Es gibt sie, diese Orte, an denen die Sonne strahlender, die Strände goldiger, die Menschen schöner und das Leben leichter scheinen. Nicht wenige Australier sagen, dass die Gold Coast im australischen Bundesstaat Queensland einer dieser Orte sei. Unsere Redakteurin sah, sonnte sich und surfte. Und ließ sich ganz schön beeindrucken von einem Ort, der das Paradies im Namen trägt. Text: Ulrike Klaas

Surfen lernen in Surfers Paradise

Schon ist sie mir entwischt. Sie rauscht an und rollt über mich hinweg. Zwar habe ich es geschafft, mit ihr zu wetteifern, was die Schnelligkeit betrifft, aber mich aufzurichten und lässig gen Strand zu surfen, dafür lässt sie mir keine Chance. Noch. Ich gebe nicht auf. Schließlich bin ich an einem Ort, der das Paradies im Namen trägt.

Surfen lernen in Surfers Paradise. Abgedroschener geht es nicht. Dennoch: Es ist einer der besten Orte, um die Kunst auf dem Brett zu lernen, wie mir Surflehrer Nick wiederholt erklärt. Klar hat er lange Haare. Selbstverständlich mit sonnengebleichten hellen Strähnchen durchzogen. Natürlich ein Lächeln, bei dem die weißen Zähne im braunen Gesicht nur so blitzen. Wenn Klischee, dann richtig.

Ulrike Klaas

Zunächst hatten wir vier eifrigen Teilnehmer des Anfängerkurses am Main Beach auf dem Trockenen gesurft. Erst als wir es alle geschafft hatten, wie von der Tarantel gestochen und mit festem Stand auf dem Brett zum Stehen zu kommen, war Nick gewillt, uns in die Fluten zu schicken.

Die nächste Welle rollt an. Nick gibt mir das Zeichen, dass sie perfekt für mich ist. Ich lege mich flach auf das Brett, paddele los, als sei ein Hai hinter mir her, und springe in dem Moment, als ich die Welle mit voller Wucht hinter mir spüre, auf.

Tatatataaaa: Ich stehe und gleite im Schneckentempo gen Strand.

Aber immerhin: Ich habe meine erste Welle gestanden. Die gefühlten fünf Liter Salzwasser, die ich mittlerweile verschluckt haben dürfte, sind vergessen. Mich hat das Surf-Fieber gepackt. Und damit bin ich in bester Gesellschaft.

Surfen gehört hier zum Alltag

An der Gold Coast scheinen viele den Alltag im Neoprenanzug zu verbringen oder haben ihn zumindest einsatzbereit im Kofferraum dabei.

Die perfekte Welle lauert eben an jedem der 35 Strände an der 70 Kilometer langen Küstenlinie. Ein Alltag in Flip Flops und Sonnenbrille.

Rund 287 Tage scheint hier im Schnitt die Sonne pro Jahr. Kein Wunder, dass die Region Sonnenhungrige anzieht wie Motten das Licht. Surfers Paradise ist dabei das trubelige, bunt flackernde Zentrum mit vielen Shoppingmöglichkeiten und entspannter Mode von Billabong bis Rip Curl, lässigen Bars und sehr hippen Restaurants. Vor rund 50 Jahren waren Surfers Paradise und Co. noch eine lose Ansammlung von Orten, bis sie zur Stadt Gold Coast zusammengefasst wurden – und damit zur zweitgrößten Stadt in Queensland und zur sechstgrößten des Landes.

Surfers Paradise, Australien

Ulrike Klaas

Der Cocktail aus Sonne, Surfen, Strand und Aktivitäten scheint hippe, lässige und aktive Menschen hervorzubringen. Den Eindruck vermittelt mir auch meine Unterkunft. Im QT Hotel trifft nostalgischer Suferstyle auf Catwalk-Coolness à la Miami. Wenn das Personal nebenbei als Model arbeiten würde, verwunderlich wäre es nicht. Die Damen tragen hellblaue, körperbetonte Einteiler mit roten Akzenten und High Heels, die Herren rote Hemden mit ein bisschen Hellblau. Lobby und Zimmer sind in Weiß und Schwarz gehalten mit bunten Tupfern in Form von auffälligen Stühlen, Lampen und stylischen Accessoires. Vor der Tür wirft sich ein himmelblauer Oldtimer mit aufs Dach geschnallten Old-School-Surfbrettern aus Holz in Pose. Im Aufzug räkeln sich Pin-ups im Spiegel. Mehrmals am Tag muss das Reinigungspersonal die Spiegel von Fingerabdrücken befreien, denn wenn auch im ersten Moment täuschend echt, erweisen sich die räkelnden Damen bei näherer Betrachtung als Aufkleber. Sie tragen Retro-Bademode – von Vintage-Bikini bis High-Waist-Bikini.

