Tel Avivs Erfolgsrezeptur ist schnell aufgezählt: Geschichte bis zum Abwinken, spannende Architektur, Kulinarik zum Dahinschmelzen, viel Sonne, Strand und Meer. Eine der besten Adressen der Stadt, um all das zu erkunden, ist das Hotel The David Kempinski. Ein Besuch.
Ach, besser könnte der Tag nicht starten. Gerade eben hat mich der Wecker aus dem Schlaf gesummt. Ich strecke Arme und Beine weit von mir. Zu gern würde ich jetzt noch ein Stündchen in der edlen Bettwäsche liegen bleiben und vor mich hin träumen. Aber die Neugier auf den Ausblick aus dem 15. Stock treibt mich raus aus den Federn. Es ist schließlich mein erster Morgen hier. Der erste Blick löst bereits Vorfreude aus. Strand! Die frühmorgendlichen Sonnenstrahlen verwandeln den Tel Aviver Stadtstrand in ein zauberhaftes goldenes Licht. Der Tag könnte hier, im The David Kempinski, nicht besser starten.
Schon am Vortag signalisierte mir der Service des Hauses, dass es ein unvergesslich feiner Aufenthalt werden könnte. Im klassisch-vornehmen Stil, versteht sich. Bei der Anreise eilten adrette Pagen herbei, standesgemäß im schwarzen Frack und mit Zylinder, öffneten mit einem Lächeln die Türen, kümmerten sich um die Koffer und wiesen mir den Weg zur Rezeption. Während eines Zigarettenpäuschens merkte ich gleich, dass das Pagenteam nicht nur professionell seine eigentlichen Aufgaben erledigt, sondern gern auch ein Schwätzchen mit den Gästen hält. Geheimtipps inklusive. Carmel Market? Ja, unbedingt. Nur 15 Minuten zu Fuß. Dort unbedingt Pitah, das israelische Fladenbrot, probieren. Jerusalem? Ganz anders als Tel Aviv. Traumaussicht auf die Altstadt vom Ölberg! Frühmorgens hinfahren, dann sind noch nicht so viele Touristen da. Da hört man doch gern zu.
Der neue Luxusstern am Kempinski-Himmel
Kempinski betreibt derzeit 80 Fünf-Sterne-Hotels und -Residenzen in 34 Ländern, darunter prunkvolle, geschichtsträchtige Vorzeigehäuser wie etwa das Adlon in Berlin, das Emerald Palace in Dubai und das Çiragan Palace in Istanbul. Die Dependance in Tel Aviv gehört zu den jüngsten Küken in der Kempinski-Familie. Erst im Frühling 2022 hat es seine Türen für die ersten Gäste geöffnet. Der Neubau ist unübersehbar, er ragt 34 Stockwerke in den Himmel und beherbergt 250 Zimmer und Suiten. Wer es sich richtig gut gehen lassen möchte, kann sich ein paar Nächte in der David-Penthouse-Suite gönnen. Auf 380 Quadratmetern Fläche gibt’s zwei Schlafzimmer mit eigenem Bad, einen riesigen Wohn- und Essbereich, einen eigenen Fitnessraum und eine Terrasse samt zehn Meter langem Infinitypool.
Doch, Moment, es muss und kann für die meisten selten das Teuerste sein. Wer sich für eine Signature-Suite entscheidet, bekommt Zugang zu der Horizon Lounge im 22. Stock. Wie in einem exklusiven Club. In dem man sich Drinks aller Art mixen kann oder sich am Hotel-Lounge- Buffet satt essen. Das ist übrigens eextrem opulent zu allen drei Mahlzeiten gefüllt.
Ein Lächeln in jeder Gelegenheit
Und ja, das Konzept wird von vielen Hotels so gehandhabt. Die anderen wiederum haben aber keine Anna. Anna ist die fröhliche Lounge-Rezeptionistin, die schon beim zweiten Besuch die Gäste mit Namen anspricht. Und auch die Lounge-Terrasse ist beeindruckend. Der Blick auf die Promenade und den Strand ist wunderbar. Ich treffe hier HoteldirektorGuy Klaiman. 23 Jahre lang war er Manager von Hilton-Hotels auf der ganzen Welt, zuletzt leitete er das Waldorf Astoria in Jerusalem. Klaiman, stets im Maßanzug und mit der Aura eines Grandseigneurs, der in der Knesset eine mächtige Rolle spielen könnte, ist ein Mann der alten Hotelschule: charmant, zuvorkommend, gebildet und stets die Contenance wahrend. Man könnte sich Stunden mit ihm über die Philosophie eines Luxushotels unterhalten. Das, worauf es ihm besonders ankommt, lässt er rasch durchblicken: die Menschen, die in seinem Hotel arbeiten.
