Man sieht ihn sogar vom All aus: den 450 Kilometer langen Krater der Schlucht am Grand Canyon im US-Bundesstaat Arizona. Wer sich diesem wundersamen Fleck Natur auf ganz besondere Weise nähern möchte, der unternimmt eine dieser tollen Wanderungen am Grand Canyon. 

Tief und eindrucksvoll hat der Colorado River sich im Herzen Arizonas einen steilen Graben durch die roten Gesteinsschichten des Colorado-Plateaus gegraben. Diese Gegend ist seither Heimat verschiedener Gruppen der Native Americans. Seit 1979 gehört die gesamte Schlucht zum Weltnaturerbe.

Zugänglich ist die Schlucht von der südlichen und der nördlichen Kante (South Rim oder North Rim). Besucher, die zum ersten Mal zum Canyon kommen, reisen meistens zum South Rim, denn er ist nicht nur das ganze Jahr geöffnet, sondern verfügt auch über eine vergleichsweise gute Infrastruktur und die spektakuläreren Blicke in die Schlucht. Im Sommer wird es hier sehr heiß, im Winter liegt hier oft Schnee – am besten besucht man den South Rim also im Frühjahr oder Herbst. Fast immer muss man mit einer Vielzahl von Besuchern hier rechnen.

Wanderin auf dem Bright Angel Trail

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Die Nordkante wird hingegen von nur einem Zehntel der Besucher angesteuert. Die Kante liegt wesentlich höher als das Pendant im Süden, dementsprechend liegt hier im Winter dick Schnee und diese Seite des Parks ist von Mitte Oktober bis Mitte Mai geschlossen. Wenige Unterkünfte und kaum ausgebaute Infrastruktur lassen einen hier viel mehr in die Wildnis dieser spektakulären Landschaft eintauchen. Dafür dauert die Anreise von Las Vegas oder Kalifornien wesentlich länger.   

Theoretisch gibt es auch von Osten und Westen einen Zugang – die Havasu Falls (mehr Infos dazu später) oder der berühmte Skywalk liegen beispielsweise in der Nähe der Westkante. Die Ostkante und Westkante sind aber nicht Teil der Nationalparks. Wir haben daher die Wanderungen nach Norden und Süden aufgeteilt – und beginnen mit der zugänglicheren Südkante. Alle Wanderungen am Grand Canyon am North Rim sind nur zwischen dem 15. Mai und 15. Oktober jedes Jahres geöffnet.

Hermit Trail – South Rim

Dieser acht Kilometer lange Rundweg führt zur Santa Maria Spring und wieder zurück und ist für geübte Wanderer kein Problem. Hier entflieht ihr den Massen, ein Shuttle Bus fährt Besucher zum Startpunkt der Tour. Besonders Geologie-Interessierte dürften sich hier über die verschiedenen Gesteinsschichten und Fossilienabbildungen freuen. Dieser Wanderweg ist das ganze Jahr geöffnet – im Oktober sind die Temperaturen am angenehmsten. 

Aussichtspunkt am Hermit Trail

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South Kaibab Trail zum Skeleton Point – South Rim

Dieser knapp zehn Kilometer lange Wanderweg ist einfach spektakulär! Nach einem kurzen Anstieg erwartet euch ein 360-Grad-Rundumblick über die Nordkante. Doch das Beste kommt noch: Am Skeleton Point schaut ihr geradewegs hinab auf den Colorado River, der sich tief unter euch seinen Weg durch den Canyon bahnt. Theoretisch könnt ihr diesen Weg das ganze Jahr gehen, doch im April müsst ihr noch mit heftigem Wind auf dem Hochplateau rechnen – am besten eignen sich September und Oktober.

South Kaibab Trail, eine der schönsten Wanderungen am Grand Canyon

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Horseshoe Bend – South Rim

Dieser Aussichtspunkt gehört völlig zurecht zu einem der meistbesuchten: Am Horseshoe Bend macht der Colorado River eine spektakuläre Kurve um einen gigantischen roten Felsen. Von einem Parkplatz aus kommt man sehr schnell hier her; wer jedoch Lust auf einen echten Geheimtipp hat, der sollte den Viewpoint auf einer Tour besuchen. Denn: Mitglieder der Najavo Nation nehmen einen mit zum Secret Canyon, der dem Antelope Canyon ähnelt, und anschließend eben zu diesem bekannten Spot. Unterwegs erfährt man allerhand Spannendes über die Kultur der Natives. Die Tour ist weniger als zwei Kilometer lang und somit für alle Fitness-Levels machbar. Der Anbieter hat auch Kanutouren und andere Ganztages-Trips im Angebot.    

