Südlich von Japans Hauptinseln reihen sich die hunderten grossen und kleinen Eilande der Ryūkyū-Inseln in einem Bogen bis vor die Küste Taiwans im pazifischen Ozean. Die japanische Präfektur Okinawa liegt nicht nur geografisch weit von Tokio entfernt, auch kulturell gibt es Distanz zum Rest des Landes. Zu Besuch im Hawaii Asiens, wo Strände und Regenwälder die bergigen Vulkaninseln bedecken, die ältesten Menschen der Welt leben, Karate erfunden wurde – und die Uhren bis heute ihrem eigenen Rhythmus folgen.

Tausende Kilometer von Tokio – nicht nur geografisch weit weg

Die Arme hoch erhoben, grinsende Gesichter und bunte Blumenhemden. Mein Empfang am Flughafen in Naha, dem Verwaltungssitz der Präfektur Okinawa, ist herzlich, für Japan überraschend dynamisch. Die synchrone, tiefe Verbeugung des Dreiergespanns verrät dann doch die Etikette, die ich aus meinen vergangenen Besuchen im Land der aufgehenden Sonne eindrucksvoll in Erinnerung habe.

Die Japanerinnen Ai und Yoko und der Japaner Nobuo werden mich und meine Gruppe die kommenden Tage über die Hauptinsel Okinawas, Okinawa Hontö, führen und tiefe Einblicke in diesen südlichen Teil des Landes gewähren. Es ist Mitte September, die Luftfeuchtigkeit ist hoch, die Sonne brennt. Die inländische Flugdauer von drei Stunden hat es schon erahnen lassen: Wir haben das verregnete Tokio weit hinter uns gelassen. In Okinawa, bis zu 2.000 Kilometer südlich der Hauptstadt, erwartet uns ein anderes Japan.

Kokusai Dori in Naha in Okinawa

Marie Tysiak

Zu Besuch in der Hauptstadt Naha

Der Eindruck bestätigt sich schon beim ersten Bummel über die Leuchtreklamemeile Kokusai-dori mitten in Naha, die mit gut 300.000 Einwohnern quasi eine Kleinstadt im japanischen Vergleich ist. Die Blumenhemden – in Okinawa Kariyushi genannt – gehören hier zur Alltagsmode, wobei man sie offensichtlich sowohl leger als auch zum Businessoutfit kombinieren kann.

Palmen säumen den Bürgersteig, über den Touristen wie Einheimische schlendern. Souvenirshops präsentieren ihre bunte wie kuriose Auslage. In den letzten Jahren sind die subtropischen Inseln mit ihren Traumstränden und Tauchspots ein Paradies für japanische und chinesische Urlauber geworden. In den vielen Bars ist schon am frühen Abend fast jeder Platz besetzt und Orion, das Premiumlagerbier Okinawas, geht mitsamt ein paar frischen Fischhappen im Akkord für wenige Hundert Yen über die Theke. Tropisches Inselfeeling kombiniert mit japanischer Excellence ist jetzt schon eine wahnsinnig gute Kombination.

Barszene in Naha, Okinawa Japan

Marie Tysiak

Das Erbe des Königreiches Ryukyu

Ich schwitze und bin heilfroh um die Klimaanlage, die unseren Minibus auf ertragbare 20 Grad herunterkühlt. Ai, in der ich einen wahrlich geduldigen und wissenden Schatz gefunden habe, sitzt ganz vorne und erklärt uns mithilfe ihres Wunder-Ordners die Geschichte Okinawas. Dabei fährt ihr Finger über die feinsäuberlich ausgedruckten und in Klarsichtfolie verpackten Din-A4- Blätter und zeigt an, wo wir uns aktuell befinden. Sowohl geografisch auf der etwa 100 Kilometer langen und 25 Kilometer schmalen Insel als auch geschichtlich. Denn gerade haben wir die Burgruinen Nakijin keine zwei Stunden nördlich von Naha etwa mittig der lang gezogenen Insel erklommen – bei 30 Grad Celsius zur Mittagszeit – und fahren nun weiter gen Norden.

