Eine Welt auf rund 333 Meter Länge und 41,40 Metern Breite, die Glückseligkeit verspricht. Der Megaliner Norwegian Bliss weckt große Erwartungen. reisen-EXCLUSIV-Redakteurin Ulrike Klaas schipperte mit auf der Bliss und fühlte dem Glücksseligkeits-Faktor auf den Zahn.

Es ist so eine Sache mit den Alaska-Kreuzfahrten: Sie hinterlassen nahezu jeden Passagier schwer beeindruckt. Diese Weite, die Gletscher (Alaska hat mehr als 100.000 davon), die unberührte Natur, und mit etwas Glück: die Wale, die Bären, die Robben, Otter und Delphine. Der Wahnsinn. Doch der 50. Bundesstaat der USA ist nicht unbedingt für stabiles Wetter bekannt. Im Winter eiskalt, im Sommer – naja. Es kann ganz toll sein, sonnig, warm. Aber es kann eben auch regnen, stürmen, ungemütlich sein. Vor allem zu den Kreuzfahrt-Randzeiten, im Mai und im September. Man ist schließlich weit im Norden.

Ocean Place auf der Norwegian Bliss

NCL

Früher tuckerte Norwegian Cruise Line (NCL) hier mit einem etwas betagteren Schiff, der Norwegian Sun. Knapp 2000 Passagiere fasste sie und war damit noch immer eines der großen Schiffe, das von Anchorage (Whittier) die Küste Richtung Juneau und schließlich Vancouver entlangfuhr. Doch nun hat einen wahrhaftigen Quantensprung gemacht und sich in der Meyer-Werft in Papenburg ein neues Schiff bauen lassen. Für den erweiterten Sommer in Alaska. Norwegian Bliss hat man das Schiff getauft. Die reine Glücksseligkeit verspricht das Schiff der Breakaway-Plus-Klasse, das bei Doppelbelegung 4200 Passagieren Platz bietet – es ist nun das größte, das vor Alaska schippert. Und dabei allerlei Unterhaltung bietet.

Kulinarische Überforderung: Wo und was soll man nur essen?

Doch zunächst überfordert die Norwegian Bliss den arglosen Kreuzfahrer ein bisschen. Schon allein beim Essen: Möchte ich vom Büfett essen oder lieber à la carte? Im Steakhouse? Oder lieber wahlweise italienische oder mexikanische Küche? Oder doch besser ins Meeresfrüchte-Restaurant? Menschen wie ich, die nicht zu schnellen Entscheidungen neigen, sind in Anbetracht von 27 verschiedenen Restaurants in der Bredouille.

Desserts im Restaurant auf der Norwegian Bliss

Ulrike Klaas

 

Die Dame am Reservation-Desk schaut mich erwartungsvoll an. Zögerlich entscheide ich mich für das Steakhouse mit der Gewissheit, ja noch ein paar Tage an Bord zu sein. Genug Zeit also, um zumindest noch ein paar der Restaurants zu testen – auch bei einer Alaska-Kreuzfahrt von und bis Seattle ist dafür genügend Zeit. Denn ganz bis zur Mitternachtssonne schafft man es nicht.

Noch war die Norwegian Bliss nicht in Seattle angekommen, bei einem Schnuppertrip cruist sie von Bremerhaven nach Southampton. Es ist die Premierenfahrt des neusten Megaliners. 333 Meter Länge, rund 42 Meter Breite. Eine farbenfrohe, ganz eigene Welt, die alles erfüllt, was das Kreuzfahrer-Herz begehrt: hervorragendes Essen zu jeder Tageszeit, eine große Auswahl geräumiger und eleganter Kabinen und ein Freizeit- und Unterhaltungsangebot, bei dem man sich bis zur Erschöpfung amüsieren kann.

Bett in einer Suite auf der Norwegian Bliss

Ulrike Klaas

Es ist das bislang das eleganteste Schiff der Reederei, die ihren Sitz in Miami hat und deren Schiffe auch und vor allem das amerikanische Publikum bedienen.