Horseshoe Bend, der wohl bekannteste Aussichtspunkt am Grand Canyon

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Kolb Studio via South Rim Trail – South Rim

Diese Wanderung vom Grand Canyon Visitor Center zum Kraterrand misst ca. vier Kilometer. Unterwegs lernt man an verschiedenen Tafeln und Ausstellungsstücken Wissenswertes über die einzigartige Geologie der Schlucht und auch über die Kultur der Menschen, die hier seither leben. Auch ein Atelier liegt auf dem Weg. Wer nach dem grandiosen Ausblick in die Schlucht zu faul für den Rückweg ist, kann den kostenlosen Shuttle-Bus wieder zurück zum Parkplatz nehmen. 

Sonnenuntergang über dem Aussichtspunkt am Kolb Studio in Arizona

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Bright Angel Trail zum Indian Garden Campground – South Rim

Alle, die einmal Lust haben, in die Schlucht abzusteigen und den anschließenden Aufstieg nicht scheuen, sollten sich an diesem Wanderweg am Grand Canyon versuchen. Der knapp 15 Kilometer lange Rundweg führt vorbei an Felszeichnungen der heute noch hier lebenden Havasupai. Am besten kommt man zwischen Oktober und Dezember, dann ist es nicht nur leerer, sondern die umliegenden Wälder leuchten in tollen Herbstfarben. Auf der Veranda des El Tovar Hotel, das in der grünen Oase im inneren des Canyons liegt, wartet ein kühler Drink, bevor man den gleichen Weg wieder hinaufsteigt. 

Frau unternimmt Wanderung am Grand Canyon auf dem Bright Angel Trail

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Grandview zum Horseshoe Mesa – South Rim

Dies ist einer der abgelegensten Wanderungen am Grand Canyon auf der Südseite. Sie führt ins Hinterland – weg von der Schlucht und hinein in die Wüste. Hier finden sich Überreste aus der Zeit, als man hier noch Bergbau förderte. Von März bis Mai und Oktober bis September ist es hier schneefrei, und die Temperaturen sind einigermaßen angenehm – denn diese knapp Zehn-Kilometer-Rundwanderung hat es in sich! 

Wanderer am Horseshoe Mesa in Arizona

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Widforss – Noth Rim

Dieser 16-Kilometer-Rundweg an der Nordkante führt durch wunderschönen, dichten Wald hinauf zu einem Aussichtspunkt. Nur wenige verirren sich hier her, und so hat man die Gelegenheit, die Natur ganz für sich zu genießen. 

Toroweap Overlook – North Rim

Dieser gut drei Kilometer lange Rundweg startet am Tuweep Campground. Man benötigt unbedingt einen Allrad-Antrieb, um hierher zu gelangen. Doch das zeigt schon: Diese Wanderung am Grand Canyon ist wild – und dementsprechend wenig besucht. Highlight der Route: Plötzlich befindet man sich am Rand einer Klamm wieder, die 2.700 Meter hinabstürzt. Schwindelfreiheit ist also von Vorteil. Am besten kommt man im Mai oder Juni, bevor der Regen den Boden aufgeweicht hat. 

Wanderungen am Grand Canyon zum Toroweap Overlook

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Cape Royal Viewpoint – North Rim

Diese kurze Wanderung vom Parkplatz aus ist nur etwas über einen Kilometer lang und  daher für jedes Fitnesslevel einfach machbar. Am besten macht man sich zum Sonnenaufgang auf, wenn nach und nach der Canyon im tiefstehenden Licht erstrahlt. Vom Aussichtspunkt bietet sich ein grandioser Panoramablick auf die Ostseite der Schlucht, bis weit über die Felsenlandschaft des Painted Desert und der Navajo Nation. Die Nordkante des Parks ist vom 15. Mai bis 15. Oktober geöffnet. Der beste Zeitpunkt für diese Wanderung am Grand Canyon ist der Juli, wenn zusätzlich der Mond erstrahlt.

Aussicht vom Cape Royal über den Grand Canyon National Park in Arizona

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Havasu Falls

Zugegeben – dieser Weg liegt etwas abseits der klassischen Route in den Ausläufern der Schlucht. Aber diese Wanderung am Grand Canyon ist einfach zu grandios, um sie nicht vorzustellen: die schweißtreibende Tour zu den Havasu Falls. Von einem unscheinbaren Parkplatz führt der Pfad hinab und durch ein ausgetrocknetes Flussbett (Achtung, hier bildet sich schnell ein Fluss bei Regen – unbedingt vorher informieren). Am anderen Ende, nach 13 Kilometern Wanderung erreicht man ein abgeschiedenes Dorf namens Supai, in dem die  Havasupai leben. Zwei Kilometer weiter liegt die eigentliche Attraktion: Wasserfälle! Gleich zweimal fällt das tieftürkise Wasser die roten Felsen hinab. Unterhalb der Wasserfälle kann man schwimmen. Anmeldung unbedingt notwendig, Übernachtung auf dem Campingplatz.  

Havasu Falls - Türkisfarbene Wasserfälle in Arizona

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