Klein, aber oho! Obwohl das Elsass – oder die »Région Alsace«, wie die Franzosen sagen – mit nur rund 8.000 Quadratkilometern die flächenmäßig kleinste Region Frankreichs ist, lohnt eine Reise dorthin. Das Elsass gilt als einer der idyllischsten Regionen in unserem Nachbarland Frankreich. Wir verraten, welche Sehenswürdigkeiten es neben Störchen, Fachwerkhäusern und Weinbergen zu entdecken gibt.

Straßburg – Metropole und Kulturzentrum des Elsass

Das weltberühmte Münster zu Straßburg, die kopfsteingepflasterten Gassen mit Butzenscheibenromantik, die modernen Glaspaläste der EU: Die größte Stadt des Elsass, Straßburg, hat ziemlich viele Facetten. Hier stellen wir euch die sehenswertesten Ecken der Stadt vor.

Panorama-Blick auf Straßburg

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Wer mit dem Zug anreist, ist klar im Vorteil. Die Suche nach einem Parkplatz entfällt, und das Zentrum der Stadt ist schnell zu Fuß erreicht.

Nur 400 Meter vom Bahnhof entfernt liegt der Place Kléber. Auch der Place Broglie, der Place Gutenberg und der Place du Château sind nur einen Katzensprung entfernt – alles also ziemlich dicht beieinander.

Grande Île in Straßburg: Shopping, Museen und Münster

Lust auf Shopping und stundenlang Zeit? Dann nichts wie hin zur Grande Île. Die Insel, seit 1998 Unesco-Weltkulturerbe, bietet euch wuselige Plätze, Getümmel in den Shoppingmeilen und Fußgängerzonen, flankiert von sehenswerten Fachwerkhäusern. Hier findet ihr auch die bekannteste Sehenswürdigkeit der Stadt: das Münster. Die im gotischen und romanischen Bau erbaute Kirche, 142 Meter hoch ist sie, gilt als Meisterwerk europäischer Baukunst.

Fassade des Münsters in Straßburg

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Einen besonders schönen Blick auf das Münster erhascht ihr von der Rue Mercière. Wer reingeht, sollte es nicht versäumen, sich die Buntglasfenster, das Orgelgestühl und die astronomische Uhr näher anzusehen. Wer anschließend noch fit ist, kann die 330 Stufen bis zur Münsterplattform erklimmen. Von dort genießt ihr einen tollen Ausblick über die Dächer Straßburgs. Je nach Wetter habt ihr auch einen schönen Blick bis zu den Vogesen und zum Schwarzwald.

Wenn ihr schon einmal auf der Grande Île seid, solltet ihr auch dem Place du Château samt Frauenwerkmuseum und Rohan-Palast einen Besuch abstatten. Anschließend lohnt ein Abstecher zum Place du Marché Gayot, wo ihr viele Cafés und Restaurants mit Terrassen zum Chillen findet.

Postkartenmotive im La Petite France

La Petite France ist das ehemalige Stadtviertel der Gerber, Müller und Fischer. Und das spürt man bis heute. Die Gassen des Viertels sind gesäumt von unzähligen Fachwerkhäusern aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Fast alle haben geräumige Innenhöfe, große, steile Dächer und Dachböden, in denen früher die Felle getrocknet wurden. Durch das Viertel fließt der Fluss Ill; außerdem gibt es drei kleine Kanäle.

Petit France in Straßburg

Chan Lee

Vor dem Maison des Tanneurs stehen oft besonders viele Touristen, es gilt als schönstes Haus des Viertels. In vielen der Restaurants in dem Viertel könnt ihr typisch elsässische Küche probieren. Und mit etwas Glück habt ihr bei schönem Wetter die Chance, auf einer Restaurant-Terrasse direkt am Fluss zu speisen. Sehr romantisch!

Besuch im Europaparlament

Im Besucherzentrum des Europaparlaments in Straßburg könnt ihr euch über die Arbeit der EU-Abgeordneten und die Funktionsweise des EU-Parlaments informieren. Das Parlamentarium, so heißt das Besucherzentrum, liegt unweit des Europaparlaments in einem gesonderten Gebäude. Es ist 5.300 Quadratmeter groß und bei freiem Eintritt täglich geöffnet. Im Louise-Weiss-Gebäude wird ein 360-Grad-Panoramafilm zum Geschehen im Parlament gezeigt, den ihr aus der Perspektive eines Abgeordneten verfolgen könnt.

