Schönheit, so wurde es mir heute von Richard David Precht bewusst gemacht, ist so besonders, weil sie so selten ist. Warum mir das genau bei diesem Hotelprojekt einfällt, das den Namen der Postleitzahl trägt? Na, seht selbst! Zu Besuch im 7132 Hotel.
Die vier Ziffern zum Glück 7-1-3-2 sind nicht grundlos gleich eine Postleitzahl. Immerhin erstreckt sich das Hotel-Projekt in der Schweiz (also den richtigen Namen dafür muss ich auch noch finden) gleich auf das gesamte Örtchen Vals, das so malerisch eingebettet in der Bergwelt Graubündens liegt.
Wer es sich aussuchen kann, sollte tagsüber anreisen, um die wunderbare Panoramafahrt hinauf wirklich genießen zu können. Und wer, ganz unwissend, in der kleinen 1.000-Seelen-Gemeinde ankommt, erwartet wahrscheinlich kaum, dass sich hier ein architektonisch hochklassiges Hotelensemble befindet. Sagen wir so, von der Straße aus lässt es sich auch nicht vermuten. Man muss sich schon hineinwagen, in die Welt des 7132. Architekturfans aus aller Welt reisen ins beschauliche Vals, um die Schaffenskunst großer Namen zu bewundern. Es gibt zwei Hotelkomplexe nebeneinander. Einmal das Design-Hotel 7132 House of Architects. Vier international renommierte Architekten durften sich hier verwirklichen: Peter Zumthor, Tadao Ando, Thom Mayne und Kengo Kuma. Dabei sind Zumthor, Ando und Mayne Pritzker-Preisträger.
Zu Gast bei der Crème de la Crème der Architekturszene
Wer es nicht weiß, das sind die Oscars der Architekturszene. Alle 73 Zimmer dieses Hotelkomplexes haben mit 20 Quadratmetern dieselbe Größe. Dementsprechend spannend ist es zu beobachten, wie die unterschiedlichen Designs und Herangehensweisen ihre Wirkung auf den immer gleichen Raum entfalten. Wer also Architektur liebt, der sei herzlich dazu eingeladen, einen steten Zimmerwechsel vorzunehmen. Es verändert die Perspektive, wenn nicht sogar die Art des Urlaubens. Höchst spannend. Und keine Sorge: Dieser Wunsch, in verschiedenen Architektenzimmern zu logieren, kommt hier recht häufig vor.
Erste Berühmtheit erlangte Vals durch seinen Wellnessfaktor. Schließlich gibt es hier eine legendäre Thermalquelle. Die St. Petersquelle, aus der das stark mineralisierte Wasser bei einer Temperatur von 30 Grad Celsius strömt, zieht seit über 100 Jahren Badegäste an.
Heilende Wasser
Mitte der 1990er-Jahre widmete sich dann Peter Zumthor einem neuen Bad, das dank seines außergewöhnlichen Erscheinungsbilds weltberühmt wurde. Das monolithische Gebäude aus rohem Beton und 60.000 Valser Quarzitblöcken ist eine Hommage an das Valsertal. Wer hier verweilt, bekommt das Gefühl, entweder in einem Steinbruch zu baden oder gleich in einer Höhle. Kommt ganz auf das Becken an.
Und auch die Therme Vals ist ein Mekka für Architektur- und Designliebhaber. Sie teilt sich in sechs Bäder, vom Eisbad mit 14 Grad bis zum Feuerbad mit 42 Grad. Für Wow-Momente sorgt das Außenbad mit – je nach Jahreszeit – bis zu 36 Grad warmem Wasser. Es lädt an drei Tagen in der Woche auch nachts zum Floaten unter freiem Himmel ein. Allerdings ist das Gefühl, dort zu verweilen, auch ein ganz anderes. Bequeme Kuschelliegen sucht man hier vergebens. Die Optik wird bis ins kleinste Detail durchgehalten. So sind die Liegen karg und puristisch und sorgen sicherlich nicht dafür, sich dort stundenlang zu erholen. Dann doch eher ab ins ESPA Spa – mit sieben Behandlungsräumen und einem Wassermassageraum. Einige der Signaturetreatments nehmen Bezug auf die Valser Landschaft, und so werden zum Beispiel Valser Quarzitsteine als Hot Stones verwendet.
Vom Käsefondue bist Sterneküche
Auch im gastronomischen Bereich ist das 7132 immer für eine Überraschung gut. Es gibt ein Sternerestaurant, eine Pizzeria, ein uriges Restaurant und ein Restaurant mit zeitlosen Klassikern. Mitja Birlo leitet das Gourmetrestaurant Silver. Der gebürtige Deutsche kreiert das auf dem Teller, was Zumthor in der Architektur tut. Beide orientieren sich an der Umgebung und beziehen die fantastische Landschaft rund um Vals in ihre Kunst mit ein. Und so hat sich Birlo mit viel Talent und Experimentierfreudigkeit an die internationale Spitze gekocht. Dabei beschenken einen die Gerichte mit wahren Geschmacksexplosionen. Das darf man sich einfach nicht entgehen lassen.
Doch was mich richtig begeistert hat, ist weit weg von fancy. Im 7132 Glenner, mitten im schnuckeligen Örtchen, werden traditionelle Spezialitäten serviert. Ob bei Bündner Gerstensuppe oder dem Glenner Fondue-Menu, Besucher und Einheimische treffen sich zum gemütlichen Beisammensein. Die einfache Küche mit Produkten in bester Qualität aus der hauseigenen Metzgerei und die Nusstorte aus der 7132 Konditorei überzeugen auch anspruchsvolle Gourmets. Aber, Achtung! Wer sich hier dem Käsefondue widmet, kann höchstwahrscheinlich keinen Nacht-Thermen-Besuch einplanen. Aus Müdigkeit oder schlichtweg wegen der Gefahr, aufgrund der Schwere des Magens unterzugehen. Denn – weil es so genial gut schmeckt – isst man mehr, als man erwartet!
Doch zu guter Letzt muss ich noch einen kleinen Wandertipp loswerden. Die Landschaft ist einfach zu umwerfend, um sie nicht in vollen Zügen zu genießen. Wer mag, kann beim Thema Architektur bleiben und zu den Ferienhäusern von Peter Zumthor in Leis einen Ausflug machen. Dazu empfehle ich die Tour Moos–Leis–Vals. Am besten gemütlich hochfahren und entspannt hinabwandern ins 7132. Die Postleitzahl zum Glück.
Mehr Infos zum Hotel 7132
7132 Hotelensemble
7132 Vals, Schweiz
Tel. +41 58 7132 000
Eine Übernachtung im 7132 Hotel kostet ab € 580 für zwei Personen im DZ inkl. Frühstück und freiem Eintritt in die Therme. Das 7132 House of Architects empfängt Gäste ab € 367 pro DZ inkl. Frühstück und freiem Thermeneintritt.
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