Bloß nicht in Freizeitstress verfallen!

Die Kunst an Bord der Norwegian Bliss besteht darin, nicht in Freizeitstress zu verfallen. Die Leichtigkeit des Seins, schlemmen, relaxen, gut unterhalten werden. Und sich um nichts kümmern müssen – weder um Mahlzeiten, noch um Trinkgelder, denn alles ist inklusive an Bord. Jedenfalls in den drei Hauptrestaurants, wo À-la-Carte gespeist wird sowie im Buffett-Restaurant. Das Smokehouse, das Steakhaus, und andere Spezialitätenrestaurants kosten einen Aufpreis. Und während man sich die vielen Köstlichkeiten schmecken lässt, wird man bequem von A nach B kutschiert. Beinahe ohne es zu merken.

Das allerdings wäre vor allem im nördlichsten der US-Bundesstaaten echt schade – denn die Natur zieht hier gern eine Show ab, die ihresgleichen sucht. Kalbende Gletscher, Eisberge, dramatische Fjorde und Meeressäuger, die das Schiff umschwimmen und oft meilenweit begleiten – das alles ist keine Seltenheit auf der Fahrt durch den Nordpazifik.

Und wenn es richtig warm wird im nicht-ganz arktischen Sommer, dann bleibt an Bord viel Zeit, wieder Kind zu sein. Man kann sich die beiden Riesenrutschen hinunterstürzen – die Free-Fall-Rutsche schlängelt sich sogar bis über die Reling hinaus nach unten aufs Deck.

Riesenrutsche auf der Norwegian Bliss

Ulrike Klaas

Zwei Pools, sechs Infinity-Whirlpools – auch wenn der Wind etwas fester weht und sich die Sonne hinter den Wolken versteckt, kann es an Bord sehr angenehm sein.

Pool auf der Norwegian Bliss

Ulrike Klaas

Freizeitprogramm: Bar-Hopping auf dem Promenadendeck, Broadway-Musicals, Kartbahn

Und es gibt noch unzählige weitere Angebote, um sich die Zeit zu vertreiben: Die »Waterfront«, wie das Promenadendeck mit Lokalen, Bars und Lounges genannt wird. Das Broadway-Musical »Jersey Boys« oder die Eigenproduktion »Havana« im 858 Mann fassenden Theater. Zur Beatles-Coverband im »Cavern Club« tanzen – oder mit einer Spitzengeschwindigkeit von 50 Kilometern die Stunde an Deck durch die Kurven zu pesen. Denn die »Bliss« hat mit 300 Metern die längste Kartbahn auf See, die sich an Deck über zwei Stockwerke zieht. Glücksmomente? Definitiv! Eine Reise auf der »Bliss« bedeutet eine Aneinanderreihung positiver Erlebnisse mit hohem Spaßfaktor.

Kartfahrer auf der Norwegian Bliss

Ulrike Klaas

In Zeiten, da Kreuzfahrten boomen wie nie zuvor, können alle Reedereien von Glück sagen, wenn wieder eines ihrer neuesten Schiffe ausgeliefert wird. Denn: Dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie wieder ein Alleinstellungsmerkmal unter den zig Mega-Linern haben, die auf den Weltmeeren schippern. Die E-Kart-Bahn ist es auf der »Bliss« – und etwas an sich wenig Spektakuläres: die Observatory Lounge auf Deck 15. Hinter riesigen bodentiefen Fenstern können die Passagiere in bequemen Sesseln und Sofas lümmeln und die Natur ungehindert, auch von Wind und Wetter, beobachten. Die Lounge ist geradezu obszön groß für ein Schiff, auf dem jeder Quadratmeter kostbar ist. Sie zieht sich über die komplette Vorderfront bis hinüber zu den Seiten auf ein Viertel der Schiffslänge – und der Blick ist genauso gut wie von der Brücke.

