Thailand und Vietnam kennt man, aber Laos? Lange stand das kleine Land in Südostasien nicht auf dem Radar des internationalen Tourismus. Das ändert sich gerade, und zwar zu Recht: Laos, insbesondere der Norden mit der alten Königsstadt Luang Prabang, ist ein tolles Ziel mit eindrucksvoller Natur, Geschichte und Kultur. Noch ist es nicht überlaufen, also auf nach Luang Prabang!

Text: Laura Geyer

Die Anreise ist abenteuerlich: Mit einer Propellermaschine für maximal 78 Fluggäste geht es von Bangkok oder Hanoi aus in den Norden von Laos. Zwischen dicht bewachsenen Bergen schlängelt sich der mächtige Mekong, erst kurz vor der Landung werden die Häuser von Luang Prabang sichtbar. Die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz zählt nur rund 50.000 Einwohner, ihre Altstadt mit den zahlreichen Tempeln und traditionellen Häusern ist seit 1995 Unesco-Weltkulturerbe. In der Stadt bestimmt der Buddhismus den Alltag. Entsprechend erdend ist der Aufenthalt dort. Die Menschen leben langsam, als Besucher passt man sich unweigerlich an – und findet ungeahnte Entspannung. Nichtsdestotrotz gibt es eine Menge zu tun und zu sehen. Los geht’s!

Mount Phou Si: Luang Prabang von oben

Wer sich erst mal einen Überblick über Luang Prabang verschaffen möchte, erklimmt die 328 Stufen des Hausbergs mitten in der Altstadt. Eine Herausforderung bei der tropischen Hitze, die hier das ganze Jahr über herrscht. Das Schwitzen wird jedoch mit einer tollen 360-Grad-Aussicht auf den Mekong, die Altstadt und in die sattgrünen Berge rundherum belohnt, untermalt vom Zirpen der Zikaden und dem Zwitschern zahlreicher Vögel. Auf dem Mount Phou Si selbst kann man eine große Stupa bewundern, in der sich die Asche des Königs befindet, der diese 1805 errichten ließ. Und einen buddhistischen Schrein mit hübschen, goldenen und messingfarbenen Buddha-Statuen.

Mount Phou Si in Luang Prabang

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Luang Prabang National Museum: Einblick in die Königszeit

Gegenüber des Aufgangs zum Mount Phou Si liegt der ehemalige Königspalast, in dem sich heute das Nationalmuseum befindet. Luang Prabang war 200 Jahre lang Hauptstadt des Königreichs Lan Xang und blieb auch danach Residenz der wechselnden Könige. Erst 1975 endete die Monarchie mit dem Putsch der Laotischen Revolutionären Volkspartei, die das Land bis heute regiert.

Nationalmuseum in Luang Prabang

Foto: Suthikait Teerawattanaphan/Shutterstock.com

Viele Laoten waren Anhänger der Königsfamilie, insofern war es ein kluger Schachzug der Partei, schon kurz nach ihrer Machtübernahme das Museum einzurichten. Hier kann man die Geschichte der Monarchie, die ehemaligen Gemächer und die Besitztümer der Königsfamilie entdecken. In einem prachtvollen Tempel außerhalb des einstigen Palastes befindet sich zudem der Goldene Buddha »Phra Bang«, das wichtigste religiöse Symbol und Namensgeber von Luang Prabang (»Stadt des ehrwürdigen Phra Bang«).

Hier geht es zur Webseite des Nationalmuseums.

Wat Xieng Thong: Das spirituelle Herz von Luang Prabang

Über 60 Tempel gab es einst in Luang Prabang, heute sind noch 32 von ihnen aktiv. Die älteste Tempelanlage Wat Xieng Thong stammt aus dem 16. Jahrhundert. Sie liegt direkt am Ufer des Mekong und gilt als spirituelles Tor der Stadt.

Figuren in Laos

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Wer in die lokale Kultur eintauchen möchte, kommt um die buddhistischen Rituale nicht herum, die den Alltag der Laoten bestimmen. Dazu gehören etwa tägliche Blumen-Opfergaben. Die bunten Gebinde kann man zumindest morgens überall in der Stadt an Straßenständen kaufen; am Eingang von Xieng Thong werden sie auch später am Tag noch dargeboten. Mit dem Gesteck der Wahl geht es in die zentrale Gebetshalle »Sim«, wo man sich vor den Buddha-Statuen niederkniet, die Blumen ablegt und sich dreimal verbeugt.

