Wer im Internet nach einem Kundendienst für seinen Flug sucht, sollte genau hinschauen. Von Kriminellen gefälschte Airline-Websites samt Hotlinenummer suggerieren schnelle Hilfe, sind aber nichts als Fake. Wer sich den vermeintlichen Hotlinemitarbeitern anvertraut, erlebt eine böse Überraschung.

Nepper, Schlepper und Bauernfänger treiben bekanntlich seit vielen Jahren ihr Unwesen nicht nur im Alltag, sondern auch und vor allem im Internet. Phishingmails, Love-Scamming, falsche Angebote – die Liste der Betrugsmaschen ist mittlerweile lang. »Der Betrug in der analogen Welt ist fast schon die Ausnahme«, so Andreas Mackenthun vom Landeskriminalamt Hamburg gegenüber dem NDR über die immer weiter um sich greifenden Betrugsmaschen im Netz. Auch der Tourismus ist davon nicht verschont geblieben.

Darauf wies jüngst das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland hin. Es warnt konkret vor falschen Kundenbetreuern für Flugreisen. Ihre Masche: Sie kopieren die offiziellen Internetseiten von Airlines und Onlinebuchungsportalen und geben sich unter einer falschen Hotlinenummer als angebliche Kundenbetreuer aus. Um möglichst viele Opfer zu ködern, bedienen sie sich einer perfiden Masche: Gefälschte Airline-Websites werden gegen Bezahlung beworben, um in Suchmaschinen an prominenter Stelle angezeigt zu werden.

Gefälschte Airline-Websites: So werden Kunden abgezockt

Um das konkrete Vorgehen der Betrüger beispielhaft zu illustrieren, berichtet das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland von einem Fall, der sich kürzlich ereignet hat. Demnach wollte eine Urlauberin die Koffermitnahme für ihren geplanten Flug stornieren. Die Flugreise hatte sie bei Opodo gebucht.

Koffer auf Rollband

WeStudio/Shutterstock.com

Um das Onlinebuchungsportal zu kontaktieren, suchte sie über eine Suchmaschine nach der Telefonnummer der Hotline – und landete dabei auf einer Fake-Website. Eine Dame gab sich als Servicemitarbeiterin Opodos aus und sagte zu, das Gepäckstück zu stornieren und das dafür entrichtete Geld zurückzuerstatten. Um den Vorgang abzuschließen, müsse die Kundin zunächst eine App herunterladen. Um den Rest werde sich gekümmert. Die Kundin tat, was ihr auferlegt wurde, und installierte die App. Schließlich bat man sie, eine Meldung ihrer Bank-App zu bestätigen. Auch dies tat sie. Plötzlich wurde das Gespräch abgebrochen. Dann der Riesenschreck: Ihr wurden 976 Euro vom Konto abgebucht.

In solchen Fällen ist es für Verbraucher enorm schwer, ihr Geld zurückzubekommen. Der Grund: Die Täter hinter dieser Masche sind schwer zu fassen. Sie verschleiern ihre Identität und sitzen in vielen Fällen außerhalb Europas. »Hat der Verbraucher im guten Glauben, mit der richtigen Person zu sprechen, die Zahlung autorisiert, ist diese nur schwer rückgängig zu machen«, erläutert Karolina Wojtal, Co-Leiterin des Europäischen Verbraucherzentrums Deutschland.

Diese Regeln sollte man beachten

Damit der Schaden erst gar nicht entsteht, sollten einige Regeln beachtet werden. Das Verbraucherzentrum empfiehlt Reisenden, die im Internet auf der Suche nach einem Ansprechpartner sind, Folgendes: Zunächst sollte man nicht blind den von Google oder anderen Suchmaschinen vorgeschlagenen Websites und Telefonnummern vertrauen. Vielmehr sollte man sein Augenmerk auf die URL-Adresse der Internetseite richten. Fake-Seiten haben oft eine abwegige Domain. Hat man schließlich eine Nummer gewählt, von der man glaubt, sie sei korrekt, sollte man weiterhin achtsam ein. Seriöse Hotlines lassen oft erst einmal eine Ansage vom Band laufen. Dabei landet man in einer Warteschleife. Bei Betrugsversuchen dagegen hat man meist sofort einen (vermeintlichen) Berater oder eine Beraterin in der Leitung.

Hotline-Beraterin mit Headset von hinten

-D-S Piotr Marcinski/Shutterstock.com

Sollte man tatsächlich unbewusst einen Betrüger an der Strippe haben, sollte man zwei Dinge unbedingt beherzigen: Am Telefon niemals seine Bank- und Kreditkartendaten preisgeben. Absolutes Tabu ist auch die Installation von Apps und Programmen. Mit einer Fernwartungssoftware haben die Betrüger nämlich Zugriff auf persönliche Daten und können den Rechner oder das Handy mit Schadsoftware infizieren.

Gefälschte Airline-Websites: Vorsicht bei Flugumbuchungen 

Natürlich sind nicht nur Reisende gefährdet, die ihren Koffer stornieren lassen möchten. Auch wer am Flughafen festsitzt, weil sein Flug storniert wurde oder den Anschlussflug verpasst hat, kann in die Falle tappen. Denn oft wird die Situation von Reisenden ausgenutzt, die von unterwegs und unter Stress in einer Ausnahmesituation sind und schnell Kontakt zur Airline aufnehmen wollen. Haben die Betrüger erst einmal ein »Opfer« in der Leitung, haben sie oft leichtes Spiel. Denn die vermeintlichen Mitarbeiter fragen dann nach Vor- und Nachnamen sowie nach der Buchungsnummer. So weit, so normal. Das Problem: Mit den Infos können sich die Betrüger auf der echten Airline-Website detaillierte Fluginformationen anzeigen lassen. Sie wissen also genau, was Sache ist. Möchte der Kunde eine Umbuchung vornehmen, können ihm die Kriminellen problemlos alternative Flüge mit genauen Zeitangaben und Umsteigeverbindungen nennen.

Für diese Serviceleistung muss dann bezahlt werden. Dazu wird dann die Herausgabe der Kreditkartendaten verlangt. Spätestens hier sollten bei Verbrauchern die Alarmglocken läuten. Am Telefon sollten niemals Bank- oder Kreditkartendaten herausgegeben werden.

Der Tipp der Verbraucherschützer daher an alle Reisenden: »Notieren Sie sich vor Reiseantritt die offizielle Telefonnummer der Fluggesellschaft aus Ihren Reiseunterlagen. So haben Sie im Notfall die richtige Nummer parat.«

Weitere Informationen über gefälschte Airline-Websites hält das Europäische Verbraucherzentrum Deutschland auf seiner Website bereit.