Nur eine knappe Autostunde von Manhattan entfernt, überrascht das Hudson Valley mit seiner stillen Schönheit. Natur, geprägt von Fluss und Bergen, viel Kunst und noble Gastlichkeit laden zum Entspannen ein. Text: Carsten Heinke

Nach ein paar Tagen New York City ist der Nacken steif vom Wolkenkratzer-Schauen, die Füße pflastermüde. Das niemals endende Konzert aus Motorenlärm und Warnsignalen dröhnt noch in den Ohren, als das Auto Manhattan längst verlassen hat. Ein Stückchen durch New Jersey rollt es am Hudson-Strom entlang nach Norden und über eine unsichtbare grüne Grenze wieder nach New York.

Blick über den Hudson River und das Hudson Valley im Herbst

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Die größte Stadt der USA ist nur ein paar Dutzend Meilen weit entfernt, und doch fühlt man sich hier bereits in einer anderen Welt. Denn auf dem Lande überrascht der Bundesstaat New York mit Stille und Beschaulichkeit. Dass er mit über 19 Millionen Einwohnern einer der bevölkerungsreichsten der USA ist (nach Kalifornien und Texas auf Platz drei), merkt ihm hier niemand an. Vorbei an steilen Klippen, sanften Hügeln zieht der breite Fluss seinen Bahnen. Dahinter dichte Wälder, Grasland, kleine Seen. Das Hudson Valley animiert zum Runterschalten.

Außenfassade der Glenmere Mansion, einer Luxusunterkunft im Hudson Valley

Carsten Heinke

Vor Glenmere Mansion bleibt der Wagen stehen. Das alte Herrenhaus bei Chester, 1911 von wohlhabenden Industriellen im Stil eines toskanischen Landschlosses erbaut, setzt der verträumten Szenerie die Krone auf. Vom Hügel, auf dem Haus und Garten liegen, schweift der Blick über das 60 Hektar große Grundstück und weiter über unverbaute grüne Flächen und den Glenmere Lake.

Aussicht auf die umliegende Landschaft der Glenmere Mansion

Carsten Heinke

Ein Herrensitz zum Schwelgen und Genießen

Der größte Luxus, den der Landsitz heute als Boutique-Hotel zu bieten hat, ist Ruhe. Seine Gäste – unter ihnen viele Stars und Promis – schätzen den entspannten Pulsschlag. Gehütet und gepflegt wird er von zwei guten Geistern, Gentlemen wie aus dem Bilderbuch.

Der eine, Hoteldirektor Alan Stenberg, ist bei jedem Wunsch zur Stelle, verwöhnt den Gast vom ersten bis zum letzten Augenblick und fesselt ihn mit Charme und Witz. Sein Partner Daniel DeSimone – Geist Nummer zwei – ist zwar gänzlich unsichtbar, jedoch nicht weniger präsent. Aus dem Hintergrund sorgt er für alles Schöne, Feine, Leckere. Er kocht und backt, kreiert und richtet ein und arrangiert die zahlreichen Bilder, Skulpturen und Objekte, die Glenmere Mansion zu einem Kunsterlebnis machen.

Gemütlich eingerichteter Wohnraum mit hellen Sofas und Blumen in der Glenmere Mansion

Carsten Heinke

Die teils hochkarätigen Werke gehören zur Sammlung des deutschen Unternehmers Peter Klein, der das Anwesen 2007 erwarb und mit Dans und Alans Hilfe zu dem machte, was es heute ist.

»Das Projekt war ein echtes Abenteuer – nicht zuletzt, weil alles denkmalgerecht saniert werden musste«,

berichtet Angelika Klein. Die Tochter des Ex-Managers lebt mit Mann und Kind in den USA, wo sie auch Kunstgeschichte studiert hat.

Besucherin fotografiert pinke Skulptur im Storm King Art Centre

Carsten Heinke

Für die kunstaffine junge Schwäbin hat auch die Nachbarschaft von Glenmere Mansion allerhand zu bieten. Im nahen Mountainville, New Windsor, liegt das Storm King Art Center. Mit über 100 zeitgenössischen monumentalen Freilandobjekten auf einer Fläche von rund 200 Hektar gilt der Kunstpark in den USA als größter seiner Art.

Kunst-Objekt im Storm King Art Center im Hudson Valleys

Carsten Heinke

Jede Menge Raum für Kunst

Die 1960 von Ralph E. Ogden begründete Kollektion, zu der auch ein Museum mit zahlreichen Stücken anderer Genres gehört, umfasst Arbeiten der weltweit meistgefeierten Skulpturen- und Objektschaffenden wie zum Beispiel Alexander Calder, Maya Lin oder Richard Serra.

