Im Top End von Nordaustralien hat Baz Luhrmann das Abenteuerepos Australia gedreht. Wir zeigen die schönsten Original-Schauplätze.
The Beginning – der Regisseur Baz Luhrmann
Nach der Geburt seiner Tochter fragte sich Baz Luhrmann, welchen Ort seine Tochter wohl eines Tages Heimat nennen wird. Damals lebte er mit seiner Frau Catherine Martin in Paris. Sie entschieden sich, zurück nach Sydney zu gehen. Der 46-jährige Regisseur, der sich mit Strictly Ballroom«, William Shakespeares »Romeo und Julia« sowie mit »Moulin Rouge« einen Namen gemacht hat, wuchs selbst in einem winzigen Holzfällerstädtchen in Australien auf. Im nördlichen New South Wales führte seine Familie eine kleine Farm und die örtliche Tankstelle. Für eine kurze Zeit sogar das ansässige Kino. Mit Australia kehrt Baz Luhrmann sozusagen zu seinen Wurzeln zurück. Er kreierte ein romantisches und zugleich actionreiches Abenteuerepos über das Australien der 30er-Jahre, »einen Film für die ganze Familie«, und wählt als Schauplatz die dramatisch schöne Landschaft Nordaustraliens und die einzigartige Kimberley-Region in Westaustralien.
»Dieser Teil von Australien, das Top End, das Outback, ist die Ferne des Fernen. Es ist einer der Plätze auf der Welt, der noch Geheimnis, Abenteuer und Romantik in die Gedankenwelt der Menschen zaubert«,
sagt Baz Luhrmann. Und der Arbeitsaufwand für dieses filmische Werk war enorm. Allein zehn Jahre lang hat er recherchiert. Mit einem Budget von 130 Millionen Dollar und einer Crew von 300 Mann ist es das ehrgeizigste Projekt Luhrmanns und die größte Produktion in der Geschichte des australischen Films. Die komplette Besetzung sowie die Crew sind ausschließlich Australier. So verwundert es auch nicht weiter, dass er die weibliche Hauptrolle mit Nicole Kidman besetzt hat, die für »Moulin Rouge« ihren ersten Oscar bekam. Baz macht nur wenige Filme, aber wenn er dreht, dann steckt er sein ganzes Herz und seine Seele hinein«, sagt Nicole Kidman.
The plot -Liebe im Outback
Baz Luhrmann erzählt die Geschichte von Lady Sarah Ashley, gespielt von Nicole Kidman. Die britische Aristokratin macht sich kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs auf den weiten Weg ins entlegene Australien. Dort muss sie sich mit einem rauen Viehtreiber namens The Drover, gespielt von Hugh Jackman, verbünden, um die Rinderfarm, die sie geerbt hat, zu retten. Sie begeben sich auf einen abenteuerlichen Viehtrieb Hunderte Meilen durchs unwegsame Outback nach Darwin.
The locations – sehenswerte Schauplätze
Neben den Hollywood-Stars spielt vor allem das Land selbst eine wichtige Rolle im Film. Acht Monate lang, vom 30. April bis zum 21. Dezember 2007, drehte Luhrmann an seinem Epos. Einer der Hauptschauplätze liegt 2.500 Kilometer entfernt von Sydney im nordwestlichen Zipfel von Australien, bekannt als die Kimberley-Region.
Der menschenleere raue Nordwesten, der mit 42.1451 Quadratkilometern fast so groß ist wie Frankreich, ist eine Region, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnte: Kleine Oasen mit dschungelgrünen Palmentälern, Wasserfällen und Thermalquellen verbergen sich in rotleuchtenden Schluchten und Karstplateaus mit Eukalyptenbewuchs. Zwei Drittel des Kimberley-Gebiets sind auf 99 Farmen aufgeteilt. »Als ich meinen neuen Film Australia machte, filmten wir an unserem Heim-Set im Top End von Australien auf einer Rinderfarm namens Carlton Hill, über eine Fahrstunde entfernt von dem kleinen Ort Kununurra in Westaustralien, nur zu erreichen auf Schotterstraßen. Weil ich früh am Set sein musste, sagte ich am ersten Tag, als ich ankam, zu meinen Kollegen, ich könnte doch statt immer hin und her zu fahren im Van bleiben. Also stellten sie den Van an eine Uferböschung am Fluss, und ich blieb dort für volle fünf Wochen«, erzählt Baz Luhrmann.