Das wichtigste Lebensutensil: Der Bikini

»Paula Stafford war es, die den Bikini an die Gold Coast gebracht hat«, erklärt mir die Dame, die den Aufzug wienert. Paula Stafford? Nie gehört. Zurück auf meinem Zimmer, befrage ich Google, und stelle fest: Kaum jemand hat das Sonne-Strand-und-Surfen-Lebensgefühl so elegant in ein Kleidungsstück gepackt wie die bekannteste Designerin Queenslands. In den 1950er-Jahren machte sie den Bikini an den Stränden populär. Bikini und Badehose sind auch heute noch das wichtigste Utensil, wenn man an die Gold Coast reist, wie ich bereits nach einem halben Tag Surfers Paradise bemerke.

Ulrike Klaas

In meinem Gepäck befindet sich davon genau ein Exemplar. Das ist nach dem Surfen nass. Doch da man an der Gold Coast stets im Wasser und selten an Land ist, ist ein Bikini quasi keiner. Gut, dass ich mich nun erst einmal in luftige Höhen begebe. Von oben sieht das QT Hotel aus wie eines von vielen. Die Wolkenkratzer scheinen sich vor dem Strand zu scharen wie Reihen Schaulustiger. Das SkyPoint-Observation-Deck liegt in der 77. Etage auf 230 Metern Höhe und bietet den Besuchern ein 360-Grad-Panorama. Von der millionenfach abgelichteten Skyline von Surfers Paradise bis hinüber ins Hinterland.

»Die frühen Anfänge der Küste waren ganz und gar nicht goldig«, erzählt Jeff, der uns Besucher herumführt. Anfang des 20. Jahrhunderts brachten Strand und Wellen der Region nicht einen Penny. Eine gewinnbringende Landwirtschaft gab die Beschaffenheit des Bodens nicht her. Doch dann kam der geschäftstüchtige Jim Cavill, baute 1925 eine befestigte Zufahrtstraße und eröffnete das Surfers Paradise Hotel im bis dahin völlig unbekannten Örtchen Elston, das sich bis 1933 so rasant entwickelte, dass Cavill darauf drängte, Elston in Surfers Paradise umzubenennen. Mit Erfolg.

Ein Ort voller Erlebnisse

»Das ist wohl einer der gelungensten Marketing-Coups des Landes gewesen«, meint Jeff. Zunächst entspannten im Zweiten Weltkrieg australische und amerikanische Soldaten an den Stränden, dann setzte in den 50er- und 60er-Jahren ein regelrechter Bauboom ein. Dass für manche Wolkenkratzer nicht viel Zeit für Planung und Umsetzung war, sieht man ihnen allerdings an. Mittlerweile ist die Gold Coast ein Touristenmekka, das rund elf Millionen Besucher pro Jahr zählt und noch heute zu den am schnellsten wachsenden Regionen Australiens gehört.

süßer Koala in Queensland

Ulrike Klaas

Und für die Touristen gibt es so viele Wassersportmöglichkeiten wie Surfer an den Stränden. So vergehen meine Tage in entspannter Daueraktivität. An der Gold Coast verbringe ich die Art von ausgefüllten Tagen, an denen ich abends im Bett überlegen muss, wie der Tag begonnen hat. In Sea World stürze ich mich kreischend Wasser-Achterbahnen hinab. Überfliege in nur fünf Minuten in einem Helikopter Surfers Paradise mit seinen rund 18.000 Einwohnern. Stärke mich mit knusprigen Fritten und saftigem Burger im hippen The Institution Ale House.

Entferne mich von Surfers Paradise und fahre Richtung Currumbin Wildlife Sanctuary nahe dem beschaulichen Ort Coolangatta, der circa 30 Autominuten von Surfers Paradise entfernt liegt. Ein Zoo mit Erlebnisfaktor, denn ich halte Koalas auf dem Arm und mache Selfies mit Kängurus. Frühstücke am nächsten Morgen im lässigen Café d’Bar über den Klippen von Coolangatta Müsli mit frischen Früchten und Honig und beobachte bei einem Spaziergang von Point Danger bis Greenmount Beach Surfkunst der hohen Schule. Fahre wieder zurück nach Surfers Paradise und erlebe am Abend ein weiteres Highlight: eine Sunset-Kajak-Tour. Sie führt durch Broadbeach, Kanäle, die Surfers Paradise aus einer anderen Perspektive zeigen.

