Bremen stand schon immer im Schatten der großen Schwester Hamburg. Eigentlich schade, denn die Stadt hat mehr in petto als Werder, Stadtmusikanten und ein pompöses Rathaus. Unsere Tipps für eine Reise nach Bremen.

Eines vorweg: Ihr könnt Bremen bei einem Stadtrundgang prima zu Fuß entdecken. Viele Sehenswürdigkeiten wie das Rathaus, der Marktplatz, Bremens ältestes Viertel, der verwinkelte »Schnoor« und die Uferpromenade »Schlachte« lassen sich auf Schusters Rappen problemlos erkunden.

Schnoor-Viertel in Bremen

Carlos Ibanez

Auf den Spuren der Bremer Stadtmusikanten

Die Erlebnisse der Bremer Stadtmusikanten wurde schon oft erzählt. Klassisch von den Brüdern Grimm, im Musical, in Zeichentrickserien, kultig vom Zeichner Janosch. Esel, Hund, Katze und Hahn sind die heimlichen Stars der Hansestadt.

Seit 67 Jahren stehen sie auf dem Marktplatz, im Schutz des Bremer Rathauses: die Bremer Stadtmusikanten. Die Figur von Gerhard Marcks ist seitdem Wahrzeichen der Stadt und ein Must-see für Touristen und Instagramer aus aller Welt. Hier muss jeder Mal vorbeigehen. Übrigens soll es Glück bringen, wenn man die Vorderbeine des Esels umfasst.

Statue der Bremer Stadtmusikanten

Sina Ettmer Photography/Shutterstock.com

Doch die Stadtmusikanten sind nicht nur am Markplatz sichtbar. Neben der berühmten Statue gibt es auch Darstellungen in der Böttcherstraße und viele Beispiele von Street-Art im Bremer Viertel. Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht, findet sicher die eine oder andere Darstellung.

Ab ins Schnoorviertel!

Nur wenige Gehminuten vom Dom entfernt betritt man im ältesten Stadtviertel Bremens fast schon eine andere Zeit. der Schnoor. Hier kann man Fachwerkhäuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert bestaunen, die sich wie die Perlen an einer Kette aneinander reihen. Daher rührt übrigens auch der Name, plattdeutsch »Schnoor«. Sagen die einen. Andere führen die Bezeichnung darauf zurück, dass in diesem Teil des alten Fischerquartiers die Taumacher wohnten. Im Schnoor flaniert man in unmittelbarer Nähe der Weser zwischen Goldschmiede- und Kunsthandwerk. Man kann sich zwischendurch in einem der Cafés oder Restaurants ausruhen oder heimisch gefertigte Mitbringsel aus der Hansestadt kaufen.

Lust und Appetit bekommen? Dann gäbe es folgende Einkehrstuben: zum Beispiel das Katzen-Café. Das im Stil der Belle Époque und des Jugendstils eingerichtete Restaurant bietet gehobene internationale Küche. Eine Menge Promis haben hier schon gespeist. Die vielen Bilder, die Spitzen der Politik und Kunst zeigen, zeugen davon.

Das rustikal daherkommende Restaurant Haake Beck Ausspann ist in einem ehemaligen Packhaus aus dem 16. Jahrhundert untergebracht. Es ist bekannt für seine bremische und saisonale Küche, bei der aus Tradition viel Fisch auf dem Teller landet. Im historischen Bierkeller Comturei aus dem 13. Jahrhundert heißt es dagegen Futtern wie im Mittelalter. Wie wäre es mit einem Raubritterspieß? Für Gruppen ab zehn Personen stehen üppige, fleischlastige Menüs zur Auswahl.

Im Betrieb von Familie Tosun weht unentwegt ein Schokoladenduft um die Nase. In dem Café kann man wunderbar selbstgemachtes Eis, Pralinen, bunte Waffeln und weitere Spezialitäten verköstigen. Gleich um die Ecke in der gleichnamigen Konditorei gibt’s süße Bremer Spezialitäten wie Klaben, Bremer Kluten oder Kaffeebrot zum Mitnehmen.

