Du die Wahl unter 15 verschiedenen Freshwater Pools!« Er hält das für eine super Nachricht. Muss er auch, denn Ayhan Oktay Aslan ist der General Manager des Elissa Resorts und weiß genau, was diese ungewöhnlich große Pool-Auswahl mit seinem Resort anstellt. »Selbst wenn wir wie jetzt fast ausgebucht sind, verteilen sich unsere Gäste ganz harmonisch auf dem Gelände.« Tatsächlich überrascht mich die Info, dass momentan 500 Menschen im Elissa eingebucht sind. Wo sind die denn alle? Nirgendwo herrscht Stress, nirgendwo ein Getümmel, überall stattdessen gehobene Beach-Club-Atmosphäre.
Das mediterrane Fanes ist der einzige Ort, an dem morgens eine Menge Menschen zusammentreffen, um sich am opulenten Frühstücksbuffet zu bedienen. Das Buffet ist farbiger als das Outfit der Gäste – fünf Sterne scheinen sich beruhigend auf ihre Bademode auszuwirken. Offenbar scheinen leuchtende Neonshorts und knappe Tanktops, die nach sofortigem Einsatz von barmherzigen dunklen Sonnenbrillen verlangen, aus dem Elissa Resort verbannt worden zu sein. Von einer Kofferkontrolle, bei der die garstigsten Outfits eingezogen werden, habe ich zwar nichts bemerkt, aber wie ich den Stil des Hauses schon nach kurzer Zeit einschätze, ist das alles sehr diskret geschehen.
Eine Matinee zum Frühstück
Wer frühmorgens erst langsam in den Tag findet und schon das zwei- bis dreimalige Vorrücken ans Büffet für eine unzumutbare Härte hält, kann im asiatischen Restaurant Masari ganz in der Nähe des Fanes was erleben. »Frühstücksgeschichten« nämlich. So heißt das Frühstück à la carte, das dort in der Zeit zwischen 7:30 und 10:30 Uhr serviert wird, begleitet von unterschiedlichen Musikanten, die dem Ganzen das Flair einer feierlichen Matinee verleihen. Dort entdecke ich an meinem dritten Tag im Resort auch endlich Christy Turlington wieder. Sie beugt sich mit sichtlicher Wonne über einen Avocado-Toast, flankiert von frischem Orangensaft und einem Espresso-Tässchen. Leider habe ich schon im Fanes ausgiebig gefrühstückt und finde auf die Schnelle keinen Vorwand, um mich kurz zu der Dame zu gesellen, also winke ich bloß kurz von draußen, was Christy mit einem kaum wahrnehmbaren Nicken und einem amüsierten Lächeln kommentiert. Sie hat mich offenbar wiedererkannt.

Foto: Elissa Lifestyle Resort
Am nächsten Morgen sitze ich zwei Stunden im Masari und vertilge die halbe – übrigens ganz großartige – Frühstückskarte, doch die feine Dame lässt sich nicht blicken. Gegen zehn Uhr breche ich auf. Vermutlich keine gute Idee, ausgerechnet jetzt einen Massagetermin im Wellness-Tempel des Resorts wahrzunehmen. Canceln ist keine Option. Vor der Lobby wartet bereits ein dienstbarer Geist mit einem Golf-Cart auf mich. Ich erfahre, dass der Wellnessbereich des Elissa Resorts zum Schwesterhotel Helea Lifestyle Beach Resort gehört. Es liegt rund 100 Meter vom Elissa entfernt, das hätte ich auch zu Fuß schaffen können. Doch die Fünf-Sterne des Elissa Resorts schließen freundlichen Rundum-Service in allen Lebenslagen halt mit ein. Je näher ich dem Helea Resort komme, um so lauter wird es. Kindergeschrei! Eine Riesenrutsche! Das war es also, was ich im Elissa Resort überhaupt nicht vermisst habe. Die Freuden eines »Adult Only«-Resorts sind nicht zu unterschätzen.
Wellness im Schwesterhotel
Der Wellnessbereich des Helea Resorts allerdings ist wirklich großzügig und geschmackvoll geraten. Ein großes Indoor-Becken und ein Nassbereich mit Saunawelten und Hamam locken Menschen an, die Badefreuden bei 35 Grad im Schatten nicht schätzen, sondern lieber runtergekühlte Eleganz in abgedunkelten Räumen bevorzugen. Mein Masseur Carlos erklärt mir beiläufig, wie ich meine ausdauernden Schulterprobleme in den Griff bekomme. Seine Ausbildung als Krankengymnast erlaubt ihm derartige Expertise, auch die Kollegen seien entsprechend ausgebildet.