»Sai Bat«: Almosengabe an die Mönche

Noch tiefer in das spirituelle Leben von Luang Prabang abtauchen können Besucher beim »Sai Bat«, dem morgendlichen Almosen-Rundgang der Mönche. Der Wecker klingt für diese Aktivität zwar sehr früh, aber es ist wirklich schön anzusehen, wenn die Jungen und Männer mit ihren orangefarbenen Roben barfuß und in meditativer Stille durch die Straßen wandern.

Mönche in Luang Prabang in Laos beim Sai Bat

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Sehr viele Bewohner warten um 5 Uhr morgens schon am Straßenrand auf sie. Auch Touristen können an dem Ritual teilnehmen. Dafür besorgt man etwas zu essen – üblich ist Klebreis, aber auch Obst oder andere Kleinigkeiten sind willkommen –, kniet sich mit etwas Abstand zu den Einheimischen auf den Bordstein, zum Beispiel der Sisavangvong Road und gibt jedem Mönch etwas in seine Bettelschale.

Wichtig: Bleib still, sprich die Mönche nicht an, schau ihnen nicht in die Augen, das gilt als respektlos.

Morning Market: Authentisch laotische Erfahrung

Wer ohnehin schon so früh auf den Beinen ist (und um die Uhrzeit einen stabilen Magen hat), sollte nach dem »Sai Bat« unbedingt den Morning Market erkunden. Er findet jeden Tag ab 5 Uhr in einer namenlosen Parallelstraße zwischen Sisavangvong Road und Mekongufer statt, die von der Sathoutan Road gegenüber des Mount Phou Si abgeht, neben dem Nationalmuseum. Besonders schön anzusehen sind die Stände mit Obst und Gemüse, Kräutern und Chilis. Diese Farben, diese Gerüche!

Gewöhnungsbedürftiger ist die Ecke, in der Fisch und Fleisch angeboten werden. Die Verkäuferinnen – es sind fast ausschließlich Frauen – verjagen die Horden an Fliegen stoisch mit einem Pappteller oder auch einer an einen Stock geknoteten Plastiktüte und unterhalten sich dabei über die Straße hinweg mit ihren Kolleginnen. Da sitzt dann schon mal ein Baby im Bambuskorb dabei. Richtig abenteuerlich sind die lebenden, teils in Plastiktüten gehaltenen Frösche, die Hähne, deren Füße mit einem Strick zusammengebunden sind, sodass sie nicht entwischen können, die Käfer, die gehäuteten Ratten oder getrockneten Eichhörnchen. Wem danach nicht der Appetit vergangen ist, der kann sich direkt vor Ort ein laotisches Frühstück gönnen, von gegrilltem Fisch über frisch gebackene Kokospfannkuchen bis hin zu Klebreis und Gemüse im Bananenblatt. Guten Appetit!

Morning Market in Luang Prabang in Laos

Foto: Sun_Shine/Shutterstock.com

Tipp: Nimm ein paar bunte Chilis, getrocknete Mangos und Galangal mit nach Hause. Letzteres ist eine Wurzel aus der Familie der Ingwergewächse, spielt in der laotischen Küche und speziell in Luang Prabang eine wichtige Rolle und hat einen wirklich einmaligen, scharf-aromatischen Geschmack. Superlecker und spottbillig!

»Sunset Cruise«: Sonnenuntergang auf dem Mekong

Am Mekong kommt man in Luang Prabang nicht vorbei. Man kann an seinem Ufer spazieren gehen, in einem der vielen Restaurants speisen oder, absolute Empfehlung, der Sonne vom Wasser aus beim Untergehen zusehen. Zahlreiche Anbieter stehen ab 16.30 Uhr am zentralen Fähranleger für einen »Sunset Cruise« bereit. An Bord der oft traditionellen Holzboote gibt es meist ein Willkommensgetränk und kleine Snacks.

Boote auf dem Mekong in Luang Prabang

Foto: Mazur Travel/Shutterstock.com

Die tiefstehende Sonne glitzert auf dem braunen Wasser, Fischer kehren auf ihren Sampans – flachen, länglichen Booten aus Holz oder Bambus – zurück, Kinder planschen fröhlich lachend am Flussufer. Vom Wasser aus kann man gut sehen, wie viele Laoten leben, nämlich in sehr einfachen, auf Stelzen gebauten Häusern am Ufer. Etwas weiter aus der Stadt heraus weichen sie schickeren Villen. Wenn die Sonne hinter den saftig grün bewachsenen Hügeln versunken ist, geht es zurück an Land.

