Für den Wochenend-Trip nach Berlin fehlt eigentlich nur das passende Stadthotel? Zentral soll es sein, hip und chic auch? Dann könnte das Moxy Berlin Ostbahnhof die richtige Adresse sein. Ein Besuch.
Als der ICE nach fast viereinhalb Stunden Fahrt endlich in den Ostbahnhof rollt, habe ich es geschafft. Berlin, du hast mich wieder. Dieses Mal habe ich es nicht weit bis zu meiner Unterkunft. Vom Gleis am Ostbahnhof bis zum Hotel sind es nur ein paar Minuten zu Fuß. Sehr praktisch. Meine Unterkunft ist dieses Mal das Moxy Berlin Ostbahnhof.
Jedes Mal, wenn ich in der Stadt bin, liebe ich es ja, einen neuen Stadtteil zu entdecken. Oder, wie die Berliner zu sagen pflegen, einen Kiez. In Charlottenburg, Wilmersdorf, Halensee, Mitte, Wedding, Schöneberg, Moabit und Lichtenberg war ich schon. Dieses Mal soll es Friedrichshain sein. Der Stadtteil liegt im Osten Berlins und zieht seit der Wende vor allem ein junges alternatives Publikum an. Für Touristen hält Friedrichshain einige spannende Hotspots zum Erkunden bereit: die Ausgehmeilen rund um die Simon-Dach-Straße und die Revaler Straße, die East-Side-Gallery, die Mercedes-Benz-Arena, die Oberbaumbrücke und den Volkspark Friedrichshain.
Und, nicht zu vergessen, Freunde der Nacht: Auch der Kult-Club Berghain ist hier zu Hause.
Der Ostbahnhof an sich ist okay, drumherum eher na ja
Der Ostbahnof an sich ist einladend. Er wirkt modern, sauber, übersichtlich und ist längst nicht so überlaufen wie der Hauptbahnhof ein paar Kilometer weiter westlich. Es gibt einige Cafés, Schnellrestaurants und im Untergeschoss sogar zwei Supermärkte (Rewe und Penny), die sogar sonntags geöffnet haben.
Die unmittelbare Gegend rund um den Ostbahnhof ist freilich kein Ort, an dem man sich längere Zeit aufhalten möchte. Auf der schummerigen Nordseite dominieren Imbissbuden, Kioske und Buden samt trinkfreudigem Publikum die Szene. Auf der zwar deutlich gepflegteren, aber langweiligen Südseite dagegen vor allem Parkflächen für Busse, Autos und Taxis – und viele Neubauten.
Einer davon, man findet es, wenn man den Ostbahnhof Richtung Süden oder Westen verlässt, ist das Moxy Berlin Ostbahnhof. Sobald man den Ostbahnhof durch einen der beiden Ausgänge verlässt, hat man das Hotel bereits im Blick. Gerade einmal zweihundert Meter trennen Bahnhof und Hotel voneinander. Toll! Dann mal los!
Moxy verspricht ein »cooles, stylisches Hotelerlebnis«
Am 19. September 2016 eröffnete das Hotelschwergewicht Marriott International mit großem Tamtam das Moxy Berlin Ostbahnhof. Die Marke Moxy stehe für ein »cooles, stylisches Hotelerlebnis zum überraschend günstigen Preis« und wende sich an die »nächste Generation von Reisenden«, ließ Marriott seinerzeit mitteilen. Ich bin neugierig, rolle meinen Koffer über den Bürgersteig hinter mir her, überquere die Andreasstraße – und schon stehe ich vor dem Eingang des Moxy Berlin Ostbahnhof. Ich habe ein schlechtes Gewissen, denn die Uhr zeigt gerade einmal 12 Uhr mittags an. Viel zu früh für den Check-in! Ob es schon ein Zimmer für mich gibt?
Der erste Eindruck vom Hotel jedenfalls passt. Die riesige, langgezogene Lobby macht einen irre verspielten Eindruck. Ausgestattet ist sie mit Zementböden, an den Wänden hängen bunte Zeichnungen, Bilder, Bierkrüge, Accessoires, Bücher, ebenso auf den Regalen, alles wild durcheinander; so als sei der Innendekorateur über die Berliner Trödelmärkte geschlendert und hätte alles gekauft, was ihm in die Quere kam. Hier eine schneeweiße Porzellan-Schaufensterpuppe, dort eine uralte knallrote Schreibmaschine, und ganz hinten ein paar Gesellschaftsspiele und ein Tischfußball.
Rezeption und Bar im Moxy Berlin Ostbahnhof gehen ineinander über
Mittendrin: die Bar. Aber halt, Moment. Am Ende der Bar befindet sich die Rezeption, unter drei trichterförmigen, in knalligem Pink verzierten Leuchten. Unter der Rezeption sind drei schwarze Tafeln befestigt, darauf sind handschriftlich in den Farben blau, rot und grün Botschaften formuliert. »Always under same stars. Finally under the same roof« und »You can check out at anytime but you can never leave. #moxyfamily«, steht dort geschrieben.
