Seit mehr als 40 Jahren hebt die Unesco Stätten des Kulturerbes von »außergewöhnlichem, universellem Wert« hervor, um die kulturelle Bewahrung rund um den Globus zu fördern. Bekannte und beliebte Sehenswürdigkeiten wie der Machu Picchu und Angkor Wat stehen auf dieser Liste. Doch es gibt noch mehr Kandidaten auf der Unesco-Liste. Wir stellen euch besonders interessante daraus vor.

Im Jahr 2003 richtete die Unesco zusätzlich eine Konvention zum Schutz des immateriellen Kulturerbes ein. Dieses umfasst das Wissen und Praktiken sowie die damit verbundenen »Objekte, Artefakte und Kulturräume«, die Gruppen als Teil ihres Kulturerbes und ihrer Identität betrachten. Ziel ist es, die Kultur weltweit bekannt zu machen sowie ihren Erhalt zu sichern. Doch was genau befindet sich Spannendes in dieser Liste, hier unsere Favoriten.

Tango | Argentinien und Uruguay

Aus den Arbeiterklassen von Montevideo, Uruguay, und Buenos Aires, Argentinien, entstand einer der ikonischsten und verführerischsten Tänze der Welt: der Tango. Beeinflusst und verbreitet durch verschiedene Gruppen (darunter Nachkommen versklavter Afrikaner und europäischer Einwanderer), die in den städtischen Gebieten des Rio de la Plata-Beckens leben, wurde der Tanz in Paris und anderen kosmopolitischen Hauptstädten populär.

Frau und Mann tanzen Tango auf einer Straße in Argentinien

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Er hat sich mit der musikalischen und sozialen Landschaft weiterentwickelt und gleichzeitig seine kulturelle Bedeutung für seine Herkunftsländer bewahrt. Das Internationale Tangofestival und die Weltmeisterschaft finden in der Regel jedes Jahr im August in Buenos Aires statt. Für  Reisende und Einheimische ein Genuss, den Profis zusehen (und von ihnen lernen) zu können.

Kultur von Jeju Haenyeo | Südkorea

Die Insel Jeju an der Südküste von Südkorea ist unter anderem für ihre Taucherinnen bekannt. Sie werden als Haenyeo bezeichnet, was Seefrauen bedeutet. Sie können bis zu vier Minuten ohne Pressluftflaschen tauchen, sammeln Meeresfrüchte per Hand und sind zwischen 60 und 80 Jahre alt. Die erste Erwähnung weiblicher Taucher erfolgte vor mehr als 200 Jahren, und die Tradition hat sich tatsächlich fortgesetzt. Es lohnt auch ein Abstecher ins Haenyeo-Museum, in dem die Geschichte und die Geschichten dieser Tradition erzählt werden.

Ältere Koreanerin im Taucheranzug auf der Insel Jeju

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Marmorhandwerk der Insel Tinos | Griechenland

Der Thassos-Marmor, der von der griechischen Insel Thassos stammt, gehört zu den bedeutendsten Bau- und Dekogesteinen der Welt. Denn in seiner besten Ausführung hat er eine reine weiße Farbe und erfreute sich bereits im Römischen Reich äußerster Beliebtheit.

Doch wir blicken einmal auf die Kykladeninsel Tinos. Hier ist nämlich eine ganz besondere Kunstfertigkeit schon seit der Antike zu Hause. Bildhauermeister lehren hier dem Nachwuchs, wie man den Marmor zu schönen Brunnen, Gebäuden und Denkmälern verarbeitet. Reisende, die die Reise von Athen aus unternehmen möchten (es ist nur ein paar Stunden mit der Fähre entfernt), können das Museum für Marmorhandwerk besichtigen und bei einigen der Kunsthandwerker selbst einen Kauf tätigen.

Skulpturenhauen in einer Marmor-Schule auf der griechischen Insel Tinos

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Tanz der königlichen Trommel | Burundi

Der Tanz der königlichen Trommel verbindet Poesie, Gesang und synchronisierte Bewegung, alles zu kräftigen Schlägen gesetzt und von mehr als einem Dutzend Trommlern gespielt. Ganz wichtig ist die ungerade Anzahl der Trommler. Das Ritual, das als VIP-Begrüßung und während besonderer Feste aufgeführt wird, ist ein unglaubliches Schauspiel an Energie, bei dem die Schlagzeuger oft hoch in die Luft springen.

