»Insel des Lächelns« wird Bali auch genannt. Zu Recht, denn freundlich zugewandte Menschen begegnen einem hier allerorts. Die auf ein gutes Miteinander bedachten Balinesen haben allen Grund zum Lächeln, leben sie doch auf einer paradiesischen Insel, die sie selbst ihren »zweiten Himmel« nennen. Text: Susanne Wess
Wenn Mr. Dharma lacht, blitzen seine Zähne wie eine weiße Perlenreihe, und seine Augen verengen sich hinter der Brille zu kleinen Schlitzen. In fast perfektem Deutsch und mit einer freundlichen Verneigung heißt er uns auf seiner Insel willkommen. »Ihr habt Glück«, sagt er, »heute findet in Ubud das Tempelfest für den Technikgott statt.« In Balis Künstlerkolonie, etwa 20 Kilometer nördlich der Hauptstadt Denpasar, steht der Tempel der Saraswati, der Göttin der Weisheit. Er ist einer der mehreren Tausend Tempel auf Bali.
Sie sind Zeichen des tiefen Hindu-Dharma-Glaubens der Balinesen, bei dem sich Hinduismus, Buddhismus und Ahnenkult vermischen. Stets geht es darum, Harmonie zwischen den in den Bergen wohnenden Göttern und den Dämonen im Meer herzustellen. Auch im Umgang der Menschen untereinander ist Harmonie erstes Ziel, eine leise, diskrete Sprache oberstes Gebot. Eine Religion, die durch ihre Sanftheit überzeugt. Aber Technikgott? Das klingt seltsam. An diesem Tag dürfen Menschen in technischen Berufen nicht arbeiten, und es wird alles geweiht, was die Balinesen diesem Gott verdanken: Autos, Motorräder, Gerätschaften der Silberschmiede oder auch Fahrradklingeln sind mit bunten Opfergaben geschmückt.
Mystische Darbietung samt Barong-Tanz
Das rauschende Fest beginnt gegen 19 Uhr: In langen Prozessionen strömen die Menschen herbei. Die Frauen tragen auf dem Kopf, dem heiligsten Körperteil, hohe, kunstvoll angeordnete Opfertürme.
Dabei ist erstaunlich, was den Göttern so alles zu munden scheint: von Crackern und Früchten über gesottene Schweinsköpfe bis hin zu modernen Joghurtdrinks. Die mystische Darbietung mit Barong-Tanz stellt den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse dar, wobei Barong, das Gute, von einer durchaus furchteinflößenden Löwenmaske verkörpert wird.
Auf Bali ist Tanz Kunst. Die musikalische Untermalung liefert ein Gamelan-Orchester, bei dem etwa 30 Männer auf einer Art Xylophon und auf Gongs glockenhelle Töne erzeugen, die mir ein fasziniertes Lächeln ins Gesicht zaubern. Ebenso wie der Besuch bei einem traditionellen Holzschnitzer im kleinen Dorf Mas, der aus dem Gedächtnis mit scheinbarer Leichtigkeit kunstvolle Skulpturen und ausdrucksvolle Masken virtuos aus dem Holz schlägt.
»Auf Bali geben wir unsere Fertigkeiten an die jüngere Generation weiter«, erklärt Mr. Dharma freundlich, »so bewahren wir die Identität der Insel.«
Reise in eine vergangene Zeit
Diese alten Traditionen führen uns von Ubud an der Küstenstraße entlang Richtung Osten, in das Dorf Tenganan. Etwa 300 Bali Aga, die Nachkommen der Ureinwohner Balis, leben hier noch immer nach Bräuchen aus vorhinduistischer Zeit. So auch Muditadnyana, der Dorfälteste. Er ist Gelehrter und einer der wenigen, die noch die altbalinesische Sprache und Schrift beherrschen. Zwischen seinen knochigen Händen mit den langen, gefeilten Daumennägeln hält der Alte die von zwei verzierten Holzdeckeln umgebenen Blätter der Lontarpalme und ritzt darin mit einer Eisenfeder mystische Texte ein.
Damit die Gravuren besser sichtbar werden, schwärzt er sie mit einer Mixtur aus Asche und Öl. »Ich brauche zur Übertragung einer ganzen Geschichte lange, denn ich bin schon sehr alt, auch wenn ich nicht genau weiß, wie alt«, erklärt Muditadnyana grinsend. 300 bis 500 Dollar kostet eine Schrift und ist damit ein ebenso wertvolles Souvenir wie ein Tuch der alten Weberin, die noch das komplizierte Handwebverfahren des Doppel-Ikat beherrscht. Seit 2009 gehören diese indonesischen Batiken zum Unesco-Weltkulturerbe. Bis zu zehn Jahre arbeiten manche Frauen an einem einzigen Tuch.