Fassade des Europaparlaments in Straßburg

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Der Filmsaal bietet Platz für 50 Personen. Außerdem gibt es einen Bereich für Rollenspiele, eine Ausstellung mit Touchscreens und eine Wand mit Bildern der Abgeordneten. Wer das volle Europaparlaments-Programm haben will, kann neben dem Parlamentarium, den Plenarsaal (Besuchertribüne) und die Panoramaterrasse besuchen.

Radfahren im Elsass

Raus aus der Stadt, ab ins Grüne! Und das am besten mit dem Fahrrad. Das Elsass bietet euch ein insgesamt 2.500 Kilometer langes Radwegenetz. Es gilt damit als die fahrradfreundlichste Gegend Frankreichs und wird zudem von drei Routen des europäischen Radrouten-Netzes EuroVelo durchquert.

Blaues Fahrrad steht in einem Weinanbaugebiet im Elsass

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Von Deutschland kommend führt die EuroVelo 5 – Via Romea Francigena nacheinander über die Radrouten des Saarkanals und Rhein-Marne-Kanals bis nach Straßburg, entlang der Bruche und dann über den elsässischen Radwanderweg Véloroute du Vignoble.

Ein Muss ist auch eine Fahrradtour durch Osthänge der Vogesen. Der Weg schlängelt sich entlang der Elsässischen Weinstraßen durch gut 100 Weindörfer und 50 ausgezeichnete Anbaugebiete (AOC Alsace Grand Cru).

Kleine Kirche an einem Weinhügel im Elsass

Andreas Fickl

Die insgesamt 135 Kilometer lange Radroute mit einem Höhenunterschied von 1.350 Metern verläuft parallel zur Weinstraße. Auf weiten Strecken verschmilzt sie mit der EuroVelo 5, die hier durch die Weinberge führt. Zu erkennen ist sie an ihrer speziellen grünen Markierung in Form einer stilisierten Weintraube. Unterwegs passiert ihr mittelalterliche Burgruinen, pittoreske Dörfer, romanische Abteien und Weinstuben.

Burg bei Ribeauville im Elsass

Maryline Walde

Die Postkartenlandschaft lädt dazu ein, vom Drahtesel zu steigen, bei den lokalen Winzern die Weine des Terroirs zu verkosten oder die Gassen der mittelalterlichen Städtchen zu erkunden.

Baumwipfelpfad von Drachenbronn

Im Frühjahr 2021 ist die Eröffnung dieses außergewöhnlichen Pfades geplant: des Baumwipfelpfades von Drachenbronn. Hier werdet ihr den Wald auf Wipfelhöhe erforschen können; ein tolles Erlebnis mitten in der Natur. Die Macher versprechen einen Abenteuerpfad, der mit seinen interaktiven Lern- und Erlebnisstationen Spaß und Unterhaltung für alle bieten soll. Höhepunkt ist der 30 Meter hohe Aussichtsturm mit seiner
Tunnelrutsche im Turminneren. Dank seiner außergewöhnlichen Form werdet ihr einen tollen Panoramablick über die Rheinebene, den Schwarzwald und die Nordvogesen genießen können. Zum Ausgangspunkt des Wipfelpfades gelangt ihr nach einem Spaziergang über einen Wanderweg oder indem ihr den angebotenen Shuttleservice nutzt.

Per du mit den Elsässern im Vallée de la Bruche

Mal Lust, in den Alltag der Elsässer einzutauchen? Dann solltet ihr der Region Vallée de la Bruche einen Besuch abstatten. Einheimische Köche, Gemüsezüchter und Handwerker entführen euch in die Welt der Elsäser und lassen euch in verschiedenen Kursen an ihrem Alltag teilhaben.

Mann arbeitet im Garten und schneidet Pflanzen

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Da wäre zum Beispiel Colette, eine Geflügelzüchterin und Köchin. Sie weiht euch in die Kunst der Zubereitung lokaler Gerichte ein und nutzt hierzu Wildkräuter der Region.

