Wieder in Spanien, wieder auf einer Insel: Die Hard-Rock-Hotelgruppe hat nach ihrer Premiere auf Ibiza 2014 ein weiteres Haus in Europa eröffnet. Dieses Mal auf Teneriffa, an der Costa Adeje im Süden der Insel. Rockt das? Ein Besuch im neuen Hard Rock Hotel Teneriffa. Text: Frank Störbrauck
Eines muss man den Standortentscheidern der Hard-Rock-Hotels lassen: Sie sind immer wieder für eine Überraschung gut. Als sie 2014 ihr erstes Hotel in Europa eröffneten, fiel die Wahl auf Ibiza. Ibiza. Ausgerechnet Ibiza. Hard Rock, das wie kaum eine andere Marke für krachende Gitarrensounds steht, im Epizentrum der Electro-Party-House-Szene schlechthin. Manch einer fragte sich: Kann das gut gehen? Nach allem, was von der Baleareninsel zu hören ist, scheint die Rechnung aufgegangen zu sein. Bei Holidaycheck erhält das Haus eine Zustimmungsrate von 92 Prozent, und TripAdvisor notiert es auf Platz 2 aller Hotels an der Playa d’en Bossa. Spanien, so scheint es, ist also ein gutes Plätzchen für die Hard Rock Hotels. Nun also Spanien, die Zweite: die Kanareninsel Teneriffa.
Der erste Blick entlockt leider kein Entzücken
Liebe auf den ersten Blick entfaltet sich nicht gerade, wenn man sich von Weitem den beiden 16-stöckigen Kästen nähert, in denen sich das neue Hard Rock Hotel Teneriffa im Südwesten der Insel eingenistet hat, quasi vis-à-vis zur Nachbarinsel La Gomera. Und auch bei näherem Hinsehen vermag das Hotel – zumindest bei allen, die es idyllisch mögen – kein Entzücken zu entlocken. Wer hoffte, in einer Naturoase auszusteigen, darf erst einmal eine Schnute ziehen; das Hotel liegt in einer ziemlich belebten Straße, in der sich Wohnhäuser, Shops und Pubs die Klinke in die Hand geben.
Aber wahre Schönheit offenbart sich bekanntlich von innen. Von der Architektur über das Design, die Kulinarik und – wohl das Wichtigste – den Service.
Schon beim Ausstieg aus dem Wagen, der einen in nur 20 Minuten vom Flughafen Teneriffa Süd zum Hotel gedüst hat, legen die Hard Rocker los: Eine Armada von Concierge-Beaus und Kofferträgern wuselt in der Auffahrt umher und kümmert sich flott um die Ankömmlinge. Tür aufgerissen, ein freundliches »Buenos dias Señor« entgegengerufen, den Koffer verladen und den Gast gleich in die Lobby geleitet.
Die Lobby: ziemlich wuselig und in Club-Lautstärke
Man weiß im ersten Moment gar nicht, was einen dort am meisten sprachlos macht: die riesige Lobby, die vielen Menschen oder die Musik in Diskolautstärke. Die Mitankömmlinge jedenfalls, zwei Damen in den Dreißigern aus England, deren Stilikone bis heute Barbie zu sein scheint, ermuntert der Sound zur spontanen Summ- und Tanzeinlage. Gut, bei Daft Punks »Get lucky« lässt man sich gern mitreißen. Aber als sich dann Phil Collins mit »In the air tonight« ankündigt, zieht man es dann doch vor, rasch die Rezeptionistin zu begrüßen …
Bevor es aufs Zimmer geht, wirft man neugierig einen Blick auf die Devotionalien der Stars und Sternchen aus der Rock-, Pop- und R’n’B-Welt, die einem ein »Bestaune mich« entgegenrufen: Gleich am Eingang grüßt Sir Elton John in einem extravaganten Outfit, das an eine schräge Karnevalsparty in Rio erinnert, weiter hinten hängt ein Dolce & Gabbana-Kleid, das Britney Spears bei der Verleihung der American Music Awards 2006 in L.A. trug, und nebenan entdeckt man einen handgeschriebenen Liebesbrief, den Katy Perry als junges Mädchen ihrem Angebeteten schrieb.
Die Devotionalien der Stars findet man aber nicht nur in der Lobby, sondern im gesamten Hard Rock Hotel Teneriffa: in den Etagenfluren, Bars und Restaurants. Die Devotionalien gehören zur DNA aller Hard-Rock-Hotels.