Die beiden Rinderfarmen der Carlton Hill Station und des El Questro Wilderness Parks dienten dem Regisseur als Drehort für die Szenen zu »Faraway Downs«, einem maroden Farmhaus, an das ein Wasserturm angedockt ist und das umgeben ist von Pferdekoppeln. Sarah (Nicole Kidmann) erbt diese Rinderfarm von ihrem Mann und restauriert sie. Dabei entdeckt Sarah, dass dieses raue, unwegsame Outback genau der Ort ist, wo sie leben möchte. Doch um die Farm vor einem geldgierigen Rinderbaron zu retten, müssen Sarah und The Drover die Viehherde nach Darwin treiben, Hunderte Meilen durch das Outback.
Kulisse hierfür waren unter anderem die großartige Landschaft des »roten Westaustraliens« der Kimberley-Region wie der im Süden liegende Purnululu National Park und die in ihm liegende Bungle Bungle Range. In der Sprache des dort ansässigen Kija-Aboriginie-Stamms bedeutet »Bungle Bungle« Sandstein. Der Park ähnelt einer gigantischen Mondlandschaft mit Hunderten steil aufragenden Felsendomen und -kuppeln, die umgeben sind von trockenen Savannen und Grasländern.
»Im Stillen dachte ich in diesen Tagen, dass egal, was das Ergebnis unserer Dreharbeiten sein würde, dies genau das war, was ich gesucht hatte“,
sagte Baz Luhrmann nach den Dreharbeiten, »nämlich still zu werden, durch die Kraft und die Größe der Landschaft innehalten zu müssen und zu schweigen. Denn dies ist die einzigartige Magie dieses Ortes am Ende der Welt.«
Let me introduce: die Kimberley-Region
Die Kimberley-Region wird von der Stadt Kununurra verwaltet, was in der lokalen Sprache der Aborigines »viel Wasser« heißt. Und das hat der nahe gelegene Lake Kununurra allemal. Der See ist zwar nicht besonders spektakulär, aber bietet sich für diverse Wassersportarten an.
Wer allerdings ein richtiges Outbackabenteuer erleben möchte, ist in einem der letzten großen Wildnisgebiete der Welt genau richtig. Sehr zu empfehlen: Ein Flug über die riesige Diamantenmine Argyle und den Lake Argyle mit einem Helikopter oder mit einer Cessna. Ein einzigartiger Blick auf die Region ist garantiert. Abenteuerlich wird es auch bei einer Jeeptour auf der 667 Kilometer langen Outbackpiste Gibb River Road, wo seit 30 Jahren die Kimberley-Rinder zwischen Wyndham im Norden und Derby im Westen transportiert werden. Auch der El Questro Wilderness Park liegt auf der Strecke. Überhaupt empfiehlt es sich, öfters mal einen Stopp einzulegen, um Wildblumen sowie wildlebende Pferde und Esel am Wegesrand zu bewundern. Allerdings ist die Straße nicht während der Regenzeit zu empfehlen.
Das multikulturelle Darwin
Neben Westaustralien spielt die Handlung überwiegend in Darwin, der Hauptstadt des Northern Territory. Hier beginnt die Geschichte. Auf der Suche nach ihrem Mann kommt Sarah kurz vor dem Zweiten Weltkrieg in der Stadt an. Nach Darwin führt Sarah und The Drover auch ihr gemeinsames Abenteuer mit der Rinderherde. Und dort erleben sie die Bombardierung der Stadt durch die japanischen Streitkräfte. So drehten Baz Luhrmann und sein Team viele der Kriegseinstellungen während des Zweiten Weltkriegs dort. Die Stadt, die 100.000 Einwohner zählt, ist Australiens Brücke nach Asien und gleichzeitig das Tor zum Top End.
