Robert Weekley ist ein Mann mit Geschmack. Das hat er schon bewiesen, als er sich seine wunderschöne Frau Heather ausgesucht hat, aber spätestens als er sie für die Flitterwochen ins Four Seasons auf Bora Bora führte, stand für die gesamte Familie fest: Robert ist »The Man«.
Es besteht die vage Chance, dass Robert und Heather eine typische amerikanische Hochzeit hatten. Dazu gehören Brautjungfern in altrosafarbenen Kleidern mit Rüschen am Bund. Dazu Hershey’s Schokoladen-Kisses auf den fein gedeckten Plastiktischen. Eine Stretchlimo für den Partytransfer und eine eigens für diesen Abend choreografierte Tanzeinlage – das soll in den USA ja Trend sein, aber wahrscheinlich stimmt keines der Vorurteile, denn während des gemeinsamen Aufenthalts auf Bora Bora, besser gesagt im Four Seasons Bora Bora, haben beide eines bewiesen: Geschmack.
40 Grad im Schatten, und mich trifft die Hitze wie eine Wand, als ich aus dem kleinen Flieger steige. Nicht nur die Sonne, auch die Luftfeuchtigkeit vernichtet mein Aussehen. Der lange Rock klebt an meinen Beinen, meine Haare locken sich wild, und ich will nicht wissen, wo mein Oberteil überall Flecken bekommt. Dabei soll es ein feines Outfit sein, schließlich will ich in eines der schönsten Hotels der Welt einchecken. Glücklicherweise beurteilt das Personal des Four Seasons seine Gäste nicht nach Äußerlichkeiten. Sie reichen mir ein geeistes Tuch und eine Flasche Wasser und kümmern sich um mein Gepäck, während ich mich am Flughafen entspannen soll, bis wir mit Sack und Pack die Leana betreten. Eine Yacht, auf die die Konkurrenz neidisch schielen soll, zumindest habe ich das gehört. Dort sitzt ein junges amerikanisches Ehepaar neben mir – anscheinend absolut hitzeresistent. Keine Schweißperle, kein wildes Fächern mit der Broschüre, kein Schrei nach einer neuen Wasserflasche – ich erblasse vor Neid, als mich die wunderschöne Heather nach meinem Namen fragt.
Gewollte Zweisamkeit unterbricht man nicht
Heather und Robert kommen aus Ohio und sind in den Flitterwochen. Mehr erfahre ich nicht, denn sie wollen alles über mich wissen – wahrscheinlich können sie sich nicht vorstellen, dass ein Freak wie ich – ganz ehrlich, ich konnte mir das Lachen kaum verkneifen, als ich im Bad des Hotels in den Spiegel sah – tatsächlich im selben Hotel wohnt. Am Ende des Transfers vom Flughafen zum Hotel, der über die Lagune von Bora Bora führt und dabei einen wahnsinnig schönen Ausblick bietet, fragen mich beide ganz lieb, ob ich mit ihnen zu Abend essen würde. Oh je, Störenfried der gewollten Zweisamkeit will ich eigentlich nicht sein und nicke, beschließe aber, mich nicht zu melden.
Ein Traumhotel – so kann man das Four Seasons Bora Bora, mitsamt der Kulisse des Mount Otemanu, mit einem Wort beschreiben. Die Einrichtung ist »contemporary«, also schlicht und modern, und unglaublich komfortabel. Die Villen, es gibt nur Villen, 121 Stück, um genau zu sein, sind großzügig und erfüllen alle Erwartungen an ein Topresort. Beispielsweise den Blick auf das Meer vom Bett, das himmlisch weich und bequem ist, sowie aus der Marmorbadewanne. Die Minibar kann ich mir nach meinen eigenen Wünschen füllen lassen, wobei tahitianisches Wasser inklusive ist. Ich bestelle ein paar Softdrinks und das Schokoholic-Menü, und während der Room Service die Mini-Toblerone in meinen Kühlschrank räumt, wird mir klar, dass Heather sich das niemals bestellen würde.
Die Durchschnittsfrau, die auf Bora Bora nächtigt, hat eindeutig kleinere Füße als ich. Das zumindest stelle ich fest, als ich die hoteleigenen Flip-Flops anprobieren will, die auf der Frauenseite des Bads stehen: Ein witziges Konzept, es gibt im Bad eine Männer- und eine Frauenseite. Die Männer haben einen Rasierspiegel, die Frauen Make-up-Licht, einen Fön und eine Waage. Meine Waage verschwindet in Anbetracht des Schokovorrats auf die Männerseite, und die maskulinen Flip-Flops passen fast. Na super – jetzt habe ich auch noch Männerfüße.
Ein Four Seasons Hotel ist immer ein Garant für exzellenten Service, deswegen soll man sich auch ein Golfkarttaxi bestellen, wenn man sich beispielsweise, auf den Weg in die Restaurants macht. Deutsche jedoch machen so etwas nicht. Also schiebe ich los mit meinen etwas zu großen Flip-Flops und muss die Strafe für meinen Übermut zahlen, als der Zehensteg sich aus dem Loch löst, mein Fuß durchschießt und der Flip-Flop sich senkrecht an meiner Ferse befindet, während mein nackter Fuß auf heißem Asphalt landet. Just in diesem Moment schwebt mir, engelsgleich, Heather in ihren Ledersandalen entgegen. Robert hat seinen Arm leicht um ihre Hüften gelegt, ein schönes Paar, und Heather, die wirklich kommunikativ ist, erzählt mir gleich, welche Aktivitäten ihr Mann für den Aufenthalt gebucht hat. Zuerst gehen sie auf Inselsafari (das will ich auch machen) und einen Tag später Haie und Rochen füttern (ich will auch) und dann auf eine Jet-Ski-Tour durch die Lagune (oh ja), und auf jeden Fall hat er tägliche Spa-Treatments gebucht im »Cathedral of Wellbeing« (ich wusste nicht einmal, dass ich neidisch sein kann). Okay – eins steht fest: Heather ist in guten Händen, und während die beiden ebenfalls ohne Taxi zu ihrer Villa entschweben, dabei ist Robert ein Baum von einem Mann, überlege ich bei einem köstlichen Thunfisch-Poisson-Cru, was ich eigentlich als Nächstes tue.
Zuerst lasse ich mich ins Spa fahren, dort entspanne ich im Liegejacuzzi, dabei liegt man auf einem körperangepassten Gitter, während das Wasser um einen herum sprudelt wie im üblichen Whirlpool, und danach gönne ich mir eine Aromamassage. Haie und Rochen wurden am nächsten Tag gefüttert, und während des Picknicks bei diesem Ausflug habe ich mir, und das ist wirklich nicht lustig, drei Dutzend Mückenstiche eingefangen, die dick angeschwollen sind. Das machte mich unglaublich attraktiv, aber Heather und Robert möchten trotzdem mit mir essen, denn die beiden haben einfach einen guten Geschmack.
Anreise. Ab Paris via Los Angeles nach Papeete mit Air Tahiti Nui. Mehrmals am Tag fliegt Air Tahiti von Papeete nach Bora Bora.
Hotel. Four Seasons Resort Bora Bora. Motu Tehotu BP 547,98730 Bora Bora, French Polynesia, Tel.: (689) 603 130. Das Four Seasons Resort besteht aus 114 Over-Water Villen und 7 Beachvillen, wobei letztere höherer Kategorie angehören und meiner Meinung nach sehr gut für Familien geeignet sind. www.fourseasons.com
Nützliche Tipps zu Französisch-Polynesien finden Sie hier in unserem Reiseguide.
Diese Reportage gibt es aus als Podcast.