Stockholm! Kopenhagen! Oslo! Die Hauptstädte der nordeuropäischen Länder rocken. Helsinki dagegen fristet ein eher schnurrpfeifiges Dasein. Zu Unrecht, denn ein Besuch in Finnlands unumstrittene Metropole streichelt die Seele. Wir verraten, was man in Helsinki gesehen haben muss.

Erst einmal ein kleiner Tipp für die Garderobe: Als Helsinki-Besucher solltet ihr grundsätzlich Regenkleidung griffbereit halten, denn die Regenwahrscheinlichkeit ist extrem hoch und liegt auch im Sommer bei zehn Regentagen pro Monat. Ansonsten könnt ihr im Sommer mit Durchschnittstemperaturen von 20 Grad rechnen.

Die meisten von euch dürften mit dem Flugzeug nach Helsinki reisen.

Finnair Flugzeug auf Helsinki Airport

Mohammad Saifullah

Vom Helsinki Airport aus fährt ein Zug in die Innenstadt. Die Fahrzeit beträgt 30 Minuten. Die Züge heißen »train I« and »train P«. Es gibt verschiedene Ticketverkaufsstellen im Flughafen, besorgt euch unbedingt eins vor Betreten des Zuges. Im Zug kann kein Ticket mehr gekauft werden. Daneben fahren die Buslinien 615 (bis Hauptbahnhof) und 617 (bis Hakaniemie Marktplatz, nur montags bis freitags) ins Zentrum. Von dort geht’s weiter mit der U-Bahn.

U-Bahn-Station in Helsinki

Joakim Honkasalo

Erst mal zum Senatsplatz

Dreh- und Angelpunkt in Helsinki ist der Senatsplatz. Gemeinsam mit dem Viertel Kruununhaka gilt er als Zentrum der Stadt. Der Platz ist entzückend; angesichts der vielen weißen Gebäude im neoklassizistischen Stil wähnte sich schon so manch Besucher in St. Petersburg. In der Mitte des Platzes wurde die Statue von Alexander II. platziert. Die bronzefarbene Statue wird umzingelt von Frauenfiguren, die Gesetz, Frieden, Licht und Arbeit symbolisieren. Zu besonderen Anlässen wird auf dem Senatsplatz übrigens auch gern gefeiert: Egal ob an Weihnachten, Neujahr oder zu einem besonderen Musikkonzert.

Ein weiteres Highlight ist die benachbarte Domkirche, auf Finnisch Tuomiokirkko. Sie wurde 1852 fertig gestellt und ist heute der Blickfang schlechthin in Helsinki. Kein Gebäude in Finnland wird häufiger fotografiert.

Domkirche Helsinki

Ilkka Kärkkäinen

Nur geringfügig weniger Fotografen befinden sich auf der Domterrasse, von wo man einen tollen Blick auf den Senatsplatz hat. Wer Lust hat, kann sich die Kirche natürlich auch noch von innen ansehen. Viel erwarten sollte man freilich nicht, sie ist relativ unspektakulär.

Vom Senatsplatz aus empfiehlt sich anschließend ein Rundgang durchs Kruunuhaka-Viertel. Hier sollte man Kurs auf die Straßen Kirkkkokatu, Snellmaninkatu, Rauankatu und Unioninkatu nehmen. Hier gibt’s allerlei Gebäude zu bestaunen, viele Restaurants, Banken und Trödelläden befinden sich hier. Den Fotoapparat bereit halten sollte man, wenn man die Heilige Dreifaltigkeitskirche, die Bank von Finnland, das Ständehaus und das Ritterhaus passiert.

Next stop: der Marktplatz

Jede Stadt, jede Metropole, die etwas auf sich hält, hat ja mittlerweile einen Marktplatz. Oder auch eine Markthalle. So auch Helsinki.

Markt in Helsinki

Harri Tarvainen/Visit Finland

Der Kauppatori am Hafen bietet euch freilich nicht nur Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch, sondern auch viele finnlandtypische Souvenirs. Stichwort Rentierfell und Lappenmesser. Wer einfach nur gucken will, kann natürlich auch vorbeischauen. Einfach irgendwo einen Kaffee ordern, sich hinsetzen und das Geschehen beobachten. Wer dann doch irgendwann hungrig geworden ist, sollte Kurs auf die Alte Markthalle nehmen. Rund 30 exquisite Delikatessenläden befinden sich hier – einige von ihnen bieten leckere Gourmetbrötchen und Salate an.

Person hält Salatteller in der Hand

Roosa Kulju

Shopping auf der Esplanade

Zwischen dem Hafen und dem Boulevard Mannerheimintie befindet sich Helsinkis erste Adresse für alle Shopping-Kings und -Queens: die Esplanade. Genauer gesagt handelt es sich dabei um den gemeinsamen Namen zweier parallel verlaufender Straßen und eines in der Mitte liegenden Parks.

