Hokkaido ist die größte von Japans Präfekturen und liegt auf der gigantischen Insel im Norden des Landes. Hierhin lockt es vor allem Outdoorfans, denn man kann die einzigartige Natur aus Vulkanen, Wäldern, Flüssen und Küsten ganz fantastisch zu Fuß, Kanu oder Rad erkunden. Und mit etwas Glück entdeckt man dabei Bären, Wale und andere wilde Tiere – und taucht in die einzige indigene Kultur Japans ein. Fünf Abenteuer rund um Sapporo. 

Hokkaido (was man übrigens »Hokkeido« ausspricht) ist in Japan vor allem im Winter als Skidestination bekannt. Europäische Besucher kommen oft erst auf ihrer zweiten oder dritten Japan-Reise in den Norden des Landes, nachdem sie die Kulturhighlights auf Honshu bereits gesehen hat. Doch tatsächlich reist man in Japan innerhalb des Landes unglaublich günstig und schnell mit Inlandsflügen. Hokkaido verfügt gleich über drei Flughäfen, die den Norden direkt mit Tokio verbinden.

Daisetsuzan Nationalpark in Hokkaido

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Und hier wartet ein ganz anderes Japan, abseits der wuseligen Megastädte auf Honshu. Hokkaido ist auch als die Abenteuerinsel bekannt: Von Vulkanen, schneebedeckten Bergketten, tiefblauen Seen, einsamen Onsen-Quellen hin zu zerklüfteten Küsten und dichten, kunterbunten Laubwäldern lockt hier eine spektakuläre Natur, die man auf verschiedenste Weise erkunden kann. Wir haben fünf abenteuerliche Erlebnisse in Hokkaido für euch, die ihr alle gut von der Hauptstadt Sapporo aus erreichen könnt. Auch der Flughafen Asahikawa bietet sich für diese Erlebnisse an. 

Fernsehturm in Sapporo

Romeo A.

1. Segelfliegen im Takikawa Sky Park

Circa eine Stunde mit dem Schnellzug von Sapporo oder Asahikawa liegt die Kleinstadt Takikawa umgeben von dichten Wäldern am Ufer des Ishikari Rivers. Bekannt ist Takikawa für seine Festivals, wie das Lantern Festival oder das Weinfest. Je genau, in Hokkaido und insbesondere rund um Takikawa wird erstklassiger Wein angebaut! Doch Takikawa ist für Touristen besonders wegen seines Sky Park beliebt! Die Flugzeuge, die an der kleinen Flugbahn gleich am Flussufer abheben, fliegen ohne Motor. Die Segelflugzeuge werden von einem weiteren Kleinflugzeug in die Luft gezogen, um dann – einmal vom Seil losgelassen – von einem Piloten durch die Lüfte gelenkt zu werden. Gäste sind herzlich eingeladen, den zweiten Platz in dem kleinen Flugzeug zu besetzen. Die Aussicht über die Reisfelder bis zu den Berggipfeln am Horizont ist wunderschön. Doch noch viel eindrucksvoller ist es, ohne das Geräusch eines Motors wie ein Vogel über der Welt zu gleiten. Und bei halsbrecherischen Kurven und Manövern schießt garantiert reichlich Adrenalin durch den Körper. Nichts für Menschen mit Höhenangst, ansonsten einfach eine einmalige Erfahrung, die es schon in den Atlas Obscura geschafft hat.

Takikawa Sky Park

Marie Tysiak

2. Wandern im Daisetsuzan-Nationalpark

Im Herzen Hokkaidos, und leicht von Sapporo (besonders für den Süden des Nationalparks) und Asahikawa (für den Norden) zu erreichen, liegt der Daisetsuzan-Nationalpark – mit über 2.000 Quadratkilometern Fläche der größte Nationalpark Japans. Hier ragen die verschiedenen Gipfel gleich dreier Vulkangruppen über 2.000 Meter in dem zentralen, bewaldeten und von Seen übersäten Hochland in die Höhe. Dazwischen tritt immer mal wieder heißes Thermalwasser oder Schwefeldampf aus. Bei ausgedehnten Wanderungen hat man hier die Chance, Braunbären in nächster Nähe zu sichten! Am besten kommt man im Herbst, denn dann leuchten die verschiedenen Laubbäume des Daisetsuzan-Nationalparks in den buntesten Farben – ein Spektakel, das in ganz Japan bekannt ist. Wer zu einer anderen Jahreszeit kommt, kann sich von den Fotos von Koetsu Ichinei im Mt. Daisetsu Photo Museum inspirieren lassen.

Daisetsuzan Nationalpark im Herbst

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3. Zu Besuch bei den Ainu

Hokkaido ist Heimat der einzigen indigenen Völkergruppe Japans. Die Ainu zogen noch bis vor wenigen Jahrzehnten durch die Wälder der Insel und ernährten sich von Gesammeltem und dem Jagen von Bären. Die typisch dunkle Kleidung ist mit schnörkeligen Mustern bedeckt, man tanzt zu vielen Anlässen und macht Musik auf der Mundharfe. Auch ihre Sprache und viele weitere Traditionen unterscheiden sie vom Rest Japans. Ihre einzigartige Kultur wird heute von der japanischen Regierung anerkannt und geschützt. Im Kawamura Kaneto Ainu Museum kann man alles über das Leben der Ainu heute und damals erfahren. Ein unglaublich spannender Einblick, der zeigt, wie vielfältig die japanische Gesellschaft eigentlich ist. Viele der Geschichten der Ainu wurden über Jahrtausende weitererzählt.