In Sachen Umweltschutz ist noch Luft nach oben

Gebraucht wird diese Lounge, vor allem für das Hauptzielgebiet. Was man erwartet in den Gewässern hat der Künstler Wyland, der für seine großformatigen Kunstwerke bekannt ist, auf dem Bug der Bliss verewigt: eine Buckelwalkuh mit ihrem Jungen. Und all die anderen spektakulären Meeresbewohner, von Mantarochen über Delfine und Seelöwen bis hin zu Meeresschildkröten. Schließlich ist das Schiff im Winter in wärmeren karibischen Gefilden unterwegs.

Observation Lounge auf der Norwegian Bliss

NLC

Allerdings: Der Umweltgedanke könnte etwas ausgeprägter sein auf dem neuen Flaggschiff der Reederei – zumal es einen großen Teil des Jahres in sensiblem Gebiet mit strengen Auflagen verbringt. Die Bliss hat zwar einen Schwefeldioxid-Filter, doch im täglichen Leben ist in Sachen Umweltschutz noch Luft nach oben – angefangen bei den Plastikbechern, die beim All-inclusive-Angebot an Deck nonstop über die Theke gehen bis hin zur Klimaanlage in den Kabinen, die weder auszustellen sind, noch stoppen, wenn die Balkontür offen ist.

In Alaska ist der Weg das Ziel – auch, wenn NCL die Route verkürzt hat und Skagway der nördlichste Punkt auf den meisten Reisen ist. Auf der »Bliss« heißt ein Urlaub auch, an Bord autark vom Leben an Land zu sein. Schließlich hat man den eigenen Kosmos dabei. Die Glückseligkeitsgarantie ist verlässlich, so viel ist sicher. Aber manchmal sind die wahren Erlebnisse die, bei denen nicht vorher klar ist, ob sie zu 100 Prozent glücklich machen.

Norwegian Bliss: Ziele, Sprachen, Preise

Fahrgebiet. In den Sommermonaten kreuzt die Norwegian Bliss ab ihrem Heimathafen Seattle bis nach Alaska. Stationen sind: Ketchikan, die Hauptstadt Juneau, Skagway und Victoria. Im Winter ist die Bliss in der Karibik unterwegs. In Deutschland legt die Bliss ab 2019 nur noch in Warnemünde und nicht mehr in Hamburg an.

Bordsprache. Wer eine Reise bucht, sollte zumindest ein paar Brocken Englisch sprechen. Das hilft bei der täglichen Kommunikation. Auch wenn es einen deutschsprachigen Gästeservice gibt und auch die Speisekarten und das tägliche Bordprogramm auf Deutsch sind.

Preise. An Bord der Norwegian Bliss herrscht Premium All Inclusive, das bedeutet, dass die Mahlzeiten mit Getränken und auch das Trinkgeld im Reisepreis enthalten sind. Auch 60 Minuten WLAN sind kostenlos – während der gesamten Reise. Allerdings ist die Verbindung verbesserungsbedürftig und auch die Preise für weitere W-Lan-Packages könnten preisgünstiger sein.

7 Tage Höhepunkte Alaska ab Seattle (Ketchikan, Juneau, Skagway, Victoria, Seattle) kosten in der billigsten Kabinenkategorie € 1.449 p. P. in der Innenkabine und ab € 1.739 p. P. in der Außenkabine. Der Flug muss extra hinzugebucht werden. Alleinreisende können sich im NCL-Studio-Bereich einbuchen. Dort sind Singles unter sich, logieren allerdings in Innenkabinen und vermeiden den bis zu 100-prozentigen Einzelkabinenaufschlag, wenn sie alleine eine Doppelkabine buchen würden. Besonders exklusiv geht es im Suitenbereich »The Haven« auf den obersten Decks zu – dort haben die Passagiere einen eigenen Pool, Sonnendeck und Restaurant.