Der Tod des US-amerikanischen Touristen Otto Warmbier (22) im Sommer 2017 warf einen hässlichen Schatten auf Nordkorea. Touristen, die mit dem Gedanken einer Reise in das Land kokettieren, stellen sich noch heute die Frage: Wie gefährlich sind Reisen nach Nordkorea? 

Malika Ben Naoum-Horst kann die Aufregung nicht verstehen: »Wir bieten seit 25 Jahren Reisen nach Nordkorea an. Nordkorea ist kein gefährliches Land; egal, ob man es individuell oder in der Gruppe bereist. Wir hatten in all den Jahren nicht einen einzigen Vorfall«, so die Geschäftsführerin der in Hannover ansässigen Agentur »Korea Reisedienst« im Sommer 2017 gegenüber reisen EXCLUSIV.

Nordkorea international am Pranger

Mit ihrer Gelassenheit stand Malika Ben Naoum-Horst seinerzeit allerdings allein auf weiter Flur. Denn seit dem möglicherweise gewaltsam herbeigeführten Tod des US-Amerikaners Otto Warmbier steht das Land mehr denn je international am Pranger. Auch unter neutralen oder gar dem Land wohlgesinnten Reisenden dürfte sich nach den Berichten über die Festnahme und Haft von Warmbier der Blick auf Nordkorea ändern.

Dabei warnt das Auswärtige Amt auf seiner Website schon länger vor Reisen in das Land: »Von der nordkoreanischen Propaganda werden ausländische Einflüsse als schädlich und zersetzend bezeichnet. Vor Ausländern müsse man sich daher in Acht nehmen. Ausländern wird seitens der koreanischen Bevölkerung außerhalb reglementierter Begegnungen mit Misstrauen begegnet«, heißt es dort. Wer sich dennoch in das Land wagt, muss auf Ungemach vorbereitet sein. Von häufigen Strom- und Wasserausfällen ist die Rede; ebenso von einer unzureichenden medizinischen Versorgung. Gleiches gilt für die touristische Infrastruktur.

Stets ein Aufpasser an der Seite

Auch kann man sich in dem Land als Tourist nicht frei bewegen. Ein Dolmetscher oder ein Reiseleiter ist ständig anwesend. Das will auch Malika Ben Naoum-Horst nicht relativieren: »Wer nach Nordkorea reisen möchte, muss sich vorher mit dem Land beschäftigen und sich vorbereiten. Dazu gehört auch und vor allem, keine Witze über Staatsoberhaupt Kim Jong-un zu machen und stattdessen den Personenkult zu respektieren«, so Ben Naoum-Horst.

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Eine Konsequenz nach Warmbiers Tod seinerzeit: Für US-Amerikaner wurde es in Zukunft schwerer, in dem Land Urlaub zu machen. Die in China ansässige Agentur Young Pioneer Tours, die Nordkorea-Trips vor allem an junge ausländische Touristen verkauft, teilte auf ihrer Facebookseite mit, dass man fortan für US-Bürger keine Reisen mehr in das Land organisieren werde. Amerikanische Reisepässe sind derzeit in Nordkorea nicht gültig. Auch haben die USA keine Botschaft in Nordkorea.

Tischler Reisen: »Nordkorea-Interesse derzeit bei null«

Auch ein anderer deutscher Reiseveranstalter, der Nordkorea-Reisen im Portfolio hat, machte sich seinerzeit keine Illusionen. »Unabhängig von dem bedauerlichen Tod von Herrn Warmbier ist die Sicherheitslage verschärft, da das ohnehin angespannte Verhältnis zu den USA weiter belastet ist und die Aktionen und Reaktionen beider Parteien nicht berechenbar sind. Das Interesse, das Land zu bereisen, liegt derzeit bei null«, sagte Michael Metzner, Vorstandsmitglied des Veranstalters Tischler Reisen, gegenüber reisen EXCLUSIV. Tischler Reisen hatte Nordkorea seit Anfang 2017 im Angebot. Die Zahl der Interessenten sei in einem überschaubaren Rahmen geblieben, so Metzner. »Erste Anfragen einzelner Kunden gingen bei uns ein. Allerdings wurden diese aufgrund der aktuellen weltpolitischen Lage Nordkorea betreffend, speziell nach den jüngsten Ereignissen, zurückgestellt«, so Metzner.

Malika Ben Naoum-Horst, die laut eigener Website »im Namen der Tourismusbehörde in Pyongyang Werbemaßnahmen und touristische Verhandlungen« in Deutschland führt, sieht den Tourismus nach Nordkorea dagegen nicht so pessimistisch. »Erst nächste Woche werden wieder vier Touristen aus Deutschland nach Nordkorea reisen, die schon im vergangenen Jahr ihren Urlaub dort verbracht haben«, sagte sie im Sommer 2017 gegenüber reisen EXCLUSIV.