Alice Springs gilt als vielen Australien-Reisenden als ein ziemlich öder Ort, mitten im Nirgendwo. Schade. Denn die Stadt ist auch das spirituelle Herz Australiens, mit Millionen von Jahren alten Flüssen und Bergen und einer alten Aborigine-Kultur, die reich an Kunst und Geschichte ist.
Willkommen in Mpwante! So lautet der Name von Alice Springs in der Sprache der traditionellen Landbesitzer von Alice Springs, den Arrernte. Umgeben ist die kleine Stadt von roter Sandwüste, die sich über hunderte Kilometer in alle Himmelsrichtungen erstreckt. Alice Springs eignet sich somit ideal als Ausgangspunkt für Ausflüge und mehrtägige Touren ins Outback. Das Erbe der Arrernte ist jedoch auch in der Stadt selbst noch sehr lebendig und für Besucher erlebbar: Reisende können in den zahlreichen Kunstgalerien Werke der renommiertesten Aborigine-Künstler sehen oder sogar selbst aktiv werden, wenn sie die berühmten Punktzeichnungen malen. Auch im Outback von Alice Springs bieten kundige Aborigine-Guides Einblicke in ihre Überlebensstrategien in der Wildnis. Neugierig? Wir verraten, was man in und um Alice Springs unternehmen kann.
Old Telegraph Station und Alice Springs School of the Air
In Alice Springs lohnt sich z.B. ein Besuch der Old Telegraph Station etwa vier Kilometer nördlich des Stadtzentrums. Gegründet 1871, um Nachrichten zwischen Darwin und Adelaide weiterzuleiten, entstand hier auch die erste echte Kommunikation zwischen Australien und England. Die Telegrafenstation lockt nicht nur mit interessanten Einblicken in die Geschichte von Alice Springs, sondern bietet außerdem ein Café und idyllische Grill- und Picknickplätze in dem umliegenden Nationalpark.
Spannend ist auch ein Besuch der Alice Springs School of the Air. Diese wurde 1951 gegründet, um Kindern, die im abgelegenen Zentralaustralien leben, Bildung zu ermöglichen. Das Besucherzentrum bietet Touristen aus aller Welt eine virtuelle Reise in »The World’s Largest Classroom« und erzählt Geschichten über die Schule und den Lebensstil ihrer Schüler im Outback. Die Innovationen dieser einzigartigen australischen Schule ermöglichen es den isolierten Schülern, am Unterricht teilzunehmen, ohne jeden Tag riesige Entfernungen zurücklegen zu müssen.
Kunstgalerie Yubu Napa
Die Kunstgalerie Yubu Napa in Alice Springs ist ausschließlich der Kunst der Aborigines gewidmet. Der Name hat seinen Ursprung in einem indigenen Dialekt und bedeutet übersetzt »schön« sowie »tue das Richtige«. Das Kunstzentrum ist sich dieser Bedeutung bewusst: Es stellt faire Arbeitsbedingungen und Entlohnung sicher, indem es die schönsten Werke renommierter Aborigine-Künstler und aufstrebender Talente zusammenbringt. Ein Kunststudio ist mit der Galerie verbunden. Dort können Besucher die Entstehung der bekannten traditionellen Zeichnungen erleben.
Einzigartige zeitgenössische Interpretationen, die es so sonst nirgendwo auf der Welt zu sehen gibt, werden von den Betreibern gezeigt. Alle Gemälde stehen im Yubu Napa Shop zum Kauf bereit. Einheimische Aborigine-Künstler stellen neben Gemälden auch Glaskunst aus Alice Springs, Töpferei von den Wallace Rockhole Potters, Fotografien aus Zentralaustralien, handgemachten Schmuck und andere besondere Gegenstände aus.
Royal Flying Doctor Service und Old Ghan Train Museum
Einen beeindruckenden Einblick in die medizinische Versorgung im Outback gibt es im Besucherzentrum des Royal Flying Doctor Service, der 1928 von Pionieren gegründet wurde und mittlerweile 7.150.000 Quadratkilometer versorgt. In der Station von RFDS Alice Springs, die 1939 in Betrieb genommen wurde, erfahren Besucher mehr über die Bedeutung dieses Services für die Outback-Bewohner und die Voraussetzungen für eine medizinische Versorgung von isolierten Regionen. In der Nachbildung eines RFDS-Flugzeugs können Besucher zudem erleben, wie es ist, ein Patient auf 15.000 Fuß zu sein.
Übrigens ist Alice Springs eine Station des Ghan, dem beliebten Fernverkehrszug, der den legendären Old Ghan ersetzte und die Stadt mit Adelaide im Süden und Darwin im Norden Australiens verbindet. Wer die Geschichte des alten Ghan erleben möchte, erfährt im Old Ghan Train Museum mehr über die Legende. Die ursprüngliche Schmalspurbahn ist zwar geschlossen, aber für den Old Ghan sind noch zehn Kilometer Gleise erhalten, um Touristen auf Ausflüge mitzunehmen. Besucher können hier eine Zugfahrt am Sonntagmorgen vom MacDonnell Siding, acht Kilometer südlich von Alice Springs, mitmachen.
Dort befindet sich ein Bahnhof im Stil der 30er Jahre. Gruppen können hier auch ein Abendessen im Old Ghan Train buchen. Wer eine Reise mit dem »neuen« Ghan ab oder nach Alice Springs plant, findet hier weitere Informationen.
Auch gut zu wissen: Den besten Blick über Alice Springs genießt man vom Anzac Hill. Das meistbesuchte Wahrzeichen von Alice Springs bietet einen fantastischen Panoramablick auf Alice Springs und die Umgebung!
