Amsterdam will dem exzessiven Partytourismus den Garaus machen. Mit Hilfe einer Online-Kampagne wollen die Niederländern erreichen, dass sich eine bestimmte Klientel erst gar auf den Weg macht.

Die Klagen vieler Einwohner Amsterdams waren in den letzten Jahren unüberhörbar: Die Stadt drohe wegen der vielen ungehobelt auftretenden Partytouristen im Chaos zu versinken. Die Liste der Beschwerden war lang. Geschreie und Gegröle in der Nacht, Kiffende auf den Straßen und Plätzen sowie Müll und Urin-Hinterlassenschaften in den Hauseingängen empfanden viele Amsterdamer als nicht länger hinnehmbar. Die immer lauter werdende Forderung: Die Politik müsse endlich das Zepter in die Hand nehmen. Die Zahl der Touristen in Amsterdam müsse generell gesenkt werden, die der nervigen Sauftouristen erst recht und zuerst.

Müll, leere Bierdosen auf Mauer

Filip Mishevski

Die Hilferufe verhallten nicht ungehört. »Amsterdam ist zu schön dafür, und die Einwohner haben etwas Besseres verdient. Die Junggesellenabschiede und die europäischen Touristen, die mit dem Auto hierher kommen, um Gras zu rauchen, in ihrem Auto zu schlafen und Lärm zu machen, sind keine Bereicherung für die Stadt«, sagte Claire Martens, Amsterdams Chefin der konservativ-liberalen Volkspartei für Freiheit und Demokratie (VVD) dem britischen Observer. In der Folge gab es Plakatkampagnen in den Partyzonen Amsterdams, in denen vor einem einem »hohen Preis für schlechtes Benehmen« gewarnt wurde. Das örtliche Fremdenverkehrsamt rührte in seinen Werbekampagnen vermehrt die Trommel für die schönen Ecken außerhalb der Innenstadt. Das Ziel war klar: Die Zahl der Sauftouristen, vornehmlich junge Männer zwischen 18 und 35 Jahren, sollte drastisch sinken.

Amsterdams Botschaft an die Sauftouristen: »Stay away«

Doch das scheint nicht ganz so erfolgreich gelaufen zu sein, wie sich die Amsterdamer das vorgestellt hatten. Nun soll eine neue Kampagne der Situation Herr werden. »Stay away« heißt sie, und damit dürfte die Richtung klar sein: Die verhasste Klientel soll erst gar nicht auf die Idee kommen, den nächsten Partysauf-Trip in Amsterdam zu unternehmen. Die Online-Kampagne will dort ansetzen, wo viele potentielle Sauftouristen vermutlich ihren ersten Schritte unternehmen: bei den Online-Suchmaschinen. Die Kampagne beginne diese Woche und richte sich zunächst an britische Männer zwischen 18 und 35 Jahren, teilte die Stadt mit. Im Laufe des Jahres würden weitere »potenzielle Störenfriede aus den Niederlanden und anderen EU-Ländern« hinzukommen.

Coffee Shop Amsterdam

Milosz Maslanka/Shutterstock.com

Und das soll in der Online-Praxis so aussehen: Wenn die unerwünschte Klientel die Suchmaschinen zum Beispiel nach »Junggesellenabschied Amsterdam«, »billiges Hotel Amsterdam« oder »Kneipentour Amsterdam« bemühen, sollen ihnen Warnanzeigen zu sehen bekommen. Die Anzeigen zeigen die Risiken und Folgen von übermäßigem Alkohol- und Drogenkonsum, wie etwa Bußgelder, Verhaftung, Vorstrafen, Krankenhausaufenthalte und Gesundheitsschäden. In den kommenden Monaten soll die Kampagne ausgewertet und möglicherweise weiter entwickelt werden, heißt es weiter.

Trunkenheit und Lärmbelästigung nicht erwünscht

Aber das ist die einzige Maßnahme, mit der die Amsterdamer der Situation Herr werden wollen. So wird nun auch die Kampagne »How to Amsterdam« gestartet. Diese richtet sich an Besucher, die bereits in der Stadt sind. Diese sollen etwa über die sozialen Medien und mit Warnschildern auf der Straße über das Verbot des Urinierens in der Öffentlichkeit, über Trunkenheit, Lärmbelästigung und den Kauf von Drogen bei Straßendealern warnen. Auch die Beherbergungsbetriebe werden einbezogen. So sollen Hotels auf LCD-Bildschirmen in den Lobbys helfen, die Botschaften weiterzuverbreiten. »Besucher sind weiterhin willkommen, aber nicht, wenn sie sich daneben benehmen und Belästigungen verursachen. Dann sagen wir als Stadt: lieber nicht, bleibt weg«, so Stadtrat Sofyan Mbarki.