Redakteurin Marie hat in der Inselwelt von Raja Ampat in West-Papua das letzte Paradies gefunden. Unterwegs auf einem Segeltörn auf der Luxusyacht Prana by Atzaro.
Am östlichen Zipfel des Äquators erwartet uns eine Szenerie wie aus einem Traum: Über 1.800 Inseln mit einer der artenreichsten Vielfalt auf Erden schmiegen sich um die vier königlichen Hauptinseln. Deren schroffen Berge bilden einen jähen Kontrast zu den seichten Lagunen zwischen den unzähligen Kalksteinfelsen. Diese Landschaft bei einem Segeltörn auf der Luxusyacht Prana by Atzaro zu erkunden, hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck, der schwer zu fassen bleibt.
Auf der Prana by Atzaro durch Raja Ampat segeln
Den schönsten Platz auf dem Boot habe ich zweifelsohne bereits gefunden, da bin ich mir sicher. An der Bugspitze fläze ich, müde von zwei Tagen Flughafentreiben und Jetlag, rücklinks in den samtweichen Kissen. Die Sonne wärmt mein Gesicht, der leichte Wind spielt mit meinen Haaren. Es riecht nach Meer, die warme und klebrige Luft schmeckt salzig. Meine Augen sind geschlossen.
Nur unbewusst nehme ich wahr, wie im Hintergrund unsere Crew die Prana by Atzaro abfahrbereit macht; da ist das Rattern der Ankerschnur, das Quietschen beim Einholen der Beiboote.
Vom Ufer schwappt ein buntes Geräuschs-Wirrwarr der Küstenstadt Sorong her: das Surren von Motorrädern, das Plärren von fremder Musik aus billigen Boxen und das Lachen von badenden Kindern. Wellen platschen leicht gegen Backbord, irgendwo gluckt eine Echse. Es dauert nicht lang – noch bevor sich das Boot sanft in Bewegung setzt, hat mich der Schlaf überwältigt.
Angekommen im Paradies
Ein lautes Platschen holt mich jäh zurück. Als ich die Augen öffne, weiß ich nicht, wo ich bin, wie lange ich geschlafen haben. Über mir der hohe Stamm des Zweimasters, das poliertes Teak-Holz reflektiert das gleißende Sonnenlicht. Sehr aufmerksam hat jemand mir ein Sonnensegel aufgespannt, als ich geschlafen haben muss.
Es braucht einen Moment, bis mir wieder einfällt, dass ich mich auf einem der schönsten Segelboote der Welt befinde – und auf dem Weg ins letzte Paradies. Bei einem Blick umher wird sofort klar: Wir sind angekommen. Der Anker rattert geräuschvoll gen Meeresboden.
Ich muss mich schmerzhaft zwicken, um sicherzugehen, dass ich nicht mehr träume. Wir haben just inmitten einer tiefblauen Bucht geankert; Kreise ziehen von der Einwurfstelle des Ankers über die sonst spiegelglatte Wasseroberfläche. Ich folge ihnen bis sie kaum hörbar an den Kalksteinsäulen zurückprallen, die uns wie ein mächtiges Amphitheater der Natur umgeben.
Ein Meer aus Kalksteinfelsen
Die häuserhohen Felsen, die unsere 55 Meter messende Yacht wie eine Nussschale erscheinen lassen, öffnen sich an einer Stelle zu einer kleinen Sandbucht, die gerade Platz für ein Dutzend dicht gewachsener Kokospalmen bietet. Als wäre die gesamte Szenerie inszeniert, liegt eine perfekt gereifte grüne Frucht wie drapiert auf dem weiß erstrahlenden Strand.
Die Kreise enden hier und rollen zu zarten Wellen aus. Das glasklare Wasser glitzert, vielleicht nur knöchelhoch – bis wenige Meter vor uns ein abrupter Übergang von hell-türkis zu marineblau den tieferen Teil der Lagune markiert, in dessen Herzen wir allein ankern.
»Unser Boot ist der einzige Gast dieser berührenden Oper, die die Natur hier gerade spielt.«
Auch die kommenden Akte bleiben so unglaublich wunderbar. Die folgenden Tage verschwimmen zu einem herrlichen, in gleißendes Sonnenlicht und bunteste Farben getauchtes Gefühl, das seither einen Platz tief in meinem Herzen einnimmt.