In der Ferne ragen die Wolkenkratzer in die Höhe, die untergehende Sonne taucht alles in eine strahlende pinkfarbene Szenerie, und außer dem regelmäßigen Eintauchen der Paddel höre ich keinen Laut. Sachte gleiten wir vorbei an hübschen Villen mit pittoresken Stegen und eigenen Anlegestellen. Auf dem Wasser zu sein, heißt nicht immer, Adrenalinkicks nachzujagen, sondern zu entspannen wie bei einer Yoga-Stunde. Eine Wohltat. Eine Ruhe. Herrlich!

Das Paradies von oben

Ähnlich meditativ geht es im Hinterland zu. Mit lautem Fauchen setzt sich der Korb schwerfällig in Bewegung. Schwankt ein wenig, gewinnt dann aber weiter an Höhe. Das Fauchen wärmt. Ich versuche, mich näher an den feuerspeienden Brenner in der Mitte zu drängen, der die Luft im Ballon über unseren Köpfen erhitzt, sodass er aufsteigt. Es ist sehr kühl in diesen frühen Morgenstunden im Hinterland von Queensland. Bereits um vier Uhr früh hatten wir uns von Surfers Paradise aus auf den Weg gemacht, um das Blau gegen weites Grünbraun einzutauschen – und im Heißluftballon der Sonne entgegenzufahren.

Erste Strahlen streifen mystisch über die Felder, über die sich Nebelschwaden ziehen wie Zuckerwatte. Wie Spots erleuchten sie die Bäume, die wie dunkle Schatten unter uns immer kleiner werden. Nach und nach beleuchten die Sonnenstrahlen die Landschaft, die unter unseren Füßen vorüberzieht. Wir schweben über vereinzelte Farmen, Kuhherden, kleine Seen, üppige Baumansammlungen, und wenn ich meine Augen so sehr anstrenge wie bei einem Sehtest, kann ich sie erkennen: Kängurus. Immer weiter erheben wir uns in die Lüfte, sodass selbst die Farmen zu kleinen Punkten verschwimmen. Auch hier im Hinterland zeigt die Gold Coast am frühen Morgen ihr goldenes Gesicht. Die Strahlen der Sonne überziehen die Landschaft mit einer Goldglasur.

Ulrike Klaas

»Schaut mal, dahinter erstreckt sich der Lamington Nationalpark mit seinem Regenwald und Wasserfällen. Perfekt für Wanderer und Hiker«, sagt Dylan, der den Ballon steuert. Ob wir später dort wandern gehen werden? Nein, ich möchte zurück – ins Paradies. Und in die Wellen. Denn ich muss Surflehrer Nick recht geben: Es gibt kaum einen besseren Ort, um Surfen zu lernen als Surfers Paradise.

Infos

Anreise Singapore Airlines bietet mehrmals täglich Flüge nach Brisbane (eine Autostunde von Surfers Paradise entfernt) über Singapur von München, Frankfurt und neuerdings ab Düsseldorf an. www.singaporeair.com

Übernachten Das Designhotel QT Gold Coast bietet helle, durchgestylte Zimmer zum Wohlfühlen. Mit Pool, Restaurant, lässiger Lounge und WLAN. DZ ab 124 die Nacht. 7 Staghorn Avenue, Surfers Paradise,

Aktivitäten. Surfkurse gibt es bei dem Anbieter Go Ride a Wave. Die Surfschule bietet 120 Minuten Unterricht ab 45 p. P. Es kann hier auch nur die Surfausstattung geliehen werden. Surfbrett kostet für einen Tag rund 31, der Neoprenanzug rund 17.

Helikopterflug. Gold Coast Helitours bietet verschieden lange Flüge an. Fünfminütiger Miniflug ab 45 p. P., Marina Mirage, Seaworld Drive

Sunset-Kajak-Tour. Die zweistündige Tour durch Broadbeach mit Rast bei Käse und Wein kostet rund 40 p. P.

Heißluftballon fahren. Ballonfahrten bietet Hot Air an. Möglich sind Fahrten über die Gold Coast und Brisbane. Eine Fahrt inkl. Champagnerfrühstück auf einem Weingut gibt es ab rund 193 p. P.

Sehenswertes  Die beste Sicht auf Surfers Paradise und das Hinterland hat man vom SkyPoint-Observation-Deck aus. Mit den modernen Expressaufzügen dauert die Fahrt auf rund 230 Meter gerade mal 43 Sekunden. Sportliche können die 1.331 Stufen erklimmen, sollten dafür allerdings reichlich Zeit einplanen. Ein Restaurant gibt es auch. Eintritt ab rund 10 p. P.

Infos. Mehr Infos über den Bundesstaat Queensland sowie die Gold Coast gibt es unter: www.queensland.com

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