»Sie können jeden erdenklichen Hotelluxus bieten. Aber wenn das Lächeln in den Gesichtern der Mitarbeiter fehlt, hat man verloren«
sagt er. Das Lächeln sei für ihn eine Frage der Einstellung zum Job. Wer beim Vorstellungsgespräch im Kempinski-Hotel nicht gelächelt habe, den habe er erst gar nicht genommen. »Wenn die Bewerber nicht die richtige Einstellung haben, können sie einfach nicht die Herzlichkeit der Gastfreundschaft bieten, für die wir stehen«, sagt er. Lächelnd, versteht sich.
Ein Fernsehkoch in seinem Element
Nach einem Nickerchen düse ich am Abend mit dem Aufzug entspannt ins Erdgeschoss, wo die Sereia Lounge Gaumenschmäuse verspricht. Ausschließlich koschere Speisen werden hier serviert. Verantwortlich für die Leckereien, die heute Abend auf meinen Teller gezaubert werden, ist Küchenchef Mor Cohen – ein recht bekannter Koch im Land, schließlich tritt der 37-Jährige regelmäßig in einer Kochshow im israelischen Fernsehen auf. Sein Lebensmotto: »Wähle einen Job, den du liebst, und du musst keinen Tag in deinem Leben arbeiten.« Seine frischen Zutaten besorgt er sich regelmäßig auf dem Carmel Market, der nur wenige Fußminuten vom Hotel entfernt liegt.
Beim Zubereiten seiner Speisen treibe ihn immer wieder der Ehrgeiz an, Neues auszuprobieren, sagt er. Innovation stehe bei ihm ganz hoch im Kurs. Ach ja, das schiebt er noch hinterher, er möchte zudem eine leichte Küche servieren: »Keiner will doch heute noch mit einem schweren Magen das Restaurant verlassen. Dann ist der Tag oder die Nacht doch gelaufen.« Aber lecker, das verspricht er, wird es ganz bestimmt.
Hummus, Yoghurt und andere israelische Leckereien
Das Team von Mor Cohen sorgt dann auch für einen fantastischen Abend. Köstlicher Hummus wird als Vorspeise serviert, dazu frisch gebackenes Brot mit Algenbutter zum Dahinschmelzen. Thunfischsteak mit Kohlrabi, Chili, Mandeln und Kosho-Joghurt-Dip gibt es, anschließend köstliches Goldbarschfilet à la plancha mit feinen Rosinen und Pinienkernen. Die Weinkarte verwöhnt mit israelischen Tropfen von den Golanhöhen, aus Galiläa und Negev. Darunter ist ein exzellenter Pinot Noir (»Domaine du Castel«) aus 2016, den ich am liebsten flaschenweise in meinen Koffer verfrachten würde.
Der letzte Vormittag, Tag der Abreise. Ich verabschiede mich aus der Lobby. Direktor Guy Klaiman, während meines Aufenthalts unfassbar präsent im ganzen Hotel, kommt um die Ecke. Ein letzter Small Talk, er möchte wissen, wie es mir in der Stadt gefiel. Ich schwärme vom quirligen Carmel Market, den imposanten Häusern im Bauhaus-Stil, der pittoresken Altstadt in Jaffa und – ja natürlich, so viel Lob muss sein – der wunderbaren Zeit, die ich im Kempinski hatte. Ein Lob über die dauerlächelnden Mitarbeiter seines Hauses verkneife ich mir. Das wäre dann doch eine Schleimspur zu viel, die ich jetzt hinterlassen würde, denke ich mir. Klaiman lächelt zum Abschied. Ich auch.
Mehr Infos zum The David Kempinski Tel Aviv
The David Kempinski Tel Aviv. Hayarkon 51, 6343203, Tel Aviv, Israel, Tel. +972 3 776 8888, Doppelzimmer ab € 600 die Nacht.
Wir haben das The David Kempinski Tel Aviv auch in unserem Podcast »Hotel der Woche« vorgestellt. Hört doch mal rein!