Vor fast 40 Jahren besuchte Autorin Simone Sever das erste Mal die portugiesische Algarve. Die Erinnerungen an ihr damaliges Interrail-Abenteuer, das sehr schlichte Fremdenzimmer und den Vinho Verde waren über Jahre so schmerzhaft wie der Sonnenbrand vom ersten Tag. Jetzt soll eine Auszeit im Vila Vita Parc in Porches neue Erinnerungen schaffen.
Das Wasser ist noch kalt, meine Füße graben sich dennoch mit jeder auslaufenden Welle tiefer in den ockerfarbenen Sand, während die untergehende Sonne das atlantische Meer in Pastelltöne taucht. Ich hatte ganz vergessen, wie schön es hier ist. Und würde jetzt und hier gern Wurzeln schlagen – kann ich aber nicht. In 20 Minuten habe ich meinen ersten Termin. Dabei bin ich komplett ratlos, wie ich in der gigantischen Hotelanlage des Vila Vita Parc mit 170 Zimmern, Suiten und Villen, zehn Restaurants und einer 22 Hektar großen Parkanlage irgendetwas wiederfinden soll.
Na ja, außer dem Meer, das liegt mir ja quasi zu Füßen. Damit ich zu meinem ersten Spa-Termin nicht zu spät komme, ordere ich einen der resorteigenen Golfcarts zu meinem Residence-Seaview-Room in vorderster Linie. Nur wenige Minuten später rollt der Achtsitzer mit Elektrokraft von A nach B – vorbei an Palmen und künstlich angelegten Wasserfällen, an landestypischer, maurisch inspirierter Architektur und duftender floraler Vielfalt. Mein Entzücken ergießt sich in Worte wie: »awesome, beautiful, outstanding …« Antonio, mein Chauffeur, bedankt sich. Ein Kompliment an das Hotel ist auch ein Kompliment für ihn, sagt er. Das Vila Vita Parc ist schließlich »seit über acht Jahren mein Zuhause«.
Fallenlassen im Vila Vita Parc
Die Farben des goldenen Algarvestrandes stehen Pate für das natürliche Farbkonzept im kürzlich eröffneten Vila Vita Spa by Sisley. Weiche Linien, runde Formen, viel Naturstein … auf 1.600 Quadratmetern wurden zwölf Behandlungsräume, drei Mani- und Pedikürekabinen, ein Yoga-Pilates-Pavillon und ein Hypoxi-Studio für das Wellbeing des Gastes konzipiert. Spa-Managerin Judith Gerls, eine Deutsche, hat es bereits vor 17 Jahren in die Poleposition im Vila Vita Parc gespült.
In enger Zusammenarbeit mit der französischen Hautpflegemarke Sisley Paris haben die Deutsche und ihr Team Signature-Behandlungen für Gesicht und Körper entwickelt. Der Kunde darf sich fallenlassen, um von den Händen der Wellness-Profis aufgefangen und energetisch aufgeladen zu werden. Ich bin bereit für meinen Energieschub. Die geschwungene Treppe, die an eine stilisierte Muschelschnecke erinnert, dreht sich skulptural ins Licht und führt mich in die zweite Etage des Sisley Signature Spas. Anti-Stress-Ritual steht auf dem Programm: 90 Minuten Massage für die Problemzonen im Rücken-, Schulter- und Nackenbereich. Die abschließende Kopfmassage erlebe ich im Traum.
Anfeuern beim Japaner
Zen-Atmosphäre mit Feuereinlage erwartet die Gäste im Mizu Teppanyaki, dem japanischen Fine-Dining im Vila Vita Parc. Das Interieur mutet asiatisch an, die Zettel-Z5-Pendelleuchte von Ingo Maurer hat sich in japanische Schriftzeichen gehüllt, das Menü glücklicherweise nicht: Jakobsmuscheln, Shrimps, fangfrischer Fisch, Steak vom Wagyū-Rind – für jeden Geschmack ist etwas dabei.
Das Essen wird am Sushi-Tresen direkt vor den Augen der Gäste zubereitet. Scharfe japanische Messer wirbeln durch die Luft, auf der Kochplatte drehen sich die Eier wie tanzende Derwische, es geht heiß her. Zu später Stunde zaubert Chefkoch Allan Zarandin buchstäblich ein Huhn aus dem Hut.