Vögel, nichts als Vögel
Der melodische Ruf eines Schwarzkehl-Krähenwürger ist nur eines der Geräusche von über 180 Vogelarten in der Umgebung von Alice Springs. Ob das raue Kreischen eines Kakadus oder der melodische Ruf eines Schwarzkehl-Krähenwürgers, der Anblick von emsigen Emus oder die lebhaften Federn von hunderten Wellensittichen: Die Vogelwelt ist ein wichtiger Teil des Lebens rund um Alice Springs. Landschaften aus Wüsten, Spinifex-Ebenen, Mulga-Wäldern sowie Felsvorsprünge und Wasserlöcher bieten ideale Bedingungen dafür, dass rund 180 Vogelarten in der Umgebung von Alice Springs leben.
Wer wird denn gleich in die Luft gehen?
Wie wäre es mit einer Ballonfahrt? Kein Problem in Alice Springs. Noch vor Sonnenaufgang wird aufgestanden und in einen Heißluftballon eingestiegen. Und dann heißt es genießen. Die frische Morgenluft. Der Blick auf die Landschaft und die Tiere aus der Vogelperspektive. Man hat die Wahl zwischen Ballonflügen, die eine halbe Stunde oder einer vollen Stunde dauern. Und das ist längst nicht alles. Am Landeplatz werden Erfrischungen, Champagner und tropische Fruchtsaftcocktails serviert, während man die Ruhe der Wüste genießen kann. Alles in allem dauert so eine Tour ca. vier Stunden. Hotelabholung und -rückfahrt sind inbegriffen.
Eine andere Möglichkeit, die Region von oben zu erkunden, ist ein Rundflug. Ausgehend von Alice Springs bieten lokale Charterunternehmen eine Auswahl an Rundflügen mit erfahrenen und sachkundigen Piloten an. Es geht zu den West MacDonnell Ranges über den Mount Gillen Kamm bis hin zur spektakulären Ormiston Gorge.
Eine Tour durch den Busch
Einige Veranstalter vor Ort bieten Reisenden eine authentische und lehrreiche Darstellung der Kultur und Kulinarik der Arrernte. Ihre Wanderungen führen beispielsweise in die West MacDonnell Ranges in der Nähe von Alice Springs, wo Reiseführer mit ihren Gästen »Bush Tucker« suchen. So bezeichnen Aborigines Lebensmittel, die sie aus dem Outback holen und zubereiten.
Ein Guide schildert während der Tour, wie es den Menschen früher gelungen ist, unter ungünstigen Umständen in der Wüste zu überleben und Nahrung und Wasser zu finden. Dabei erfährt man, wie einst Schlangen, Kängurus und Magpie-Gänse gejagt und in selbstgebauten Buschöfen gegrillt wurden. Im Outback gab und gibt es auch für Vegetarier genügend Nahrung: Wasserlilie, Yamswurzel, Busch-Bananen, wilde Wassermelonen und Trauben sowie zahlreiche Bohnen- und Nuss-Sorten findet man hier.
Alice Springs auf zwei Rädern oder dem Kamel entdecken
Um die Natur des Northern Territory wirklich zu erleben, sollte man am besten eine Tour mit dem Fahrrad unternehmen. Es gibt keine bessere Möglichkeit, in die Natur einzutauchen, als die vielen Rad- und Mountainbikewege des Gebiets zu erkunden.
Mit einer breiten Palette von Trails für alle Schwierigkeitsstufen in und um das Stadtzentrum herum, kann man auch Kurs auf die MacDonnell Ranges nehmen und von hier aus weiter nach Uluru fahren. Die Alice Springs Telegraph Station, nur eine kurze Fahrt vom Stadtzentrum entfernt, hat eine Reihe von Wanderwegen durch den Nationalpark. Sie ist auch der Ausgangspunkt des Larapinta Trails.
Der Simpsons-Gap-Radweg ist für Radfahrer eine der besten Strecken im Outback. Die Route führt 17 Kilometer durch offene Wälder im West MacDonnell Ranges National Park. Während man an exotischen Akazien vorbeiradelt, kommt es immer wieder mal vor, dass plötzlich Wallabys und Eidechsen vorbeihuschen.
Weder Lust darauf, in die Luft zu gehen, noch aufs Fahrrad zu steigen? Wie wäre es mit einem Ritt auf einem Kamel? Ja, ganz richtig gelesen. Pyndan Camel Tracks ist ein Kamelveranstalter, der nur 15 Minuten von Alice Springs entfernt ist.
Das familiengeführte Unternehmen bietet verschiedene Kamelritte an. Entweder für eine Stunde oder einen halben Tag. Chef Marcus Williams macht das schon seit über 20 Jahren – da versteht es sich von selbst, dass er viele Anekdoten über Kamele, aber auch über die Region, zu erzählen hat.
Festival Parrtjima im Herbst
Von September bis Oktober findet vor den Toren von Alice Springs außerdem das faszinierende Lichtkunst-Festival »Parrtjima« statt, bei dem Kultur und Geschichten der Aborigines in einer spektakulären Licht- und Klangwelt zum Leben erweckt werden. In den zehn Festivalnächten erhellen tausende bunte Lichter die imposanten, 300 Millionen Jahre alten West MacDonnell Ranges bis zum Alice Springs Desert Park, wo viele Aufführungen auf Besucher warten. Das Leben und die Kunst der Arrernte-Aborigines werden in interaktiven Workshops, Ausstellungen, Touren und Aufführungen thematisiert.