In Dubai kann man was erleben – im positiven Sinn! Das Emirat ist wie Disneyland: ankommen, staunen, abreisen. Und ob man möchte oder nicht, die Superlativen beeindrucken. Es gibt jede Menge (erkaufter) Erlebnisse in Dubai.
Zu Besuch bei den Fischen
Vor der Ambassador Lagoon, einer riesengroßen Aquarienlandschaft im Atlantis The Palm, hat sich eine Menschentraube versammelt. Es werden Köpfe gereckt und Augen zusammengekniffen. »Auf was warten die alle?«, fragt ein blonder Mittdreißiger seine Freundin. Zwischen den Teufelsrochen, Zackenbarschen und Sonnenfischen bahnt sich etwas großes gelb-blau Schimmerndes den Weg aus den Tiefen des Aquariums nach vorne. »Ach, ich dachte, da kommt jetzt eine Show«, sagt der Mittdreißiger und wendet sich enttäuscht ab. Es ist vier Uhr, und Taucher in knalligen Neoprenanzügen wienern die Frontscheibe, die die 65.000 Fische und Meerestiere von den Besuchern trennt.
Wer nach Dubai kommt, erwartet Unterhaltung – immer und überall. In der Stadt wie im Hotel. Nicht verwunderlich, denn dass ein Hotel eine eigene Shoppingmall mit Geschäften von Tiffany bis Prada, 17 Restaurants und einen eigenen Wasserpark wie eben das Atlantis besitzt, gehört hier fast schon zum Standard. Das Fünf-Sterne-Hotel befindet sich auf der ersten der insgesamt drei aufgeschütteten Inseln in Form von Palmen, die den Namen »Palm Jumeirah« trägt. Wie es mit seiner türkis und blassrosa Fassade auf dem obersten Palmenwedel thront, passt es eher in ein Märchen als in die Realität. Oder eben nach Dubai. Denn hier sind Märchen bereits wahr geworden. Zwischen den zum Himmel strebenden Wolkenkratzern, deren Spitze nur zu erahnen ist, wenn man den Kopf ganz in den Nacken legt, wird offensichtlich, welche Höhen Dubai erklommen hat. In den Hochhäusern mit ihren Chrom-, Glas- und Aluminiumfassaden spiegelt sich die Stadt wider, als seien die Fassaden zu diesem reflektierenden Zweck gebaut worden. Ganz nach der Devise:
»Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Größte im ganzen Universum?«
Statt Kulturreize bietet Dubai Erlebnisse
Der Reichtum kam mit dem Öl und machte innerhalb von 40 Jahren aus dem ehemaligen Perlenfischerdörfchen eine Metropole, deren Einwohnerzahl sich seit 1970 verfünfzehnfacht hat. Heute leben rund 1,5 Millionen Menschen in Dubai. Den größten Teil, nämlich 85 Prozent, machen die Gastarbeiter aus. Ihr Visum ist gekoppelt an die Aufenthaltsgenehmigung. Verliert ein Expatriate seine Arbeit, muss er innerhalb des nächsten Monats das Emirat verlassen. Touristen? Sechs Millionen Menschen strömen jedes Jahr ins Land. Anstatt historisch-kulturelle Reize bietet die Stadt Erlebnisse und Superlative. »Viele Urlauber bleiben nur für drei, vier Tage, bevor sie in den Oman, nach Al Ain oder Qatar reisen«, sagt Carmen Flaminio, Marketingdirektorin bei der Tourismusorganisation Net Group. Sie begleitet mich auf meiner Entdeckungstour durch Dubai.
Das Motto lautet: Nutze den Tag. Ob als Schnäppchenjäger in den rund 45 Shoppingcenter mit bis zu 1200 Geschäften, als Adrenalinjunkie auf Wüstentour, als Entdecker auf einem Stadtrundflug oder als Romantiker während eines Dhow Cruise Dinners. Oder eben alles hintereinander. Ein solch umfangreiches Erlebnisprogramm passt in keine andere Stadt als Dubai, wo das Motto »noch höher und weiter und schneller« an jeder Ecke ins Auge springt. Und sei es als Plakat an einer der zahlreichen Baugitter in der Stadt, die mit Sprüchen wie »another record breaking year« (ein weiteres alle Rekorde brechendes Jahr) oder »innovation – no matter the world stands still« (Erneuerung – auch wenn die Welt still steht).
Aus der Luft betrachtet
In Dubai dreht sich nicht nur die Welt unbeirrt weiter, sondern sie liegt einem sogar zu Füßen. Ein Rundflug eröffnet weitere bombastische Perspektiven. Wir überfliegen in Schräglage Italien, Deutschland, Frankreich und Spanien. 300 aufgeschüttete Inseln, die sich rund 232 Kilometer entlang der Küste strecken. Zwar liegen die Sandinselchen noch jungfräulich im Meer, aber lange wird es wohl nicht mehr dauern, bis Prominente wie die Beckhams, die Pitts und Co. sich auf ihrer eigenen Insel mit Haus, Pool und Lagune einrichten. Die Bedingung für einen Inselkauf: Eine eigene Yacht oder einen Privatjet. Ergänzt werden soll die Erdnachbildung mit einem Saum aus lang gezogenen Inseln, die den Namen »The Universe« tragen soll. Ob das Universum nun wirklich gebaut wird, ist noch nicht klar, denn auch an Dubai ist die Wirtschaftskrise nicht schadlos vorbeigegangen.