Jeden Tag ein neues Abenteuer an Bord der Prana by Atzaro
Jeden Morgen wachen wir an einem neuen wundersamen Ort auf, denn wir cruisen die langen Strecken nachts. In einer dieser Nächte, als der Seegang das Schiff besonders schaukeln ließ, bin ich mit Decke und Kissen rauf und habe die Nacht unter dem magischen Lind des Vollmondes auf einer der gemütlichen Liegen an Deck verbracht. Im spärlichen Licht zogen in 10 Knoten dunkle Giganten vor meinen müden Augen vorbei. Delfine begleiteten das Boot eine ganze Weile laut platschend zu Backbord.
»Es fällt schwer, Traum und Realität an diesem Fleckchen Erde klar zu trennen.«
Jeder Tag an einem dieser aufregenden Ankerplätze beginnt mit einem ausgedehnten und herzhaften Frühstück, frische Tropenfrüchten und reichlich Kaffee, an dem eleganten Mahagoni-Holztisch auf Deck 2. Chefkoch Fazi scheint seine stets heitere Laune in jedes seiner Gerichte einzukochen – und es gibt keinen Geschmack, den er nicht trifft.
Ein Blick unter die Wasseroberfläche
Dann sind da die vormittäglichen Schnorcheltrips, noch vor der heißen Mittagssonne. Alle Spots haben meine vorherigen Unterwassererfahrungen übertroffen, doch dieser eine Spot – vor der Insel Wayag gelegen – ließ mich einfach sprachlos. Ich wusste, dass Raja Ampat regelmäßig unter die Top 3 der besten Tauchspots der Welt gewählt wird, aber was ich erblickte, nachdem ich mit Flossen und Schnorchel ausgerüstet rücklinks ins Wasser plumpste, kommt (m)einem blauen Wunder nah.
Was sich oberhalb der Wasseroberfläche als eine Bandbreite aus Türkistönen um einen gigantischen Kalksteinfelsen äußert, entpuppt sich beim Blick durch die Taucherbrille als wahres Labyrinth. Der Fels öffnet sich zu Höhlen und Bögen, Lichtstrahlen schießen von allen Seiten durchs Wasser. Die exotischsten und buntesten Korallen bevölkern die bizarren Formationen und Gebirge unter Wasser – über 75 Prozent aller weltweit vorkommenden Korallen leben in Raja Ampat.
Dieser gigantische Kalksteinkegel ist in Wahrheit ausgehöhlt, durch einen schmalen Spalt lässt es sich in sein Inneres hineinschwimmen. Unter Wasser lungerten hier, abseits der großen Meeresströme, ein Schwarm Riffhaie, die – vorher noch träge eine wunderschöne Tellerkoralle umrundend – nach meiner Ankunft blitzschnell das Weite suchten.
Dramatische Sonnenuntergänge vom obersten Deck
Es ist einer dieser warmen Sommerabende. Das Glas in meiner Hand ist zum Überlaufen voll mit frisch gepresstem Papayasaft. Vorsichtig wanke ich die Treppe hinauf zum obersten Sonnendeck der Prana by Atzaro. Der Name ist Programm, denn der blutrote Feuerball versinkt gerade dramatisch hinter einem kleinen, unbewohnten Eiland der Kategorie Trauminsel.
Als wäre diese Kulisse nicht genug, fliegt ein riesiger Schwarm Fledermäuse aus dem tropischen Dickicht zwischen hellem Sand auf und quert lautstark schnatternd den farbenprächtigen Himmel. Für sie ist der Beginn der Dämmerung die Einladung dazu, raus in die Welt dieses letzten Paradieses zu schwärmen.
Ich genehmige mir einen Schluck meines dickflüssigen Drinks aus metallenem Strohhalm – das frische und saftige Fruchtfleisch schmeckt himmlisch süß.
»Verstehen Sie, warum es so schwerfällt, diese Reise zu greifen?«
Eine Segelyacht der Extraklasse
Mein Blick schweift über das wunderschöne Boot, das sich unter meinen nackten Füßen erstreckt. Die Prana by Atzaro, die seit 2018 das indonesische Archipel Raja Ampat besegelt, ist einer traditionellen Phinisi nachempfunden, dem traditionell zweimastigen indonesischen Handelsboot – nur verkörpert es absoluten Luxus.
Morgen werden wir tatsächlich die vollen Segel hissen, aktuell gleiten wir mit Motorenkraft daher. Auf drei Decks verteilen sich Gäste-Kabinen, wobei das Wort irreführend ist. Egal ob die Masters Suite auf dem Oberen Deck mit eigener Terrasse und Badewanne mit Meerblick oder die kuschelige Banda Suite auf dem unteren Deck: Gemütliche Queensize-Betten, Regendusche und eine elegante, stets individuelle Einrichtung finden sich in jeder der neun Kabinen. Jeder Ort auf dem Boot versprüht Eleganz. Meine barfüßigen Füße und mein helles Sommerkleid passen sich nahtlos der Umgebung an.