Esplanade in Helsinki

Tero Sivula/Shutterstock.com

Der nördliche Teil heißt Pohjoisesplanadi, der südliche Eteläesplanadi. Allerdings solltet ihr beim Shoppen das nötige Kleingeld dabeihaben. Denn billig ist es hier nicht. Empfehlenswert ist ein Besuch der Warenhauses Stockmann und der Galleria Espland. Gleich nebenan findet ihr viele illustre Mode- und Designboutiquen.

Ein Bahnhof zum Hingucken: Rautatieasema

Und noch etwas für alle, die gern fotografieren oder einen Hingucker für ihren Instagram-Account platzieren wollen: der Kopfbahnhof Rautatieasema.

Helsinki Railway Station

Tapio Haaja

Auch er gehört aufgrund seiner monumentalen Architektur in die Riege der Wahrzeichen Helsinkis. Aber beschränkt euch nicht darauf, den Bahnhof nur von außen zu fotografieren. Wenn ihr durchs Hauptportal flaniert seid, erwartet euch drinnen eine schöne Halle mit vielen interessanten Details an den Wänden und Türen.

Helsinki Railway Station

Helsinki Railway Station

Hübsch auch die Glaskonstruktion, die die Bahngleise überspannt. Gegenüber vom Bahnhof befindet sich übrigens das Makkaratalo – ein Büro- und Einkaufscenter, das von vielen in Helsinki als hässlichstes Gebäude der Stadt empfunden wird.

Ganz schön wuselig hier: der Boulevard Mannerheimintie

Rund zweieinhalb Kilometer weiter nördlich vom Kopfbahnhof Rautatieasema befindet sich der Boulevard Mannerheimintie. Er ist zwar nur 500 Meter lang, dafür aber ganz schön hektisch.

Mannerheimintie in Helsinki

Tapio Haaja

Dennoch lohnt ein Besuch, denn nirgendwo sonst in der Stadt wirkt Helsinki so sehr wie eine Metropole. Zum Knipsen bieten sich hier an: das Reiterdenkmal, das Marschall Mannheim zeigt, das Sokos Hotel Vaaakuna, das Alte Studentenhaus und das Denkmal der drei Schmiede. Wer Zeit hat, kann sich noch das Museum für Gegenwartskunst, das Finnische Nationalmuseum und das Kaufhaus Stockmann ansehen.

Entspannung im Kauppatori-Park

Wenn ihr das Bedürfnis habt, einmal ein bisschen im Grünen zu entspannen, solltet ihr den Kauppatori-Park im Süden der Stadt besuchen. Der Park ist ein beliebtes Sommerrefugium für stressgeplagte Einheimische. Man kann hier picknicken oder auch spazieren gehen. Einen Spaziergang solltet ihr in der Tat unternehmen. Und zwar rauf zum Observatoriumsberg. Dort oben befindet sich das 1833 fertiggestellte Observatorium – das allein schon einen Besuch wert ist.

Observatorium in Helsinki

Joakim Honkasalo

Toll ist aber auch der Ausblick auf Helsinki und die vorgelagerten Inseln, den ihr von hier oben aus genießt.

Kunstmuseum Amos Rex

Ende August vergangenen Jahres wurde in Helsinki das neue Kunstmuseum Amos Rex eröffnet. Das Projekt vereint gleich mehrere »Helsinki-Klassiker« unter einem Dach: Dazu gehören der bisherige Lasipalatsi mit seinem Kino Bio Rex und das Amos Anderson Kunstmuseum. Das neue Amos Rex dürfte zum neuen Kulturzentrum in Helsinki werden.

Bio Rex Cinema in Helsinki

Olga Lacovlenco

Im Dezember folgte mit Oodi die nächste Eröffnung: Die neue Zentralbibliothek ist viel mehr als nur eine Bibliothek. Sie ist offen für Jedermann und ist nicht nur eine Adresse für Bücher und Literatur, sondern bietet Workshops, ein Restaurant, ein Kino und vieles mehr. Das Architekturbüro ALA Architects spielt mit Materialien und Raumkonzepten, so gibt es unter anderem viele Holz-Designelemente. Oodi liegt im Töölönlahti-Viertel und grenzt an Nachbarn wie das Kiasma Museum of Contemporary Art.

Inselhopping vor den Toren der Stadt

Wer ihr in Helsinki verweilt, könnt ihr gleich drei Inseln an einem Tag erleben. Die bekannteste Insel vor den Toren Helsinkis ist die Seefestung Suomenlinna, gebaut Mitte des 18. Jahrhunderts. Auf geführten Rundgängen erfahrt ihr mehr über die Geschichte der Festungsanlage. Auch auf eigene Faust lässt sich das große Areal mit Tunnelgängen, Museen und einem historischen U-Boot problemlos erkunden.