Anschließend könnt ihr mit Colette in ihrem Gasthofambiente das Selbstgekochte verspeisen. Raoul und Cécile dagegen führen euch in die Restaurierungsarbeiten der Burg Salm ein und wecken eine Burgruine aus dem 11. Jahrhundert aus ihrem Dornröschenschlaf. Catherine wiederum kreiert mit euch Backwerk aus der Region und teilt mit euch ihr Wissen. Luc öffnet die Tore seiner Backstube Marke Eigenbau und führt in die Kunst des Brotbackens ein. Bei Claude und Elisabeth geht es mit Stiefeln und Hacke in den Obst-, Gemüse- und Kräutergarten, bei dem ihr am Ende euren eigenen Dünger mit nach Hause in den Garten nehmen könnt.

Elsass-Mosel-Gedenkstätte in Schirmeck

Das Elsass hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Vom Mittelalter bis zum Friedensabschluss nach dem Zweiten Weltkrieg war die Region häufig Schauplatz von Schlachten, Kriegen und Machtkämpfen. Davon zeugen bis heute Festungsanlagen, Gedenkstätten und Museen. Eine davon ist die Elsass-Mosel-Gedenkstätte, rund 50 Kilometer südwestlich von Straßburg gelegen. Die Gedenkstätte erzählt und erläutert die Geschichte dieser beiden Regionen, die unter den Kriegen gelitten haben.

Hintergrund: Die Randprovinzen Elsass und Mosel mussten ihre geografische Lage an der Grenze zu Hitlerdeutschland teuer bezahlen. Annektierung, Besetzung, Demütigung und Rekrutierung waren in den Provinzen Elsass und Mosel auf der Tagesordnung. Als Würdigung und Mahnmal zugleich erinnert die Stätte an die Vergangenheit. Die Elsass-Mosel-Gedenkstätte wurde 2018 renoviert und erweitert und trägt nunmehr zusätzlich die Bezeichnung Europaweg.

Winzerfest in Eguisheim

Wenn eines auf der Elsässer Weinstraße gewiss ist, dann, dass sie euch nicht auf dem Trockenen sitzen lassen. Entsprechend vielfältig ist auch die Auswahl an Weinfesten, meist im Spätsommer. Das älteste der Region findet in Eguisheim nahe Colmar statt – bekannt als Wiege der elsässischen Weine. Dann öffnen die Winzer im Dorf ihre Weinkeller für Verkostungen.

Weindorf Eguisheim im Elsass

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Sie beschränken sich nicht nur auf den Getränkeausschank, sondern bieten auch lokale Spezialitäten wie Flammkuchen an. Nicht nur das: Die Stadtmauer wird zur Ausstellungswand für Werke von Künstlern und die Innenstadt zur Bühne für Folklore-Darbietungen.

Bootsfahrten rund um Harskirchen

2014 öffnete die Marina in dem kleinen elsässischen Städtchen Harskirchen – nur 40 Kilometer von Saarbrücken entfernt – ihre Pforten. Der Ort fasziniert durch seinen typisch elsässischen Charakter, seine Mühle aus dem 18. Jahrhundert und seine barocke Kirche. Von hier aus können Hobbysegler und Bootsfans unter euch auf dem Wasserwege führerscheinfrei zwischen Deutschland, Luxemburg und Frankreich herumfahren. Aussichten auf wunderschöne Landschaften inklusive!

Idylle am Rhone-Kanal im Elsass

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Ob Richtung deutschfranzösische Grenze über Sarreguemnines, Richtung Süden nach Mittersheim oder nach Westen Richtung Nancy: In dem Gebiet könnt ihr kulturell interessante Städte besuchen oder euch sportlich betätigen. Wasserski- und Kanufahren über Radeln bis hin zu Angeln und Baden stehen zur Auswahl. Highlights sind außerdem das in Frankreich einzigartige Schiffshebewerk von Arzviller, die Tunnel von Niderviller sowie die 16 Meter hohe Schleuse von Réchicourt. Ein weiterer Vorteil einer Bootstour rund um Harskirchen: Ihr könnt eine einfache Fahrt buchen und müsst das Boot am Ende der Reise nicht zum Ausgangshafen zurückbringen.

