Das Image der schummrigen Arbeiter- und Industriestadt hat Glasgow mittlerweile abgelegt. Aber lohnt sich auch ein Trip in Schottlands größte Stadt? Wir verraten, was man in der Stadt unternehmen kann.

Es grünt so grün in Glasgow

Der Name Glasgow leitet sich aus dem Gälischen ab und bedeutet so viel wie »grüner Platz«. Kein Wunder, allein innerhalb der Stadtgrenzen bietet Glasgow über 90 Park- und Grünanlagen, die zum Flanieren und Chillen einladen. Mitten in der Stadt und gleich an der Glasgow Universität, die an die Harry-Potter-Filme erinnert, liegt der populärste Stadtpark Glasgows: der Kelvingrove Park. Er eignet sich besonders gut, um sich im Sommer ein Picknick zu gönnen.

Kelvingrove Park in Glasgow

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Schön auch: die großartige Welt der Pflanzen im Botanischen Garten Glasgow. Besonders für Familien ist dieser Ort geeignet; Kinder können hier 120 Jahre alte australische Baumfarne bestaunen, zwischen den Gewächshäusern spielen, auf dem Spielplatz toben oder beim Gemüseanbau helfen. Bei schlechtem Wetter flüchtet man einfach in die Tropenhäuser am Fluss Kelvin, wo man meint, im tiefsten Dschungel zu sein.

Der größte und laut britischen Parkexperten schönste Park befindet sich dagegen südlich von Glasgow – und ist allemal einen Tagesausflug wert: Der Pollok Country Park steht im Hochsommer in voller Blüte und verwandelt sich im Winter in ein kleines Wunderland.

Wer sich einmal typische Schottlands-Sounds im Grünen anhören möchte, sollte unbedingt im August den Glasgow Green Park aufsuchen. Dort treffen sich im Sommer jedes Jahres die besten Dudelsack-Spieler der Welt zur World Pipe Band Championship.

Viktorianische Architektur rund um den George Square

Wer erstmals Glasgow besucht, sollte im Herzen der Stadt seine Erkundungstour beginnen. Und zwar am George Square. Der Platz ist von wunderschönen Gebäuden gesäumt, darunter das Rathaus. Hier kann man täglich an einer der kostenlosen Führungen teilnehmen, um die beeindruckenden Innenräume zu besichtigen. Die Führungen werden um 10:30 und um 14:30 Uhr angeboten.

Anschließend kann vom George Square aus in eine beliebige Richtung flanieren und dabei einige der am besten erhaltenen viktorianischen Bauwerke Großbritanniens entdecken. Die Architektur des Stadtzentrums in Kombination mit dem typisch US-amerikanischen Straßennetz ist es übrigens, die schon zahlreiche Hollywood-Filmemacher angezogen hat. Eine Übersicht der Blockbuster samt Drehorten gibt es hier.

Gleich um die Ecke des George Square befindet sich der Royal Exchange Square. Der Platz ist aufgrund seiner Architektur ein Wahrzeichen, das viele Besucher anzieht. In der Mitte des Platzes befindet sich ein neoklassizistisches Gebäude, in dem die Gallery of Modern Art (GoMA) untergebracht ist. In der GoMA werden Ausstellungen der besten nationalen und internationalen zeitgenössischen Künstler gezeigt. Sie ist auch der Hauptveranstaltungsort für das alle zwei Jahre stattfindende Glasgow International Festival of Contemporary Visual Art. Wer anschließend ein Päuschen machen will, kann dies am Royal Exchange Square prima tun. Es locken einige schöne Cafés und Restaurants mit Terrassen.

Kelvingrove Museum and Art Gallery, Glasgow Science Center und The Tall Ship

Für Museumfans ist Glasgow eine gute Adresse. Allen voran das Kelvingrove Museum and Art Gallery. Es handelt sich dabei um eine Verbindung aus naturhistorischem Museum, Gemäldegalerie und thematischen Wechselausstellungen.

Kelvingrove Art Gallery and Museum

Michael D Beckwith

Entdecker und Forscher können ihren Erfindergeist im Glasgow Science Center nachgehen. Hier werden wissenschaftliche Zusammenhänge anschaulich demonstriert. Mittels eines 3D-Scanners kann man sich beispielsweise ein neues Antlitz verleihen. Cool, oder?

In einer Spezialkammer bekommt man einen Eindruck davon, welche Wege natürliche Strahlungen einschlagen, und im Planetarium lassen sich sogar bei Tageslicht die Abermillionen Sterne beobachten. Das Glasgow Science Center liegt zusammen mit dem größten IMAX 3D-Kino Schottlands und dem Glasgow Tower am River Clyde.

