Stockholm! Kopenhagen! Oslo! Die Hauptstädte der nordeuropäischen Länder rocken. Helsinki dagegen fristet ein eher schnurrpfeifiges Dasein. Zu Unrecht, denn ein Besuch in Finnlands unumstrittene Metropole streichelt die Seele. Diese Sehenswürdigkeiten sollte man sich in Helsinki ansehen.
Sehenswürdigkeiten in Helsinki: Erst mal zum Senatsplatz
Dreh- und Angelpunkt in Helsinki ist der Senatsplatz. Gemeinsam mit dem Viertel Kruununhaka gilt er als Zentrum der Stadt.
Der Platz ist entzückend; angesichts der vielen weißen Gebäude im neoklassizistischen Stil wähnte sich schon so manch Besucher in St. Petersburg. In der Mitte des Platzes wurde die Statue von Alexander II. platziert. Die bronzefarbene Statue wird umzingelt von Frauenfiguren, die Gesetz, Frieden, Licht und Arbeit symbolisieren. Zu besonderen Anlässen wird auf dem Senatsplatz übrigens auch gern gefeiert: Egal ob an Weihnachten, Neujahr oder zu einem besonderen Musikkonzert.
Ein weiteres Highlight ist die benachbarte Domkirche, auf Finnisch Tuomiokirkko. Sie wurde 1852 fertig gestellt und ist heute der Blickfang schlechthin in Helsinki. Kein Gebäude in Finnland wird häufiger fotografiert.

Ilkka Kärkkäinen
Nur geringfügig weniger Fotografen befinden sich auf der Domterrasse, von wo man einen tollen Blick auf den Senatsplatz hat. Wer Lust hat, kann sich die Kirche natürlich auch noch von innen ansehen. Der Innenraum des Doms ist äußerst schlicht und minimalistisch gehalten.
Vom Senatsplatz aus empfiehlt sich anschließend ein Rundgang durchs Kruunuhaka-Viertel. Der Name des Viertels Kruununhaka geht darauf zurück, dass sich auf dem Gebiet die Pferdeweide der Artillerie der Krone befand. Hier sollte man Kurs auf die Straßen Kirkkkokatu, Snellmaninkatu, Rauankatu und Unioninkatu nehmen. Hier gibt’s allerlei Gebäude zu bestaunen, viele Restaurants, Banken und Trödelläden befinden sich hier. Den Fotoapparat bereit halten sollte man, wenn man die Heilige Dreifaltigkeitskirche, die Bank von Finnland, das Ständehaus und das Ritterhaus passiert.
Im Hafenviertel Katajanokka können Besucher detailgetreue und von der Natur inspirierte Fassadenverzierungen, wunderschöne Erker und die Vielfalt der Fenster der Jugendstilhäuser bewundern.
Next stop: der Marktplatz
Jede Stadt, jede Metropole, die etwas auf sich hält, hat ja mittlerweile einen Marktplatz. Oder auch eine Markthalle. So auch Helsinki.

Harri Tarvainen/Visit Finland
Der Kauppatori am Hafen bietet euch freilich nicht nur Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch, sondern auch viele finnlandtypische Souvenirs. Stichwort Rentierfell und Lappenmesser. Wer einfach nur gucken will, kann natürlich auch vorbeischauen. Einfach irgendwo einen Kaffee ordern, sich hinsetzen und das Geschehen beobachten. Wer dann doch irgendwann hungrig geworden ist, sollte Kurs auf die Alte Markthalle nehmen. Rund 30 exquisite Delikatessenläden befinden sich hier – einige von ihnen bieten leckere Gourmetbrötchen und Salate an.

Roosa Kulju
Shopping auf der Esplanade
Zwischen dem Hafen und dem Boulevard Mannerheimintie befindet sich Helsinkis erste Adresse für alle Shopping-Kings und -Queens: die Esplanade. Genauer gesagt handelt es sich dabei um den gemeinsamen Namen zweier parallel verlaufender Straßen und eines in der Mitte liegenden Parks.

Tero Sivula/Shutterstock.com
Der nördliche Teil heißt Pohjoisesplanadi, der südliche Eteläesplanadi. Allerdings solltet ihr beim Shoppen das nötige Kleingeld dabeihaben. Denn billig ist es hier nicht. Empfehlenswert ist ein Besuch der Warenhauses Stockmann und der Galleria Espland. Gleich nebenan findet man viele illustre Mode- und Designboutiquen.
Ein Bahnhof zum Hingucken: Rautatieasema
Und noch etwas für alle, die gern fotografieren oder einen Hingucker für ihren Instagram-Account platzieren wollen: der Kopfbahnhof Rautatieasema, eine Perle unter den Jugendstilgebäuden Helsinkis. Das vom Architekten Eliel Saarinen entworfene und 1919 in Auftrag gegebene Granitbahnhofsgebäude ist bekannt für seinen Glockenturm und die Statuen von Laternenträgern des Bildhauers Emil Wikström.

