Europas jüngste Insel, Island, wirkt oftmals wie ein fremder Planet. Und genau dort, wo Wasserdampf aus der Erde steigt und Elemente ihre Kräfte messen, steht ein Wellnesshotel, das genauso einzigartig ist, wie das Land selbst. The Retreat ist ein Spa-Hotel-Tempel, in dem Wohlsein auf Design trifft. Und das muss einem ja gefallen.

Wer schon mal mit einem Urlaub in Island geliebäugelt hat, kennt sicherlich die Blaue Lagune. Nein, es ist nicht die kitschige Hollywoodproduktion gemeint, mit der Brooke Shields in den 80er-Jahren Karriere machte, sondern das dampfende Freibad auf der Halbinsel Reykanes. Es ist womöglich das berühmteste Bad der Welt. Selbst Touristen, die nur für ein Stunden-Stopover hier im Norden zwischenlanden, lassen sich von Bussen zu dem warmen Becken fahren, dem zusätzlich auch noch eine heilende Wirkung nachgesagt wird.

Auch wir möchten dorthin. Es ist Winter, und so kommt uns der Dampf, der über dem schneebedeckten Boden aufsteigt, vor wie das Tor zu einer Zauberwelt. Diese Magie wird von den Lichtverhältnissen Islands im Winter nur unterstrichen.

Landschaft in Island

Jennifer Latuperisa-Andresen

Wir befinden uns sozusagen im Lichtblick, in den vier Stunden Mittagssonne, die ein Foto ohne Blitz erlauben. Die Blaue Lagune hat etwas Magisches. Ganz klar. Die knallblaue Farbe einerseits, der wabernde Dampf andererseits und eine Aura, die tatsächlich auf einer, nennen wir es Metaebene, berührt. Auch wenn man nicht an Elfen glaubt, so wie die Isländer es tun.

The Retreat – perfekte Location für kalte Wintertage

Man merkt es, wir kommen also schon verliebt in diesem Wellness-Hotel an, das so beeindruckend ist, dass meine isländische Bekannte, mir neidvolle Nachrichten schreibt, weil sie unbedingt auch einmal dort ein Wochenende verbringen will. »The Retreat« so schreibt mir Alexandra »ist THE PLACE in Island. Hier möchte man an kalten Wintertagen sein.« Ich vermute sie übertreibt, doch möchte ich diese Annahme bereits beim Betreten der Lobby revidieren.

Lobby des The Retreat Hotels in Island

Jennifer Latuperisa-Andresen

Um ehrlich zu sein fehlen mir die Worte, eben diese Situation und Atmosphäre zu beschreiben, in die wir mit Daunenjacke und Ohrenschützer hineinplatzen, fast so, als würde man sich ungebührend in einem Tempel benehmen. Die Wände um uns herum sind aus nacktem Beton oder eben aus Glas. Dann wiederum geben sie eine Sicht Preis, die so zauberhaft anders erscheint, dass sie einen gleich in eine neue Welt versetzt. Schneekristalle landen auf den Fensterscheiben und schmelzen dahin. Damit versinnbildlichen sie unsere Gefühle. Mein Gott, ist das schön hier.

Außenansicht vom Retreat Hotel Island

The Retreat at Blue Lagoon Iceland

Und Schönheit ist relativ. Das hiesige »Schön«, muss man auch mögen. Es ist ein skandinavisches »Schön« aus Designklassikern und geraden Linien. Es ist ein Ton in Ton mit der Natur. Eine korrespondierende Ergänzung zum Außen ist das Innen. Allerdings mit viel Purismus und wenig Prunk. Aber dennoch edel. So edel, dass einem gleich klar wird hier schlürft man gerne Champagner. Aber nicht im Prada-Blüschen gekleidet, sondern im Bademantel. Kein Scherz.

Stets im Bademantel unterwegs

Egal, zu welcher Tageszeit. Der Gast im The Retreat trägt Flausch. Und zwar ausgiebig gerne. Der Grund? Ganz einfach: Die Thermalbad-Lagune lockt immer, und das dazugehörige Spa des Luxushotels ebenso. Und dazu auf allerhöchstem Wellnessniveau. Für die Hotelgäste gibt es einen exklusiven Lagunen-Zutritt. Was wir zudem empfehlen können? Das Reinigungsritual und eine Floating Massage. Letzteres ist die Schwimmnudel-Version der Schwerelosigkeit. Aber auch wenn es lustig klingt, es ist wunderbar. Dazu die knackige Kälte, die auf den Wangen kitzelt, während das heilende Wasser den Körper umgarnt. Wirklich wundervoll.

Frau im The Retreat Hotel Island Blaue Lagune

The Retreat at Blue Lagoon Iceland

Und dennoch geht es noch weltbewegender. Und damit meine ich nicht die durchgestylten Zimmer mit der kostenlosen Minibar und der atemberaubenden Aussicht auf die widerspenstige Natur Islands. Ich meine damit auch nicht die wunderbaren Beautyprodukte, auf Hotelzimmern gerne Amenities genannt, denn wer braucht schon Bulgari, wenn er Blue Lagoon haben kann? Ich meine auch nicht die kostenlosen Yoga-Klassen, die jeden Morgen stattfinden und auch nicht den Nordlichter-Balkon, der Ausblick auf die tanzenden Lichter gewährt. Ich spreche vom Genuss auf höchstem Niveau, serviert im Moss Restaurant.

Dabei passiert beim Servieren auf dem Teller soviel fürs Auge, dass die Geschmacksknospen schon Polonaise tanzen, ohne auch nur einen Bissen genommen zu haben. Doch dann kommt’s. Die naturbelassene Jakobsmuschel trifft auf Granita vom Apfel, Pulver aus Skyr komplementieren den fangfrischen Lachs und das Lamm wird am Tisch über Tannenndalen weitergeräuchert. Diese Küche ist einzigartig gut.

Essen im The Retreat Hotel in Island

Jennifer Latuperisa-Andresen

Unsere Prognose: Der Michelin-Stern wird kommen. Und das wäre doch ein toller Grund zurückzukehren: Zur dampfenden Lagune auf der sprudelnden Insel zwischen den Welten.

Infos und Tipps für einen Aufenthalt im The Retreat

The Retreat at the Blue Lagoon Iceland, Nordurljosavegur 11, 240 Grindavík, Iceland. Package für Genießer: Zwei Nächte im Doppelzimmer, Frühstück und die unbegrenzte Nutzung des Spas und der Lagunen plus Vier-Gänge-Abendessen im Lava Restaurant und ein Sieben-Gänge-Menü im Moss für je zwei Personen. Buchbar ist das Paket ab ca. 2.020 Euro für zwei Personen.