Im Frankenwald und im Fichtelgebirge gibt die unberührte Landschaft den Ton an – doch die hat einige Besonderheiten im Angebot, die man in den Thermen und Wellness-Tempeln der Region auskosten kann. Text: Verena Wolf

Oberfranken. Das ist eine dieser Regionen in Deutschland, die man nicht so richtig kennt. Zu Finden im nördlichen Bayern, ziemlich weit östlich. Da, wo früher das »Zonenrandgebiet« zur DDR lag. An vielen Flecken ist es ein recht verschlafener Landstrich. Die Häuser haben schon besserer Zeiten gesehen. Viele Junge sind abgewandert, in die größeren Städte in der Umgebung oder gleich nach München, Berlin oder Frankfurt. Im ländlichen Oberfranken hingegen: Landschaft. Viel Landschaft.

Früher, da hat hier und vor allem etwas weiter südlich, in der Oberpfalz, die Porzellanindustrie geboomt. Tausende Menschen waren damit beschäftigt, Teller, Tassen und andere Gebrauchs- und Schmuckgegenstände aus dem Dreiklang Kaolin, Feldspat und Quarz herzustellen. Heute kommt das meiste aus Fernost. Aber die Porzellanstraße erinnert an die Orte, in denen die Industrie früher Geld und Arbeit brachte.

Landschaft im Frankenwald

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Wanderparadies Oberfranken

Doch die Oberfranken haben ein Pfund, mit dem sie wuchern können: die Natur. Hektarweise Wald, Felder, Wiesen, überwiegend naturbelassen. Im Frankenwald und im Fichtelgebirge. Sanfte Hügel, die auch Anfänger erklimmen können. Keine schroffen Berge, wie man sie aus Oberbayern, Österreich oder der Schweiz kennt. Eine der höchsten Erhebungen ist der Ochsenkopf, 1024 Meter ist er hoch. Einen höheren Berg gibt es noch, den Schneeberg – der allerdings ist trotz seines Namens ein reiner Sommerberg mit zahlreichen Wanderwegen, aber ohne Pisten.

Der Ochsenkopf ist eher ein Spaß-Berg für das ganze Jahr: Im Winter kann man Skifahren und Rodeln, im Sommer wandern. Und dann gibt es noch verschiedene Coaster und andere Geräte, die vom Gipfel wieder ins Tal führen.

Landschaft im Frankenwald

Frankenwald Tourismus

Wem das alles zu aufregend ist, der kann es in Oberfranken auch ganz gemütlich angehen lassen. Mit einer Sonnenaufgangswanderung in Bad Steben zum Beispiel. Holger Schramm steht um 6 Uhr morgens gut gelaunt im Foyer eines Hotels, die Wanderstiefel geschnürt, die langen Haare zum Zopf gebunden. Mit seiner Gruppe wandert er in den Tag hinein, der in der frühen Dämmerung noch recht wolkig aussieht. Kein Problem für den gelernten Mediengestalter, der sein früheres stressiges Leben hinter sich gelassen hat und jetzt in der Natur zuhause ist.

In Untereichenstein ist das Wander-Drehkreuz

Im Kurpark von Bad Steben macht er ein paar simple Qi-Gong-Übungen mit den verschlafenen Wanderern, um die Energie zum Fließen und den Kreislauf in Schwung zu bringen. Und dann geht es los, einen Schotterweg hinauf bis zu einer großen Lichtung. Und dort bahnt sich die Sonne wider Erwarten doch noch einen Weg durch die Wolken. Der Himmel erstrahlt in den schönsten Farben, zumindest kurz an diesem frühen Morgen – im Laufe des Tages wird sich das geben.

Kurpark in Bad Steben im Frankenwald

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Gut ausgeschildert sind die Wege im Frankenwald – das muss auch so sein, denn er ist Bayerns erste Qualitätsregion »Wanderbares Deutschland«. Da gibt es 33 FrankenwaldSteigla, die zwischen fünf und 18 Kilometer lang sind – oder für ambitionierte Wanderer den 242 Kilometer langen FrankenwaldSteig. Der lässt sich auf vielen Etappen erwandern und zeigt die Vielfältigkeit und Ursprünglichkeit der Region.

Ein kleines Kuriosum gibt es in Untereichenstein, einem gut markierten Fleck auf den Karten: das Drehkreuz des Wanderns. Gleich fünf Fernwanderwege treffen sich hier an der früheren innerdeutschen Grenze – von hier aus können Wanderer also in alle Himmelsrichtungen durch die Mitte der Republik zu wandern.

