Wer mit Kindern fliegt, hat meist schon Angst vor den Mitreisenden. Schließlich reagieren Flugzeugpassagiere oft nicht besonders freundlich auf mitreisende Kleinkinder. Ich habe schon Passagiere erlebt, die kleine Süßigkeitentüten für Mitreisende vorweg als Entschuldigung verteilt haben. Das ist wirklich nicht nötig. Auch Kinder haben ein Recht zu fliegen. Okay: Das Einzige, das sie wirklich unterlassen sollten, ist permanent gegen den Vordersitz zu treten. Denn das ist über Stunden wirklich die Hölle.

Es gibt einiges zu bedenken, bevor man ein Flugzeug betritt. Das allein ist schon anstrengend für reisende Eltern. Doch sobald man an Bord ist, hat man das Gefühl, dass alle Augen auf einen gerichtet sind. Ich gebe zu, dass ich mich selbst schuldig gemacht habe. Ich beobachte, wie die Familie mit den Kleinkindern den Gang entlanggeht, und frage mich insgeheim, wo sie wohl sitzen werden. Denn geben wir es zu: Niemand sitzt gern neben einem schreienden Kind oder wird auf einem stundenlangen Flug unablässig an den Sitz getreten. Aber wenn es dazu kommt, fragen sich viele Fluggäste, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Sollen sie selbst etwas sagen oder ein Besatzungsmitglied einschalten?

Kleinkind auf Flugzeugsitz

Octav Cado

Ich habe Psychologie studiert. Ich habe selbst Kinder. Ich kenne auch die Situation, wie man so in der Anspannung gefangen ist, dass einem wirklich nichts einfällt, um die Situation zu entschärfen. Wildes Gewackel auf dem Arm ist eh meistens kontraproduktiv. Aber wie lässt sich ein schreiendes Kind oder ein gestresstes Elternteil beruhigen?

Und eins habe ich gelernt: Beim Fliegen mit Kindern ist es leichter, um Hilfe zu bitten. Denn dann löst sich die Situation schneller.

Selbst ist das Ablenkmanöver

Wenn man in der Nähe eines Kindes sitzt, dessen Verhalten einen stört, dann ist es meist leichter, selbst die Situation in den Griff zu bekommen. Oft hilft ein bisschen Freundlichkeit. Vielleicht etwas Humorvolles. Kontakt zum Kind suchen. Den Eltern signalisieren »ich mag Kinder, wir schaffen das!«. Ich habe mir angewöhnt, in meiner Tasche zu kramen und irgendwas hervorzuzaubern, mit dem das Kind spielen kann. Irgendwas findet sich in einer Damenhandtasche doch immer. Ein kleiner Spiegel, eine Bürste oder ähnliches. Ich habe auch schon mit Schlüsseln geklappert, Papierflieger gebastelt und versucht, den geplagten Eltern zu helfen. Es gibt einem selbst auch das bessere Gefühl sinnvoll tätig zu sein, als in Rage den Kopf zu schütteln. Wir waren doch alle einmal klein.

Kind blickt aus dem Flugzeugfenster

Hanson Lu

Manchmal jedoch scheitern selbst die tapfersten Bemühungen eines Mitreisenden, ein Kind zu beruhigen. Dann ist es vielleicht an der Zeit, ein Mitglied des Kabinenpersonals zu alarmieren.

Wenn die Crew helfen muss

Diese nicht hörbaren Ärgernisse wie das Treten gegen den Sitz vor ihnen, das Klettern über und unter die Sitze und das Missachten des Anschnallzeichens? Die meisten dieser Handlungen sind sicherheitsrelevant und rechtfertigen das Eingreifen des Personals. Zumindest dann, wenn guter Zuspruch, insbesondere bei den Eltern, wirkungslos ist. Aber auch für erfahrenes Personal ist die Situation nicht immer einfach zu lösen. In einigen Fällen tun die Eltern ihr Bestes, in anderen Fällen gibt es vielleicht Verbesserungsmöglichkeiten.

Viele Flugbegleiter sagen, dass ihre eigene Reaktion auf solche Beschwerden beim Fliegen mit Kindern vom Verhalten der Eltern abhängt. »Wenn die Eltern sich nicht verantwortungsbewusst verhalten, und die Störung, die ihre Kinder verursachen, ignorieren, sage ich den Kindern, sie sollen mit dem aufhören, was sie gerade tun, und plötzlich fangen die Eltern an, die Kinder zu ermahnen, sich zu benehmen«, sagt eine Flugbegleiterin bei Edelweiss.

Kind auf dem Schoß im Flugzeug

Paul Hanaoka

Mit Kindern fliegen – das Tretspiel

»Richtig unangenehm empfinde ich es auch, wenn mich Eltern rufen, weil ihr Kind sich nicht anschnallen will und sie es nicht schaffen, sich gegenüber einem Dreijährigen durchzusetzen. Dann soll ich als Autorität mal ein Machtwort sprechen. Also sprach ich das Kind direkt an und sagte: ‘Der Kapitän sagt, dass das Flugzeug ganz schön ruckelig werden kann, und er meint, dass gerade du dich anschnallen musst, damit er dich sicher ans Ziel bringt. Okay?’ Ich hatte Glück, das Kind ließ sich anschnallen.«

Ganz schlimm sind Kinder, die es nicht unterlassen können zu treten. Bei manchen ist es wie ein Reflex. Die drehen auch im Flugzeug – dank der Anspannung und Unruhe – nochmal richtig auf. Und kicken den Sitz, als wollten sie einen Elfmeter nach dem nächsten verwandeln. Ich kann da nur aus Erfahrung sprechen. Je länger man es sich gefallen lässt, desto schwieriger wird es, ein plötzliches Verbot auszusprechen. Ich würde immer zuerst die Eltern ansprechen. Wenn dann immer noch keine Konsequenz geschieht, einfach hoch aus dem Sitz über die Lehne gucken und sagen, »hör auf damit, das tut mir weh, du trittst nicht gegen Plastik, sondern gegen meinen Rücken. Das Doofe ist, dass die Sitze hier so dünn sind und nicht so bequem wie ein Fernsehsessel. Oh, apropos Fernsehen, hast du dir schon einen Film ausgesucht?«

Arm von Kind im Flugzeug

Steven Thompson

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