Eine Crew mit Herz auf der Prana by Atzaro
Allerlei wundersame Überraschungen warten die kommenden Tage auf mich. Die knapp 20-köpfige Crew der Prana by Atzaro macht diesen Trip zu einer dieser Reisen, die es so nur einmal im Leben gibt. »Once in a lifetime«, wie man so treffend im Englischen sagt. Eines spätnachmittags zum Beispiel, als wir einen Bootsausflug unternehmen: Meine Finger umklammern die breite Gummilasche an der Seite des motorisierten Beibootes, das uns geschwind von der imposanten Prana by Atzaro überall hinbringt.
»Das glasklare Wasser unter mir verleiht mir das Gefühl zu Fliegen.«
Die Welt außerhalb des Bootes ist nicht weniger atemberaubend. Zu einer Seite der weite, offene Ozean, hier und da mit einem kleinen Eiland bespickt, das mit wilder Vegetation überwuchert ist. Zur Linken die Insel Waigeo, die größte der vier Hauptinseln, nach der das Archipel Raja Ampat (Reich der Vier Könige) benannt ist. Im Hinterland ragen schroffe, grüne Berge mächtig empor. Nur der schmale Küstenstreifen scheint bewohnbar.
Wir flitzen vorbei an Felsen, auf denen meterhohe Farnen Fuß gefasst haben. Plötzlich lenkt Bootsführer Taufik das Boot gekonnt durch eine schmale Öffnung im Fels. Dahinter öffnet sich eine Lagune, die in eine weitere mündet und sich später in einem Meer aus Kalksteinfelsen ergibt. Die Sonne steht tief, das Licht taucht die einsame Landschaft in seinen goldenen Zauber.
Ein Barbecue am Strand
Just, als ich ausrufen möchte, wie schön es hier ist, winkt uns jemand von einem kleinen Strand her zu. Beim Näherkommen erkenne ich: Es ist Bootskapitän Michael, der uns freudig begrüßt. Hinter ihm ein gedeckter weißer Tisch auf dem weichen Sand einer kleinen Bucht, Lampions schmücken die Szene. Musik schwappt herüber, als wir schließlich vor dieser wunderschönen Überraschung Halt machen. Dahinter, zwischen zwei Kokospalmen gerahmt, brutzelt Chefkoch Fazi auf einem Grill köstlich duftende Hummer.
Eine Beach Bar mit kalten Getränken steht vor einem Kreis aus Sitzsäcken bereit, die sich um einen Stapel Holz reihen, der uns später für ein Lagerfeuer am Strand dienen wird. Es wird ein Beach-BBQ werden, das ich so schnell nicht mehr vergessen werde.
Die Tage an Bord vergehen wir im Flug
Umso trauriger bin ich, dass die Tage so schnell vergehen! Mit einem Kanu erkunde ich am letzten Nachmittag eine sanft grüne Mangrovenlandschaft, die sich hinter einer hohen Wand aus Sandstein auftun. Seelenruhig gleite ich durch das Labyrinth, auch nach Tagen kann ich nicht genug bekommen von diesen wundersamen Lagunen.
Ein Steg gewährt mir Zutritt zu der Insel, die dramatisch aus der seichten Landschaft ausbricht. Ein hölzerner Schriftzug heißt mich willkommen:
»PIYANEMO – Save our nature.«
Ich binde das schmale Boot an, eine Frau eilt aus einem Hüttchen herbei und hilft mir aus dem Boot.
Drei Jungs, um die 10 Jahre alt, lugen neugierig aus dem Holzhaus, dass sich als kleiner Shop für Zigaretten, Cola, Handyguthaben und ein paar wenige, handgemachte Souvenirs entpuppt. Ihre gekräuselten Haare sind vom vielen Salzwasser hellblond geblichen, ihre dunkelbraunen Beinchen stecken in abgetragenen Basketball-Shorts und Flip-Flops. Ich blicke nicht weniger neugierig zurück.