Das Elsass und der Storch

Wenn ihr ein paar Tage im Elsass unterwegs seid, dann dürftet ihr ihm mit etwas Glück live begegnen: dem Weißstorch. Auf Häusern und Kirchtürmen baut er sein Nest und beglückt mit seiner Anwesenheit Einheimische wie Touristen gleichermaßen. Kein Wunder, gilt der Storch doch als Symboltier für das Elsass und gilt als Glücks- und Babybringer. Wem das Glück verwehrt bleibt, keinen Storch zu sehen, kann den an der Elsässischen Weinstraße gelegene Storchen- und Fischotterpark von Hunawihr besuchen.

Storch im Naturpark Hunawihr

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Probiere doch mal: Leckereien aus dem Elsass

Die Küche des Elsass gilt als ziemlich deftig. Besonders in den traditionellen Restaurants und Weinstuben kommen viele Gerichte vom Schwein auf den Teller. Da wären zum Beispiel Baeckeoffe – ein Eintopf aus drei verschiedenen Sorten Fleisch, Kartoffeln und Gemüse. Serviert wird er in typischen ovalen Terrinen, klassischerweise Töpferware aus Soufflenheim.

Baeckeoffe

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Die Zubereitung ist aufwändig, da das Fleisch über Nacht in Weißwein mariniert werden und dann mit dem Gemüse im Ofen gegart werden muss. Baeckeoffe galt deshalb früher als »Montagsgericht« – Sonntag abends zubereitet, konnte er am Montagmorgen im Bäckerofen gegart werden. Wenn ihr euch von diesem typisch elsässischen Gericht überzeugen möchtet, dann seid ihr u.a. bei L’Ami Schutz in Straßburg oder bei Aux Caves du Vieux Couvent in Mulhouse goldrichtig.

Populär ist auch Choucroute garnie, die Elsässer Sauerkrautplatte. Sie besteht aus Sauerkraut, Würstchen und anderen gesalzenen Fleischsorten sowie oft auch Kartoffeln. Auch der Jambon en croûte, ein Krustenschinken, dürfte euch häufiger auf den Speisekarten entgegenlachen.

Typisch Elsass: Münsterländer und Flammkuchen

Käsefreunde sollten unbedingt den Münsterländer, auch Münsterkäse genannt, probieren. Der pikante, geruchsintensive Weichkäse aus Kuhmilch gilt als einer der populärsten Spezialitäten im Elsass. Den Original »Munster fermier« findet ihr aber nicht überall. Da müsst ihr schon Ausschau halten nach entsprechenden Käseläden. Oder ihr schaut direkt beim Hersteller vor Ort vorbei. Der Top-Tipp für Käseliebhaber ist die Maison du Fromage in Gunsbach: hier kann man alles über die Herstellung des berühmten Käses lernen. Aber auch den Bargkass, der in den Ferme auberges an der Route des Crêtes in den Vogesen produziert wird und den
Tomme du Ried solltet ihr mal probieren.

Last but not least ist das Elsass – natürlich – bekannt für den Flammkuchen. Der mit Zwiebeln, Speck oder Schinken und Käse belegte dünne Teig ist eine Köstlichkeit. Der »tarte flambée« wird euch in einigen Restaurants auch in verschiedenen regionalen und kreativen Variationen angeboten – probiert euch einfach durch! Denn eins ist klar: Nirgendwo schmeckt er so gut wie in seiner Heimatregion, wo er übrigens
nicht rund, sondern viereckig ist.

Flammkuchen aus dem Elsass

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Souvenir-Tipps: Kunsthandwerk zum Mitnehmen

Ob gekocht, gemalt, getöpfert, geschnitzt, gebacken, gewebt: Wer Kunsthandwerk liebt, ist im Elsass am richtigen Ort. Egal ob traditionelle Stoffe oder innovative Kochkunst – in vielen Orten und Städten findet ihr elsässische Handwerkskunst und ihre Meister. In unserem Artikel über Kunsthandwerk aus dem Elsass findet ihr viele Ideen und Inspirationen, um auch den Daheimgebliebenen eine Freude zu machen.