Ägypten mag schon ruhigere Zeiten erlebt haben. Unser Autor Jan Schnettler war trotzdem da – und verrät, warum die türkische Rixos-Hotel-Gruppe goldrichtig damit liegt, auf Sharm El-Sheikh und das Rote Meer zu setzen. Text: Jan Schnettler
Mitten in der Wüste, in einer Oase wummernder Bässe. Es ist tiefste Nacht, auf einer hoch aufragenden Felsformation blinken kleine Lichtpunkte, und vor dem sternengetränkten Himmel prangen in Leuchtlettern die Worte »On the rocks« im Gestein. Die Tanzgemeinde feiert sich selbst. Frenetische Farben flimmern über Videoleinwände, Hände fliegen ekstatisch in die Luft, Lebenslust und Freiheit pulsieren in jedem Atemzug. »La dolce vita« heißt die Großraumdisco unter freiem Himmel nicht zufällig. Überraschender ist da schon der Ort, an dem diesem süßen Leben jeden Abend ein Denkmal gesetzt wird. Denn das hier ist nicht etwa Ibiza. Sondern ein Ort, der in den letzten Jahren, da politische und religiöse Turbulenzen das Land mächtig durchschüttelten, eher selten mit Lebenslust und Freiheit assoziiert worden ist: Ägypten. Genauer gesagt Sharm El-Sheikh, die zu Recht für ihre übersprudelnd artenreichen Korallenriffe gerühmte »Bucht des Scheichs« am Roten Meer.
Aber, Moment … Sharm el-Sheikh – gab es da nicht diese Bombenattentate? Ist es da denn sicher, wo doch in Kairo und anderen Großstädten immer wieder die Gewalt losbricht? Ist das nicht die Enklave, die sich Ex-Diktator Mubarak einst mehr oder minder in die Wüste zimmern ließ? Und ist das nicht sowieso nur ein riesiges Retortenresort mitten im Nichts? Dergestalt sind die – auch nicht von der Hand zu weisenden – Meldungen, die europäischen Reisenden die Lust an Ferien am Südzipfel der Sinaihalbinsel zuletzt doch sichtlich verhagelt haben. Und das merken die Hotels, das merken die Händler in der Altstadt, das merken die Reiseveranstalter, das merken die Fluglinien.
Aus dem Roy al Grand Azure wurde das Rixos Sharm El Sheikh
Was darüber aber leicht vergessen wird: »Sharm« ist weit mehr als nur eine touristische Fata Morgana in der unwirtlichen Geröllwüste zwischen Sinai-Gebirge und Rotem Meer. Sharm ist die »Stadt des Friedens«, in der Liberalität und Toleranz herrschen und drei Religionen neben- und miteinander existieren, Sharm ist, da nach außen hin ziemlich abgeschottet, sicher – und Sharm liegt in eine Natur eingebettet, die malerischer, urwüchsiger und geschichtsträchtiger kaum sein könnte.
Und das gilt für den gesamten Dreiklang aus Gebirge, Wüste und Meer gleichermaßen. Daran, dass der Charme Sharm El-Sheikhs auch in schwierigen Zeiten, von denen nicht zuletzt etliche Bauruinen zeugen, seine Wirkung entfaltet, glaubt etwa die türkische Rixos-Gruppe. Der Senkrechtstarter im Luxussegment hat das frühere Roy al Grand Azure im Stadtteil Nabq Bay übernommen und auf Vordermann gebracht. Das scheinbar widersinnige Credo der Istanbuler: »All inclusive, all exclusive.«
Mit anderen Worten: Die Idee des Boutique-Hotels wird mit sich selbst multipliziert, die Annehmlichkeiten der Pauschalreise gehen einher mit einem hohen Maß an Exklusivität und Luxus. Was auf dem Papier beispielsweise wie eine gigantische Bettenburg mit 695 Zimmern und Suiten daherkommt, entpuppt sich vor Ort dann als weitläufiges, verwinkeltes und aus einer Unzahl von Flachbauten zusammengesetztes Resort, das gerahmt vom azurnen Himmel, den sieben türkisfarbenen Pools und dem tiefen Aquamarin des Meeres stets wie frisch gesandstrahlt glänzt.
Beach Cabanas mit Butler-Service
Auf die Füße tritt sich hier auch bei voller Auslastung niemand, in den verschiedenen Bereichen des Hotelgeländes werden die unterschiedlichsten Geschmäcker bedient – ob kulinarisch, freizeittechnisch oder hinsichtlich der Unterbringung. Und wer gänzlich auf Gesellschaft verzichten und sich lieber auf sich selbst besinnen will, bestellt die Mahlzeiten aufs Zimmer oder bucht für einen Aufpreis einfach eine der 20 luxuriösen Beach Cabanas mit Butler-Service, Ventilator und Flachbildfernseher hinzu.
Tatsächlich sind jedoch fast alle Annehmlichkeiten des Rixos Sharm El Sheikh bereits im Preis inbegriffen. Im Prinzip ist Rixos für Sharm El-Sheikh das, was Sharm El Sheikh für den ägyptischen Tourismus ist: so etwas wie die eierlegende Wollmilchsau. Das heißt: Nicht alles wird jedem gefallen, doch es ist garantiert für jeden genug dabei, um sich rundum wohlzufühlen – ganz einfach, weil das Angebot so überbordend (und überraschend) vielschichtig ist.
Mit Palästinenserkopftuch auf einem Quad durch die Wüste und an windschiefen Beduinen-Zelten vorbeizuheizen mit dem erklärten Ziel, so viel Staub wie möglich aufzuwirbeln, wird beispielsweise sicher nicht jedermanns Geschmack treffen, ebenso wenig wie Kamelreiten.