Bremen vom Wasser aus entdecken

Sie fließt mitten durch Bremen und gilt als wichtiger Begleiter der Hansestadt: die Weser. Aber auch die Flüsse Ochtum, Wümme und Lesum sowie viele Seen machen Wasser zum Gefährten des Lebens in der Stadt. Ausflugsfahrten bietet die Hal över-Fährgesellschaft an (schreibt sich wirklich so). Los gehen die Fahrten am Martinianleger an der Weserpromenade Schlachte. Von hier aus tuckern die Ausflugsdampfer im Sommer täglich weserauf- und weserabwärts zu einigen Sehenswürdigkeiten in Bremen. Während der Fahrten erfahrt ihr Wissenswertes über Bremens Geschichte als Hansemitglied.

Rundfahrt auf der Weser in Bremen

BTZ Bremer Touristik-Zentrale

Wer mehr Zeit und Muße mitbringt, kann an Bord der »Oceana« eine Bremerhaven-Tour unternehmen. Sie befördert euch binnen dreieinhalb Stunden über sieben Stationen zu Bremens kleiner Schwester ans Meer. Wer Bremerhaven mit dem eigenen Fahrrad erkunden möchte, kann es mit an Bord nehmen.

Wer dagegen eine ruhigere und intimere Bootsfahrt unternehmen möchte, macht sich auf in den Bürgerpark. Am Emmasee könnt ihr euch ein Ruderboot ausleihen und anschließend unter historischen Brücken hindurch über das Wasser gleiten. Ein tolles Erlebnis, besonders im Sommer.

Last but not least könnt ihr eine Tour durch den Norden und Nordosten Bremens auf dem Torfkahn »Jan von Moor« unternehmen. Vom Findorffhafen aus führt die Torfkahnfahrt am Bürgerpark entlang. Anschließend geht es an unwegsame Moor- und Feuchtgebiete vorbei, Jahrhunderte alt sind sie. Als Führer der Kähne fungieren fachkundige Bootsfahrer, die euch in historischen Kostümen als Moorbauern aus der Zeit der Moorkolonialisierung Anekdoten erzählen. Während der chilligen und informativen Schiffstour könnt ihr die Idylle der Landschaft genießen.

Torfkahnfahrt bei Bremen

TORFKÄHNE bremen

Erste Adresse für Museumsfreunde: die Kunsthalle

Nicht weniger eindrucksvoll als die zahlreichen großen Sonderausstellungen ist die Sammlung der Kunsthalle Bremen: Sie vereint von Dürer über Monet und Picasso bis zu Turrell über 600 Jahre Kunstgeschichte an einem Ort. Im August 2011 wurde die Kunsthalle nach Umbaumaßnahmen wiedereröffnet. Nach Plänen der Berliner Architekten Karl Hufnagel, Peter Pütz und Michael Rafaelian erhielt das Museum einen Erweiterungsbau. Dessen beide Seitenflügel  umfassen den klassizistischen Altbau der Kunsthalle von 1849 schmuckähnlich.

Fassade der Kunsthalle Bremen

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Seit Juni 2020 präsentiert die Kunsthalle ihre Sammlung unter dem Titel »Remix 2020. Die Sammlung neu sehen« grundlegend umgestaltet. Mutige Wandfarben, eine aufwendige Installation und eine völlig neue Anordnung der Werke bieten überraschende ästhetische Erfahrungen. So erstrahlen zum Beispiel feinsinnige Naturgemälde auf zitronengelbem Untergrund und in Gold gehaltene Altäre auf knalligem Lila. Einzelne Werke waren seit Jahrzehnten nicht mehr zu sehen.

Pflanzenphänomene und Tierisches im Science Center Botanika

Mitten im Bremer Rhododendronparks findet man die botanika, das grüne Science Center Bremens. Hier kann man auf Entdeckungsreise zu Pflanzenphänomenen gehen, durch asiatische Landschaften wandeln und Weltkulturen erforschen. Das Entdeckerzentrum bietet interessante Einblicke in die Welt der Pflanzen. In den drei großen Gewächshaus-Welten könnt ihr die Magie botanischer Kostbarkeiten aus Asien auf euch wirken lassen. Zusammen zeigen der umliegende Rhododendron-Park und die botanika die zweitgrößte Rhododendron-Sammlung weltweit.