Tapio Haaja
Auch er gehört aufgrund seiner monumentalen Architektur in die Riege der Sehenswürdigkeiten in Helsinki. Aber beschränkt euch nicht darauf, den Bahnhof nur von außen zu fotografieren. Wenn ihr durchs Hauptportal flaniert seid, erwartet euch drinnen eine schöne Halle mit vielen interessanten Details an den Wänden und Türen.

Helsinki Partners/Ninni West
Hübsch auch die Glaskonstruktion, die die Bahngleise überspannt. Gegenüber vom Bahnhof befindet sich übrigens das Makkaratalo – ein Büro- und Einkaufscenter, das von vielen in Helsinki als hässlichstes Gebäude der Stadt empfunden wird.
Ganz schön wuselig hier: der Boulevard Mannerheimintie
Rund zweieinhalb Kilometer weiter nördlich vom Kopfbahnhof Rautatieasema befindet sich der Boulevard Mannerheimintie. Er ist zwar nur 500 Meter lang, dafür aber ganz schön hektisch.

Tapio Haaja
Dennoch lohnt ein Besuch, denn nirgendwo sonst in der Stadt wirkt Helsinki so sehr wie eine Metropole. Zum Knipsen bieten sich hier an: das Reiterdenkmal, das Marschall Mannheim zeigt, das Sokos Hotel Vaaakuna, das Alte Studentenhaus und das Denkmal der drei Schmiede. Wer Zeit und Muße hat, kann sich noch das Museum für Gegenwartskunst und das Finnische Nationalmuseum ansehen.
Entspannung im Kauppatori-Park
Wer das Bedürfnis hat, einmal ein bisschen im Grünen zu entspannen, sollte den Kauppatori-Park im Süden der Stadt besuchen. Der Park ist ein beliebtes Sommerrefugium für stressgeplagte Einheimische. Man kann hier picknicken oder auch spazieren gehen. Einen Spaziergang solltet ihr in der Tat unternehmen. Und zwar rauf zum Observatoriumsberg. Dort oben befindet sich das 1833 fertiggestellte Observatorium – das allein schon einen Besuch wert ist.

Joakim Honkasalo
Toll ist aber auch der Ausblick auf Helsinki und die vorgelagerten Inseln, den ihr von hier oben aus genießt.
Sehenswürdigkeiten in Helsinki: Kunstmuseum Amos Rex und Zentralbibliothek Oodi
2018 wurde in Helsinki das Kunstmuseum Amos Rex eröffnet. Es besteht aus unterirdischen Ausstellungsräumen sowie Räumen, die in den Lasipalatsi (Glaspalast) aus den 1930er Jahren integriert wurden. Das Dach der Ausstellungsräume bildet der an Endmoränen erinnernde Lasipalatsi-Platz. Das Projekt vereint gleich mehrere »Helsinki-Klassiker« unter einem Dach: dazu gehören der bisherige Lasipalatsi mit seinem Kino Bio Rex und das Amos Anderson Kunstmuseum.

Olga Lacovlenco
Die Zentralbibliothek Oodi dagegen ist viel mehr als nur eine Bibliothek. Sie ist offen für jedermann und nicht nur eine Adresse für Bücher und Literatur, sondern bietet Workshops, ein Restaurant, ein Kino und vieles mehr. Das Architekturbüro ALA Architects spielt mit Materialien und Raumkonzepten, so gibt es unter anderem viele Holz-Designelemente.

Tuomas Uusiheimo/Visit Finland
Oodi liegt im Töölönlahti-Viertel und grenzt an Nachbarn wie das Kiasma Museum of Contemporary Art. Das Kiasma ist eines der führenden Museen für zeitgenössische Kunst in den nordischen Ländern. Es wurde von dem US-Amerikaner Steven Holl entworfen und 1998 fertiggestellt.
Inselhopping vor den Toren der Stadt
Das Schönste an Helsinki ist das Meer. Die Nähe zum Wasser ist überall zu spüren, denn es umgibt die Stadt von drei Seiten. Helsinki hat eine 130 Kilometer lange Küstenlinie und 300 vorgelagerte Schären. Viele der Inseln sind Erholungsgebiete, die man vom Festland aus per Fähre erreichen kann.