»Ich war erstaunt, als ich bei der Vorbereitung lernte, dass in Darwin in den 1930er-Jahren sehr viele Asiaten lebten. Das ist die große Stärke des Nordens, eine große multikulturelle Prägung in solch einer kleinen Stadt«,
schwärmt Baz Luhrmann. Bis zu 50 verschiedene Nationalitäten wohnen dort, darunter auch die traditionellen Landbesitzer, die Larrakia-Aborigines. Die lebendige Hafenstadt, die nach dem Wissenschaftler Charles Darwin benannt ist, hat Tropenflair.
Zu bewundern im Aquascene bei Doctors Gully, denn dorthin kommen mit der Flut jeden Tag Hunderte von tropischen Fischen zur Fütterung. Oder im Indo Pacific Marine, einem großen Aquarium, wo sich alles um tropische Gewächse dreht. Hier lohnt es sich, abends hinzugehen, denn das Nachtleben im Riff hat es in sich. Wer beim Stichwort Nachtleben nicht nur Beobachter sein möchte, der ist am »Wharf Precinct« richtig. In den Hafenrestaurants gibt es traditionelles australisches Essen wie Steak oder Meeresfrüchte. Danach spaziert man auf dem Steg entlang des Ozeans und wirft zu guter Letzt einen Blick auf die Sonne, die auch am Ende der Welt untergeht. Auf dem Rückweg lohnt ein Abstecher zur Stokes Hill Wharf, das ist der einzige »echte« Ort im Film.
Um Darwin in der Vorkriegszeit darzustellen, zog die Crew allerdings weiter nach Bowen, ein malerisches Küstenstädtchen in Queensland. Sieben Wochen lang verwandelte sich die Stadt in einen Filmschauplatz. Die Hauptstraße wurde mit Kulissen verkleidet, Rinderzäune wurden aufgebaut und Straßen mit rotem Staub versehen.
Extra für den Film wurde eine große Polizeistation errichtet, die als einzig übrig gebliebenes Gebäude des Filmsets auch heute noch besichtigt werden kann. Ein »echtes« Gebäude, dem im Film eine Rolle zukommt, ist das Customs House, denn dort lebt und arbeitet die australische Schauspiellegende Bryan Brown, der in Australia den Bürgermeister »King Carney« spielt. Aber einer der Hauptgründe, warum Baz Luhrmann Bowen als Kulisse ausgesucht hat, war der Hafen, den er mit seinen Bilderbuch-Sonnenuntergängen als optimalen Drehort empfand. Mit seinen sieben palmengesäumten Stränden ist Bowen ein Paradies zum Schnorcheln und Fischen. Ein tolles Segelrevier mit lagunenartigen Buchten sind die nahe gelegenen Whitsunday Islands, eine idyllische Inselgruppe mit sanften grünen Hügeln. Die 74 Inseln, von denen nur zehn bewohnt sind, ähneln einem im Meer versunkenen Gebirge, von dem lediglich die Gipfel sichtbar sind.
Infos. Mehr zum Film gibt es unter www.australia-derfilm.de. Wissenswertes über den Regisseur Baz Luhrmann und seine Projekte unter: www.bazmark.com
Anreise. Viele internationale Fluggesellschaften fliegen nach Australien. Wer von Deutschland aus mit dem Flugzeug nach Australien reist, ist inklusive Zwischenlandungen rund zwei Tage unterwegs. Die reine Flugzeit beträgt 20 Stunden. Die wichtigsten internationalen Flughäfen auf dem fünften Kontinent sind Sydney, Melbourne und Perth. Von Europa aus ist Australien am besten über Asien zu erreichen.
Einreise. Zur Einreise benötigt man einen mindestens für die Reisedauer gültigen Reisepass sowie ein Visum. Das Visum wird in Form einer sogenannten elektronischen Einreiseerlaubnis (ETA) erteilt. Die ETA ist zwölf Monate gültig und berechtigt zu maximal drei Monaten Aufenthalt.
Reisezeit. Da sich Australien von den Breitengraden der Tropen bis zu den gemäßigten Klimaten erstreckt, herrschen immer irgendwo Optimalbedingungen, und anderswo muss man Kompromisse schließen. Generell ist aber für Australien von Mitte April bis Mitte Juni und von Mitte August bis Mitte Oktober die beste Reisezeit.
Infos. Tourism Australia, Neue Mainzer Straße 22, 60311 Frankfurt a. M., Tel.: 069 2740060, www.australia.com