Makellos restaurierte gotische Kreationen und neoklassische Paläste thronen neben Betontürmen aus der kommunistischen Ära und modernen Wolkenkratzern: Warschau überrascht, Warschau entzückt. Wir haben Tipps für eine Reise in die polnische Hauptstadt und verraten, was man sich in der Stadt ansehen sollte.
Must-see: Altstadt und Königliche Łazienki-Park
Sehenswürdigkeiten. Zunächst ein Tipp, wie man am besten von A nach B kommt. Die Buslinie 180 führt an vielen Sehenswürdigkeiten Warschaus vorbei. So geht sie u.a. entlang des Königswegs. Wer also keine Lust hat, die Sehenswürdigkeiten der Stadt vorab zu planen, setzt sich einfach in den Bus und steigt da aus, wo es einem gefällt.
Touristenhighlight Nummer eins ist die Altstadt. Die historisch anmutenden Gebäude um den Marktplatz sehen bildschön aus, sind aber erst nach dem Zweiten Weltkrieg wiedererbaut worden. Originalgetreu. Hier kann man sich hübsche, bunte Patrizierhäuser ansehen und durch engen Gassen flanieren. Besonders sehenswert ist der Altstadt-Markt, wo man Fotos von der Warschauer Meerjungfrau, dem offiziellen Wahrzeichen der Stadt, machen kann.
Der Glockenturm der St. Anna-Kirche bietet eine besondere Aussicht auf den Schlossplatz. Zu den bedeutendsten Attraktionen der Altstadt zählen neben dem Marktplatz die Jesuitenkirche, die Johanneskathedrale sowie das Königsschloss mit den Königsgärten.
Wahrzeichen in Warschau: Palast der Kultur und Wissenschaft
Ein tolles Fotomotiv gibt der Palast der Kultur und Wissenschaft ab. Er ist das Wahrzeichen Warschaus. Und wird im Volksmund auch gern »Stalins Rache« genannt. Denn bei dem bis 1955 entstandenen Koloss handelt es sich um ein Geschenk aus Moskau. Ein unübersehbares Geschenk sozusagen. Die Aussichtsplattform auf der 30. Etage lohnt, wahrscheinlich noch mehr, wenn die Stadt ihre Pläne beendet hat, die Umgebung des Gebäudes zu verschönern. Der 237 Meter hohe Wolkenkratzer ist bis heute das höchste Gebäude Polens.
Schön auch: die Barbakane und die Glocke auf der ul. Kanonia, entlang der Stadtmauer zu spazieren und sich das Königsschloss ansehen! In dem ehemaligen Sitz der polnischen Herrscher sind nicht nur die königlichen Gemächer, sondern auch Gemälde von Rembrandt und von Bernardo Bellotto, bekannt als Canaletto, zu bestaunen.
Ein weiteres Muss ist der rund vier Kilometer südlich der Altstadt gelegene Königliche Łazienki-Park. Das Anwesen ist einfach nur wunderschön. Hier kann man spazieren gehen oder auf einer Parkbank das Geschehen beobachten. In dem Park gibt es Orangerien, ein Amphitheater und einen chinesischen Garten. Wer im Sommer am Wochenende in der Stadt zu Besuch ist, sollte sonntags zwischen 12 und 16 Uhr vorbeischauen. Dann finden am Chopin-Denkmal klassische Konzerte statt. Wer Lust hat, auch den klassizistischen Palast auf der Insel ansehen. Er beherbergt u.a. eine Gemäldesammlung.
Lebenslustiges Warschau
Früher war hier die Warschauer Wodka-Fabrik Koneser zu Hause, heute finden sich neben dem Google Campus hauptsächlich Restaurants, Bars und Designerläden in der wohl hipsten Ecke der Stadt.
Im Kopernikus-Wissenschaftszentrum kommen kleine Nerds à la Big Bang Theory auf ihre Kosten. Es ist ein interaktiver Wallfahrtsort in der Nähe der Weichsel mit Blick auf das Nationalstadion. Toll ist die Show im Planetarium.
Buntes Vergnügen in einer ehemaligen Fabrik verspricht das Neon-Museum. Hier sind alle Werbeschilder versammelt, die in den 60er- und 70er-Jahren Warschau illuminierten. Ein Spaziergang durch die Vergangenheit mit der Möglichkeit, phantastische Fotos zu machen.