Der Pilot fliegt weiter in Richtung Zentrum. Von Weitem sieht es aus, als ob Dubai im Nebel liegt. Allerdings verschleiert Sand die Stadt und Sicht. Von oben ragen die Wolkenkratzer aus dem grauen Staub hervor. Es scheint, als schweben die Kolosse, kein Boden ist auszumachen. Die futuristische Kulisse wirkt wie in einem Untergangsszenario eines in die Zukunft blickenden Hollywood-Blockbusters. Ab und zu erhascht man einen Blick auf die vierzehnspurige Straße, die zwischen den Hochhäusern verläuft. Eine Straße, die durch Breite und Geradlinigkeit beeindruckt. Wer hier einmal in die falsche Richtung unterwegs ist, für den scheint es kein Zurück mehr zu geben. Der nächste U-Turn ist im zwei Stunden entfernten Abu Dhabi zu vermuten. Erst 1968 asphaltierte man die erste Straße, 1979 baute man das erste Hochhaus. Seitdem sind die Wolkenkratzer praktisch aus der Erde geschossen. Heute ragen in Dubai und Umgebung 160 Wolkenkratzer in den Himmel, die über 150 Meter hoch sind.
Dünensurfen
In nur 35 Minuten Autofahrt stadtauswärts steht man in der Wüste und ahnt, wie es noch vor 50 Jahren in Dubai ausgesehen haben muss. Der braunrote Sand fühlt sich unter den Füßen wie ein wohltuendes Fußbad an kalten Wintertagen an. Angenehm warm, aber nicht heiß, wie es nach einem gleißenden Sonnentag zu erwarten gewesen wäre. Die drei Kamele, die in der Nähe vereinzelte blökende Laute von sich geben, grasen die paar verbliebenen gelblichen Gewächse ab. Die untergehende Sonne, die wie ein roter Ball versinkt, taucht die rotbraune Dünenlandschaft in ein warmes Licht. Mit dem Jeep ging es die Sanddünen hoch und runter. Der Fahrer, der die quietschenden Entsetzensschreie seiner ausschließlich weiblichen Insassen als Freudenschreie fehl interpretierte, gab sich alle Mühe, die höchsten Dünen zu erklimmen, um achterbahngleich wieder hinabzusausen. In gekonnter Schräglage versteht sich. Mir gefiel es. Meinen Mitinsassen nicht. Beim nächsten Stopp bekam der Fahrer ein Tempolimit und ein Dünenerklimmungsverbot auferlegt.
Sogenannte Desert Safaris gehören unweigerlich zum Erlebnisprogramm in Dubai. Es gibt zahlreiche Anbieter, die die verschiedensten Wüstentouren durchführen. Allerdings sollte man Achterbahnfahren lieben und Spaß am Nervenkitzel haben.
Zum Dinner gehen wir schippern
Das Kontrastprogramm ist das Dhow Cruise Dinner den zehn Kilometer langen Creek entlang, der vor 50 Jahren noch eine durchwatbare Wasserlache war. Hier lerne ich den ersten Emirati kennen. Said Nasser Al Mutawa ist 23 Jahre alt, besitzt einen eigenen Barbar-Shop und arbeitet bei der Tourismusorganisation, wo er für die Medien in Indien zuständig ist. Die Hightechkolosse gehen mehr und mehr in kleinere lehmfarbene Häuser über.
Und auch am Tisch wird es traditioneller. Said hat acht Schwestern und drei Brüder. Die Frage, ob er für Geld heiraten würde, beantwortet der Dubaiti mit »Ja«. Klare Aussage, einfache Erklärung: Heiraten die Emiratis untereinander, zahlt der Staat ihnen 70.000 Dirham. Außerdem bekommt das Paar ein Haus und muss lebenslang weder Strom noch Wasser bezahlen. »Heiratet ein Dubaianer allerdings eine Ägypterin, bekommen sie nichts vom Staat«, erklärt Said weiter. Aber die Kinder bekommen die Staatsbürgerschaft, nicht aber die Frau. Wenn eine seiner Schwestern wiederum einen Expatriate heiratet, bekommen die Kinder nicht die Staatsbürgerschaft.
Einheimische treffen? Doch das geht.
Über die schwierigen Heiratsverhältnisse hat der Kapitän die Dhow gedreht. »Das hier ist mein Lieblingsplatz«, sagt Carmen und zeigt nach rechts zur Creek Site am Heritage Village. Wenn sie frei hat, kommt sie hierher. Die 55-jährige Italienerin kam vor drei Jahren nach Dubai. Sie hat in New York gearbeitet, danach neun Jahre in London als Tour Operator und jetzt Dubai. Weltenbummler wie sie trifft man oft in Dubai. »Der Kick ist, dass hier jeden Monat etwas anderes fertig wird«, sagt Carmen. Für sie ist es die Mischung aus Tausend-und-eine-Nacht-Flair und dem Unfassbaren, die Dubai so einzigartig macht. »Im Heritage Village trifft man auf Einheimische, in den Restaurants wird Musik gespielt und Schi-schah geraucht und drum herum siehst du, wie eine Stadt gebaut wird», erklärt sie. Und während wir langsam den Creek zurücktuckern, kommen die gläsernen Wolkenkratzer wieder in den Blick. Normalerweise spielt sich das Leben in Dubai nicht als gemächliche Dhow-Cruise-Fahrt ab. Wer nach Dubai reist, erwartet Großes. Tatsächlich macht die Stadt sogar sprachlos. Angesichts der Superlative fragt man sich: Was liegt hinter dem »Universe«? Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum und den Machern in Dubai wird etwas einfallen!
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Die besten Adressen der Stadt und weitere nützliche Infos findet ihr in unserem Dubai-Reiseguide.
Anreise. Lufthansa fliegt von Frankfurt/M. aus nonstop nach Dubai. Die Flugzeit beträgt sechs Stunden.
Beste Reisezeit. Die Temperaturen sind zwischen Oktober und April mit um die 25 bis 30 Grad am erträglichsten.