Im Lesachtal und im Gailtal in Österreich liegt die Heimat der ersten offiziellen Slow-Food-Travel-Region der Welt. Kärntens Slow-Food-Heroes beweisen, dass Verantwortung und purer Genuss Hand in Hand gehen. Mit modernen Ideen, zukunftsweisenden Visionen und unkonventionellem Denken.

Pomologie

Noch nie gehört? Nun, dann klären wir auf: Pomologie ist die Lehre der verschiedenen Arten und Sorten von Obst sowie deren Bestimmung. Auf diesem fast vergessenen Gebiet sind Philipp Bodner und Eva Hinterbichler Experten. Zusammen betreiben sie die Baumschule Fruchttrieb im Gailtal. Dort gedeihen auf knapp 1.000 Metern Seehöhe seit 2021 Obstbäume und -sträucher, aktuell sogar über 200 verschiedene Sorten.

Drei Menschen laufen auf einer Streuobstwiese.

slowfood.travel/Martin Hoffmann

Das Ganze wird natürlich, in Handarbeit und organisch-biologisch bewirtschaftet. Wer sich also durch die große Vielfalt an Geschmäckern und Nutzungsmöglichkeiten mancher fast ausgestorbener Sorten testen will, ist hier goldrichtig. Bei der Führung erklären die beiden den ökologischen Wert von Streuobstwiesen – fruchtige Verkostungen von Apfel, Birne, Marille und Pfirsich sowie Beratung für den eigenen Garten inklusive.

Hanfkulinarik

Als »studierte Freigeister mit unbändigem Outdoor-Enthusiasmus« bezeichnen sich Helene und Pepi Klingesberger selbst. Diese Leidenschaften und ihre offene Weltanschauung wollten die beiden gern mit gleichgesinnten Gästen teilen, und so renovierte das Paar kurzerhand ein altes Bergbauernhaus in panoramareicher Lage am Fuße der Karnischen Alpen, wo in liebevoller Handarbeit, mit viel Herzblut und Tatkraft das Apartmenthaus Hepi Lodge entstand.

Helene und Pepi Kölingesberger vor der Hepi-Lodge.

Stefan Köchel

Die Hepi Lodge ist ein Ort, der eine emotionale Verbindung zur Natur und den Bergen schafft. Kulinarisch haben die beiden auch einiges zu bieten: Sie kultivierten in Obergail Hanf und führen Slow-Food-Travel-Gäste nun in die vielen Vorteile dieser witterungsbeständigen Pflanze ein und geben Kostproben des nussig-würzigen Sortiments an Hanfprodukten.

Wilde Bergkräuter

Bereits als Kind hat Klara Obernosterer den achtsamen Umgang mit der Natur in einer Lesachtaler Bergbauern-Großfamilie gelernt. Und so verwundert es wenig, dass ihr Interesse an den Pflanzen rund um sie bis ins Erwachsenenalter geblieben ist. Dieses Wissen will sie heute an ihre Besucher weitergeben, denn die diplomierte Kräuter- und Waldpädagogin weiß: »Wir lernten durch das Sammeln und Verarbeiten der Wiesenkräuter und Heilpflanzen die Bedeutsamkeit von natürlichen Lebensmitteln für die Gesundheit. Nachhaltigkeit war schon meinen Vorfahren wichtig.«

Klara Obernosterer in ihrem Haus.

slowfood.travel/Martin Hoffmann

Mit unendlichem Fachwissen und typischem Kärntner Schmäh führt sie Interessierte durch ihre entlegene Heimat, dorthin, wo die wertvollen Bergkräuter und Wurzeln gedeihen. Zurück in Klaras Kräuterhäusl sitzen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des beliebten Slow-Food-Workshops dann bei Kaffee oder selbst gepflücktem Tee beisammen und lernen viel über die Herstellung von Naturheilmitteln, die seit Jahrhunderten in den Hausapotheken des Lesachtals Verwendung finden. Beim gemeinsamen Kochen wird beispielsweise Sushi à la Lesachtal zubereitet. Mit Wildkräutern und Pfifferlingen, Gemüse aus dem Garten. Statt Wasabi gibt es frischen Kren – oder wie man in Deutschland sagt Meerrettich.

Bio-Heumilch

Grashalme kitzeln zwischen den Zehen und der Duft von Kräutern liegt in der Luft. Eine Barfußwanderung tut nicht nur den Fußsohlen gut. Und da derlei Sinnesgenüsse auch gern appetitanregend sind, lässt man sich am besten nach der Barfußwanderung hausgemachte Spezialitäten aus Bio-Heuwiesenmilch auf der Zunge zergehen. Natürlich mit Blick auf die Produzentinnen, die nebenan gemütlich grasen.

Elisabeth Guist bringt ihren Besuchern gerne die Kunst der Herstellung dieser nährstoffreichen Spezialitäten näher. Sie ist nicht nur Bio-Bäuerin aus Überzeugung, sondern ebenfalls Expertin für Naturkosmetik und bewirtet den über 270 Jahre alten Bio-Bergbauernhof Ederhias in Obergail, der Urlaubsdomizil und Weiterbildungsort in einem ist. Elisabeth kennt das Geheimrezept bester Produkte: artgerechte Haltung, vielfältiges Bergwiesenfutter und viel frische Luft. Beim Pflücken des eigenen Bergwiesen-Futterstraußes aus all den bunten Blüten, die ihre Milchkühe zu fressen bekommen, fühlt man sich diesem Erbe ganz nah.

Elisabeth Guist

Ederhias/www.tinefoto.com