Krabbenfischerei zu Pferd | Belgien

Von etwa April bis November reitet eine kleine Gruppe von Fischern aus Oostduinkerke zweimal wöchentlich mit ihren kräftigen Brabanter Pferden in die Brandung der Nordsee, um Krabben zu sammeln. Eine so ungewöhnliche Methode, dass sie sich als immaterielles Kulturerbe durchsetzte. Dabei werden bei dieser alten Tradition durch das Ziehen einer Kette über den Sand Vibrationen erzeugt, die die Schalentiere anspornen, in das Netz des Pferdes zu springen.

Obwohl nur etwa ein Dutzend Familien an dieser uralten Tradition teilnehmen, weiß die Gemeinschaft ihr Engagement zu schätzen – besonders während des jährlichen Krabbenfestes, das gewöhnlich im Juni stattfindet.

Pferd mitten im Meer zum Krabbenfischen

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Toquilla-Flechten | Ecuador

Was man als »Panamahut« bezeichnen könnte, war nie wirklich ein Produkt Panamas. Tatsächlich stammt der Toquilla aus Ecuador. Die Krempenhüte werden von Hand aus dem Stroh der Carludovica palmata gewebt, einer palmenähnlichen Pflanze mit kräftigen Fasern, die in Ecuador und den umliegenden Ländern zu finden ist. Die Familien geben die Traditionen nicht nur des Webens, sondern auch des Erntens weiter.

Traditionelles Weben von ecuadorianischen Toquilla-Strohhüten - UNESCO Immaterielles Kulturerbe der Menschheit

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Schattenpuppenspiel | China

Auch dieses immaterielle Kulturerbe verortet man eher an einen anderen Platz auf Erden, nämlich nach Bali. In dieser über 2.000 Jahre alten Tradition werden Marionetten in akribischer Handarbeit von Meistern der Schnitzerei in China gefertigt. Ein Tuch wird von hinten beleuchtet und dient als »Bühne« für die Puppen, die von den Puppenspielern einer Truppe gesteuert werden. Diese musikalischen Darbietungen finden bei besonderen Ereignissen wie Hochzeiten, religiösen Feiertagen und Geburtstagen statt.

Das chinesische Schattenpuppenspiel ist immaterielles Kulturerbe der Unesco

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Scheren-Tanz | Peru

Bekleidet mit einer hellen Schlabberhose und einer taillierten Jacke, die mit Fransen, Perlen, Stickereien und Pailletten verziert ist, führen die Dansaq (Scherentänzer) akrobatische Sprünge und Bewegungen in einem Wettstreit gegeneinander aus. Wobei sie immer im Takt der Harfe und Geige bleiben, die ihr Ritual begleiten.

Mit der rechten Hand schlagen sie dabei scherenartige Eisenstangen zusammen. Der Scherentanz, der angeblich in präkolumbianischer Zeit begann und stundenlang dauern kann, wird auch heute noch an Feiertagen und Festivals aufgeführt. Es ist wohl eins der eher unbekannten immateriellen Kulturerben.

Königliches Ballett | Kambodscha

Um die Tausenden von spezifischen Gesten zu erlernen, die verschiedene Symbole oder Konzepte repräsentieren, beginnen Tänzerinnen und Tänzer bereits im Kindesalter mit der Ausbildung. Manchmal bereits im Alter von fünf Jahren. Bekleidet mit kunstvoll bestickten Kostümen und kräftigen goldenen Kopfbedeckungen (je nach Charaktertyp, von denen es vier Hauptfiguren gibt), erzählen Tänzerinnen und Tänzer des klassischen Khmer-Tanzes mit ihren Bewegungen eine wortlose Geschichte. Verschiedene Posen vermitteln unterschiedliche Bedeutungen, wie »Liebe« oder Elemente aus der Natur. Eine dringende Empfehlung, für den nächsten Urlaub in Kambodscha.

Drei Frauen aus Kambodscha tanzen den Khmer, einen traditionellen Tanz, der auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der Unesco steht

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