Wodka-Museum und Museum des Warschauer Aufstandes
In Praga befindet sich unter anderem das Wodka-Museum, das neben Touren auch Verkostungen anbietet. Es entstand auf dem Gelände der ehemaligen Wodkafabrik Koneser. In der historischen Destillerie wird eine interaktive und multimediale Zeitreise durch die über 600-jährige Geschichte des polnischen Wodkas geboten. Natürlich gibt es für volljährige Besucher auch die Möglichkeit, sich durch verschiedene polnische Wodka-Spezialitäten zu probieren. Im museumseigenen Restaurant werden zudem die passenden Speisen angeboten.
Alternativ können Besucher das Marie-Curie-Museum oder das Frédéric-Chopin-Museum besichtigen, die den in Warschau geborenen Persönlichkeiten gewidmet sind. Mit anderen Museen wie dem Museum der Geschichte der polnischen Juden POLIN, dem Palastmuseum Wilanów, dem Nationalmuseum und vielen mehr ist Warschau ein wahres Paradies für Kulturliebhaber.
Ihr findet in Warschau also einige interessante Museen, die allemal einen Besuch lohnen. Seid ihr aber nur ein Wochenende in der Stadt, habt also nicht so viel Zeit, empfiehlt es sich, das Museum des Warschauer Aufstandes zu besuchen. Das Haus hat seinen Schwerpunkt in der Darstellung des Kampfes und des Alltags der Menschen während der Warschauer Aufstands 1944. Aber nicht nur das: Auch die Zeit danach im Kommunismus wird beleuchtet. Das Museum ist in einem alten Straßenbahn-E-Werk untergebracht, ist rund 2.000 Quadratmeter groß und zeigt über 500 Exponate und rund 1.000 Fotos.
Ökomarkt und Fabrikmuseum in Wola
Ein brandneues Museum findet sich auf dem ehemaligen Werksgelände der Firma »Norblin, Bracia Buch i T. Werner« im Stadtteil Wola. Sie stellte Metallwaren und Haushaltsgeräte her. Zehn denkmalgeschützte Gebäude der Firma wurden aufwändig restauriert und um einen mehrgeschossigen zentralen Bau ergänzt. Von den 66.000 Quadratmeter großen Nutzflächen entfallen etwa zwar zwei Drittel auf Büros. Darüber hinaus bietet die Fabryka Norblina aber Shops, einen Food Court und einen Ökomark. Zwischen all dem befindet sich das offene Museum, das Besucher auf vier Routen dazu einlädt, mehr über die Geschichte der in Polen lange Jahrzehnte sehr bekannten Fabrik zu erfahren. 50 Originalmaschinen blieben erhalten. Sie veranschaulichen die Leistung der damaligen Produktionsstätte. Darunter befindet sich auch eine 50 Tonnen schwere Maschine zur Herstellung von Drähten, Stäben sowie Gegenständen aus Messing und Kupfer. Zu sehen sind zudem rund 400 edle Silberwaren sowie weitere Erzeugnisse der Fabrik.
Ende Oktober 2024 öffnet das neue Museum für Moderne Kunst (MSN) in Warschau. Das Museum setzt den Schwerpunkt auf Bildung und kritische Auseinandersetzung mit Kunst. Außerdem steht die Unterstützung junger Künstlerinnen und Künstler im Mittelpunkt. Es ist geplant, eine eigens von jungen Kuratorinnen und Kuratoren sowie Künstlern selbst gestaltete Galerie für aufstrebende Talente zu errichten. Das Museum legt besonderen Wert darauf, die oft übersehene Rolle von Frauen in der Kunst in den Vordergrund zu rücken. Das MSN befindet sich nur wenige Schritte von Zentralbahnhof und Kulturpalast entfernt.
Besuch des Schokoladenmuseums
Naschkatzen und Schokoladenlieber können ab Anfang September 2024 das brandneue Schokoladenmuseum besuchen. Hinter dem Projekt steckt Polens populärste Schokoladenfabrik »E.Wedel«. Präsentiert wird die gesamte Produktion der Schokolade, von Anfang bis zum Ende: vom Pflücken und Rösten der Kakaobohnen über die Verarbeitung bis zum Verpacken. In der interaktiven Ausstellung können Besucher nicht nur zusehen, sondern probieren, riechen und auch selbst Hand anlegen. So ist es etwa möglich, eine individuelle Schokoladentafel zu gestalten.
Darüber hinaus erfahren Besucher der »Fabryka Czekolady« (Schokoladenfabrik), wie das Museum offiziell heißt, mehr über die fast 200-jährige Geschichte des Unternehmens. Außerdem wird über den Anbau von Kakao, Wirtschaftskreisläufe sowie das Marketing der fertigen Produkte informiert. Im Andenkenladen des Museums können Besucher Erinnerungsstücke und süße Leckereien erwerben.