Ainu in Hokkaido

Marie Tysiak

4. Radfahren entlang des Chubestu River

Hokkaido ist ein Paradies für Radfahrer – egal ob Mountainbike, Roadbikes oder Rennrad. Wer Lust auf eine entspannte Fahrradtour hat, der fährt zum Beispiel den Chubestu River entlang. Hier kommt man nicht nur am wunderschönen Chubestu Lake, eingerahmt von grünen Bergen und bunten Blumenwiesen, vorbei, sondern der Weg führt fast durchgehend auf einer eigenen Fahrradtrasse gleich am Flussufer entlang. Kurz vor Higashikawa fangen die kilometerweiten Reisfelder an – hier wird eine der besten Reissorten Japans angebaut. Das führte in den letzten Jahren dazu, dass immer mehr Sakebrauereien ihren Sitz hierhin verlegten. Wer einmal den Reiswein probieren und mehr über die Herstellung erfahren möchte, der sollte noch ein Stück weiter radeln und der Takasago-Shuzō-Brauerei in Asahikawa einen Besuch abstatten.

Radfahren in Japan

Marie Tysiak

5. Rafting auf dem Mukawa River

Etwa eineinhalb Stunden östlich vom Chitose Airport bei Sapporo fließt gleich ein Dutzend Flüsse aus den Bergen südlich bis ins Meer. Viele von ihnen, wie zum Beispiel der Saru River oder der Mukawa River, sind ein Eldorado für Raftingfans! Egal ob bei einer Tagestour oder gleich für mehrere Tage – hier taucht man in die Natur und das Weißwasser, in den frischen Wind und das Abenteuer ein! Durch tiefe Schluchten oder vorbei an dichten Wäldern, aus denen Rehe neugierig lugen – jeglicher Alltag ist hier ganz schnell vergessen. Abends entspannt ein heißes Bad in einer Onsen-Quelle.

Rafting in Japan

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Mehr Informationen zu Hokkaido 

Mehr Informationen zu Reisen nach Japan findet ihr bei der Japanischen Fremdenverkehrszentrale.

Anreise und Transport

Sapporo, die Hauptstadt der Präfektur Hokkaido, wird mehrmals täglich direkt und günstig mit Tokio angebunden. Die Stadt ist vor allem für ihre Olympischen Winterspiele und ihre Ramen bekannt. Auch mit dem Schnellzug schafft man die Strecke in gut acht Stunden von Tokio aus. Nach Asahikawa braucht man von Sapporo gut eineinhalb Stunden mit dem Zug – ebenso wird der Flughafen in Asahikawa mehrmals von Tokio angeflogen. Die zweitgrößte Stadt Hokkaidos ist für ihr hochwertiges Holz bekannt, das in den umliegenden Wäldern und an den Hängen wächst. Daher hat die Stadt den Ruf als Möbeldesignhauptstadt Japans. Ein Besuch im Asahikawa Design Center zeigt sofort, warum das so ist!

Vor Ort kommt man mit Zügen und Bussen (zum Beispiel ein Hokkaido Bus Pass von Chuo Bus oder der Japan Rail Pass) gut von A nach B. Auch ein Mietwagen macht bei einem längeren Aufenthalt Sinn, denn Hokkaido eignet sich gut für einen Roadtrip!

Asahikawa Design Center in Japan

Marie Tysiak

Weitere Abenteuer in Hokkaido

Neben diesen Abenteuern rund um Zentral-Hokkaido locken ganz im Osten der Shiretoko-Nationalpark mit seinen Bären und Walen. Im Norden kann man entlang des Kap Soya, des nördlichsten Punkts Japans, an zerklüfteten Küsten wandern. Die Gegend im Südosten rund um den Lake Akan ist besonders für seine dampfenden Quellen, Bergwanderungen und vogelreichen Wetlands bekannt.

Anbieter für Abenteuer in Hokkaido

Adventure Hokkaido hat sich auf Wander-, Fahrrad- und Wildlifetouren auf der Insel spezialisiert. Gründer und Guide Kazu kennt die schönsten Ecken der Insel und spricht fließend Englisch.

Adventure Hokkaido Gründer Kaizu

Marie Tysiak

Funfact

Was haben der Hokkaidokürbis und die Insel gemein? Eigentlich nicht viel – denn die orangefarbene, runde Kürbissorte wurde zwar auf Japan, aber nicht in Hokkaido zum ersten Mal gezüchtet. Der erste Samen dieses neuen Kürbisses, der nach Deutschland gelangte, kam allerdings aus Hokkaido, weswegen man den Kürbis hier so nennt. Aber eben nur in Deutschland. Im Englischen heißt der Kürbis zum Beispiel einfach nur »red kuri squash«.

Kürbisse in Japan

Marie Tysiak

Mehr Japan gefällig?

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ausgestopfter Bär in Hokkaido

Marie Tysiak