Seefestung Suomenlinna in Helsinki

Julius Jansson

Auch wer mit Geschichte wenig anfangen kann, sollte die Überfahrt zur Insel machen. Denn der Ausblick auf die Silhouette Helsinkis ist sensationell.

Für Wanderfreunde lohnt sich ein Ausflug auf die Insel Vallisaari, die erst seit wenigen Jahren für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Dort gibt es zwei ausgeschilderte Rundwege, einer zweieinhalb, einer drei Kilometer lang, die euch zu tollen Aussichtspunkten führen.

Nur wenige Minuten vom Festland entfernt befindet sich die Mini-Insel Lonna. Es gibt dort ein Restaurant, eine Waffelbar – und eine Sauna!

Sauna in Lonna

Julia Kivelä/Visit Finland

Natur im Nuuksio Nationalpark erleben

Im Nuuksio Nationalpark, nur eine halbe Stunde Fahrtzeit von Helsinki, hat 2013 mit Haltia ein Naturerlebniszentrum eröffnet. Besucher »reisen« dort virtuell von den Fjellen Lapplands bis zu den Schären des Archipels im Süden. Moderne Technik macht auf 3.000 Quadratmetern das Beste der insgesamt 37 finnischen Nationalparks mit allen Sinnen erlebbar.

Mit den Arbeiten Finnlands bedeutendster Naturfotografen und -filmer wurde dazu eine Kulisse geschaffen, die durch spektakuläre Landschaften zu Naturwundern und bis in die Tiefen des Meeres führt. Neben einer 18 Meter-Panorama-Wand gibt es eine begehbare, interaktive Landkarte und ein überdimensionales Entenei aus Holz, in dem die Video-Installation des Künstlers Osmo Rauhala gezeigt wird. Kinder können eine Bärenhöhle erkunden, in ein Vogelnest klettern und den Geräuschen der finnischen Natur bei der Nachtausstellung lauschen. In einer Wildnishütte sind Gästebücher aus Hütten in Lappland einsehbar, darunter eines, das fast 100 Jahre alt ist.

Die Lage des Zentrums am Pitkäjärvi-See mit Wander- und Kayakmöglichkeiten gibt zudem Gelegenheit, Finnlands Naturschönheiten gleich selbst zu entdecken.

Mann spring in See im Nuuksio Nationalpark in Finnland

Nuuksio/Visit Finland

Outdoor-Ausrüstung könnt ihr euch vor Ort mieten. Das Zentrum ist im Sommer täglich zwischen 9.30 und 19.00 Uhr, von Oktober bis Mitte Februar bis 17.00 Uhr geöffnet. Ein Bus verkehrt regelmäßig zwischen Helsinki (Haltestelle am Museum für Zeitgenössische Kunst Kiasma) und dem neuen Naturerlebniszentrum Haltia. Eintrittspreise: Erwachsene 7 Euro, Kinder 2,50 Euro, unter 7 Jahren frei.

Und noch ein Tipp für diejenigen unter euch, die hier übernachten wollen: Eine Nacht im Baum mit Blick auf die unberührte Natur könnt ihr im Tentsile Experience Eco Camp verbringen. Als umweltschonende »Baumhäuser« der etwas anderen Art dienen freischwebende Zelte, die inmitten der Natur zwischen Bäumen gespannt sind. Der Betreiber Honkalintu Oy, beschreibt das Eco Camp als ökologischsten Campingplatz mit dem niedrigsten CO2-Abdruck weltweit.

Mal ein Leuchtturmwärter sein

Bei diesem Tagesausflug könnt ihr euch einmal selbst wie ein Leuchtturmwärter fühlen. Von Helsinki aus führt die Tour zunächst nach Söderlångvik zu einem frühen Lunch, bevor es per Segelboot in Richtung Bengtskär geht. Hier erwartet euch ein geführter Rundgang inklusive Leuchtturmbesteigung. 252 Stufen wollen erklommen werden – der Blick ist aber die Mühe wert!

Bengtskär-Leuchtturm in Finnland

Taipale Brothers/Visit Finland

Per Boot geht es dann über die Insel Högsåra zurück nach Helsinki.

Lesetipp: Helsinki von Ulrich Quack und Judith Rixen


Mit den 15 »Direkt-Kapiteln« des Reiseführers von Ulrich Quack und Judith Rixen kannst du dich ohne Probleme unter die Helsinkier mischen, direkt in das Stadtleben eintauchen und die Highlights und Hotspots kennenlernen: alte Arbeiterquartiere und neue Trendviertel, Jugendstil und moderne Architektur, Senatsplatz und Esplanade, bunte Märkte oder spannende Museen. In eigenen Kapiteln erfährst du, wo es sich in fremden Betten gut schläft, wo du mit guter Küche satt wirst, wohin die Helsinkier zum Stöbern und Entdecken gehen und wohin es sie zieht, wenn die Nacht beginnt. 2. aktualisierte Auflage 2019, Preis: 11,99 Euro.