Foto-Tipp: Von der Dachterrasse können Besucher ein Panoramablick über die polnische Hauptstadt genießen.
Abstecher in den Stadtteil Praga und Shopping in der Mall Złote Tarasy
Auf die To-do-Liste während eines Besuchs in Warschau gehört auch ein Abstecher in den Szenestadtteil Praga auf der anderen Seite der Weichsel. Früher war das Viertel eher runtergekommen, doch mit der Zeit haben sich hier einige Künstler und Hipster niedergelassen und Braga deutlich aufgewertet. Dass Künstler das Viertel mögen, merkt man schnell, wenn man durch die Straßen zieht. Vielerorts sind Street Art, Graffiti und Murals zu bewundern, besonders in Nowa Praga.
Lust auf einen Shopping-Exzess? Dann auf zur Mall Złote Tarasy. Zur Orientierung: Der gigantische Einkaufstempel liegt gleich dem Warschauer Hauptbahnhof. Rund 200 Geschäfte und Restaurants sind in der Mall untergebracht, darunter viele namhafte Brands. Tipp: Möchtet ihr euch (auch) ein paar polnische Leckereien mitbringen, nehmt Kurs aufs Untergeschoss. Dort findet ihr einen großen Carrefour-Supermarkt, der auch einige Produkte (z.B. Senf, Honig, Marmelade, Wodka) aus Polen im Angebot hat.
Essen in Warschau: Restaurant-Tipps
Restaurants. Das Restaurant NUTA darf sich mit einem Michelin-Stern schmücken. Küchenchef Andrea Camastra verbindet mit seinem am Warschauer Königsweg gelegenen Fine-Dining-Restaurant polnische Traditionen mit mediterraner Leichtigkeit und asiatischen Aromen. Zur Auswahl für die Gäste stehen dort zwei Menüs.
Im Polska Rozana gibt es eine gehobene polnische Küche. Das Ambiente kommt etwas gediegen daher, viele finden es aber einfach nur urgemütlich hier. Für polnische Verhältnisse ist das Restaurant nicht gerade billig, in Paris oder London würdet ihr in einem Restaurant dieser Klasse allerdings deutlich mehr bezahlen. Bei schönem Wetter könnt ihr draußen auf der Terrasse Platz nehmen.
Wer günstiger, aber auch gut speisen möchte, sollte mal im Manekin vorbeischauen. Hier gibt’s Crêpes in Hülle und Fülle, in allen möglichen Variationen. Lecker sind auch die polnischen Suppen mit frischem Brot. Das Restaurant ist extrem populär, weshalb ihr abends schon mal eine halbe Stunde in der Schlange steht, um reingelassen zu werden. Besonders junge Leute speisen hier gern.
Souvenirs: Wodka, Tassen und Pralinen – made in Poland
Mitbringsel. Ihr wollt euren Liebsten etwas von eurer Reise nach Warschau mitbringen? Wer sich über eine gute Flasche Wodka freut, sollte beim Chopin-Wodka zugreifen. Der gilt als einer der beste Polens. Den Marken-Wodka bekommt man in vielen Supermärkten.
Auch schön: eine Design-Tasse, die an die Kommunisten-Zeit erinnert. Im Reset-Shop findet man eine große Auswahl.
Wenn die Daheimgebliebenen lieber Süßes mögen, sollte man im Słodki… Słony vorbeischauen. Dort gibt es leckere Pralinen und Kekse.
Leckereien zum Mitnehmen gibt es auch in der hauseigenen Patisserie des Raffles Europejski Warsaw Hotels. Die ursprüngliche Patisserie Lourse Warszawa war in der ganzen Stadt berühmt. Es war ein Treffpunkt der Warschauer High Society, wo exquisite Köstlichkeiten und Tee serviert wurden. Die heutige Patisserie feiert dieses jahrhundertealte Erbe mit ihrem klassischen Dekor aus weißem Elfenbein und Messing.
Reise nach Warschau: Währung und Reisezeit
Währung. Polen hat leider nicht den Euro eingeführt. Die Währung in Polen ist der Polnische Zloty. 100 Groschen sind 1 Zloty, was wiederum 0,23 Euro entspricht. Das Bargeldabheben in Polen ist kein Problem. Automaten finden sich in Hülle und Fülle in der Stadt.
Beim Geldwechseln am Automaten oder beim Zahlen mit der Girocard (früher EC-Karte genannt) sollte man immer darauf achten, den Kurs in Zloty und nicht den angebotenen Kurs in Euro zu wählen. Denn letzterer ist in der Regel 10-15 Prozent schlechter. Fast alle Banken in Polen berechnen keine Gebühren. Ausnahme sind die Automaten von Euronet.
