Ein ehrwürdiges Herrenhaus aus dem 16. Jahrhundert ist heute das todschicke Boutique-Hotel Can Bordoy im Herzen von Palma de Mallorca. Eine Hotelschönheit, die aus der Reihe tanzt und dabei ganz geschmeidig bleibt.
Der Gast erwacht in einer Schönheit aus einer anderen Zeit, gleichzeitig gepaart mit Designelementen aus dem Hier und Jetzt. Zusammen ergeben sie eine Symbiose, die unfassbar ansprechend ist, weil sie nicht nur fotogen durch die sozialen Medien geistern kann, sondern gleichzeitig eine Ruhe ausstrahlt, die den Alltag in die Sparte Erinnerung verschiebt.
Dass das Can Bordoy im Lonja-Viertel von Palma ein Hipster-Paradies hinter weiß gekalkten Mauern ist, lässt sich gleich im Innenhof erkennen, über den man das Hotel betritt. Mr. B, der Haushund, beschnüffelt uns neuen Gäste wie bei einem Begrüßungsritual und gibt sich mit der Erkenntnis zufrieden, dass wir nun zur großen Familie gehören. Freudiges Schwanzwedeln inklusive. Doch einen Moment innehalten lohnt, denn schon der kleine Hof ist geprägt von avantgardistischen Outdoor-Möbeln, die eher Kunstwerke sind als Sitzgelegenheiten.
Ab zur Bar!
Von dort aus geht es automatisch zur Bar, denn eine »echte« Rezeption gibt es nicht. Der Check-in geschieht in den »Suiten«. Gemütlich sozusagen. Ohne Stress. Dafür sorgt die gute Seele des Hotels oder Lady of the House, Klementyna. Aber wer auf dieses Prozedere in der Traveller’s Suite (der kleinsten Kategorie) wartet, muss sich etwas wundern, dass das samtreiche Zimmer mit dem dunklen Holzboden nun Suite heißt. Es ist ehrlich gesagt nicht größer als ein Zimmerchen im Motel One. Und dort würde einem niemals dieses Attribut durch den Kopf geistern.
Doch natürlich ist es hier alles viel schöner. Die Möbel sind aus dunklem Holz, die Wände sind in dunklen Farben gehalten. Die Wand zwischen Bad und Bett ist ein schwerer Samtvorhang, der gleichzeitig auch als Kleiderschranktür fungiert. Die Minibar versteckt sich in einem Designerwerk, das nicht nur einen Kühlschrank verbirgt, sondern auch ein Radio. Ein wirklich wunderschöner Hingucker. Da klopft es. Klementyna hat frische Blümchen zum Check-in mitgebracht. Wie herzlich.
Einst waren die »Suiten« Klassenzimmer. Denn das ehrwürdige Herrenhaus beherbergte eine christliche Schule. Viel Fantasie wird nicht benötigt, sich Kinder vorzustellen, die sich durch das eckige Schneckentreppenhaus nach oben und über den knarzigen Boden in die Räume schoben. Die mundgeblasenen Fenster werden die eine oder andere Geschichte zu erzählen haben. Gott, was wären die Kleinen begeistert, wenn sie wüssten, dass sich heute auf dem Dach ihrer ehemaligen Schule ein Planschbecken befindet, das sich exzellent für ein ausgedehntes Fußbad eignet. Und das ist keinesfalls zynisch gemeint, denn der kleine Pool ist nicht tiefer als ein paar Zentimeter. Dafür ist der Boden aus Glas und kann vom Treppenhaus eingesehen werden. Fotogen – in der Tat. Für Kinder ebenfalls gut geeignet. Ansonsten wunderbares Chichi für die Instagram-Crowd, die ihre halbnackte Freundin beim einzig möglichen Schwimmzug ablichten möchte.
Plantschen auf dem Dach
Nichtsdestotrotz lässt sich auf dem Dach wundervoll unter der balearischen Sonne entspannen. Dabei kann der Blick wahlweise auf die Kathedrale fallen oder aber auf das Mittelmeer, dessen Rauschen vom geschäftigen Treiben der Stadt übertönt wird.
Wer mit einem wahrscheinlichen Kater nach einem Degustationsmenü im hauseigenen Restaurant aufwacht, kann hier langsam zu Sinnen kommen. Das ist eine wundervolle Option. Doch die wahre Geheimwaffe des Hotels befindet sich im Erdgeschoss. Es ist sozusagen die Dreifaltigkeit des gelungenen Urlaubs. Zum einen haben wir hier das niedliche Spa, das zwar klein, aber durchaus entspannend ist. Zum anderen ist da der wunderschöne Garten, der zum stundenlangen Verweilen einlädt. Entweder an einem der Bistrotische unter Palmen bei Ensaimada und einem Café con leche oder aber am beheizten Pool, der 365 Tage im Jahr Gäste zum Baden lockt. Hübsch, wirklich hübsch.
Frühstück den ganzen Tag
Doch jetzt müssen wir über die Küche sprechen, denn die überzeugt noch mehr als das Interieur, das sicherlich für zahlreiche Aha-Momente sorgt und durch und durch stilvoll ist. Und so sehr, wie jedes Möbelstück aus aller Welt zusammengetragen wurde, um zu diesem bildschönen Hotel zu verschmelzen, hat sich Küchenchef Andrés Benítez ins Zeug gelegt, um ein unvergessliches Geschmackserlebnis zu zaubern.
Das fängt schon beim Frühstück an. Das wiederum – und das ist der Superduperpluspunkt des Hotels – wird den ganzen Tag lang á la carte serviert. Egal, zu welcher Uhrzeit. Toll, oder? Aber am Abend, da lohnt es sich schon, auf den Avocadotoast zu verzichten und sich dem Benítez-Menü hinzugeben. Nicht nur, weil das preislich unschlagbar ist, sondern auch, weil es geschmacklich verführt, überrascht, verzaubert und dahinschmelzen lässt. Und wer dann noch mit den Weinen des allwissenden Sommeliers Emi verzückt wird, der kann sich glücklich schätzen, dieses zauberhafte Hotel gewählt zu haben. Denn auch für die wunderbaren begleitenden Tropfen gilt vor allem ein Prädikat: samtweich.
Mehr Infos zum Can Bordoy ? Dann einmal hier lang, bitte …
Hotel Can Bordoy, Carrer del Forn de la Glòria, 14, 07012 Palma, Mallorca. Die Raten beginnen – je nach Suite und Saison – ab 580 Euro pro Nacht. Ihr braucht noch ein paar Anregungen für Palma de Mallorca? Wie wäre es mit diesem tollen Stadtspaziergang?