Glasgow Science Centre

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Eine über 200 Jahre alte Attraktion ist das »The Tall Ship«. Der Name deutet es schon an: Es handelt sich hier um einen historischen Großsegler. Man findet ihn im Glasgower Hafen. Hier kann man nicht nur alle Ecken auf dem Museumsschiff auf eigene Faust erkunden, sondern auch etwas über die Seefahrergeschichte Glasgows lernen. Bei schlechtem Wetter kann der Abenteuerausflug auch nach drinnen verlegt werden.

Riverside Museum & Tall Ship Glasgow

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Sehenswürdigkeiten in Glasgow: Lighthouse und Street Art

Wer gerne einmal hoch hinaus möchte, der sollte dem historischen Lighthouse einen Besuch abstatten. Entworfen wurde der Turm von einem der berühmtesten Söhne der Stadt, dem Architekten Charles Rennie Mackintosh. Ein Muss für jeden Besucher ist die Aussichtsplatzform, die über eine Wendeltreppe zu erreichen ist.

Treppenhaus im Lighthouse Glasgow

Ross Sneddon

Von hier oben hat man einen super Blick auf die Skyline der Stadt. Kamera also nicht vergessen!

Wesentlich jünger als das Lighthouse, aber mittlerweile nicht minder prägend für das Antlitz der Stadt ist die Street Art. Großformatige Graffiti zieren viele Gebäude und lassen sich bei jedem Spaziergang durch die Stadt erkunden.

Streetart in Glasgow

Jean-Philippe Delberghe

Wer Lust darauf hat, sollte am besten eine geführte Street-Art-Tour mitmachen oder gar das Yardwork-Festival besuchen. Es wurde von der Kunstplattform SWG3 initiiert und widmet sich dieser Kunstform ausgiebig.

Actionfans, hier lang: intu und M&D Themenpark

Der Indoor-Freizeitpark intu in dem Vorort Braehead ist genau das Richtige für alle, die sich mal sportlich austoben wollen. Hier kann man indoor Skifahren, sich im Klettern üben, eine Partie Abenteuergolf bestreiten, bowlen oder bei Laserspielen mitzocken.

Freunde von Freizeitparks sollten Kurs auf den M&D Themenpark im Strathclyde Country Park nehmen. Dort locken über 40 Fahrgeschäfte für Adrenalinjunkies. Ein Highlight des Geländes ist Amazonien, Schottlands größter Indoor-Regenwald. Ein Amazonas-Team bietet informative und spannende Führungen.

Auf den Spuren des schottischen Whiskeys

Whiskey gehört zu Glasgow wie die Maß Bier zu München. Wer einen Einblick in diese schottische Tradition bekommen möchte, der kann eine Führung durch die Whiskey-Brennereien rund um Glasgow buchen. Die Destillerie »Auchentoshan« gilt beispielsweise als letzte verbleibende Destillerie in den Lowlands, die eine inzwischen eher seltene dreifach Brennung kultiviert und damit einen angenehm leichten Whiskey herstellt. Unterhaltsam ist der Besuch der »Glengoyne«- Brennerei. In der idyllisch an einem Wasserfall gelegenen Destillerie kann man bei der »Bottle your own«-Tour seinen eigenen Single Malt Whiskey abfüllen.

Glengoyne Whisky Distillery

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Im East End findet man einen weiteren Hot Spot für Liebhaber von Gerste-und-Malz-Produkten. Die älteste und bekannteste Bier-Brauerei der Stadt, Tennent’s, hat 2018 ein Besucherzentrum eröffnet. Auch hier erscheint eine 450 Jahre alte Tradition in neuem Licht – unter anderem durch die Kooperation mit Studenten der Glasgow School of Arts, die sich an der Gestaltung des Zentrums beteiligt haben.

Glasgow mit dem Fahrrad entdecken

In Glasgow gibt es ein cooles Fahrradverleihsystem, das von OVO Bikes betrieben wird. Fahrräder können rund um die Uhr an vielen Orten in der Stadt ausgeliehen werden. Wer daran Interesse hat, sollte die Website von OVO Bikes besuchen, um zu erfahren, wie und wo man loslegen kann. Einen praktischen Leitfaden, wo man die OVO Bike Hire-Stationen und passende Fahrradrouten findet, gibt es auf der GIS-Karte der Stadt Glasgow. Hier kann man auf Symbole klicken, um die nächstgelegenen Verleihstationen zu finden.

Glasgow Bike Tours und Gallus Pedals bieten Touren an, die von Besuchen charmanter Stadtviertel bis hin zu Bierbrauereien reichen. Die Routen sind so konzipiert, dass sie auf gut ausgebauten Radwegen verlaufen und für verschiedene Fitnessniveaus geeignet sind. Auch schön: der Glasgow Art Trail. Diese Route wurde als Vermächtnis der UCI-Radweltmeisterschaften 2023 geschaffen. Die 10-Meilen-Route führt zu Wandgemälden und Skulpturen und beinhaltet Tipps zu Cafés und Fahrradläden auf der Strecke.

