Die UNESCO hat auf ihrer letzten Sitzung des Welterbekomitees mehrere Dutzend neue Welterbestätten bekannt gegeben. Wir stellen die neuen UNESCO-Welterbestätten in einer mehrteiligen Serie vor. Im dritten Teil widmen wir uns den Neulingen in Nord-, Mittel- und Südamerika.

Kulturlandschaft Tr’ondëk-Klondike, Kanada

Tr’ondëk-Klondike liegt in der Heimat der Tr’ondëk Hwëch’in im Nordwesten Kanadas, einer der indigenen First Nations des Landes. Hier zeigen sich die massiven Veränderungen, die die fieberhafte Suche nach Edelmetallen in dieser Region ausgelöst hat – vom Bau des ersten kommerziellen Pelzhandelspostens in Fort Reliance 1874 über den Klondike-Goldrausch zwischen 1896 und 1898 bis hin zur Konsolidierung der Kolonialmacht 1908. Die Region ist ein Beispiel dafür, wie der Kolonialismus die Landnutzung, die Siedlungsmuster und die Wirtschaft veränderte. Das Weltkulturerbe zeigt auch das Leid, die Enteignung und die Marginalisierung der Ureinwohner in dieser Zeit.

Third Avenue in Dawson City, Yukon

Government of Yukon

Anticosti, Kanada

Mit einer Gesamtfläche von mehr als 9.200 Quadratkilometern und einer Küstenlinie von mehr als 550 Kilometern stellt Anticosti eine der größten stratigrafischen Abfolgen mit dem vollständigsten Fossilnachweis von Meereslebewesen vor rund 450 Millionen Jahren dar.

Kanadische und internationale Forscher interessieren sich weiterhin für die Paläontologie der Insel und untersuchen die zahlreichen gut erhaltenen Fossilien. Mehr als 1.440 fossile Arten sind derzeit bekannt. Ihre Ansammlungen zeigen Veränderungen des globalen Klimas und des Meeresspiegels, die am Ende des Ordoviziums das Aussterben fast aller Meeresbewohner auf dem Planeten verursachten. Die Aufnahme ins UNESCO-Welterbe wurde von der indigenen Bevölkerung, auf deren Land die Fundstätte liegt, genehmigt.

Large Inukshuk built on the St. Lawrence River shore

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Erdwerke von Hopewell, USA

Die acht monumentalen Hügel und Erdwerke im US-Bundesstaat Ohio wurden vor 2.000 bis 1.600 Jahren errichtet und zeugen von der indigenen Hopewell-Kultur. Die Monumente dienten einst zeremoniellen Zwecken und wurden von der verstreut lebenden Bevölkerung gemeinsam entlang der Nebenflüsse des Ohio River errichtet. Die riesigen Anlagen sind weiträumig verteilt und faszinieren durch ihre geometrische Präzision. Quadrate, Kreise und Achtecke zeigen die Erdwerke, die nach den Phasen von Sonne und Mond ausgerichtet wurden.

Hügel in Hopewell Historical Park, Ohio

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Archäologischer Park Tak’alik Ab’aj, Guatemala

In der Nähe der Küste Guatemalas befindet sich der archäologische Park Tak’alik Ab’aj. Der Park zeugt von der Geschichte der gleichnamigen Terrassenstadt, die zwischen 800 vor Christus und 900 existierte. In dieser Zeit übernahm die Olmeken-Zivilisation langsam die frühe Maya-Kultur. Tak’alik Ab’aj war für diesen Wandel sehr wichtig. Die Stadt wurde durch Wissen, Können und Bräuche bereichert, die entlang der Route ausgetauscht wurden, weil sie an einem wichtigen Handelsweg zwischen den heutigen Staaten Mexiko und El Salvador lag. Viele indigene Gruppen betrachten den archäologischen Park immer noch als heiligen Ort.

Maya-Stätte im National Archaeological Park Tak’alik Ab’aj, Guatemala

Vice ministry of Cultural and Natural Heritage, Guatemala

Vulkane und Wälder des Mont Pelée und Pitons du Carbet, Martinique

Der Gebirgszug Pitons du Carbet auf Martinique zählt zwölf Gipfel. Neben ihnen erhebt sich der Vulkan Mont Pelée, der zuletzt Anfang des 20. Jahrhunderts ausbrach. Der Ausbruch kostete viele Menschen das Leben, weshalb hier eines der ersten Vulkanobservatorien weltweit errichtet wurde. Die Wälder um die Berge gelten als die vielfältigsten auf den Kleinen Antillen. Mehr als 1.000 Pflanzen- und mehrere endemische Tierarten, darunter der Martinique-Lanzenotter und das Martinique-Mausohr, leben in diesem Gebiet.

Gebirge Pitons du Carbet auf Martinique

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Siedlung Jodensavanne und Friedhof Cassipora Creek, Suriname

Jodensavanne war eine jüdische Kolonie in Südamerika. Sie wurde in den 1680er-Jahren am Ufer des Flusses Suriname errichtet. Die Überreste umfassen Friedhöfe, die Fundamente von Backsteingebäuden, Bootsanleger, die Spuren eines Militärpostens und die Überreste einer der ältesten Synagogen auf dem amerikanischen Doppelkontinent. Cassipora Creek Cemetery zeigt eine noch ältere Siedlung aus den 1650er-Jahren. Die beiden Siedlungen befanden sich nicht in städtischer Umgebung, was für ihre Zeit ungewöhnlich war. Stattdessen lebten die Gemeinden in indigenen Gebieten lange Zeit zusammen mit freien und versklavten Menschen aus Afrika. Jodensavanne ist ein bemerkenswertes Zeugnis einer autonomen jüdischen Gemeinschaft in Suriname, die zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert existierte.

Western façade ruin of Beraha VeSalom Synagogue

Jodensavanne Foundation/S.A. Fokké

ESMA-Museum und Ort der Erinnerung, Argentinien

Auf dem Gelände des ehemaligen Offiziersquartiers der Escuela de Mecánica de la Armada (ESMA) in Buenos Aires befindet sich das ESMA-Museum. Es erinnert an die Schrecken der argentinischen Militärdiktatur. Um das Jahr 1979 wurden hier zahlreiche Menschen von Offizieren der argentinischen Marine und ihren Untergebenen vergewaltigt, gefoltert und getötet. Kinder, die in Gefangenschaft geboren wurden, wurden ihren Eltern entrissen und in fremden Familien aufgezogen. Die Opfer der Diktatur, die hauptsächlich aus dem politisch linken Spektrum stammten, mussten Zwangsarbeit leisten und wurden ihrer Besitztümer beraubt. Die Welterbestätte zeigt die Grausamkeit der Junta in Argentinien und die Methoden südamerikanischer Diktaturen in den 1970er- und 1980er-Jahren.

Escuela de Mecánica de la Armada

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