Night Market: Street Food und Souvenirs

Vom Pier aus ist es nur ein kurzer Spaziergang zum Night Market, der jeden Abend von 17 bis 23 Uhr auf der Sisavangvong Road stattfindet. Hier gibt es Kunsthandwerk und Souvenirs, vom handgewebten Schal bis zur geflochtenen Bambusschale. Auch Street Food findet man zuhauf.

Nachtmarkt in Luang Prabang in Laos

Foto: Tortoon/Shutterstock.com

Wie beim Morning Market verkaufen auch am Abend überwiegend Frauen, diesmal sind deutlich mehr Kinder dabei. Viele Verkäuferinnen nähen oder fertigen etwas am Stand, während sie auf Kunden warten. Der Night Market ist allerdings deutlich touristischer als der Morning Market, und die Produkte kommen teilweise aus China. Wer lieber die lokale Community unterstützt, achtet darauf, Andenken mit dem Logo »Made in Luang Prabang« zu kaufen.

Manda Lao: Wandern mit geretteten Elefanten

Darf es ein Ausflug in die Umgebung von Luang Prabang sein? Ein tolles Ziel ist der Manda Lao Elephant Sanctuary. Luang Prabang war einst die Hauptstadt des Königreiches Lan Xang, zu Deutsch: Land der Millionen Elefanten. Heute leben Schätzungen zufolge weniger als 400 der Tiere in Laos, seit 1976 gilt der Asiatische Elefant als gefährdet.

Elefant in einem Fluss in Laos

Foto: Herbert Boeck/Shutterstock.com

Das Manda Lao ist das erste Elefantenschutzgebiet in der Region, das auf das Reiten der Tiere verzichtet, die meist aus der Holzindustrie oder früheren Touristenzentren stammen. Eine halbe Stunde von Luang Prabang entfernt leben sie nun in einem rund 150 Hektar großen Waldgebiet frei und artgerecht. Besucher können die Tiere auf Wanderungen erleben, beim Füttern und Baden in ihrem natürlichen Lebensraum dabei sein. Im Mittelpunkt steht die Bildung über die friedlichen Riesen. Ein Teil der Eintrittsgelder fließt in Projekte zur Wiederansiedlung und Erhaltung der letzten wildlebenden Elefanten in Laos. Ziel der Einrichtung ist, so viele Tiere wie möglich wieder auszuwildern und einen Schutzstandard in Laos zu etablieren.

Hier kommt ihr zur Webseite von Manda Lao.

Kuang Si: Wasserfälle bei Luang Prabang

Etwa 30 Kilometer südlich von Luang Prabang stürzt das Wasser am Tat Kuang Si in mehreren Kaskaden in milchig-türkise Naturbecken – ein wundervolles Bild. Unten baden Einheimische und Touristen, Kinder lassen sich von Baumwurzeln ins eiskalte Wasser fallen. Wer den Pfad links vom Hauptbecken hinaufgeht, steht nach rund 20 Minuten am Ursprung des Wasserfalls und blickt über den Dschungel. Im Park gibt es zudem das Bear Rescue Centre, in dem aus Gefangenschaft befreite Kragenbären leben.

Kuang Si Wasserfälle

Foto: David Maki Photography/Shutterstock.com

Ock Pop Tok: Traditionelles Kunsthandwerk lernen

Etwas außerhalb der Altstadt liegt das Ock Pop Tok Living Crafts Center, in dem man alles über die traditionellen Web- und Färbetechniken laotischer Textilien lernen kann. In kleinen Gruppen geht es durch Werkstätten, in denen Seidenfäden gesponnen, mit Naturfarben gefärbt und zu komplexen Mustern verwoben werden. Wer möchte, setzt sich selbst an den Webstuhl, lernt das Flechten mit Bambus oder das Färben mit Naturfarbstoffen. Die Pflanzen dafür wachsen im üppigen Garten. Vom Silk Road Café schweift der Blick über den Mekong, an dessen Ufer das Zentrum liegt. Ein kostenloses Tuk-Tuk bringt Gäste vom Stadtzentrum hierher.

Hier geht es zur Webseite von Ock Pop Tok.

Frau macht traditionelle Handarbeit in Luang Prabang in Laos

Foto: PixHound/Shutterstock.com

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