Jungbrunnenweg-Schild

Verena Wolff

Holger Schramm hingegen nimmt die übersichtlich gestalteten Wegweiser nur als Hinweise, er kennt sich schließlich aus zwischen Bäumen und Wiesen. Auf einer Kuppe, auf der idyllisch eine hölzerne Bank mit Tisch steht, packt er schließlich seinen Rucksack aus. Das ist ein bisschen wie bei Mary Poppins, als sie bei Jane und Michael Banks ihre Reisetasche auspackt: die feinen Sachen wollen gar kein Ende nehmen. Selbstgebackenes Brot hat Schramm dabei, heimischen Honig, Butter und Kräutersalz aus der Region, dazu Tee aus unbelasteten Kräuter und Rosenblättern. So lässt man sich auch in aller Frühe eine Wanderung schmecken.

Wellness und Thermen im Frankenwald

Wer ganz ohne Frischluft-Boost in den Tag starten will, kann sich in verschiedenen Thermen und Wellness-Hotels die Zeit bestens vertreiben. Denn Wellness und Thermen im Frankenwald haben Besonderes zu bieten: Das älteste Bayerische Staatsbad Bad Steben etwa gehört zu den wenigen Orten in Europa, in denen es ein natürliches Vorkommen des Edelgases Radon gibt.

Marie und Pierre Curie, die Entdecker der Radioaktivität, forschten auch zum leicht radioaktiven Radon, das ein natürlicher Bestandteil der Umwelt ist und das seit mehr als einem Jahrhundert als Heilmittel verwendet wird. Radonbäder helfen vor allem bei chronischer rheumatischer Gelenkabnutzung, Arthrose, chronischer Gicht und Fibromyalgie, weiss man im Bayerischen Staatsbad Bad Steben. Denn neben der Linderung der Schmerzen regt die die leichte Strahlung des Radons die Zellen an, stimuliert das Immunsystem und aktiviert die Selbstheilungskräfte des Körpers. Viele Rheumatiker schwören auf die Bäder, denn bestenfalls ersparen sie ihnen die Medikamente.

Verhalten in der Sauna? In Deutschland geht man grundsätzlich nackt in die Sauna, so wie der Mann auf dem Foto

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Die Radonbäder müssen verschrieben werden – das erledigt ein Spezialist vor Ort, der auch zu der Wirkung des Wassers forscht. Den Großteil der mehr als 8500 Quadratmeter großen Therme mit seinen verschiedenen Wasserwelten sowie eine umfangreiche Saunalandschaft kann aber ganz ohne Rezept genossen werden. Die Therme ist der modernste Teil des Kurareals, das in einem rund 40 Hektar großen Landschaftspark untergebracht ist.

Kurpark, Kurmuschel, Klenze

Weit über den kleinen Ort hinaus ist der Klenzebau im Kurpark bekannt – er wurde bereits 1837 als Badehaus nach Entwürfen der Star-Architekten dieser Zeit erbaut. Leo von Klenze war nicht nur Hofbaumeister von Ludwig I. von Bayern und hat mit seinen Bauten das Stadtbild von München geprägt. Er gehörte auch zu den Mitgestaltern der Neuen Eremitage in St. Petersburg. Im Kurpark gibt es bis heute die herrlich altertümlichen Einrichtungen der Kurkonzerte, die das ganze Jahr über in den Musikpavillons gegeben werden.

Kurpark, Kurmuschel, Klenze – alles nicht modern genug? Wer die Therme lieber gleich bequem im Haus hat, findet in Weißenstadt im nahegelegenen Fichtelgebirge eine weitläufige Anlage, die mit dem »Kurbetrieb« von früher so gar nichts mehr zu tun hat. Stattdessen gibt es im Siebenquell GesundZeitResort stylishe Zimmer, eine Kaminlounge und ein Feinschmecker-Restaurant. Und natürlich: die Therme. 1.000 Quadratmeter zusammenhängende Thermalwasserflächen und zwei Außenbecken, eines davon mit minimal strahlendem Radon. Und das alles ist bequem im Bademantel vom Zimmer aus zu erreichen.

Beauty-Anwendungen und Themensaunen

All jene, die einfach abschalten und sich rundum verwöhnen lassen wollen, sollten sich ein bisschen vorbereiten. Denn das Angebot ist groß. Sehr groß. Da gibt es die zahlreichen Beauty-Anwendungen mit Rügener Heilkreide und anderen guten Wirkstoffen aus der Natur. In den Themensaunen zeigt sich, was die Region am Leben hält – so gibt es die die Bergwerksauna, die Schmiede und die Brauereisauna. Eine Schneekammer sorgt für die nötige Abkühlung nach dem Schwitzen.

Wirklich speziell aber ist die GesundZeitReise – ein eigener Bereich, an dessen Eingang ein sieben Meter hoher Obelisk unter einer Glaskuppel wacht. In diesem Bereich kann man an einem Nachmittag zu einer Reise durch jahrtausendealte Badekulturen aufbrechen.

Da gibt es ein römisches Dampfbad und ein Mineralschwebebecken, ein Jod-Selen-Bad und ein Zink-Basen-Bad. Sand, Licht Wärme. Und es gibt Ruhe. Viel Ruhe. So wie eigentlich fast überall im Frankenwald und im Fichtelgebirge.