Botanika in Bremen

BTZ Bremer Touristik-Zentrale

Im Rhododendronpark verwandeln in der Hauptblütezeit zwischen April und Juni mehr als 600 Arten und über 3.000 Züchtungen von Rhododendron und Azaleen die 46 Hektar große Anlage in ein Farbenmeer. Damit liegt der Park auf Platz zwei der weltweit größten Rhododendron-Sammlungen. Lediglich die Sammlung des britischen Königshauses ist noch größer.

In der Botanika gibt es aber auch tierische Attraktionen: Affen, die auf die Namen Knuppy, Wody, Jupp und Yuna hören. Sie sind Botschafter für den Schutz ihrer Art in den Regenwäldern Südostasiens. Hoch über dem Boden in den Kronen der Bäume ist das Zuhause der Affen. Mit ihren Armen hangeln sich die Weißhandgibbons von Ast zu Ast. Außerdem gibt es die für ihre Gesänge bekannten Gibbons zu sehen – und natürlich zu hören. Im Sommer 2021 sind 900 Quadratmeter Fläche hinzugekommen, unter anderem eine neue Anlage für die Kleinen Menschenaffen. Sie können durch große Glasscheiben im Schmetterlingshaus betrachtet werden. Außerdem bekamen die Weißhandgibbons eine neue Außenanlage.

Wunderbar chillen kann man im traditionell angelegten Zen-Garten. Ein Hingucker ist der vergoldete Friedens-Buddha für Europa, der seit August 2017 hier zu sehen ist.

Die ganze Welt unter einem Dach: das Übersee-Museum Bremen

Nur wenige Meter vom Hauptbahnhof entfernt liegt das Übersee-Museum Bremen. 9.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche bietet es. Damit ist es Deutschlands größtes integriertes Museum für außereuropäische Länder. Es vereint – wenn man so will – die ganze Welt unter einem Dach. Hier kann man die Welt des Pazifiks erkunden, Metropolen wie Shanghai oder Nairobi entdecken oder Themen unserer Zeit wie Migration und Klimawandel auf den Grund gehen. An interaktiven Stationen kann man in andere Weltgegenden eintauchen und dabei faszinierende Kultur- und Naturräume erleben.

Universum Bremen: über 300 Exponate zum Anfassen

Ist das ein Wal oder eine Muschel? Wer zum ersten Mal vor der Fassade des Universum Bremens steht, kommt schnell ins Grübeln. Und das ist auch so gewollt.

Architektur: Universum in Bremen

Philip Lange/Shutterstock.com

Das Wissenscenter ist ein einziges großes Gelände für Entdecker und Neugierige, die mehr wissen wollen. Es verfügt über 300 Exponate zum Anfassen, Mitmachen und Experimentieren. Der Außenbereich, Deutschlands erstes Freiluft-Gelände dieser Art, mit Stationen zum Thema Bewegung lockt besonders die jüngere Generation an. Sie kann an der Wasserschraube die Schwerkraft überlisten oder ausprobieren, wie sich ein Jo-Jo wohl fühlen muss. Im Wissenscenter dagegen könnt ihr in die Themenwelten Mensch, Natur und Technik eintauchen – und zum Beispiel erfahren, was nach dem Urknall geschah, wie ein Tornado entsteht oder welche Sprachen es auf der Welt gibt. Definitiv einer der Sehenswürdigkeiten in Bremen.

Overbeck-Museum

Seit fast 130 Jahren inspiriert die Künstlerkolonie Worpswede mit ihrem angrenzenden Teufelsmoor Maler und andere Kunstschaffende.

Landhaus mit Garten im Künstlerdorf Worpswede

Alexander Ingerman/Shutterstock.com

In Bremen widmet sich das Overbeck-Museum einem der Gründungsväter der Kolonie. In den Ausstellungsräumen im Alten Packhaus Vegesack ist der Nachlass des Malers Fritz Overbeck (1869-1909) sowie der seiner Frau und Kollegin, der Künstlerin Hermine Overbeck-Rohte (1869-1937), zu sehen. Deren Werke werden ganzjährig in wechselnder Auswahl gezeigt. Darüber hinaus zeigt das Museum diverse Sonderausstellungen.