Landschaft im Storm King Art Centre in den USA

Carsten Heinke

Wer Storm Kings weitläufiges Gelände nicht zu Fuß durchstreifen will (damit aber leider die Chance verpasst, possierlichen Murmeltieren zu begegnen), kann sich per Golfcar-Shuttle fortbewegen. Angelika empfiehlt das Fahrrad und obendrein den Picknickkorb:

»Es gibt so wunderbare Aussichten, die man einfach länger genießen möchte – und es ist genügend Platz, um sich auch mal ganz allein mit der Natur und Kunst zu fühlen.«

Vom Fahrradsattel aus lassen sich im Hudson Valley viele Gegenden erkunden. Der knapp 20 Kilometer lange Orange Heritage Trailway etwa, der sich ebenso zum Skaten eignet, führt von Middletown nach Monroe – entlang an einer der ältesten Eisenbahnstrecken der USA, der Erie Railroad. Der 1841 in Betrieb genommene Schienenweg war einst die kürzeste Verbindung zwischen New York City und den Großen Seen.

Fahrradweg im Bundesstaat New York

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Der Philadelphia stammt aus Chester

Von der Lage an der Eisenbahn profitierte das Städtchen Chester, das wie sein britisches Vorbild immer schon von Milchprodukten lebte und ebenfalls eine eigene Käsesorte hervorbrachte. Doch während man den Käse in England tatsächlich nach seiner Stadt benannte, wurde der 1880 erfundene amerikanische Chester – ein cremiger Frischkäse – unter dem Namen »Philadelphia« bekannt. Das und mehr erfährt man in dem 1915 gebauten Bahnhof von Chester, der mittlerweile als Museum dient.

Schöne Rad- und Wanderwege sowie Gelegenheit zum Paddeln oder Angeln bieten ebenfalls die nahe gelegenen State Parks Bear Mountain und Harriman, wo unter anderen wilde Truthühner, Waschbären, Hirsche, Luchse und Schwarzbären zu Hause sind und sich mit etwas Glück auch zufälligen Besuchern zeigen.

Blick vom Bear Mountain State Park auf den Hudson River

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Zu den seltensten Tierarten im Hudson Valley gehören die Nördlichen Grillenfrösche. Die zwitschernden Winzlinge aus der Familie der Laubfrösche werden nur 19 bis 38 Millimeter lang. Als einziger verbliebener Lebensraum dieser vom Aussterben bedrohten Spezies gilt Glenmere Lake.

Der ehemals von europäischen Einwanderern als Mühlteich angelegte See zählt heute zu den artenreichsten Feuchtbiotopen im Bundesstaat New York. Neben den zirpenden Zwerglurchen, die man eher hört als sieht, leben hier vor allem Seeadler, Falken und Eulen. Für eine Vogel-Safari empfiehlt sich ein Ruder- oder Paddelboot.

Woodbury Common Premium Outlet: Luxusmarken-Stores wie Fula, Prada etc

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Wer lieber Jagd auf hochwertige Schnäppchen machen möchte, hat dazu in der nahe gelegenen Woodbury Common Outlet Mall in Central Valley ausreichend Gelegenheit. Da eine Tour durch die 220 Designermode-Läden kaum mit leeren Einkaufstaschen endet, sollte man dazu ein Auto nutzen, und zwar am besten eins mit großem Kofferraum.

Weitere Infos über das Hudson Valley

Anreise. Die mehrfach preisgekrönte Singapore Airlines sorgte in der Vergangenheit mit der frühesten Ankunft und dem spätesten Abflug auf der Strecke zwischen Frankfurt bzw. München und New York für optimale Reisezeitausnutzung sowie mit zwei Stück Freigepäck à 23 Kilogramm für viel Einkaufskapazität. Derzeit bietet die SIA auf diesen Routen keine Flüge an. Mehr Infos dazu gibt es auf der Website der Airline, speziell zu Umbuchungen hier.

Glenmere Mansion. Das Relais & Chateau Hotel in Chester, knapp 80 Kilometer von New York City, bietet 18 individuell eingerichtete, luxuriöse Gästeunterkünfte, zwei hervorragende Restaurants, ein Spa und jede Menge Kunst.

Luxuriöses Badezimmer in Grautönen in der Glenmere Mansion im Hudson Valley

Carsten Heinke

Mehr Kunst und viel Natur gibt es in den Parkanlagen des Storm King Art Centers in New Windsor zu sehen.

Günstig einkaufen kann man in den mehr als 220 Designermode-Boutiquen der Woodbury Common Outlet Mall in Central Valley.

Allgemeine Reiseauskünfte erteilt das deutsche Büro der New York State Tourism Divison unter Telefon 08177/998 95 04.