Die Algarve ist ein so wunder-, wie manchmal sonderbarer Ort. Urlauber kommen entweder, um in vollen Zügen die Natur zu genießen oder möglichst oft den Golfschläger zu schwingen. Wer beidem nicht ganz zugeneigt ist, der bleibt einfach im Hotel. Ein leichtes Unterfangen im Vila Vita Parc. Text: Andreas Dauerer
Ich habe mich darauf eingestellt, dass es schwierig werden könnte da unten in Portugal. An der Algarve. Auf der Landkarte ist der Küstenstreifen in sattes Grün getunkt, ein Hinweis auf die hohe Golfplatzdichte, die bei mir eigentlich unweigerlich dazu führt, einen weiten Bogen um dieses Areal zu machen. Nicht etwa, weil ich es verteufeln würde, weit gefehlt, sondern einfach, weil ich es nicht kann. Grün heißt aber auch, dass es da jede Menge Natur gibt.
Der kühle Atlantik lädt zum Baden ein und die schroffen Küstenabschnitte lassen sich wunderbar auf ausgedehnten Wanderungen per Pedes erkunden. Allerdings sollte man dann an ausreichend Sonnenschutz und Flüssigkeit denken. Schatten gibt es dann höchstens in Form von nahegelegenen Restaurants oder Bars, die – je nach Wanderweg – schon mal etwas weiter entfernt sein könnten.
Im Örtchen Porches, keine 40 Minuten vom Flughafen Faro entfernt, hab ich jedoch einen dicken roten Punkt markiert: Dahinter verbirgt sich das Vila Vita Parc. Bereits seit 1992 steht das Fünf-Sterne-Haus hier an der Algarve und, das muss man so deutlich sagen, es hat sich jeden einzelnen seiner fünf Sterne redlich verdient.
Egal, wo man auch anfängt, man müsste fast immer mindestens einen Superlativ in den Satz einbauen.
Also kann ich das auch direkt sein lassen und anfangen, zu genießen. Das gelingt auf Anhieb erstaunlich gut. Man könnte schon auf dem Zimmer im super bequemen Bett die Zeit verstreichen lassen und den müden Körper wieder mehr Schlaf zuführen. Oder auf dem Balkon, auf der eigenen Terrasse – oder auf dem Dach – je nach gewählter Zimmerkategorie, sich die angenehme portugiesische Brise nebst einem Glas Champagner um die Nase wehen lassen, und die Aussicht auf sich sanft im Wind wiegenden Palmen genießen, oder der kleinen Schwanenfamilie dabei zugucken, wie sie sich in den vielen künstlichen Teichen ein bisschen abkühlen.
Auf der Suche nach himmlischer Ruhe
Dieses »einfach liegen bleiben« ist hier schon sehr verführerisch und mitnichten unverantwortlich, wozu fährt man schließlich auch in den Urlaub. Aber schade wäre es dann schon, wenn man bedenkt, dass gleich sieben Restaurants um meine Gunst buhlen, drei Pools darauf warten, entdeckt zu werden und ein Spa gibt es ja auch noch, das im kommenden Herbst einer völligen Frischzellenkur unterzogen werden wird. Was aber fast egal ist, wenn man mit geschlossenen Augen auf einer Massagebank liegt, und kräftige Hände den Rücken bearbeiten, und es mir unweigerlich durch den Kopf schießt, wo zum Teufel diese zierlichen Frauen eigentlich immer dieses ungeheure Kraft herbekommen. Ein Geheimnis, das auch die Algarve nicht verraten wird.
Der für mich schönste Ort des Hotels ist zweifelsfrei das Clubhouse. Mit seinen gleich drei Restaurants und zwei Bars direkt am Pool bestens geeignet, um bei einer Frozen Margarita das Treiben zu beobachten, sich anschließend mit einem Buch in eine der Liegewiesen im halbrunden Turm zu verstecken, und wenn die Sonne doch zu sehr durch den weißen Vorhang lacht, die eigens gewählte Privatsphäre kurz mal sein zu lassen und sich im Pool ein wenig zu erfrischen.
Hier herrscht eine wunderbare Ruhe, Kleinkindergeschrei hört man hier nicht, denn es sind nur Kinder ab 12 Jahre zugelassen. Ziemlich fantastisch, denn Kinder können auch im Urlaub nerven, vor allem, wenn es nicht die eigenen sind. Konsequent ist es da nur, dass man im Atlantic Restaurant am Morgen auch sein Frühstück ohne kleine Gäste genießen kann. So fängt der Urlaubstag dann doch noch einmal eine Spur entspannter an.
Bleiben und aktiv enstpannen
Wer eine Woche bleibt, muss gar nicht raus aus dem Hotel – und das Vila Vita ist so unaufdringlich vollgestopft mit Möglichkeiten, dass man sehr geneigt ist, genau das auch zu tun. Abwechslung gibt es in jedem Falle zur Genüge und für jeden Geschmack. Badefreunde werden die Lage direkt am frischen Atlantik zu schätzen wissen, man hat quasi einen eigenen Privatzugang zum öffentlichen Sandstrand, der sich malerisch in die felsige Bucht schmiegt. Wem das zu wenig ist, der kann auch zum Stand-Up-Paddle-Board greifen, schnorcheln oder gar Tauchen.