Bremens Märkte: Immer einen Bissen wert

Bremen ist eine Handelsstadt. Über die Weser kamen Waren und Kaufleute aus aller Welt in die Hansestadt. Auch heute noch könnt ihr das auf den vielen Märkten der Stadt erleben. An der Weserpromenade Schlachte zum Beispiel lockt von Ende April bis Ende September der Kajenmarkt. Hier könnt ihr Kunsthandwerk, Geschenkartikel, Schmuckstücke und Waren für den täglichen Hausgebrauch kaufen. Wer ausgiebig gestöbert und vielleicht sogar etwas gekauft hat, kann anschließend stromabwärts flanieren, um eine Kleinigkeit zu essen oder zu trinken. In den Restaurants, Biergärten und Cafés der Schlachte dürftet ihr problemlos die passende Location finden.

Den größten Flohmarkt der Stadt könnt ihr sonntags auf auf der Bürgerweide besuchen. Sie liegt zwischen Hauptbahnhof und Messe. Wer nichts findet, kann sich immer noch eine Bratwurst oder eine Waffel an einem der Essensstände gönnen.

Wer lieber frisches Gemüse aus ökologischen Anbau, Fleisch- und Wurstspezialitäten aus der Region oder Fisch mit nach Hause nehmen möchte, der sollte den Wochenmarkt auf dem Domshof besuchen. Dicht an dicht stehen hier täglich die Marktstände und laden zum Stöbern und Schlemmen ein. Besonders nah dran am Bremer Leben sind Besucher auf den Märkten in den Stadtteilen abseits der Innenstadt. Hier locken besonders die Ökomärkte im »Viertel« und in der Neustadt sowie der Findorffmarkt.

Wochenmarkt in Bremen

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Alles über die Welt des Kaffees im Jacobs Stammhaus erfahren

Wer hätte das gedacht? Jede zweite Tasse Kaffee, die täglich in Deutschland getrunken wird, stammt von Unternehmen aus der Hansestadt. Hier wurde 1673 sogar das erste Kaffeehaus im deutschsprachigen Raum eröffnet. Vor 126 Jahren eröffnete auch das Traditionsunternehmen Jacobs sein erstes Geschäft an der Weser. Das Jacobs Stammhaus in der Obernstraße 20 ist seit dem Frühling 2020 erste Adresse für qualitativ hochwertigen Kaffee in Bremen.

 

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Das neue Johann Jacobs Haus wurde in seiner historischen Art und Weise wiedererrichtet und gleichzeitig neu interpretiert. Auf einer Fläche von knapp 1.400 Quadratmetern auf fünf Stockwerken und Dachterrasse ist ein Café mit Ladengeschäft, eine eigene Rösterei und eine Akademie für Endkonsumenten und Gastronomen entstanden. Definitiv einer der Sehenswürdigkeiten in Bremen.

Übernachtungstipps für einen Trip nach Bremen

In Bremens kreativstem Viertel, der Überseestadt, entsteht vor rund zwei Jahren aus alten Hafenarealen ein neues Quartier mit ungewöhnlichen Freizeitangeboten. Am 1. März 2019 eröffnete der »HafenTraum«, ein ziemlich außergewöhnlicher Campingplatz. Dort wurden in einer alten Lagerhalle 11 Retrocamper, Schäferhütten und Tiny Houses mit insgesamt 33 Schlafplätzen aufgebaut. Sie entführen euch in 15 verschiedene Länder. Jede der Unterkünfte steht für ein Schiff, das im Hafen liegt. Alle sind individuell gestaltet und dem jeweiligen Herkunftsland gewidmet; ob italienische Dolce Vita, peruanischer Urwald oder das Tiny House, das zur schwedischen Skihütte umgebaut wurde.

 

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Tipp: die ErlebnisCard Bremen. Mit ihr könnt ihr kostenlos in der Stadt Bus und Bahn fahren. Zudem gewährt sie zahlreiche Vergünstigungen auf Führungen, Eintritte in Museen, Schiffstouren und vieles mehr.