Die Ruinen gehören gemeinsam mit anderen Relikten des Königreichs Ryukyu auf Okinawa zum Unesco-Welterbe. Denn tatsächlich waren die Inseln Jahrhunderte ein unabhängiges Königreich mit Beziehungen zu China, das vor allem dank des regen Seehandels im Mittelalter zu Reichtum gelangte – Okinawa liegt strategisch sehr günstig im Pazifischen Ozean. Bis 1879 Japan das Territorium einnahm, die Königsfamilie vertrieb oder umsiedelte und Okinawa eine der 47 Präfekturen des Landes wurde. So weit weg von den anderen Inseln, dass üblicherweise in den Landkarten die Inselkette gesondert dargestellt wird. Heute sprechen fast nur noch die älteren Menschen die Ryukyu-Sprachen.

Nagijin Castle in Okinawa Japan

Marie Tysiak

Mit dem E-Bike über die Inseln

Das traumhaft türkise Meer bleibt fast die ganze Zeit zu meiner Linken kleben. Mit einem E-Bike mache ich mich heute von der Honeymoon-Insel Kouri weiter nach Norden auf, um so der Natur und den Menschen von Okinawa Hontö näher zu kommen. Schroff und dicht bewachsen erheben sich die Hügel im Inland; ich ganz links am Straßenrand, hinter der Balustrade klatschen die Wellen an die Felsen. In Japan herrscht Linksverkehr. Nur selten überholt ein eckiger Toyota unseren Trupp und wir haben meist die geschwungene Straße, die uns auf Brücken über Yagaji Island und Miyagi leitet, für uns.

Von einer der Brücken erkenne ich im glasklaren Wasser unter mir eine Schildkröte.

»Hier biegen wir rechts in den Wald ab. Schaltet am besten in den Turbogang, es geht bergauf«

höre ich die Stimme unseres Fahrradguides Moriken in brüchigem Englisch in meinem Helm. Topmodern sind wir alle per Mikrofon miteinander verbunden – was ich tatsächlich zwischendrin komplett vergessen hatte. Erst als ein anderes Gruppenmitglied außerhalb meiner Sichtweite demonstrativ in die Melodie einstieg, bemerkte ich, dass ich vor lauter Zufriedenheit angefangen hatte, vor mich hinzusummen.

Radtour in Kouri Island mit Guide Nobuo

Marie Tysiak

Der Yanbaru Forest und sein besonderes Ökosystem

Der Weg nach Ögimi im bergigen Inland führt quer durch den Yanbaru Forest – ein subtropischer Regenwald, der bis ans Kap Hedo ganz im Norden der Insel reicht und vor Kurzem zum Weltnaturerbe erklärt wurde. Meterhohe Farne ragen zu beiden Seiten der menschenleeren Straße. Übrigens wird mehr als ein Drittel der Fläche Okinawas als Nationalpark geschützt.

Ich richte meinen Blick also aufmerksam auf die Straße, um keine der bedrohten Tierarten, wie zum Beispiel den endemischen und flugunfähigen Vogel Okinawaralle, zu überfahren. Gar nicht so leicht bei der atemberaubenden Aussicht, die sich Hügel um Hügel vor mir ausbreitet. Zum Glück hat mein Bike den Turbo-Gang, der mich mühelos die Berge hinaufträgt.

Yanbaru Forest mit dem Fahrrad

Marie Tysiak

Wie im Paradies

Ein schönes Holzschild kennzeichnet mein Pausenziel. »Cafe«, der Rest der japanischen Lettern verwehrt mir die Bedeutung. Ein Dalmatiner heißt mich schwanzwedelnd willkommen. Schuhe ganz nach japanischer Etikette am Eingang abgestreift tapse ich auf Socken über das hölzerne Patio und lasse mich in einen Schaukelstuhl fallen. Eine junge Frau reicht mir mit einem freundlichen Nicken eine frische Limonade vom Tablett.

Da erst nehme ich meine Umgebung wahr. Was. Ein. Wundervoller. Ort. Vor mir breitet sich dichtes, tropisches Grün über die Berge aus. In dem kleinen Kräutergarten schwirren Libellen, ich höre das Zirpen unzähliger Grillen, das Klackern von Vögeln und eine Schaukel an einem knorrigen Baumriesen schwingt leicht im Wind. Bunte Blüten duften intensiv, aber nicht zu aufdringlich. Ich nehme einen tiefen Schluck der flüssigen Früchte in meinem Glas. Wenn es ein Paradies gibt, dann stelle ich es mir genauso vor.

