Akropolis, Agora, Theater des Dionysos, Nationalgarten: Wer Athen besucht, dem wird ganz schwindelig angesichts der vielen geschichtsträchtigen Orte, die es in der Stadt zu sehen gibt. Wie gut, dass es mittendrin eine Oase der Ruhe gibt: das Boutiquehotel »The Dolli«. Von der Dachterrasse des Hauses genießt man einen spektakulären Blick.
Meine Güte. Nun irre ich schon seit 20 Minuten durch die Gegend. Dabei hatte mich Google Maps schon so gut wie ans Ziel gelotst. Nur wenige Meter, dann soll ich da sein, las ich noch erleichtert vor einer Minute. Doch jetzt bin ich wieder 300 Meter entfernt. Ich ziehe mich in einen Hauseingang zurück und atme erst einmal tief durch.
Wer zum ersten Mal – samt Koffer im Schlepptau – rund um die Metrostation Monastiraki durch die Athener Innenstadt zieht, an einem Samstagabend noch dazu, hat es nicht leicht. Die Straßen sind eng und voll, die Bürgersteige im Miniformat sowieso. Die letzten Shopping-Queens sind noch da, die ersten Nachtschwärmer schon da. Und das Ziel meiner Odyssee durch das Gewusel, das Dolli-Hotel, irgendwo hier mittendrin. Eine Frau mittleren Alters, die neben mir ein Eis schleckt, scheint meine Lage erkannt zu haben. »Where do you want to go?«, fragt sie cool. »Dolli«, antworte ich, »Dolli Hotel.« Sie weiß sofort Bescheid. »Oh, that’s just around the corner. Then just down the street«, sagt sie. Ich nicke kurz, ziehe davon, da ruft sie mir noch ein »excellent choice« hinterher.
The Dolli: Schon von Weitem ein Hingucker
Wenige Minuten später dann erblicke ich es. Die Fassade des im neoklassizistischen Stil errichteten Dolli-Hotels mit seinen wunderschönen Bögen, Linien und imposanten Fenstern ist schon von Weitem ein Hingucker.
Dann mal nichts wie hinein in die gute Stube. Kaum hat mir der Portier die Tür zur Empfangshalle geöffnet, beginnt eine Reise in die Vergangenheit. Zumindest optisch. Die stuckverzierte Decke der Lobby von mehr als zehn Metern Höhe sorgt für den ersten Wow-Moment.
Auf den Marmortischen und dem Kaminsims tummeln sich antike griechische Keramiken. Schwanweiße Fauteuils und tiefe, sehr tiefe, Pacha-Sofas laden dazu ein, ein kleines Verschnaufpäuschen einzulegen. Highlight der Lobby aber sind zwei große antike Atlasstatuen. Die eine trägt die Welt, die andere das Universum auf ihren Schultern. Im Hintergrund plätschern leise Housemusic-Sounds aus den Lautsprechern. Sehr fein. Der erste Eindruck passt.
Dann fällt mein Blick auf einen wuchtigen Holztisch, auf dem mehr als ein Dutzend verschiedene Leckereien platziert sind. Obstbeerentörtchen, feine Marzipanpralinen und Pistazienkekse lassen das Wasser in meinem Mund zusammenlaufen. Bevor ich mir aber die kleinen Kalorienbömbchen vorknöpfe, muss ich den Check-in hinter mich bringen. Eine Mitarbeiterin der Rezeption eilt herbei, serviert ein Glas Champagner zur Begrüßung und erkundigt sich nach dem Befinden (sehr gut, danke) und der Anreise (och ja, muss, ne).
Der Check-in dauert leider etwas länger als gedacht. Statt den Gast nach der langen Anreise mit möglichst wenig Check-in-Prozedere zu behelligen, wird einem ein Tablet in die Hand gedrückt, auf dessen Tastatur man das Check-in-Formular selbst ausfüllen darf – und leicht übermüdet und verzweifelt nach deutschen Umlauten und dem @-Zeichen sucht.
The Dolli in Athen: Einst war im Gebäude ein Kaufhaus für Luxusstoffe
Am nächsten Mittag begegne ich Mitarbeiterin Vania Micha in der Lobby. Das 1925 vom griechischen Architekten Andreas Kriezis erbaute Gebäude war ursprünglich als Wohnsitz für seine beiden Töchter konzipiert, erzählt sie. Sie zogen aber nie ein; das Gebäude fungierte in der Folge als Kaufhaus, in dem verschiedene Möbel- und Einrichtungsfirmen untergebracht waren. Das letzte Unternehmen zog Anfang der 2000er-Jahre aus. Das Gebäude schloss seine Türen und stand jahrelang leer – bis es von Mari Daskalantonakis, Chefin der familiengeführten Grecotel-Hotelgruppe, entdeckt wurde. Das Hotelunternehmen betreibt rund 40 Vier- und Fünfsternehotels und -resorts in Griechenland.
