Weil reisen-EXCLUSIV-Autorin Simone Sever keine Lust auf Yoga und Wandern hatte, kam ihr in den Sinn, mal etwas Ungewöhnliches zu lernen. Etwas Eigenes – etwas, das ihr keiner mehr nehmen kann. Das hat sie geschafft. Sie hat jetzt ihr Jodeldiplom.
Der Berg ruft. Und ich kann ihn deutlich hören. Mit Josef bin ich in der himmlischen Szenerie der Garmisch-Partenkirchener Bergwelt zum Jodelseminar verabredet. Wir sind nicht allein oben auf dem Berg. Mindestens 20 Ohren lauschen andachtsvoll Josefs Predigt: »Jodeln macht gesund!«, »Jodeln bildet die Stimme.« Und »die Wirbelsäule bringt alles in Schwung.«
Die Gruppe der Jodelschüler gibt derweil Laute wie bei einem Geburtsvorbereitungskurs von sich und verrenkt sich dazu bei einer Art Tai-Chi mit Ton. Die Wolken hängen tief. Unsere Bauchdecken heben sich.
»Solle ma ofanga des di Sonn’ rauskemmt?«
Josef will es mit uns versuchen. »Holla re dü rü dü rü di duli jo dü rü di duli jo dü rü di duli jo« erschallt es nun oben auf der Eckbauer-Alm. Bei zwei jungen Damen aus Bayern klingt das schon richtig gut. »Wo darf man denn da atmen?« fragt eine andere Teilnehmerin mit hochrotem Gesicht und spricht mir aus der Seele, als ein letztes »Jo holo i di« aus mir herauspfeift. Wir haben unseren ersten Jodler geschafft und wie Josef es voraussagte, damit sogar die Wolken vertrieben. Ein Wunder!
Jodeln verbindet!
Seit fast 20 Jahren bringt Jodelkaiser Josef Ecker Interessierten das Jodeln bei. Am liebsten in freier Natur mit Panoramablick. Loriot hat er leider nie persönlich getroffen. Aber Mutter Beimer kann jetzt jodeln und ein ziemlich starker Typ aus Hollywood. In unserer musikalischen Truppe ist jeder ein Star. Wir sind dynamisch und lachen gern, als würden wir uns schon ewig kennen. Jodeln verbindet!
Aus norddeutschen Flachländern, aus der Hauptstadt und dem bayerischen Umland hat es uns zum Berg gerufen. Wir sind 20 Jahre jung und weiblich oder 71 Jahre alt und männlich und aus dem Ruhrgebiet. Wir sind Bergwanderer und Bajuwaren-Fans, wir kommen im Filzhut, im Dirndl oder in Jeans und wir alle kennen und lieben Loriots Jodelschule. »Meine Töchter haben mir das Jodelseminar zum Geburtstag geschenkt.« »Ein Weihnachtsgeschenk von meinem Mann«, »Eine Überraschung der Freunde zum Jubiläum«. Darauf einen Juhizerjodler von den Berchtesgadener Almen: »Ju hu hu hu iiiiii!«, und am besten auch einen Kosakenzipfel.
Stattdessen bebt der Berg. Es wird verführerisch. Josef machts vor:
»Djä dü ei ho djä dü ei ho Alperer, Alperer djä dü ei ho!«
Andere machen’s nach und klingen eher wie meine alte Katze. Der Auerhahn kommt auch ins Spiel. Josef mit seinen strammen Waderln in der feschen Lederhose setzt zum Balztanz an.
Hol la rä hol la rä hol la ri di ri di jä
Das werde ich zuhause unbedingt auch mal ausprobieren. Mal gucken, wie weit ich damit in Hamburg komme.
Das Ende unseres Seminars rückt näher, die Jodeldiplome werden mit Stolz entgegengenommen. Josef fordert von den Seminarteilnehmern noch ein selbst getextetes G’stanzl, ein Lied. Mo aus Berlin bringt es auf den Punkt: »Jodeln macht lustig. Jodeln macht frei. Ich weiß, ich bin nächstes Jahr wieder dabei!« »Hola ri oh, holo ri oh« jodle ich bei meiner Gondelfahrt runter vom Berg und lausche erstaunt dem Echo: »Oh lo rioh, oh lo rioh« – das hätte Josef ganz sicher auch gefallen.
Info. Das Jodeltagesseminar kostet 56 Euro pro Person. Mehr Info im Internet unter www.jodelseminar.net.