Die Besitzerin ist nicht weniger entzückend. Ich bin sehr froh um Ais Übersetzungskünste, denn ohne diese fällt es in Japan oft schwer, hinter die Kulisse zu blicken. Doch für manches braucht es keine Sprache: Emiko ist eine wahre Lady. Ihre innere Zufriedenheit strahlt Weisheit, vollkommene Schönheit und ewige Jugend aus.

»Von ihrer Farm, etwas den Berg hinab im Dorf, konnte sie dieses Fleckchen Land sehen. Vor 18 Jahren verwirklichte sie dann ihr persönliches Abenteuer und baute dieses Haus, um ein Cafe zu eröffnen«

erklärt Ai. »Sie möchte mit diesem Ort die Schönheit der hiesigen Natur mit Touristen teilen und einen perfekten Platz zum Energie-tanken schaffen.« Mission inmitten des Yanbaru Forest erfüllt.

Emiko in Okinawa Japan

Marie Tysiak

Wildkräuter und Gemüse sind unentbehrlich in der Küche Okinawas

Serviert wird: Pizza Margherita. Kein Scherz, an einem der abgelegensten Orte in Japan, aus dem eigenen Holzkohleofen. Das sei einfacher vorzubereiten, nennt Emiko einen simplen Grund, denn sie führt das Restaurant an manchen Tagen allein. Heute helfen allerdings ihre Töchter und ihre Schwiegertochter. Die Pizza schmeckt köstlich – alle Zutaten kommen gleich hier aus dem Kräutergarten von Emikos Farm. Als besonderes Topping kommt noch etwas Fuchiba on top. Bei uns Beifuß genannt, ist in Okinawa sehr beliebt.

Sowieso: Wildkräuter und Gemüse spielen eine zentrale Rolle in der Kulinarik der Inseln und fast in jedem Garten wuchert ein natürlicher Kräuter- und Gemüsegarten, der Hauptbestandteil der hiesigen Küche. Ein Schlüssel für das lange Leben, das die Menschen in Okinawa führen. Lange winken uns die vier Frauen hinterher, als wir uns wieder auf unsere Räder schwingen. Noch Kilometer später denke ich an die Begegnung mit Emiko und diese wunderschöne Oase, die sie erschaffen hat.

typische Gemüse in Okinawa Japan

Marie Tysiak

Okinawa: eine Blue-Zone

In Okinawa werden die Menschen so alt wie kaum anderswo auf der Welt. Fünf solcher als »Blue Zones« deklarierten Gebiete verteilen sich auf der ganzen Welt.

Und hier in den Dörfern im einsamen Norden von Okinawa Honto leben besonders viele Menschen überdurchschnittlich lang, Frauen über 87 Jahre – im Durchschnitt! Für die kommenden Tage habe ich die Ehre, in einem kleinen Dorf zwischen Hügeln und Meer in einem wunderschönen traditionellen Holzhaus mit den Mitgliedern des Dorfs zu residieren. Beim Kochen mitzuerleben, wie besonders und gemüsereich die Küche hier ist. Pflanzen zu schnippeln und zu probieren, die ich noch nie gehört habe. Zum Sonnenaufgang am Strand Achtzigjährige beim Joggen zu treffen. Auf Tatami-Matten zu schlafen. Der täglichen gemeinsamen morgendlichen Stretchroutine auf dem Gemeindeplatz beizuwohnen, die ein weiterer Grund für das lange Leben der Menschen in Okinawa sein soll.

Auch nach den Tagen kann ich nicht sicher sagen, dass das Glück des langen Lebens der hiesigen Menschen ausschließlich in der Ernährung, der umgebenden Natur, der Bewegung und der sozialen Integration liegt. Der Wald, die Hügel und das Meer im Norden von Okinawa Honto strahlen eine Ruhe und Genügsamkeit aus, wie ich sie noch nirgends sonst gespürt habe.

Blue Zone im Yanbaru Forest

Marie Tysiak

Kneipentour in Kin Town

Die Zeit im Yanbaru Forest hat mich beseelt. Fast bin ich nicht bereit, wieder in die Stadt zurückzukehren. Und dann gleich mit einem brutalen Kontrastprogramm konfrontiert zu werden: Wir sind zurück im Süden der Insel, in Kin Town, und brechen auf zu einer Kneipentour. Als unser Guide Ritsuko uns nach dem Dinner – okinawanisches Agu-Schwein in Shabu-Shabu-Style, dem geselligen japanischen Feuertopf – mit hörbar amerikanischem Akzent zur Bar-Tour motiviert und meint, dass Kin Town »very different« sei, »you’ll see«, war klar, dass das Ausgehen in Kin Town ebenso nicht der typischen Japan-Erfahrung gleichkommt.