Von 2018 an wurde in dem Gebäude fünf Jahre lang gehämmert, gehandwerkt und designt. Genauso wie es sich Daskalantonakis vorgestellt hat. Und sie ist es auch, die dem Hotel nicht nur den drolligen Namen, sondern auch ihren persönlichen Stempel aufgedrückt hat. Das ist überall im Hotel zu sehen und zu spüren, von den Antiquitäten aus dem 17. und 18. Jahrhundert aus ihrer persönlichen Sammlung bis hin zu den Möbeln lokaler Handwerker.
Die exquisite Ausstattung des Hauses ist das eine. Der Ausblick aber das andere, sagt Vania Micha mit einem Lächeln. Ob ich nicht Lust hätte, mal einen Blick auf die Dachterrasse zu werfen. Jup. Habe ich.
Der Blick auf die Akropolis ist unschlagbar
Als wir oben ankommen, stockt mir fast der Atem. Ich habe in meinem Leben schon viele Restaurant-Dachterrassen besucht und dabei die Aussicht genossen. Aber das hier spielt in einer anderen Liga. In nur rund 500 Metern Luftlinie ist das Parthenon der Akropolis in voller Pracht zu sehen. Der neben dem Restaurant liegende Infinitypool erzeugt durch die Spiegelung die Illusion, dass der Parthenon förmlich im Wasser schwebt. Das ist wirklich wow. Solch ein spektakulärer Ausblick auf das einstige Zentrum des religiösen Lebens im mächtigen Stadtstaat Athen haut einen förmlich vom Hocker.
Vania Micha und ich nehmen Platz im Restaurant Dollis, das am frühen Mittag noch so gut wie leer ist. Die Sonne scheint vom strahlend blauen Himmel und ich bin überrascht, wie sommerlich warm es Ende Oktober in Athen noch ist. Wegen der vielen blühenden Jasminpflanzen, die das gesamte Restaurant umranken, liegt ein herrlich süßlich-blumiger Duft in der Luft. Am Nachbartisch sitzt eine junge Dame mit großer Sonnenbrille und Jeanskleid und blättert in der Vogue. Ein Ort, an dem man stundenlang verweilen könnte, um sich an diesem famosen Ausblick auf die Akropolis zu ergötzen.
Nikos, der Kellner, begrüßt mich auf Deutsch. Er hat anderthalb Jahre in Hamburg gelebt, berichtet er – und empfiehlt zur Einstimmung erst einmal einen Cocktail. Ist ja schließlich Wochenende. Der herbeigezauberte Cocktail »The Dolli«, ein Mix aus dem Likör Skinos Mastiha, der japanischen Zitrusfrucht Yuzu, dem Reiswein Mirin und Maracujasaft, schmeckt herrlich erfrischend.
Zur Vorspeise kommt eine leichte Avocado mit Salatherzen, Basilikum, Estragon und Limette um die Ecke. Für den Hauptgang fällt die Auswahl nicht schwer – die ist auf der Mittagskarte nämlich überraschend übersichtlich.
Neben gegrilltem Hühnchen mit Süßkartoffelpüree und Tarragonsoße empfiehlt die Küche Sashimi und Sushi. Da nehme ich doch lieber Teriyaki-Lachs mit Mangotatar, Koriander und Ingwer. Den komponiert das Team um Küchenchef Spyros Varelas nicht nur kunstvoll auf den Teller, auch geschmacklich weiß das Lachsgericht mit seiner milden Note zu überzeugen.
Und auch der Service im Dollis überzeugt – kompetent, zugewandt und immer mit einem Lächeln. Das übrigens lässt sich vom Team des ganzen Hauses sagen. So gesehen ist ein Aufenthalt im »The Dolli« eine gute Wahl. Eine »excellent choice« eben.
The Dolli in Athen: Weitere Infos und Buchung
The Dolli, Mitropoleos 49, 10556 Athen, Tel. +30 216 0047000, Preis pro Nacht für zwei Gäste: ab rund € 730.