Das lohnt sich hier im Atlantik in jedem Falle, denn keine fünf Minuten Bootfahrt wartet Portugals größtes Naturriff darauf, durch die Maske erkundet zu werden. Dazu gibt es auf der großen Anlage eigene Tennisplätze sowie einen kleinen Fußballplatz. Dazu Volleyball, Minigolf, Kids-Club und natürlich darf auch der Indoor-Pool nebst kleinem, aber feinen Fitnessraum nicht unerwähnt bleiben. Und sonst? Ach ja, Golf steht natürlich auch auf dem Programm. Der Concierge bzw. das professionelle Sportpersonal kann auch hier weiterhelfen. Von der Auswahl der unzähligen Golfplätze in der Umgebung bis hin zur Hilfe beim Abschlag oder Verleih von Golfequipment, ist die Bandbreite entsprechend groß. Wer die Hotelmauern partout nicht hinter sich lassen möchte, kann zudem am angeschlossenen 9-Loch-Kurs sein Golf-Glück probieren.
Schlemmen wie Gott an der Algarve
Bei so viel Angebot wäre die große Frage dann nur, gibt es so viel Sportangebot, weil es auch so viele Möglichkeiten gibt, sich den kulinarischen Genüssen hinzugeben? Oder ist das doch umgekehrt? Eine Woche lang kann man jeden Abend woanders essen, und das ganz ohne dabei Abstriche in der Qualität zu machen. Ein Muss ist das Adega Restaurant. Tagsüber genießt man hier in ruhiger Atmosphäre mit Blick auf den Teich seinen Kaffee, Abends wird landestypische Küche serviert. Klare Probierempfehlung: Chouriço assado, gegrillte portugiesische Chorizo. Die wird dann kurz vor dem Servieren noch mit Likör begossen und brennend serviert. Und natürlich das Steak.
Der große Vorteil vom Vila Vita Parc ist, dass sie noch eine eigene Farm im angrenzenden Alentejo-Gebiet betreiben. Von der »Herdade dos Grous« bezieht das Hotel nicht nur sein Fleisch, sondern auch das Olivenöl und seinen Hauswein, der sich ganz und gar nicht verstecken muss. Im Gegenteil, der Reserva aus den Reben Alicante Bouschet, Syrah und Touriga Nacional, passt so wunderbar zum Beefsteak und Ambiente, dass es fast schon eine Schande wäre, ihn nicht zu trinken. Und wer immer schon mal den Hauswein probieren wollte, dann macht man das in jedem Falle hier. International Küche wird vor allem im Bela Vita, im Whale und auch im Atlantico Restaurant serviert, alles vor dem Hintergrund, zu einem sehr großen Teil mit regionalen Produkten zu kochen.
Kleine Ausreißer gibt es dann in Form des Aladdin Grills und des Mizu Restaurants. Ersteres ist, etwas flapsig gesprochen, die marokkanische Grillstation, wo man den Chefs am mächtigen Grill in der Mitte des Raumes dabei zuschauen kann, wie sie das Fleisch oder den Fisch nach Herzenslust zubereiten. Im Mizu reist man kulinarisch nach Japan und kann sich auf leckere Sashimi und Teppanyaki freuen.
Sterneküche im Vila Vita Parc
Bei all den lukullischen Genüssen, die man jeden Tag aufs Neue im Vila Vita Parc haben kann, darf man das Ocean Restaurant natürlich nicht vergessen. Es müsste eigentlich an erster Stelle genannt werden, weil es ein Aushängeschild für das ganze Hotel ist. Der Österreicher Hans Neuner schwingt hier bereits seit neun Jahren den Kochlöffel und hat sich mittlerweile zwei Sterne erkocht.
Dass es sensationell schmeckt, darauf muss ich eigentlich gar nicht explizit hinweisen, tue es aber trotzdem.
Gganz einfach weil das Menü, das Ambiente und der Service fast schon eine eigene Naturgewalt sind. Das Menü gibt es als acht und vier Gang-Version, wobei lediglich beim Hauptgang ein bisschen Fleisch mit ins Spiel kommt. Alle zwei bis drei Wochen ändert Neuner seine Karte, was vor allem dem regionalen Bezug geschuldet ist. Auch hier wird nur das gekocht, was direkt aus der Umgebung kommt, saisonal vorhanden und eben auch so gut ist, dass es in der Hochgastronomie verwendet werden kann. Qualität, davon habe ich mich ja selbst überzeugen können, wird im Vila Vita Parc von Anfang bis zum Ende durchgezogen. Kein Wunder also, dass Loslassen hier besonders leicht fällt.
Adresse. Vila Vita Parc, Rua Anneliese Pohl, Alporchinhos, 8400-450 Porches, Portugal, www.vilavitaparc.com
Preis. Eine Nacht im DZ inklusive Frühstück kostet ab € 340.