Shopping in Glasgow: Auf zur Buchanan Street

Erste Adresse für alle Shopping-Liebhaber ist die Buchanan Street. Die in einer Fußgängerzone gelegene Einkaufsstraße bietet alle großen Brands, die man von einer Shoppingmeile erwartet, wie etwa Apple, AllSaints, Rayban, Breitling, Michael Kors, Lush und Hugo Boss.

Buchanan Street in Glasgow

Artur Kraft

Gleiches gilt für die benachbarten Sauchiehall Street und die Argyle Street.

Die Argyll Arcade ist eine der ältesten Einkaufspassagen Europas. Sie beherbergt eine Auswahl von über 30 Juwelieren und Diamantenhändlern, darunter Laings, Omega und ROX. Der Royal Exchange Square beherbergt eine kleine Auswahl an Boutiquen wie Sweaty Betty und die Glasgower Modemarke Forty Clothing.

Die besten Designerläden findet man in der Ingram Street. Mulberry, Ralph Lauren, Bravissimo und Emporio Armani sind nur einige der Luxusmarken, die hier eine Dependance unterhalten.

Die Buchanan Galleries befinden sich am Ende der Buchanan Street. Hier haben über 80 große Marken wie John Lewis, den LEGO Store, Victoria’s Secret und The Whisky Shop ihre Läden.

Das St. Enoch Centre liegt zwischen der Argyle Street und der Buchanan Street. Die Mall bietet ein großartiges Einkaufs- und Unterhaltungserlebnis für alle Altersgruppen. Hier findet man den Spielzeugladen Hamleys, ein Kino, familienfreundliche Restaurants, Schottlands erste Boom Battle Bar und vieles mehr.

Sich durch Glasgows Küche schlemmen

Restaurant in Glasgow

Ze’ev Schechter

Mit einem kühlen Ale in einem der urigen Pubs am Candleriggs Market lässt sich der Abend Glasgow-typisch starten. Typisch schottisch ist das Essen im »The Bothy«, wo das Personal einen original Kilt trägt. Hat was, oder?

Möchte man die Schottlands Tradition einmal vor sich auf dem Teller erleben, so führt kein Weg an den sogenannten Haggis vorbei. Von den Glaswegians geliebt, dürften sie von einigen Besuchern erst einmal skeptisch beäugt werden. Schließlich verbirgt sich hinter dem Namen gefüllter Schafsmagen, der mit Herz, Leber, Lunge sowie Nierenfett vom Schaf, Zwiebeln, Hafermehl und Gewürzen gestopft wird. Wer nicht ganz so mutig ist, der muss nicht auf die Haggis verzichten, denn die gibt es mittlerweile in einigen Restaurants der Stadt auch als vegetarische Version. Die besten Haggis der Stadt werden im Stravaigin, Ubiquitous Chip und im Café Gandolfi angeboten.

Haggis

Magdanatka/Shutterstock.com

Im Stravaigin bekommt man auch ein tolles Frühstück. Der Klassiker am Morgen besteht dort aus einem Aberdeen Angus Steak, gegrillten Tomaten und Pilzen sowie einem pochierten Ei und einer schwarzen Pfeffer-Hollandaise. Mächtig, aber köstlich!

Fleischliebhaber finden das beste Steak der Stadt vermutlich im »Alston Bar&Beef«. Aufsehenerregend ist dort jedoch auch die große Gin-Auswahl. Für »Ginoisseure« werden dort sogar spezielle Gin Masterclasses angeboten. Wer es eher schottisch mag und ein Glas Whiskey bevorzugt, ist im »Ben Nevis« im Stadtteil Finnieston gut aufgehoben.

Am Abend schließlich bietet sich ein Besuch bei Glasgows beliebtestem Familienitaliener »Fratelli Sarti« an. Hier schauen auch viele Glasgower Familien vorbei, um die (angeblich) leckerste Pizza der Stadt zu essen. Eine Reservierung ist daher durchaus angebracht!

Tipp: Glasgows Sehenswürdigkeiten während einer Bustour entdecken

Die City Sightseeing Glasgow Open-Top-Bustour ist eine der bequemsten Möglichkeiten, Glasgows Top-Touristenattraktionen und Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Man kann zwischen zwei Touren wählen: Die rote Route erkundet Attraktionen im Zentrum und im West End wie das Riverside Museum, die Kelvingrove Art Gallery und die University of Glasgow. Die gelbe Route deckt den Osten und Süden der Stadt ab und steuert den Celtic Park, Ibrox, das Science Centre und die Burrell Collection an. Die Touren dauern etwa 90 Minuten. Fahrkarten sind auf der Website von City Sightseeing Glasgow, beim Fahrer oder beim Straßenpersonal erhältlich und für ein oder zwei Tage gültig.