Der VIP-Block ist im Nirvana-Turm untergebracht, hoch oben
Das Hotel, so viel sei verraten, ist riesig. 624 Zimmer hat es, 259 davon sind Suiten. Die Zimmer verteilen sich auf zwei wuchtige Türme, die nach den beiden Rockbands Oasis und Nirvana benannt wurden. Alle, die das nötige Kleingeld für mehr Luxus und Chichi übrig haben, können sich im 14., 15. und 16. Stockwerk des Nirvana-Turms einbuchen; dort ist das sogenannte Rock Royalty Level beheimatet. Neben Luxus-Suiten, Rundum-Service wie Privat-Concierge, VIP-Check-in und täglichem Spa-Verwöhnprogramm haben die Suite-Gäste exklusiven Zugang zu einer Privatlounge. Atlantik- und La-Gomera-Blick inklusive.
Bevor man sich aber im Fummel- und Accessoires-Reizüberflutungsdschungel der Stars verläuft, geht’s erst einmal in die Suite. Pardon, nur aufs Zimmer.Und plötzlich, im Aufzug ist es, man merkt es erst gar nicht: Stille. Durch die Fahrt mit dem Aufzug beginnt der Rückzug ins Private. So viel Erholung, dachten sich die Hard Rocker, muss dann doch sein. Die Dauerbeschallung der Lobby pariert das Zimmer mit einer himmlischen Stille.
Kein Daft Punk, kein Phil Collins. Das ist zwar erst einmal wohltuend im Moment des Ankommens. Aber wer im Hard Rock Hotel Teneriffa übernachtet und Ruhe wie bei Oma im Schrebergarten sucht, ist – höflich gesagt – nicht ganz am richtigen Platz. Anders gesagt: Man hat nicht alle Tassen im Schrank.
DJ-Set im Hotelzimmer
Um sich die passende Musik aufs Zimmer zu holen, offeriert das Hotel den sogenannten The Sound of your Stay an. Dazu bietet das Hotel zwei Optionen an: Man kann sich entweder eine von verschiedenen Elektrogitarren von Fender oder den DJ-Controller »Traktor Kontrol Z1« plus iPad aufs Zimmer bestellen. Das klingt doch gut, denkt man sich, und ordert gleich los. Da einem die Gitarre zu rockig ist und man mit Rock sowieso herzlich wenig zu tun hat, darf es gern die Hobby-DJ-Ausgabe von Traktor sein. Let’s start the party!
Wenig später schon klopft es pünktlich an der Zimmertür. Mario, 39, der Music Director des Hauses persönlich, schneit herein. Braune, gelockte Haare hat er, ein lässiges, schwarzes Rocker-T-Shirt und Sneakers trägt er.
Mit seinem hohen Coolness-Faktor könnte er – rein äußerlich – auch der Manager einer Indie-Rock-Nachwuchsband aus London sein, finde ich. Aber das ist er natürlich nicht. Denn wenn er nicht gerade Gästen das Sound-of-your-stay-Equipment aufs Zimmer bringt, kümmert er sich um die Musik im ganzen Hotel, erzählt er. Vier DJs arbeiten im Hard Rock Hotel Teneriffa für ihn. Auf meine Frage, ob im Haus eigentlich alle Musikrichtungen zu hören sind, zuckt er kurz zusammen: »Techno geht gar nicht.« Und sonst gelte: Jede Area und jede Tageszeit verlangen ihren eigenen Sound. Beim Frühstück zum Beispiel seien entspannte Stücke angesagt. »Bossa Nova, Jazz, Piano, you know?«
Nach wenigen Minuten steht mein persönliches DJ-Reich
Während ich zustimmend nicke, in Wahrheit aber krampfhaft überlege, was mir heute beim Frühstück denn vorgedudelt wurde, zaubert Mario souverän Ordnung in den zerfledderten Kabelsalat. Nach nur drei Minuten ist er so weit: Mein persönliches DJ-Reich steht. Mario startet mit einem Remix von Chris Browns »24 hours«. Ich schmeiße anschließend auf der zweiten Spur einen flotten House-Mix von Cindy Laupers »Girls just wanna have fun« an. Eigentlich braucht Mario mir nichts mehr zu erklären. Ich bin jetzt in meinem Element. Die Regler des Traktors sind easy aufeinander abgestimmt, und die App reagiert nicht nur flott, sondern auch ziemlich nachsichtig auf meine ersten Bewegungen. Equalizer und Bass-Filter, das ist jetzt meine Welt. Das rockt. Die Partywoche im Hard Rock Hotel kann beginnen. Yeah! Vielleicht gleich am Pool?
Buchen: Infos zum Hard Rock Hotel Teneriffa unter: www.hrhtenerife.com
Info: Spanisches Fremdenverkehrsamt, Tel.: 069 72 50 33.