Foto: Helea Family Beach Resort
In den kommenden Tagen verbringe ich meine Zeit mit einem 600-Seiten-Schmöker an möglichst vielen unterschiedlichen Pools. Dass Liegen nicht mit Handtüchern reserviert werden dürfen, steht zwar in der Nähe der Wasserlandschaften geschrieben, ist aber überflüssig: Nirgendwo herrscht Liegen-Notstand, der General Manager hatte recht. Nach jeweils 100 Seiten in meinem Buch wechsele ich das Gewässer, doch es hilft nichts. Christy bleibt unsichtbar.
Eine Runde Tennis oder Padel gefällig?
Erkundet die Frau etwa die Insel Rhodos? Was für ein Frevel, wenn man auch die Einrichtungen des Resorts nutzen kann. Den Tennisplatz zum Beispiel oder den Padel Court, alles auch mit Trainer zu haben. Ich überlege, einen Platz in den Abendstunden zu buchen, wenn die Temperaturen unter die 30 Grad-Marke fallen. Flutlicht ist jedenfalls vorhanden. Doch da ich noch die Restaurants des Resorts ausgiebig testen will, bleibt für sportliche Bewegung in den Abendstunden leider keine Zeit.
Ich bin Flexitarier (was sich eindeutig besser anhört, als zuzugeben, einfach nach Lust und Laune zu essen, was gerade auf der Karte steht) und entscheide mich im Kavos Restaurant für den Fisch des Tages, was Sinn macht, denn beim Kavos handelt es sich um ein Fisch- und Meeresfrüchte Restaurant. Hauptsächlich um kunstfertig behandeltes Fleisch geht es im benachbarten Fourni. Überhaupt sei das gesamte Resort sehr daran interessiert, kulinarische Köstlichkeiten erster Güte auf den Tisch zu bringen:
»Die Speisekarten des Kavos und Fourni-Restaurants hat der Michelin-Sternekoch Alexandros Tsiotinis für uns kreiert«
berichtet General Manager Aslan stolz. Dieser hat auch die »Frühstücksgeschichten« im Masari entwickelt.
Das unerwartete Treffen im Weinkeller
An meinem vorletzten Tag meiner Sommersause auf Rhodos steht eine Weinverkostung auf dem Programm. Im Weinkeller des Resorts, dem Kelari, empfängt der junge Sommelier des Resorts uns mit diversen Weiß- und Rotweinen. Abgesehen davon, dass der Weinkeller kein Keller ist, sondern eine Art lichter Konferenzraum, wartet noch eine weitere Überraschung auf mich. Christy Turlington. Wobei sie nicht wirklich wartet, sondern mit ihrem von mir bereits als typisch zertifizierten, leicht spöttischen Grinsen an mir vorbei aus dem Raum schlendert. In dem hat offenbar gerade ein Oliven-Öl-Tasting stattgefunden, ebenfalls eine der so genannten »Experiences« des Elissa Resorts.

Foto: Elissa Lifestyle Resort
Verdammt. Ich hätte auf Oliven setzen sollen. Da geht sie dahin, meine letzte Chance, ein Supermodel kennen zu lernen. Dabei wäre sie hier die perfekte Begleiterin gewesen: Quiet Luxury trifft auf lässige Eleganz. (Damit meine ich das Resort…) Ich beschließe, die Weinverkostung zu genießen und nichts von den guten Tropfen wieder auszuspucken. So nimmt der letzte Abend im Elissa Resort einen lustigen Verlauf, an dessen Beginn ich mich immerhin noch sehr gut erinnern kann.
Am nächsten Morgen reise ich ab, der Bus mit »Ella Resorts. Elissa Lifestyle Hotel«-Aufdruck wartet bereits in der Einfahrt vor der Lobby. Außer mir steigt nur noch eine weitere Person zu. War klar. Ich nicke ihr zu, was sich für meinen verkaterten Kopf anfühlt, als würden sich darin tektonische Platten verschieben. Christys Mundwinkel zuckt. Die Fahrt dauert 25 Minuten, sie vergeht in schreiender Stille.
Mehr Infos zum Elissa Lifestyle Beach Resort Rhodos
Ein Deluxe Room kostet ab 160 Euro die Nacht. Hier gibt es mehr Infos zum Elissa Lifestyle Beach Resort auf Rhodos – ein Adults-Only Resort.
Hier verraten wir, was man auf Rhodos gesehen haben sollte.

Foto: Elissa Lifestyle Resort