Mariia Kauppi/Visit Finland
Wer in Helsinki verweilt, kann gleich drei Inseln an einem Tag erleben. Die bekannteste Insel vor den Toren Helsinkis ist die Seefestung Suomenlinna, gebaut Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Festung hat
ihre Form im Laufe der finnischen Geschichte im Rahmen der Verteidigung entwickelt. Auf geführten Rundgängen erfahrt ihr mehr über die Geschichte der Festungsanlage. Auch auf eigene Faust lässt sich das große Areal mit Tunnelgängen, Museen und einem historischen U-Boot problemlos erkunden.

Julius Jansson
Auch wer mit Geschichte wenig anfangen kann, sollte die Überfahrt zur Insel machen. Denn der Ausblick auf die Silhouette Helsinkis ist sensationell.
Für Wanderfreunde lohnt sich ein Ausflug auf die Insel Vallisaari, die erst seit wenigen Jahren für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Dort gibt es zwei ausgeschilderte Rundwege, einer zweieinhalb, einer drei Kilometer lang, die zu tollen Aussichtspunkten führen.
Nur wenige Minuten vom Festland entfernt befindet sich die Mini-Insel Lonna. Es gibt dort ein Restaurant, eine Waffelbar – und eine Sauna!
Helsinki verfügt über einen der ältesten Zoos der Welt. In dem Zoo auf der Insel Korkeasaari finden Besucher Tiere aus der Tundra und aus den Tropen. Der Zoo widmet sich dem Schutz bedrohter Arten. Sommer (Mai bis September): Wasserbusse ab Marktplatz; Winter: Bus 16 ab Rautatientori-Platz.

Korkeasaari Zoo/Annika Sorjonen
Spaziergang durch den Stadtteil Kallio
Wer sich die Sehenswürdigkeiten in der Innenstadt von Helsinki angesehen und noch ein wenig Zeit hat, sollte sich in den nahegelegenen Stadtteil Kallio begeben. Das ehemalige Arbeiterviertel ist heute ein trendiger Stadtteil, in den es vor allem Hipster, Künstler und Studenten zieht. Hier findet man zahlreiche Cafés, Restaurants, Bars und verschiedenste Läden.

Aleksi Poutanen/Helsinki Partners
Ein guter Startpunkt, um den Stadtteil zu erkunden, ist der Markplatz Hakaniemi. Rund um den Platz können Besucher sehenswerte Architektur aus den frühen 1900er Jahren bestaunen, wie etwa die Hakaniemi-Markthalle und das Arena-Haus.
Karhupuisto-Park und Kotiharju-Sauna
Lohnend ist auch ein Spaziergang durch den Karhupuisto-Park. Der Name des Parks (»Bärenpark«) geht auf die rote Granitskulptur »Der Bär auf dem Ameisenbau« zurück, die Jussi Mäntynen im Jahr 1931 geschaffen hat. Bei öffentlichen Events, wie am Restauranttag oder Cleaning Day, wird der Park zum Wohnzimmer der Einheimischen. Der Sommerkiosk des Parks bietet Erfrischungen und Snacks.

Jussi Hellsten/City of Helsinki
Empfehlenswert ist ein Besuch der benachbarten Kirche von Kallio. Die im Stil der Nationalromantik gehaltene graue Granitsteinkirche entstand auf dem Reißbrett des Architekten Lars Sonck. Sie fasst 1.100 Besucher. Die sieben Kirchglocken spielen eine vom finnischen Nationalkomponisten Jean Sibelius komponierte Melodie. Sie sind täglich um 12 und um 18 Uhr zu hören.
Was wäre ein Besuch in Helsinki ohne ein Besuch einer Sauna? Wer Lust auf eine Runde Schwitzen hat, sollte die Kotiharju-Sauna besuchen. Sie ist die älteste traditionelle holzbeheizte Blocksauna in Helsinki. Die sanfte Hitze der Saunaöfen begeistert sowohl Einheimische als auch Saunagäste. An der Kasse kann man Handtücher ausleihen und Saunahüte, Erfrischungen und Snacks kaufen. Der Eintritt beträgt 16 Euro, eine Reservierung ist nicht nötig.