Traditionelles Leben am Batur-See
Als wir Tenganan hinter uns lassen und Richtung Norden fahren, erwartet uns eine für westliches Empfinden schaurige Tradition: Am Fuße des Vulkankegels Gunung Batur liegt der Batur-See und an seinen Ufern der Ort Kuburan Trunyan. Abgesehen davon, dass seit wenigen Jahren das ganze Dorf »sponsored by Philips« mit Strom und grellblauen Straßenlampen versorgt wird, leben hier die Großfamilien noch ganz ursprünglich in Strohdachhütten zusammen. Nur die Toten – die haben ihren ganz eigenen Platz. Auf einem Friedhof am Rande eines Waldstücks, das man nur per Boot erreicht, werden sie samt Opfergaben in offenen Gräbern aufgebahrt. Die vielen herumliegenden Totenschädel sind für unsereins irritierend, doch der Dorfpriester erklärt: »Für uns ist es eine Ehre, hier zu ruhen, und nur wer ein rechtschaffenes Leben geführt hat und nicht an außergewöhnlichen Gebrechen litt, bekommt hier einen Platz.«
Heiße Quellen und erfrischende Pools
Eine besonders wohltuende Art, solchen Gebrechen vorzubeugen, ist der Besuch der heißen Quellen von Banjur im Nordwesten der Insel. Hier liegt die Badeanlage Air Panas Komala Tirta, eine Art öffentliches Kurbad, eingebettet in einen tropischen Garten.
In 38 Grad warmem Wasser aus heiligen Quellen tummeln sich Familien und Freunde und lassen aus Drachenmäulern heiße Wasserstrahlen auf ihren Rücken prasseln. Zwar nicht gerade erfrischend, aber wenn es hilft … Das sulfat- und kaliumhaltige Wasser soll Hautkrankheiten und Arthritis lindern und die Durchblutung anregen. Ich unterziehe mich gern einer Probebehandlung. Die Wassermassage ist herrlich und trägt allein schon durch ihre Kraft zu meinem Wohlbefinden bei – Wellness Balinese Style!
Von Banjur schlängelt sich eine gut ausgebaute Straße vorbei an Balis berühmten Reisterrassen bis nach Munduk. Das auf 700 Metern Höhe gelegene Dorf ist umgeben von Nelken- und Kaffeeplantagen. Hier werden Robusta- und Arabica-Bohnen angebaut und in alle Welt exportiert. Das Ergebnis der letzten Ernte probieren wir beim Frühstück im Resort der Munduk Moding Plantation zusammen mit dem Reisgericht Bami Goreng. Ungewöhnlich am Morgen, aber durchaus fein.
Das Resort lockt vor allem mit verglasten Bungalows und einem Infinity-Pool, der an nebelverhangenen Tagen aussieht, als könne man direkt in den Himmel schwimmen. Hier lohnt es sich, mit Mr. Dharma einen Spaziergang durch die Plantage zu unternehmen; vorbei an Sträuchern mit roten Kaffeebohnen und meterhohen Bambusstämmen und sich dabei die Pflanzenwelt der Insel erklären zu lassen.
Luxusresorts auf Bali machen ihren Namen alle Ehre
Doch auch wenn Balis Hinterland reich an Attraktionen ist, so locken doch auch seine Strände, das mit Korallenriffen gesegnete Meer und die in riesige Gartenanlagen eingebetteten Resorts. So etwa das »The Mulia«, ein im balinesischen Stil designtes Luxusresort mit Traumstrand und weitläufiger Poollandschaft auf der Halbinsel Nusa Dua. Das Resort liegt 25 Kilometer südlich von Denpasar. Wer hier im Spa unter freiem Himmel eine traditionelle Vier-Hand-Massage genießt und dabei die Augen schließt, wird sich fühlen wie im Paradies, und ein Lächeln wird sich auf seinem Gesicht ausbreiten – ganz so, wie es eben für Bali typisch ist.
Anreise. KLM fliegt von vielen deutschen Flughäfen via Amsterdam-Shiphol dreimal wöchentlich nach Denpasar auf Bali. Buchung über www.klm.com.
Unterkunft. The Mulia: Die Nacht kostet ab € 240 im Grandeur-Doppelzimmer, www.themulia.com
Veranstalter. FTI bietet eine 13-tägige Rundreise »Bali für Individualisten« ab Denpasar mit Besuchen von Dorfgemeinschaften, Tempeln etc. sowie optionalen Aktivangeboten; ab € 1763 p. P.; mit Flug von Thai Airways ab € 2580. Informationen und Buchung unter www.FTI.de.
Weitere Informationen. www.tourismus-indonesien.de und in unserem reisen-EXCLUSIV-Reiseführer Bali.