Mit der Politik bleibt es kompliziert
Ein Dutzend verschiedener Papua-Stämme leben in Raja Ampat. Die meisten der knapp 60.000 Einwohner verteilen sich auf kleine Dörfer entlang der Küste, so wie Yenbuba, das ich besuchen durfte: bunte Häuser entlang feinsäuberlich gezogener Pfade, kleine Gärten, ein Tante-Emma-Laden, eine Schule und eine prunkvolle Kirche.
Die Menschen in Westpapua leben vom Fischfang, auch wenn langsam aber stetig mehr Touristen kommen. Raja Ampat hat sich längst einen Namen auch außerhalb Indonesiens gemacht, nicht nur bei Tauchern.
Doch mit der Politik bleibt es schwierig, auch wenn man als Tourist nichts davon mitbekommt. West-Papua, der westliche Teil der Insel Neuguinea, zu dem das Inselparadies gehört, ist durch einen umstrittenen Deal zwischen den USA und den Niederländern seit 1969 Teil von Indonesien.
Eine Historie der Ausbeutung, die beendet werden muss
Die christlichen Papuas wurden daraufhin systematisch durch Umsiedelung muslimischer Indonesier verdrängt, ihre ungeahnten Bodenschätze werden durch dubiose Verträge von ausländischen Firmen ausgebeutet, die Umwelt dabei mutwillig zerstört.
So befindet sich beispielsweise die größte Goldmine der Welt auf West-Papua, die Grasberg-Mine – die ebenso das Kupferbergwerk mit den niedrigsten Förderkosten der Welt darstellt. Die amerikanische Firma Freeport (welch ironischer Name!) schöpft und zerstört, für den indonesische Staat bilden sie den größten Steuerzahler.
Die Papuas, deren Heimat der größten Langzeitumweltzerstörung Indonesiens zum Opfer fällt, bleiben ungehört. Ihr langwieriger Wunsch nach Unabhängigkeit wird seither vom indonesischen Militär gewaltsam unterdrückt.
Eine Artenvielfalt, die seinesgleichen sucht
»Die Artenvielfalt überall in West-Papua ist eine der höchsten der Welt, die Kultur der Menschen einzigartig.«
Dieses Paradies muss geschützt werden, auch wenn die Regierung leider wenig dafür tut. Doch sie haben das Potential von Raja Ampat erkannt und fast das gesamte Inselparadies zu einem Naturschutzgebiet erklärt.
Ich stapfe nun mühsam durch den wilden Dschungel, den steilen Berg hinauf. Eine endlos wirkende Treppe endet in einer Aussichtsplattform. Schweiß tropft mir von der Stirn, die Feuchtigkeit klebt an meinem ganzen Körper. Oben angekommen grinst Kapitän Michael mich breit an und drückt mir einen kalten Drink in die Hand.
Das letzte Paradies auf Erden
Noch schwer atmend trete ich an die hölzerne Brüstung. Vor mir erstreckt sich das Inselparadies in all seinen Facetten. Zweifelsohne: Raja Ampat ist das letzte Paradies auf Erden. Weit unter mir höre ich entfernt das Knattern eines Bootes, ich erkenne die blonden Schöpfe der drei Jungs, die sich immer weiter entfernen, ehe sie hinter einem Kalksteinkegel verschwinden.
»Wir müssen Raja Ampat beschützen, nachhaltiger Tourismus kann dabei eine Schlüsselrolle spielen.«
Das wunderschöne Segelboot Prana by Atzaro, das dort draußen imposant in der tiefstehenden Sonne auf mich wartet, bedeutet die Zukunft – und wird hoffentlich noch vielen Menschen einen Einblick in dieses letzte Paradies auf Erden geben.
Infos zur Prana by Atzaro.
Die Luxus-Segelyacht Prana by Atzaro segelt halbjährig um die Komodo-Inseln und dem Archipel Raja Ampat in West-Papua, beide in Indonesien.
Das Boot mit seinen neun komfortablen Kabinen wird im Gesamtpaket vermietet, die Segeltörns dauern meist mindestens vier Tage. In dem Tagespreis ab ca. 12.500 Euro sind bis zu 18 Passagiere (ab ca. 700 Euro pro Person/pro Nacht) inklusive luxuriöser und umfangreicher Verpflegung, Crew-Service, Massage-Anwendungen an Bord, dem gesamten Programm (bis zu zwei Tauchgänge täglich, Kanus, weiterer Wassersport, Schnorcheln, Angeln, Landausflüge, etc.). Die knapp 20-köpfige Crew ist mit Leib und Seele bemüht, jedem Wunsch auf diesem Trip nachzukommen. Es wird unvergesslich – versprochen! Informationen zu Routen und Preisen.