Weine aus Österreich erfreuen sich bei Feinschmeckern großer Beliebtheit. Eine neue Generation von Winzern macht aus dem Getränk ein Erlebnis. Text: Verena Wolff
Grüner Veltliner und Blauer Zweigelt – das sind die Sorten, die einem in den Sinn kommen, wenn man an österreichische Weine denkt. Und es sind auch die Rebsorten, die in den rund 20.000 Weinbaubetrieben am häufigsten angepflanzt werden. Doch es gibt mehr, viel mehr im Nachbarland. Vor allem im Burgenland, der Steiermark und in Niederösterreich. Das Klima ist gut, der Boden auch – und die Winzerei hat eine lange Tradition. Bis in keltische Zeiten im Jahre 400 vor Christus kann man den Weinbau zurückverfolgen. Wichtig für die Österreicher war ein gewisser Kaiser Probus, der das italienische Weinmonopol lockerte und damit erreichte, dass die Römer auf österreichischem Gebiet sich mit dem Thema befassten – zunächst nicht allzu erfolgreich, später dafür umso mehr.
Architektur zum Dahinschmelzen
Bekannt sind vor allem die zahlreichen modernen Weingüter im Burgenland, bei denen die Architektur mindestens genauso viel Aufmerksamkeit erregt wie die Erzeugnisse. Ein bisschen Show, ein bisschen Erlebnis und erstklassige Küche, die von den heimischen Weinerzeugnissen begleitet wird – das funktioniert in Österreich hervorragend.
In den vergangenen Jahren haben vor allem die »Jungen Wilden« weit über die Landesgrenzen auf sich aufmerksam gemacht. Zwischen 20 und 40 Jahre sind sie inzwischen alt, kommen oft von einem Weingut – und rollen die Szene ganz neu auf. Sie sind bestens ausgebildet und zukunftsorientiert, wagen sich an neue Projekte. Von kleinen bäuerlichen Betrieben zu renommierten Erzeugern, die sich zum Teil auch international einen Namen gemacht haben – so sieht die Szene in Österreich inzwischen aus.
Junge Winzer aus Leidenschaft
Markus Huber ist so ein junger Winzer. Er kommt aus Reichersdorf im Traisental. Praktika machte er in Südafrika, und dann sollte alles ganz anders werden daheim. Er setzte ganz auf neue Technik im Keller, und musste sich damit erstmal gegen die eigene Familie durchsetzen.
Die erste Auszeichnung bekam er schon im zarten Alter von 21 Jahren. Heute arbeitet er in einem schicken Designkeller und verkauft sehr viele Flaschen Wein pro Jahr. Weißwein, das ist seine Spezialität. Und Auszeichnungen sammelt er immer noch. In Österreich und im Ausland.
»Wein weckt Gefühle“, davon ist Daniel Jaunegg überzeugt.
Inzwischen schon seit 15 Jahren führt er das Weingut, das die Eltern schon im Jahr 1975 gegründet hatten. Es hat das Altbewährte übernommen und sorgt kontinuierlich für Neues – bei seinen Weinen ebenso wie in der Architektur. Acht Hektar Weingärten bewirtschaftet er am Eichberg in der Gemeinde Leutschach. Groß genug sei das, meint er, erkannt zu werden und klein genug, um beste Qualität zu liefern. Auf 550 Metern Seehöhe wachsen die Reben, inzwischen verzichtet er auf synthetische Pflanzenschutzmittel und hat die Bewirtschaftung auf naturnah umgestellt. Besonders beliebt sind sein Sauvignon blanc, der Muskateller und die Burgunderfamilie.
Grünen Veltliner, Weißburgunder und Pinot Noir
Doch schon seit langem ist die Winzerei keine Männer-Domäne mehr: Marion Ebner zum Beispiel entdeckte ihre Liebe zum Wein schon als Teenager, mit zwanzig lancierte sie ihre erste eigene Weinserie, praktizierte bei Winzer Fritz Wieninger in Wien und Promikoch Wolfgang Puck in Hollywood.
Zusammen mit ihrem Partner Manfred Ebenauer vermarkten beide ihre Weine unter dem Label Ebner-Ebenauer – vor allem den Grünen Veltliner sowie Weißburgunder und Pinot Noir.
Auf dem Weingut von Judith Beck am Neusiedler See gibt es genau die Weine, die die Besitzerin machen will.
»Internationalen Stil kann jeder überall machen. Weine wie meine nur ich, hier und jetzt.«
Die junge Winzerin hat in der Weinbauschule Klosterneuburg das Handwerkszeug gelernt und hat sich durch Praktika auf Cos d’Estournel (Frankreich), Braida (Italien) und Errazuriz (Chile) das Rüstzeug geholt, um den Weinbaubetrieb des Vaters Matthias übernehmen zu können – das ist inzwischen schon fast 15 Jahre her.
Wein, wie nur sie ihn macht und Wein, wie er dem Genießer schmeckt. Nicht jeder teure Wein ist auch ein schmackhafter Wein, sagt Winzer Ferry Schindler vom Weingut Franz Schindler in Mörbisch am See.
„Teurer Wein hat oft etwas Besonderes an sich. Das muss aber nicht heißen, dass er besonders gut schmeckt.“
Dieses Besondere nämlich sei gar nicht immer jedermanns Sache. »Meist hat teurer Wein von allem etwas mehr als ein günstiger: Mehr Bukett, mehr Körper, mehr Potential.« Aber: Ausnahmen bestätigen die Regel. Denn manchmal ist auch einfach nur das Marketing gut.
Schraubverschluss versus Kork
Auch gegen den Schraubverschluss, der sich immer weiter ausbreitet, hat der Winzer nichts einzuwenden. »Der Schraubverschluss garantiert eine fast hundertprozentige Dichtheit, beeinträchtigt den Geschmack des Weines nicht, ist praktisch, günstig, handlich und wiederverschließbar.« Allerdings:
„Schwerer Wein mit viel Reifepotential sollte mit Kork verschlossen werden, da Kork den Sauerstoffaustausch ermöglicht. So kann der Wein weiter reifen.“
Kühl und dunkel sollte man die Weine lagern, »eine gewisse Luftfeuchtigkeit ist besonders bei Naturkork von Vorteil«. Das gilt vor allem für schwere Weine, die oft ein Reifepotential von Jahrzehnten haben.
Leichte, frische Weine hingegen sollte man bald trinken, rät der Experte vom Weingut Franz Schindler, das bereits in der vierten Generation betrieben wird. Der 15 Hektar große Weingarten, bepflanzt mit 70 Prozent hochkarätigen Rotweine und 30 Prozent Weißweinen, befindet sich in den besten Rieden rund um Mörbisch am See.