Reisezeit. Das Klima in Polen ähnelt dem von Deutschland. Mit einem kleinen, aber nicht unbedeutenden Unterschied: Ein bisschen kühler ist es schon. Besonders die Winter können bitterkalt und schneereich werden. Insofern überrascht es nicht, dass die beste Reisezeit zwischen Mai und September liegt. Dann kann – muss es aber nicht – auch mal richtig heiß werden.
Besser nicht …
… verwirrt sein und blöd dreinschauen, wenn man sowohl zur Begrüßung als auch zum Abschied ein »Cześć« entgegenruft. Das heißt in Polen nämlich sowohl »Hallo« als auch »Tschüss«.
… Witze über polnische (Auto-) Diebe reißen. Kommt in Polen einfach nicht so gut an.
… abfällig über den Katholizismus im Allgemeinen und Ex-Papst Johannes Paul II. im Besonderen reden. Religion spielt in Polen immer noch eine große Rolle, entsprechend empfindlich reagieren viele Menschen.
… in den USA heißen Toiletten nicht »toilets«, sondern »rest rooms«. In Polen ist es ähnlich. Man fragt nicht nach den »toilets«, sondern nach dem Raum zum Händewaschen. Zuweilen sind die stillen Örtchen mit Symbolen gekennzeichnet. Allerdings sind die Piktogramme nicht immer eindeutig. Auf manchen Toiletten-Eingangstüren seht ihr einen Kreis und ein Dreieck. Die Toiletten mit dem Kreis- sind für Frauen, die mit dem Dreieck-Symbol für Männer.
Hoteltipp: das Raffles Europejski Warsaw
Zunächst eine gute Nachricht: Die Hotels in Warschau sind ziemlich günstig. Man bekommt hier schon gute Drei-Sterne-Unterkünfte für 40 bis 50 Euro pro Nacht. Auch im Luxus-Segment zahlt man deutlich weniger als in anderen (westeuropäischen) Metropolen. Unser Hoteltipp für Warschau ist das Fünf-Sterne-Haus Raffles Europejski Warsaw. Das Hotel verfügt über 106 im Art-deco-Stil eingerichtete Zimmer und Suiten und beherbergt außerdem eine der bedeutendsten privaten Kunstsammlungen Polens. Im gesamten Haus sind rund 400 Werke polnischer Künstler des 20. und 21. Jahrhunderts zu sehen. In nur wenigen Fußminuten ist man von hier in der Altstadt. Die Preise für die mindestens 40 Quadratmeter großen Standardzimmer beginnen bei etwa 200 Euro pro Nacht.
Wie komme ich am besten hin …
Wer mit dem Flieger anreist, landet meist am Warsaw Chopin Airport. Fast alle Airlines landen hier. Der Flughafen liegt recht nah am Zentrum, sieben Kilometer südwestlich nämlich. Das heißt: Man kommt ziemlich schnell ins Stadtzentrum. Am günstigsten und bequemsten geht’s mit dem Zug in die City. Die Station befindet sich um Untergeschoss des Terminals A. Vom Flughafen fährt man rund 20 Minuten in die Innenstadt. Zwei Verkehrsbetriebe bieten Fahrten an: Szybka Kolej Miejska (SKM) und Koleje Mazowieckie. Mit der SKM kann man die Linien 2 und 3 nehmen. Beide führen ins Zentrum.
Zugtickets kann man in der Ankunftshalle am Passenger Information Point, an den Automaten am Bahngleis oder im Zug kaufen. Die einfache Fahrt dauert 20 Minuten. Wer während seines Warschau-Aufenthaltes öfters die Verkehrsmittel nutzen will, besorgt sich am besten ein Tagesticket oder ein Drei-Tages-Ticket.
Man kann aber auch mit dem Zug nach Warschau reisen. Vom Berliner Hbf fährt täglich rund ein Dutzend IC-Züge Richtung Warschau. Die Fahrzeit beträgt rund sechseinhalb Stunden. Tickets sind bei frühzeitiger Buchung ab 29,90 Euro zu haben. Auch das Fernbusunternehmen Flixbus bedient die Strecke von vielen Städten Deutschlands aus. Von Berlin fahren sogar fast stündlich Busse Richtung Warschau.
Informationen. Das Fremdenverkehrsbüro der Stadt Warschau bietet auf Deutsche viele Informationen und Tipps für eine Reise nach Warschau.