Erhabene Berge, sattgrüne Regenwälder mit Wasserfällen und riesige Zuckerrohrplantagen. Das ist Negros, eine der philippinischen Inseln im zentralen Visayas Archipel – zumindest im Norden. Doch im Süden geht der Zauber unter Wasser erst richtig los.
Negros Occidental heißt der Nordwesten der Insel. Hier gedeiht auf fruchtbarem Lavaboden unterhalb des aktiven Vulkans Kanlaon Zuckerrohr von höchster Qualität, dem Negros den Beinamen »Zuckerinsel« verdankt. Die Ernte wird zu besonders hochwertiger Melasse verarbeitet und daraus wird dann Rum destilliert. Ja, es gibt tatsächlich philippinischen Rum – und zwar richtig guten! Und dass diese Tatsache nicht nur Rumliebhabern bekannt ist, hat auch mit »Papa Iso« zu tun.
Der wurde hier 1846 als Dinisio Magbuelas geboren, ein einfacher Arbeiter auf den Zuckerrohrfeldern, der sich die Fremdbestimmung und Ausnutzung durch die Kolonialmacht Amerika nicht länger gefallen lassen wollte und zum geistig-politischer Anführer des Befreiungskrieges aufstieg. Bis heute hat Papa Iso als Revolutionär Heldenstatus auf den Philippinen.
2012 wurde nun ein neuer Rum nach ihm benannt, der seinen Eroberungszug um die Welt bisher erfolgreich bestreitet. »Don Papa« zeigt, dass asiatische Sorten jenen aus der Neuen Welt in Nichts nachstehen müssen. Papa Iso wäre es vermutlich egal gewesen, dass etwas Hochprozentiges seinen Namen trägt. Aber es hätte ihm bestimmt gefallen, dass etwa ein Euro jeder verkauften Flasche gespendet wird, um die Opfer des Taifuns von 2013 beim Wiederaufbau ihrer Häuser zu unterstützen. Und so sorgt Papa Iso auf Umwegen also bis heute für ein wenig Gerechtigkeit.
Unterwasser-Schwärmerei im Süden
Den Südosten der Insel nennt man Negros Oriental. Die Flanken der fernen Gebirgssilhouetten fallen dort eher in sanften Bögen zum Meer hinab. Südlich von Dumaguete City hat sich der Tourismus bereits entwickelt, denn die Unterwasserwelt ist wunderschön und sehr vielfältig.
Chris Heim hat das vor vielen Jahren schon erkannt. Den rastlosen Schweizer mit den tausend Ideen kann man als Philippinen-Pionier im Tourismus bezeichnen. 2019 feiert er bereits das dreißigjährige Jubiläum seiner »Sea-Explorers«, ein Unternehmen zu dem mehrere Resorts und Tauchbasen gehören. Das Pura Vida Beach and Dive Resort an einem schönen Strand mit Blick auf die vorgelagerte Insel Apo gelegen, scheint Chris besonders am Herzen zu liegen.
Gleich neben der Gartenanlage hat Chris mit den Vida Homes ein Konzept für exklusives und sehr privates Wohnen geschaffen und damit auch den High-end-Urlauber erreicht. Wie ein flinkes Wiesel hüpft Chris herum und was er in die Tat umsetzt, das ist durch seine positive Energie von Erfolg gekrönt.
Ein Paradies für Makrofotografen
Die küstennahen Tauchspots zwischen Dumaguete und Dauin sind fast ausnahmslos flache Sandplätze mit Weichkorallenbesatz. Auf dem vulkanisch dunklen Boden mit seinen goldenen Sprenkeln machen sich die seltenen und ausnahmslos bunten Critter besonders gut, wie man die kleinen Lebewesen nennt, die sich auf dem Grund tummeln. Anglerfische gibt es in jeder Größe und Erscheinungsform. Dazu gesellen sich seltene Krebstierchen wie Tiger-, Harlekin- oder gestreifte Hummel-Garnelen. Für Makrofotografen ist das das Paradies.
Mehrmals wöchentlich werden Ausfahrten hinüber nach Apo Island angeboten. In diesem Marineschutzgebiet zeigt sich die Visayas See von einer ganz anderen Seite. Überwiegend wachsen hier Hartkorallen und riesige Schwämme auf den terrassierten Hängen. Sie sind Heimat und Futterplatz einer großen Anzahl ortstreuer Schildkröten, Seeschlangen und Fischschwärme. Zusammen mit den dicht bewachsenen Steilwänden der Insel Siquijor bildet Apo eine perfekte Ergänzung zu den Makroplätzen von Negros.
Chris und Karl sind mit Herzblut dabei
Nebenbei findet Chris noch Zeit, uns seine Herzensprojekte zu zeigen. Die kleine Dorfschule in den Bergen, die er unterstützt, liegt ein Universum entfernt von dem komfortablen Tauchresort unten am Meer. Aber ihm und seiner philippinischen Frau ist es wichtig, etwas zurückzugeben, damit die Kinder aus ärmsten Verhältnissen auch eine Chance auf Bildung haben. Und gerne fährt er mit verwöhnten Gastkindern hier hinauf. Meist können die sich gar nicht vorstellen, was es bedeutet, jeden Tag barfuß eine Stunde zum Unterricht zu laufen.
Aber Chris wäre nicht Chris, wenn er nicht eine weitere Überraschung für uns parat hätte. Wir fahren mit ihm zum Südzipfel der Insel. In einer mexikanisch anmutenden Hacienda mit Blick über die malerische Tambobo Bay lebt und arbeitet der Künstler Karl Aguila. Seine Möbel und Skulpturen haben mittlerweile internationale Anerkennung gefunden. Im Moment ist er verantwortlich für das Interior Design von Chris neuen Vida Homes.
Karl schafft einen ungewöhnlichen Stil- und Materialmix und muss teilweise lange nach geeigneten Hölzern suchen. Verarbeitet werden von ihm daher gerne auch alte Materialien. Antike Türen, Metalle und Porzellanstücke werden von ihm gekonnt einem völlig neuen Zweck zugeordnet und zu Tischen oder Wandschmuck umfunktioniert.
Als wir mit Karl und Chris gemeinsam einen »Don Papa« genießen, um auf ihr Projekt anzustoßen, habe ich das Gefühl, dass sich ein Kreis schließt. Hier sind wirklich gerade außergewöhnliche Persönlichkeiten zusammen. Drei Männer, drei Welten. Eine Insel.
Tauchreisen nach Negros sind z.B. über Beluga Reisen buchbar.