Als ich der jungen Dame an der Rezeption meinen Namen mitteile, bucht sie mich auch schon ein. Kein Bedauern darüber, dass ich ja viel zu früh sei und das Zimmer noch gar nicht bezugsfertig sei. Nichts. In Windeseile überreicht sie mir stattdessen meine Zimmerkarte. Wow. Das ist toll. Ach ja, ob ich denn schon meinen Willkommensdrink haben möchte? Die Bar öffnet schließlich gerade. »Och, nee, bisschen zu früh für einen Cocktail«, antworte ich. Ja, kein Problem, dann halt später. Muss ich dann etwas vorzeigen, frage ich? Gutschein, Bon, Zimmerkarte? »Nee, nee, passt schon«, antwortet sie lässig. Ich merke schon: easy going hier.
Mit dem Aufzug geht es in den sechsten Stock. Auch der Lift ist ein Blickfang. Auf den Spiegeln im Aufzug sind Polaroid-Bildchen befestigt, auf denen junge Damen akrobatische Verrenkungen machen oder eine Partie Schach spielen. Nette Idee! Ich knipse gleich los …
Das Zimmer deutlich aufgeräumter als die Lobby
Das Zimmer dagegen kommt überraschend 0815 daher. Vom bunten überraschenden Schnickschnack aus der Lobby, der für einen gewissen Aha-Effekt sorgte, ist auf dem Zimmer nichts mehr zu sehen. Recht klein ist es auch.
Einen Kleiderschrank und eine Minibar gibt es nicht. Einerseits. Anderseits bietet es eine Klimaanlage, einen 42-Zoll-LCD-Flachbildschirm-Fernseher, hervorragendes W-Lan, USB-Ports, ein ziemlich bequemes Bett und einen tiefen Sessel in ruhigem, neutralen Farbton. Mein Zimmer ist zur Straße raus, den Ostbahnhof habe ich im Blick. Schmunzeln muss ich über das witzig gestaltete »Do not disturb«-Schildchen, das einen halbnackten jungen Mann mit Alabasterkörper schlafend im Bett zeigt. Im Arm einen Teddybären. Nice.
Am nächsten Morgen treibt mich der Hunger in die Lobby. Frühstückszeit. Rund um die Bar und entlang der Regale ist das Büffet aufgebaut. Die Auswahl ist groß. Es gibt Käse- und Wurstplatten, verschiedene Brötchensorten, Croissants, ein Dutzend Marmeladensorten, jede Menge Cornflakes und Müsli.
Aber auch eher Ungewöhnliches wie gefrorene Brombeeren oder Spinatblätter. Warme Speisen aber gibt es nicht. Kein Rührei, keine Bohnen, kein Speck, nichts. Wer darauf steht, wird sich vielleicht ärgern. Mir ist es schnuppe, ob ich morgens warm oder kalt frühstücke.
Was mich amüsiert, ist die Platzauswahl in der Lobby. Kein Tisch-Einerlei wie sonst in jedem anderen Hotel. Nein, die Lobby ist ein verspieltes Sitzplatz-Tohuwabohu. Die einen sitzen auf Ledersesseln und –sofas. Andere auf Hockern. Wiederum andere haben an einem langen Tisch Platz genommen.
Wuselige Lobby am Abend
Als ich am Abend von meiner Sightseeing-Tour ins Moxy Berlin Ostbahnhof zurückkehre, will ich einen Drink ordern. Beim Blick auf die Getränkekarte muss ich erst mal schlucken: Für (Ost-)Berliner Verhältnisse ganz schön gesalzene Preise.
Die Cola 3,50 Euro, Red Bull 4 Euro, ebenso die Flasche Beck’s. Wer einen Cocktail will, zahlt 9 Euro. Aber die Gäste des Hauses scheinen bereit dazu, das zu zahlen; die Lobby ist jedenfalls ziemlich gut gefüllt.
Eine Jugendclique aus Spanien sitzt vergnügt neben einem Ehepaar in den Vierzigern aus dem Ruhrgebiet. Daneben ein Hipster mit Notebook, der wichtige E-Mails zu beantworten scheint. Am Stehtisch nebenan eine junge Dame, die einen Ticken zu laut und damit wichtigtuerisch ihren Freunden mitteilt, dass derzeit Flüge nach Miami nur noch im November zu einem akzeptablen Preis zu haben seien. Und dass sie jetzt gleich buchen würde. Ob das für alle okay sei? Ja, denke ich, nach Miami könnte ich auch mal wieder. Aber im Moment bin ich hier im Moxy Berlin Ostbahnhof auch ganz zufrieden.
Infos. Moxy Berlin Ostbahnhof, Andreasstraße 76-78, 10243 Berlin. Je nach Jahreszeit und Wochentag zwischen 65 und 110 Euro pro Nacht fürs DZ. Weitere Informationen und Buchung hier.