Muss es aber auch nicht, denn da gibt es schließlich auch noch das mondäne Naama Bay, so etwas wie das Las Vegas des Roten Meeres, den hoteleigenen Nachtklub oder besagte von Rixos gesponserte Wüstenpartys. Wer auch daran kein Interesse hat, kann über den Markt in der (erst 30 Jahre jungen) Altstadt schlendern und um Gewürze oder Stoffe feilschen. Und wer sich der Kulturgeschichte widmen möchte, dem liegt die Sinaihalbinsel beinahe wie eine begehbare Bibel zu Füßen, mit Sharm als perfektem Basislager: Der Berg Sinai, an dem sich Gott einst Mose in Form eines brennenden Dornbuschs offenbart haben soll, ist nicht weit entfernt, dort ist auch das Katharinenkloster aus dem sechsten Jahrhundert zu besichtigen.
Hotsport für Taucher und Schnorchler
Wer den Blick vom 330 Meter langen Privatstrand des Rixos Sharm El Sheikh über den Horizont wandern lässt, sieht zu seiner Linken jenseits des Golfs von Aqaba ein paar Hügel aufragen, die bereits zu Saudi-Arabien gehören, erspäht geradeaus die einst von Israel besetzte Tiran-Insel und kann zu seiner Rechten den Nationalpark Ras Mohammed ausmachen, der als eine der renommiertesten Anlaufstellen für Taucher und Schnorchler auf der Nordhalbkugel gilt. Hier kann man mit Delfinen schwimmen, noch imposanter ist jedoch die Korallenwelt, die in dieser Farbenpracht vielleicht ihresgleichen sucht.
Die zum Teil heftigen Strömungen und die Tatsache, dass einige Riffwände bis zu 800 Meter tief abfallen, ließen sie entstehen. Grazile Feuerfische, plumpe Napoleonfische und flippige Rotmeeranemonenfische sind nur drei von rund 1000 Spezies, die ins Auge fallen. Sollte es den Ägyptern gelingen, die Küste schonend touristisch zu bespielen und nachhaltig vor Umweltverschmutzung zu bewahren, wird dieses Kleinod auch künftig Reisende aus aller Welt in Staunen und Ehrfurcht vor der Farbgewalt und Vielfältigkeit des marinen Lebens versetzen können.
Obschon übrigens dem Rixos Sharm El Sheikh direkt ein Korallenriff vorgelagert ist, kann dort trotzdem im Meer geschwommen werden – dank eines 147 Meter langen Stegs, der in die Bucht hinausführt. Schon einmal ist für die erst im Jahr 2000 gegründete Rixos-Gruppe die Rechnung aufgegangen, sich auf ein Land einzulassen, aus dem sich viele Konkurrenten verabschiedeten: Libyen. Während des Bürgerkriegs 2011 diente das Rixos Al Nasr in Tripolis als internationales Medienzentrum, und seitdem sich das Land wieder berappelt, danken es auch die Einheimischen den Investoren, dass sie damals an Libyen glaubten. Auch im und östlich des Kaukasus versuchen die Türken, einen gehobenen Massentourismus zu etablieren.
Rixos war ein Held der Antike
Stets ist – auch wenn Ägypten de facto nicht einmal ansatzweise mit Libyen zu vergleichen ist – trotzdem ein Anklang an den zivilisationsfördernden Namensgeber von Rixos zu verspüren: Der gleichnamige Held der Antike gilt als einer der sieben Gründungsväter der sagenumwobenen Stadt Perge, nahe dem heutigen Antalya. So versuche man etwa, eine landesweite Vorreiterrolle in Sachen Ökologie einzunehmen, sagt der General Manager (denn ja, da haben die Ägypter noch Nachholbedarf). Und so setzte man den in jüngerer Vergangenheit eher freudlosen Männern an den politischen Schalthebeln in Kairo einen gesunden, aber nie vulgären Hedonismus entgegen. In der aktuellen politischen Großwetterlage trumpft Rixos, wie auch die Konkurrenz in Sharm, noch in erster Linie durch den Preis. Doch auch einem ungehinderten Florieren in ruhigeren Zeiten steht rein gar nichts entgegen – handelt es sich doch um eine Destination, die der Vorstellung einer Oase doch wesentlich näher kommt als die einer Fata Morgana.
Unterkunft. Rixos Sharm El Sheikh, South Sinai, Sharm El-Sheikh, Nabq Bay 46619, Ägypten. Tel. +20 69 3710 210, E-Mail: sharmelsheikh@rixos.com. Eine Nacht im DZ in der Nebensaison ist ab € 133 all-inclusive zu haben. Beim Veranstalter FTI kostet eine Woche inklusive Flug und all-inclusive pro Person ab € 817.
Ausflüge. Der ägyptische Ableger der Münchner Agentur Meeting Point ist auch über das Hotel ansprechbar. Organisiert werden unterschiedlichste Trips vom Wüstenausflug mit dem Quad (€ 30 p. P./€ 22 pro Kind) über Delfinschwimmen (€ 110) bis hin zu Ausflügen nach Jerusalem und Petra (€ 294).
Infos. Ägyptisches Fremdenverkehrsamt, Kaiserstraße 66, 60329 Frankfurt am Main, Tel.: 069 252153, E-Mail: staatlich@aegyptisches-fremdenverkehrsamt.de. Den reisen-EXCLUSIV-Guide finden Sie hier.