Hängen lassen beim Yoga
Aerial-Yoga – damit soll ich noch vor dem Frühstück den neuen Tag beginnen. Was das genau ist? Ich habe keine Ahnung und bin ein bisschen verängstigt, als ich die blauen Tücher an der Decke des Yoga- und Pilates-Pavillons wie Kokons hängen sehe. Glücklicherweise nimmt die Einweisung Rücksicht auf meine Unsportlichkeit. Mit leichten Yogaübungen lerne ich erst einmal das »fabric« kennen, lege ein Bein ins Tuch und versuche dabei, mit dem anderen Bein auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben.
Meine Trainerin zeigt mir, wie es auch gehen kann, und bindet sich den Stoff um Füße und Waden und hängt sich kurzerhand und kopfüber aus. Das sei für den Rücken die allerbeste Entlastung. Wie gut, dass mein Rücken von gestern noch top ist. Beim Aerial-Yoga sehen die Übungen deutlich leichter aus, als sie für mich sind, und fühlen sich am Ende nach mehr körperlicher Arbeit an, als sie aussahen. Immerhin: Das Cocooning, das Schweben mit geschlossenen Augen, ausgestreckt im blauen Tuch am Ende der Aerial-Yogastunde, kann ich richtig gut.
Dahinschmelzen beim Kakao
Ohne Kaffee am Morgen geht eigentlich gar nichts. Doch nach dem Aerial-Yoga bin ich überraschenderweise revitalisiert, und so behandle ich meinen Kaffee heute eher stiefmütterlich. In den Vordergrund drängelt sich nämlich gerade ein Kakao. Die mobile Überraschungsstation im Bela-Vita-Restaurant ist eine hoteleigene Besonderheit mit Genussfaktor 10 plus (von 10). Täglich wird der Gast am Morgen mit einem zusätzlichen Angebot zum ohnehin extrem üppigen Frühstücksbuffet verwöhnt. Heute lässt Rafael, der bereits 20 Jahre zur Vila-Vita-Parc-Familie gehört, an meinem Frühstückstisch Kakaoplättchen in den formschönen kupfernen Hario-Kannen dahinschmelzen und überzeugt mich von der wohl schokoladigsten Hot-Chocolate-Variante, die ich je probieren durfte. Everyone‘s a winner, baby, that‘s for sure.
Wiederkommen ins Vila Vita Parc
Über das Vila Vita Parc gibt es noch so viel zu erzählen, so viele Besonderheiten zu loben, etwa die geschmackvolle Lobby, die mit portugiesischen Fliesenwänden, gläsernen Murano-Lüstern und samtenen Sitzmöbeln so gemütlich wie fotogen ist. Das Restaurant »Cave de Vinhos«, das acht Meter unter der Erde in einem Gewölbe mit einer exzellenten Weinsammlung wartet und als Aperitif einen weißen Port mit Tonic und Minze anbietet.
Das eigens produzierte Olivenöl des Herdade dos Grous, des Vila-Vita-Parc-Landsitzes 100 Kilometer nördlich, das es im hoteleigenen Shop zu kaufen gibt. Die Leuchtenlichtblicke, die die Restaurants und die Lobby schmücken, die Vila-Vita-Jacht und last but not least die Möglichkeit, bei Halbpension in fast jedem der hoteleigenen Restaurants lunchen oder dinieren zu dürfen … ach, ich befürchte, ich muss noch mal wieder kommen, um dem Vila Vita Parc gerecht zu werden. Obrigada für meine neuen Erinnerungen und einen Extrastern von mir für die familiäre Atmosphäre.
Vila Vita Parc. R. Anneliese Pohl, 8400-450 Porches, Portugal. Doppelzimmer ab € 319, Grand-Suite Residence-Seaview-Room ab € 530, jeweils inklusive Frühstück. Mehr Infos und Buchung hier. Air Portugal fliegt von sieben deutschen Flughäfen mehrmals täglich über Lissabon nach Faro. One-Way ab € 40.