Wir betreten den ersten Pub durch eine Saloon- Schwingtür, wie man sie aus amerikanischen Western kennt. Ritsukos Mutter hat sie vor Jahrzehnten eröffnet. Mir fällt die Kinnlade herunter:

Mitten in der Bar, in der sich ausschließlich jugendliche Amerikaner tummeln, steht ein Rodeo-Bulle. Ein kahl rasierter junger Typ mit Cowboyhut hält sich laut grölend mit einer Hand an den Hörnern fest, in der anderen ein Bier.

Tosender Beifall ertönt auf die absehbare Bierdusche, als er schließlich beim nächsten Level in das Luftkissen plumpst. Es folgt ein Countrysong, die Boots der Anwesenden setzen zum Linedance an, der den Boden beben lässt.

Bullenreiten in einer Bar in Kin Town

Marie Tysiak

Okinawa und die Geschichte mit den Amerikanern

Es dauert keine fünf Minuten und ich habe ein frisch gezapftes Bud Light in der Hand und bin schon mitten im Gespräch. Schnell erfahre ich: In Kin Town befindet sich das Camp Hansen, eine der 33 amerikanischen Militärbasen auf Okinawa, das über die Hälfte des Stadtgebiets einnimmt. Zehntausende amerikanische Soldaten sind hier stationiert. Fast 20 Prozent der Fläche Okinawas werden als US-Militärbasen genutzt. In Kin Town befinden sich die frisch rekrutierten Marines, die hier ihre Laufbahn beginnen. Hailey aus Texas, die vor allem Militärfahrzeuge fährt, hat erst vor Kurzem ihren Highschool-Abschluss gemacht. Okinawa und Kin Town seien »alright«, aber hier in der Bar The Saloon kann sie eben so richtig abschalten und sich ein bisschen wie zu Hause fühlen.

Durchschnittlich drei bis vier Jahre bleiben die meisten Army-Mitglieder in Okinawa, danach geht es für sie zu anderen Militärbasen. In der Bar wird mit Dollar bezahlt. Auch in der nächsten Bar und in der danach treffen wir ausschließlich Amerikaner, bis auf die Bedienungen. Diese begrüßen uns herzlichen mit perfektem amerikanischem Englisch und scheinen auf den ersten Blick kein Problem mit den jungen Amerikanern zu haben, die ihre Woche feuchtfröhlich ausklingen lassen.

Habushu: der okinawanische Schlangenreiswein

Und wie es so kommt, werde ich schließlich auf einen Schnaps eingeladen. Nicht irgendeinen, sondern Habushu – den okinawanischen Schlangenreiswein aus der Habu-Schlange. Sie füllt fast das ganze Glas aus, der Mund weit geöffnet. »Keine Sorge«, Nobuo beruhigt mich und grinst breit.

»Der Alkohol des Sake hat das Gift der Schlange aufgelöst.«

Und zack, ist sein klarer Schnaps geleert. Brian, ein junger Marinesoldat neben ihm, tut es ihm gleich. Man ist nur einmal hier, sage ich mir, und ohne großes Nachdenken ist auch mein Habu-Sake heruntergeschluckt.

Habushu-Schnapps in Okinawa Japan

Marie Tysiak

Der amerikanische Einfluss in Okinawa ist keinesfalls Zufall. Tatsächlich war Okinawa Honto einer der schaurigsten Kriegsplätze gegen Ende des Zweiten Weltkriegs. Hier versuchten die Amerikaner, Japan in einer Offensive im Pazifik einzunehmen und so zur Kapitulation zu bewegen. In der Schlacht um Okinawa in den rund 90 Tagen vom 1. April bis 30. Juni 1945 kamen mehrere Hunderttausende Soldaten und Zivilisten um, vor allem aus Okinawa und Japan – etwa ein Drittel der gesamten Bewohner der Insel starb bei den erbitterten Kämpfen.