Maija Astikainen/Helsinki Partners
Am Abend schließlich locken die vielen Bars und Clubs. Kallios Kneipen- und Clubszene gehört schließlich zu den besten der Stadt und ist besonders bei jüngeren Leuten beliebt. Beginnen sollte man die Kneipentour in den Straßen Helsinginkatu und Vaasankatu. Hier reihen sich traditionellere Kneipen und Bars wie Hesari 13 und Solmu Pub aneinander, aber auch ein paar trendigere wie Limbo und Gate H11.
Natur im Nuuksio Nationalpark erleben
Im Nuuksio Nationalpark, nur eine halbe Stunde Fahrtzeit von Helsinki, hat 2013 mit Haltia ein Naturerlebniszentrum eröffnet. Besucher »reisen« dort virtuell von den Fjellen Lapplands bis zu den Schären des Archipels im Süden. Moderne Technik macht auf 3.000 Quadratmetern das Beste der insgesamt 37 finnischen Nationalparks mit allen Sinnen erlebbar.
Mit den Arbeiten Finnlands bedeutendster Naturfotografen und -filmer wurde dazu eine Kulisse geschaffen, die durch spektakuläre Landschaften zu Naturwundern und bis in die Tiefen des Meeres führt. Neben einer 18 Meter-Panorama-Wand gibt es eine begehbare, interaktive Landkarte und ein überdimensionales Entenei aus Holz, in dem die Video-Installation des Künstlers Osmo Rauhala gezeigt wird. Kinder können eine Bärenhöhle erkunden, in ein Vogelnest klettern und den Geräuschen der finnischen Natur bei der Nachtausstellung lauschen. In einer Wildnishütte sind Gästebücher aus Hütten in Lappland einsehbar, darunter eines, das fast 100 Jahre alt ist.
Die Lage des Zentrums am Pitkäjärvi-See mit Wander- und Kayakmöglichkeiten gibt zudem Gelegenheit, Finnlands Naturschönheiten gleich selbst zu entdecken.

Nuuksio/Visit Finland
Outdoor-Ausrüstung kann man vor Ort mieten. Das Zentrum ist im Sommer täglich zwischen 9.30 und 19.00 Uhr, von Oktober bis Mitte Februar bis 17.00 Uhr geöffnet. Ein Bus verkehrt regelmäßig zwischen Helsinki (Haltestelle am Museum für Zeitgenössische Kunst Kiasma) und dem neuen Naturerlebniszentrum Haltia.
Tipp für diejenigen, die hier übernachten wollen: Eine Nacht im Baum mit Blick auf die unberührte Natur kann man im Tentsile Experience Eco Camp verbringen. Als umweltschonende »Baumhäuser« der etwas anderen Art dienen freischwebende Zelte, die inmitten der Natur zwischen Bäumen gespannt sind.
Mal ein Leuchtturmwärter sein
Bei einem Tagesausflug nach Bengtskär kann man sich einmal wie ein Leuchtturmwärter fühlen. Denn hier steht der höchste Leuchtturm der nordischen Länder. 52 Meter ist er hoch. Hier erwartet euch ein geführter Rundgang inklusive Leuchtturmbesteigung. 252 Stufen wollen erklommen werden – der Blick ist aber die Mühe wert! Von Helsinki aus fahren Fähren Richtung Bengtskär.

Taipale Brothers/Visit Finland
Praktische Tipps für die Reise nach Helsinki
Erst einmal ein kleiner Tipp für die Garderobe: Wer die Sehenswürdigkeiten in Helsinki überwiegend zu Fuß entdecken will, sollte Regenkleidung bereit halten. Die Regenwahrscheinlichkeit ist ganzjährig hoch. Selbst im Sommer regnet es durchschnittlich zehn Tage pro Monat. Ansonsten kann man im Sommer mit Durchschnittstemperaturen von 20 Grad rechnen.
Die meisten Besucher aus Deutschland reisen mit dem Flugzeug nach Helsinki. Vom Helsinki Airport aus fährt ein Zug in die Innenstadt. Die Fahrzeit beträgt 30 Minuten. Die Züge heißen »train I« and »train P«. Es gibt verschiedene Ticketverkaufsstellen im Flughafen, besorgt euch unbedingt eins vor Betreten des Zuges. Im Zug kann kein Ticket mehr gekauft werden. Daneben fahren die Buslinien 615 (bis Hauptbahnhof) und 617 (bis Hakaniemie Marktplatz, nur montags bis freitags) ins Zentrum. Von dort geht’s weiter mit der U-Bahn.

Joakim Honkasalo
Buchtipp: Noch mehr Sehenswürdigkeiten in Helsinki
Mit den 15 »Direkt-Kapiteln« des Reiseführers von Ulrich Quack und Judith Rixen kann man sich ohne Probleme unter die Einheimischen mischen und die Sehenswürdigkeiten in Helsinki kennenlernen: alte Arbeiterquartiere und neue Trendviertel, Jugendstil und moderne Architektur, Senatsplatz und Esplanade, bunte Märkte oder spannende Museen. In eigenen Kapiteln erfährt man, wo es sich in fremden Betten gut schläft, wo man mit guter Küche satt wird, wohin die Helsinkier zum Stöbern und Entdecken gehen und wohin es sie zieht, wenn die Nacht beginnt. 4. Auflage 2023, Preis: 13,95 Euro.