Das Navy Underground Headquarter

Ein Ort, der besonders eindrucksvoll zeigt, wie grausam und kompromisslos diese monatelange Schlacht geführt wurde, ist das ehemalige japanische Navy Underground Headquarter im Kaigungo Park nahe der Hauptstadt Naha.

In dieser Bunkeranlage verschanzten sich 4.000 Menschen, als die größten Teile Okinawas bereits eingenommen waren. Umringt von den amerikanischen Soldaten verharrten die Menschen stehend in den engen Gängen, kaum Luft, zwischen Leichen und Kot.

Die meisten verhungerten oder erkrankten bitterlich. Kurz vor der Kapitulation erschossen sich im Befehlsraum der leitende Offizier Minora Öta mit seinen Kommandanten. Ergeben war keine Option. Kurz darauf fiel Okinawa an die Amerikaner, die Kommandanten beider Seiten bereits tot, doch erst der Abwurf der Atombomben in Nagasaki und Hiroshima über einen Monat später sollte Japan dann wirklich zur Kapitulation zwingen.

Die Folge: Die Amerikaner besetzten das gesamte Land. 1952 gaben sie gemäß dem Friedensvertrag von San Francisco große Teile der Inseln wieder als unabhängiges Japan frei. Nur Okinawa nicht. Artikel 3 des Vertrags sah eine Treuhandverwaltung in Form der »United States Civil Administration of the Ryukyu Islands« vor. Erst 1972 wurde Okinawa demnach wieder unter japanische Souveränität gestellt – und man behält sich laut den Verträgen eben die heutigen Militärgebiete vor.

Ein Ort der Tragik und die bedeutende Schlacht von Okinawa

Kaum vorzustellen, welche Tragik sich hier abgespielt hat, wenn man heute im warmen Sonnenschein vor dem Eingang zur Bunkeranlage steht und auf die moderne Stadt und das tieftürkisfarbene Chinesische Meer blickt. Doch das Museum und die kleinen Teile der unterirdischen Anlage, die restauriert und für Besucher geöffnet sind, geben einen Eindruck, wie furchtbar die Zeit hier gewesen sein muss. Nachdem die Anlage lange verlassen war, wird heute in den Tunneln gegraben und gesucht, was man noch finden kann.

Just als wir mit unserer Führung an einer Ausgrabung vorbeilaufen, ruft einer der Arbeiter uns aufgeregt her. Er hat gerade etwas gefunden. Wir umkreisen ihn. Yoko, die diese Reise vor allem aus dem Hintergrund liebevoll und akribisch organisiert, übersetzt für uns. Sein Lichtkegel auf dem Arbeiterhelm fällt auf eine verrostete Munitionshülse und eine alte Zahnbürste. Ich bekomme Gänsehaut.

die Schlacht von Okinawa

Marie Tysiak

Ich bin zurück in Naha, meine eindrucksvolle Reise neigt sich dem Ende zu. Morgen möchte ich noch einen Karatemeister im Dojo besuchen – schließlich kommt der Kampfsport hier aus Okinawa. Vermutlich verschmolzen im 19. Jahrhundert okinawanische und chinesische Traditionen – ein neuer Sport war geboren, gelangte aufs Festland und von dort hinaus in die Welt.

Okinawa ist berührend anders

Zum letzten Dinner für heute habe ich mich in ein zartrosafarbenes Blumenhemd, die an der Rezeption zur Ausleihe stehen, geschmissen. Schließlich hat so alles begonnen. Wir besuchen zum Abschluss ein traditionelles Restaurant, in dem wir typisch tief auf dem Boden sitzend kulinarische Highlights Okinawas aufgetischt bekommen – von dem mir bereits vertrauten Champuru mit Bittermelone über das weich geschmorte Schweinegericht Rafte hin zu frisch gegrilltem Fisch. Natürlich Okinawa-typisch mit einem Orion-Bier. Dazu bekommen wir auf einer Bühne okinawanische Tänze präsentiert. Ich treffe Ai, Yoko und Nobuo in der Hotellobby, alle ebenso im Blumenhemd. Wie dankbar ich ihnen für diesen berührenden Einblick in ihre Welt bin. So nah habe ich mich Japan noch nie gefühlt. Okinawa ist berührend anders.

Okinawa Japan: die berühmten Blumenhemden

Marie Tysiak

Mehr Infos zu Okinawa in Japan

Bein Visit Okinawa Japan gibt es mehr Infos zur Reise auf die Inseln.